Vegetarier und Schnitzel
Ich war letzte Woche bei einer Geburtstagsfeier. Diese Feier fand bei einem Heurigen statt, wo es jedoch eher normales Essen wie bei einem Gasthaus gab. Jedenfalls war es so, dass diverse Essensplatten auf den Tisch gestellt wurden. Also mehr oder weniger wie eine Art Buffet, nur eben direkt auf dem Tisch. In erster Linie gab es diverse Fleischplatten. Einmal mit Schnitzel, dann mit Stelze, dann wieder mit faschierten Laibchen, überbackenen Hendl und dergleichen.
Bei der Tafel saß mir gegenüber eine Dame, die beim Einstellen der ersten Fleischplatten gleich einmal gejammert hat, dass sie Vegetarierin sei. Zunächst einmal hatte sie durchaus mein Verständnis, weil ich mir dachte, dass das dann wohl wirklich eher schwierig ist, weil es in erster Linie wirklich Fleischplatten gab. Dann meinte sie aber plötzlich, dass sie durchaus ein Schnitzel essen kann. Ich meinte dann, dass es ja auch überbackenes Gemüse gibt und auch Platten mit Knödel. Ich wollte es ihr eben einfach nur aufzeigen, dass es eben durchaus auch vegetarische Möglichkeiten gab, auch wenn ich zugeben muss, dass da das Angebot eher begrenzt war. Sie meinte jedoch, dass das Schnitzel durchaus in Ordnung sei.
So eine ähnliche Situation habe ich schon einmal erlebt, dass ein Vegetarier gemeint hat, dass er zwar kein Fleisch essen würde, ein Schnitzel aber schon! Diese Logik verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Warum ist ein Schnitzel für manche Vegetarier kein Problem und andere Gerichte schon? An der Fleischart kann es nun auch nicht so wirklich gelegen haben, weil das Schnitzel in dem Fall von letzter Woche aus Schweinefleisch war und die Stelze ist ja auch vom Schwein. Auch im faschierten Laibchen ist ja Schweinefleisch, aber all das geht irgendwie nicht. Warum auch immer.
Da mir die Dame ehrlich gesagt eher hochnäsig und unsympathisch vor kam, habe ich mich nicht auf eine weitere Diskussion eingelassen und mir nur gedacht, dass sie doch machen und essen soll, was sie will. So habe ich da auf weitere Erklärungen oder Erläuterungen verzichtet, um ihre Sichtweise zu verstehen. Da es hier aber auch einige Vegetarier gibt, würde ich gerne hier nachfragen, ob sie dafür vielleicht eine Erklärung haben. Es würde mich nur vom Prinzip her interessieren. Es kann ja jeder essen was er will und wenn man generell sagt, Fleisch schmeckt mir nicht, ist das ja auch in Ordnung, aber warum gehen dann Schnitzel?
Es gibt zwei Arten dieser von dir angesprochenen "Vegetarier" und beide hatte ich schon in vielen Ernährungskursen oder sogar im Personal Coaching. Sie möchten gern gesund leben und sich vegetarisch ernähren, gehen aber ab und zu zu McDonalds oder essen eine Bratwurst in der Sommersaison, jammern jedoch ständig rum, wenn Fleisch auf den Tisch kommt. Diese erste Art von Pseudo-Vegetariern gibt sich gern als Vegetarier aus, um gebildet und gesund herüberzukommen, macht aber oft genug Ausnahmen, sodass es vollkommen hinfällig ist.
Die zweite Art von falschen Vegetariern sind diejenigen, die nichts dafür können. Sie haben Phasen, in denen sie vegetarisch essen, werden aber Schwach, wenn ihnen anderes serviert wird und hauen dann rein. Sie sind zwar nicht stolz drauf, aber sie können nicht widerstehen. Das hat unter anderem etwas mit dem limbischen System des Gehirns zu tun, aber das ist eine andere Baustelle.
