Wie kann ein Mensch nur so kalt und egoistisch sein?
Wie Cid es bereits bemerkt hat, können einige beide Seite nachvollziehen. So geht es mir auch. Und ich habe durchaus schon einen Verwandten im Straßenverkehr verloren. Dabei ist allerdings auch der junge Unfallfahrer ums Leben gekommen. Eine Entschuldigung gab es soweit ich weiß von den Eltern des Unfallverursachers nicht, stattdessen ebenfalls rechtliche Beratung. Wenn der Fahrer überlebt hätte, hätte mir eine Entschuldigung allerdings auch nicht weitergeholfen und ich muss sagen, dass ich darauf keinen gesteigerten Wert lege.
Auch wenn ich selbst im Krankenhaus liegen würde, weiß ich nicht, ob ich es überhaupt wollen würde, dass derjenige, der mich angefahren hat, dort mit Blumen oder irgendwelchem Schnickschnack auftaucht. Ich wüsste gar nicht recht, wie ich damit umgehen sollte.
Auf der anderen Seite hätte ich auch keine Ahnung, wie ich den Opfern gegenüber treten soll, unabhängig davon ob persönlich oder per Brief. Entschuldigung und gute Besserung? Oder sollte man gar versuchen sich zu rechtfertigen? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich es könnte. Vermutlich würde ich tagelang vor einem weißen Blatt sitzen und dann doch nichts schreiben, weil es mir irgendwie unpassend erscheint.
Meine Großmutter ist selbst noch bis ins hohe Alter Auto gefahren und wenn etwas passiert wäre, wäre sie gar nicht in der Lage gewesen eine Entschuldigung schriftlich zu verfassen. Mehr als ein gekritzelter und fehlerhafter Dreizeiler würde nicht dabei herumkommen. Und das fände ich ehrlich gesagt doch ziemlich unpassend. Und ein persönlicher Kontakt wäre aus meiner Sicht auch schwierig gewesen und vermutlich hätte ich ihr sogar abgeraten. Und das hat nichts mit Härte, Boshaftigkeit oder Herzlosigkeit zu tun. Vielmehr gibt es einfach Menschen, denen das notwendige Feingefühl fehlt und wo ich denke, dass es eher kontraproduktiv sein könnte, wenn sie beim Unfallopfer auftauchen.
Das man rechtlichen Beistand sucht ist hingegen (leider) so üblich und mir wurde es bereits in der Fahrschule beigebracht. Und über Schuld oder Unschuld entscheidet letztendlich nun einmal nicht die Polizei, vor allem nicht, wenn diese selbst nicht beim Unfall dabei war. Und der erste Schock ist dann doch irgendwann überwunden.
Ringwraith, ich wünsche deinen Eltern alles Gute und hoffe wirklich, dass mein Beitrag nicht falsch bei dir ankommt. Denn ich möchte den Unfallfahrer keineswegs verteidigen oder in Schutz nehmen. Doch da du diese Diskussion hier begonnen hast, möchte ich dennoch nachfragen, wie du dich verhalten hättest? Könntest du einen Entschuldigungsbrief verfassen? Würdest du mit Blumen bei den Opfern auftauchen? Und vor allem, wie sähe es aus, wenn du selbst eine gewisse Schuld erkennen würdest? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand der länger Auto fährt noch nie in Momenten gefahren ist, wo man es doch besser hätte bleiben lassen sollen. Sei es nun mit Restalkohol, Liebeskummer, einer dringenden SMS (die kurzzeitig ablenkt), übermüdet, mit überhöhter Geschwindigkeit oder auch eine kleine bewusste Missachtung von Verkehrsregeln. Bei vielen Fahrern gab es bereits schon größere Vergehen, wobei ich dabei wirklich der Meinung bin, so etwas muss wirklich nicht sein, persönlich ist mir dafür mein Füherschein auch zu schade. Doch es geht jeder immer davon aus, dass nichts passieren wird und wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, gab es Momente, wo ich nicht so konzentriert und aufmerksam entsprechend der Verkehrsregeln gefahren bin. Es waren wie gesagt Kleinigkeiten, doch auch diese Kleinigkeiten können schlimme Folgen haben.
Wenn dann jemand die Knochen gebrochen hat oder gar schlimmeres passiert ist, stelle ich es mir schwierig vor, den Opfern dies zu erklären. Das man einen Termin hatte, der Hund auf der Rückbank bellte, man etwas aufheben wollte, sich eine Zigarette anstecken wollte oder besser hätte ausschlafen sollen, würde ich den Opfern ehrlich gesagt nicht so sagen wollen und vermutlich auch nicht können. Geht es dir da anders?