Beide Arten haben eines gemeinsam: Sie sind keine vegetarisch. Sie sind bemüht, oder geben es vor, sich vegetarisch zu ernähren, obwohl sie dies nicht tun und zwischendurch immer wieder gewollt oder ungewollt Fleisch essen. Zur Definition gibt es einfach zu sagen, dass ein Vegetarier ein Mensch ist, der sich aus Überzeugung keine toten Tiere zu essen, vegetarisch ernähren. Hat man diese Einstellung nicht, ist man auch kein Vegetarier. Die von dir angetroffene Person klingt für mich wie die von mir zuerst beschriebene Art von Möchtegern-Vegetariern, sie möchte sich wichtig machen und sich irgendwie in den Vordergrund spielen. Erst jammern, dann auf gesund ernährend tun, aber im Endeffekt doch essen, was auf den Tisch kommt.
Ich habe das auch schon erlebt, dass es manche sogenannten "Möchtegern-Vegetarier" gibt. Wenn das Angebot an vegetarischen Gerichten gut ist, dann essen sie eben kein Fleisch und keinen Fisch sondern nur Gemüse und die anderen Gerichte. Aber wenn es dann doch mal schlecht aussehen sollte puncto vegetarisches Essen, dann greifen sie doch mal zum Fleisch, weil es doch so gut schmeckt.
Für mich sind das eigentlich keine richtigen Vegetarier, weil Vegetarier komplett auf Fleisch und Fisch verzichten. Leute, die nur ab und an Fleisch essen, sind keine Vegetarier, sondern verzichten lediglich auf Fleisch. Die Aussage der Frau finde ich deshalb aufs höchste lächerlich und ganz schön dämlich, muss ich mal sagen.
Ich hatte mal eine Vegetarierin in der Bekanntschaft, die alle nur mit ihrem Moralaposteldasein terrorisiert hat und ständig versuchte einen zu missionieren. In ihrer Gegenwart Fleisch essen, das ging gar nicht. Obwohl ich einen robusten Magen hatte, verging mir da regelmäßig der Appetit, weil ganz sicher tränentriefende Vorträge über verendete Hühner im Stall und sonstige Berichte von Leiden und Siechtum in der Tierhaltung aufgetischt wurden. Wohlgemerkt beim Essen. Auch wenn sie natürlich recht hatte, fand ich das grob unhöflich und irgendwann nur noch nervend. Ich brauche niemanden, der mir ein permanent schlechtes Gewissen macht.
Von daher finde ich solche Leute wie die von Dir beschriebene Dame schon viel sympathischer, die zwar meist vegetarische Kost essen, aber im Ausnahmefall doch mal Fleischkonsum tolerieren oder selbst mal eine Ausnahme machen. Dass diese Dame jetzt unsympathisch war, ist natürlich schade.
Ich bin jetzt mit der österreichischen Gastronomie nicht so weit vertraut, dass ich das einschätzen möchte. Nach deiner Beschreibung hört es sich so an wie ein kleiner, ländlicher Gasthof, der Fleisch von den Bauern aus der Region verarbeitet? Vielleicht hat die Dame eben deshalb eine Ausnahme gemacht, weil die Tiere respektvoll aufgezogen wurden und es kein Qualfleisch aus dem Supermarkt war?
Bei solchen Möchtegernvegetariern, die mir auch hin und wieder unterkommen, ist es schon so, dass sie scheinbar ihre Ernährung als Aufhänger nehmen, um im Mittelpunkt zu stehen. Das Eine ist wirklich, konsequent auf Fleisch zu verzichten, aus welchen Gründen auch immer und dazu gehören auch keine Ausnahmen. Ich kenne oder kannte auch eine junge Frau, die sich größtenteils vegetarisch ernährt hat und ernährt. Sie hat an sich auch nie Fleisch und Wurst gegessen, aber sie mochte zum Beispiel den Geruch von Salami. Daran hat sie gerochen, sich an ihre Gründe für ihr Vegetarismus erinnert, es ein wenig bereut und die Salami dann wieder zurück auf den Teller ihres Freundes gelegt. Da musste ich schon immer grinsen, weil es ihr auf der einen Seite sichtbar schwer fiel, wirklich da nicht abzubeißen und auf der anderen Seite war sie, vom Riechen des tierischen Produktes doch recht konsequent gewesen.
Dass man aber, wenn eben einmal die Schnitzel oder die faschierten Laibchen (ich glaube, das sind Frikadellen oder Buletten?) vor einem Vegetarier stehen, dennoch davon isst, weil man der Versuchung erlegen ist, so kann ich wirklich nur sagen, dass es keine Vegetarier sind. Sie möchten es gern sein, der Geist und das Fleisch sind jedoch schwach. Wenn man schon der Meinung ist, vegetarisch zu leben, so sollte man es eben auch öffentlich tun, selbst, wenn einem die leckersten Fleischgerichte vor der Nase serviert werden.
Letztendlich soll es ja jeder so halten, wie er es möchte, aber eben dann auch sagen, dass es Ausnahmen gibt und die betreffen dann eben Schnitzel oder etwas in der Richtung. Bei Fisch sollte man im Übrigen meiner Meinung nach auch konsequent sein, aber das ist ein anderes Thema.
Ich glaube es kommt viel darauf an, warum man Vegetarier ist. Ich zum Beispiel esse nicht mal eine Sauce, in der Fleisch zubereitet wurde, oder eine Pizza auf der mal Schinken lag. Ich bin da wirklich sehr streng. Das liegt daran, dass ich aus ethischen Gründen kein Fleisch esse. Eine aus meiner ehemaligen Klasse hat auch kein Fleisch gegessen, was jedoch aus Umweltgründen der Fall war. Sie hat sich nicht davor geekelt, wie ich es tue und so war es ihr auch egal, wenn sie mal etwas mit Fleisch bestücktes gegessen hat. In ihrer Ausbildung als Hauswirtschaftlerin musste sie zum Beispiel auch mal Hackfleischbällchen essen. Das hätte ich nie und nimmer gekonnt. Sie wollte es zwar auch nicht, aber fand es auch nicht schlimm, da sie eben einfach keinen Ekel davor hatte.
Ich glaube, mir geht es auch viel darum, wie man es einfach "vermarktet". Ich kannte diese Dame ja nicht wirklich. Wenn sie nicht gesagt hätte, dass sie Vegetarierin ist, hätte ich ja auch gar nichts bemerkt. Aber zuerst eher auf die arrogante Art und Weise hinüber bringen, dass man ja so arm ist, dass man hier nichts zum Essen bekommt, weil sie ja Vegetarierin ist und dann wenn ich ihr zeige, dass sie durchaus zumindest nicht verhungern muss, weil es ja auch ein paar vegetarische Platten gegeben hat, zu meinen, dass man das nicht braucht und es ja eh ein Schnitzel gibt, das finde ich dann komisch.
Konkret ist es eben so abgelaufen, dass zuerst reine Fleischplatten gekommen sind. Sie hat zum Jammern angefangen. Ich habe ihr gesagt, dass ich weiß, dass es auch gebackenes Gemüse geben wird und da kamen dann auch mit diesen Worten schon die Gemüseplatten. Sie hat mir dann als Antwort gegeben, dass sie das eh nicht braucht, weil es ja Schnitzel gibt. Das Gemüse hat sie dann nicht einmal probiert.
Ist ja auch durchaus ihr Recht. Was mich an der Situation gestört hat, ist, dass sie zuerst groß redet und dann aber eben ja gar nichts dahinter steckt. Sie kann ja Fleisch essen, ich tue es selber ja auch zur Genüge, aber ich sage von mir selber eben nicht, dass ich Vegetarierin bin. In einer ländlichen Gegend bei einem Bauern waren wir übrigens auch nicht. Ganz im Gegenteil. Wir waren mitten in einer Großstadt und es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass die Tiere auf dem Teller ein glückliches Leben oder so hatten. Ich würde sogar eher das Gegenteil vermuten, weil in diesem Heurigen eindeutig die Quantität vor der Qualität ging.
Es soll ja Leute geben, die Fleisch dann nicht mögen, wenn es richtig "fleischig" aussieht. Die würden dann aber schon etwas essen, das eine Panade hat oder eben Fleisch, das sich in Form von Hackfleisch in Saucen oder in einer Pastafüllung befindet. Ich finde es zwar komisch, wenn man sich dann als Vegetarier bezeichnet, aber andererseits fragt sich ja auch kaum jemand, warum es zig Fleischesser gibt, die verkünden, dass sie ja überhaupt keinen Fisch mögen aber Fischstäbchen essen würden. Im Prinzip ist das nämlich genau das gleiche - das Endprodukt hat mit dem Ausgangsmaterial optisch nicht mehr viel gemeinsam.
Ich finde es außerdem immer ein bisschen komisch, wenn man einem Vegetarier sagt, dass er ja die Beilagen essen kann und dann erwartet, dass er sich damit zufrieden gibt. Beilagen sind schließlich auch für einen Vegetarier keine komplette Mahlzeit. Wenn jemand die vegetarische Ernährung dann vielleicht nicht ganz so streng und dogmatisch sieht, finde ich es schon nachvollziehbar, wenn er dann eben doch mal zum Schnitzel greift und eben keine Lust hat den ganzen Abend lang nur trockene Knödel und Gemüse zu essen.
@Cloudy24: Ja, das wäre durchaus ein Argument, dass es eben nicht fleischig aussehen soll. Allerdings finde ich dann eben auch die Bezeichnung, dass man Vegetarier ist etwas falsch. Die Knödel die es dort gegeben hat, waren zwar durchaus als Beilage gedacht, die Gemüseplatte allerdings nicht. Es waren nämlich auf der Gemüseplatte gebackenes Gemüse, wie panierte Champignons, Karfiol und dergleichen. Da es eben paniert war, sehe ich es nicht als Beilage an. Allerdings war es eben die einzige Platte, die eben nicht fleischlos war, von den Salaten und Knödeln eben abgesehen.
Für einen Vegetarier wäre die Auswahl dort also durchaus bei weitem nicht so üppig gewesen wie für die anderen, aber ich persönlich esse zu Hause auch durchaus oft nur Reis mit Gemüse. Also so schlimm finde ich das nicht, wenn man eben zu einem Essen nur solche Sachen isst. Im Gegenteil, eigentlich bestehen meine Mahlzeiten oft nur aus solchen Zusammensetzungen. Ich mache zwar durchaus auch oft Gerichte mit Fleisch und natürlich auch aufwändigere vegetarische Gerichte, aber wenn es gelegentlich eben nur Knödel mit Gemüse ist, kann ich damit sehr gut leben.
Ich esse als Vegetarier keine Schnitzel, zumindest keine die aus Fleisch produziert sind. Dafür nutze ich gerne entsprechende Alternativen, zum Beispiel von Valess. Ausnahmendiskutierei kenne ich allerdings selbst, wenn ich ein paarmal im Jahr Produkte, die Gelatine enthalten in geringen Mengen konsumiere. Da sind einige Leute dann der Meinung, wenn man Gelatine isst, könnte man auch gleich Fleisch essen und für manche Vegetarier ist man kein echter Veggie, wenn man nicht vollständig auf Gelatine verzichtet. Ich finde das immer recht amüsant.
Meinetwegen kann jeder Schnitzel essen und ich weiß auch durchaus, dass es Menschen gibt, die sich hauptsächlich vegetarisch ernähren. Ich würde mich zwar dann nicht als Vegetarier bezeichnen, aber letztendlich bleibt auch das jedem selbst überlassen. Im allgemeinen bedeutet Vegetarier jedoch, dass man kein Fleisch isst, andernfalls würde ich eher sagen, ich esse nur wenig Fleisch. Häufiger kommt es meiner Meinung nach jedoch vor, dass sich jemand fleischlos ernährt aber Fisch konsumiert, oder aber Fleisch mit Ausnahme von Hühnchenfleisch nicht isst.
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