Hallo Trisa,
eine Entschuldigung fällt immer schwer, dabei spielt es keine Rolle in welcher Situation man sich befindet. Allerdings kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass ich sehr wohl in der Lage wäre dem Opfer eine Entschuldigung entgegenzubringen. Da ich natürlich die Aussage meiner Mutter kenne weiß ich, dass es ihr sehr wichtig wäre und das eine Entschuldigung des Unfallfahrers ihr eventuell auch bei der seelischen Genesung helfen würde. Mittlerweile hat meine Mutter sich mit anderen Unfallopfern unterhalten, bei denen die Situation ähnlich war und alle waren der gleichen Meinung, dass der jeweilige Unfallfahrer oder die Unfallfahrerin wenigstens eine Entschuldigung entgegenbringen könnte. Und man höre und staune, einige der Unfallfahrer hatten sogar den Mumm persönlich ins Krankenhaus zu gehen und sich von Auge zu Auge für den Unfall zu entschuldigen.
Sein wir doch mal ehrlich, wer eine Fehler macht, der muss nun mal in der Lage sein diesen einzusehen und das Beste draus zu machen. Zudem bin ich der Meinung, dass eine Entschuldigung beiden Seiten helfen könnte mit dem Unfall früher oder später abschließen zu können.
Wer ein Fahrzeug bedient, egal welcher Art sollte diesem und der Umgebung die volle Aufmerksamkeit schenken, ist dies nicht möglich, so sollte er das Fahrzeug stehen lassen und den Weg zu Fuß oder per Bus oder Bahn antreten, denn dann ist er körperlich oder charakterlich nicht in der Lage ein Fahrzeug zu bedienen. Auf eine Zigarette kann ich im Auto verzichten, genauso wie eine SMS zu schreiben oder mich anderen Dingen zu widmen. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich mich an alle Verkehrsregeln halte und dies auch weiterhin tue. Ich habe keine Punkte in Flensburg, bin nie unter Alkohol gefahren, bin nie zu schnell gefahren oder habe mich auch nie, aus welchen Gründen auch immer ablenken lassen. Vorsicht geht meiner Meinung nun mal vor und ich könnte es mir nie verzeihen einem anderen Menschen oder einem Tier einen Schaden zuzuführen, welchen ich hätte verhindern können. Und sollte ich einmal zu alt zum Autofahren sein, so gebe ich meinen Führerschein freiwillig ab, auch wenn es wohl mit schwerem Herzen sein wird.
Dennoch danke ich Dir recht herzlich für Deine Genesungswünsche !!!
@Ringwraith, was du schreibst klingt alles sehr vernünftig und wenn jeder so denken würde, gäbe es wohl kaum Unfälle.
Wäre es für dich vielleicht eine Möglichkeit den Kontakt zum Fahrer zu suchen? Vielleicht ist er noch unsicher, ob der Kontakt gewünscht ist und vermutlich hat er gar keine Ahnung, wie wichtig das für deine Mutter wäre. Was mir in den letzten Tagen auch noch durch den Kopf ging: Vielleicht hat der Fahrer sein Verhalten am Unfallort bereits als Entschuldigung interpretiert?
Cid hat geschrieben:Wie ich aus den Berichten herauslese, gibt es nicht nur das Mitleid mit deinen Eltern, sondern auch das Verhalten des Unfallverursachers nach dem Unfall wird entschuldigt. Das kann ich nicht verstehen! Vielleicht sieht man das anders, wenn man selbst betroffen ist oder irgendwann einmal war. Ist es denn in euren Augen so schwer, den zwei Menschen, die man so schwer verletzt hat, gegenüber zu treten und sich bei ihnen zu entschuldigen? Wenn es persönlich zur Zeit nicht möglich ist, vielleicht mit ein paar Zeilen und einem Blumenstrauß?
Ich hier nicht gelesen, dass irgendjemand das Verhalten des Unfallverursachers entschuldigt. Lediglich dass nachvollziehbar ist, dass der Mann so gehandelt hat wie er es getan hat. Wir haben hier nur die Sicht von Ringwraith gelesen, nicht aber die anderer Zeugen oder gar des Unfallverursachers. Das wäre aber nötig, um einigermaßen objektiv handeln zu können. Dass man hier nachvollziehen kann, warum der Fahrer so gehandelt hat, das liegt einfach daran, dass man sich eben um eine objektivere Sicht bemüht. Es geht gar nicht darum, das Verhalten zu entschuldigen, sondern es zu erklären. Wer sagt denn, dass der Fahrer alles selbst in die Hand genommen hat, wer weiß, ober nicht geführt wurde? Ich habe durchaus Verständnis für die Aufregung und den Ärger. Aber das ist eben nur eine Seite der Medaille.
Und es ist doch ganz normal, dass man nach sehr vielen Unfällen (so eben auch hier) nicht nachvollziehen kann, warum der Unfall passieren konnte. Wenn alle Verkehrsteilnehmer sich immer an alle Regeln halten würden, dann würden keine Unfälle passieren. Das tun sie aber nun einmal aus verschiedenen Gründen nicht und darum passiert so viel Tragik auf Deutschlands Straßen. Wieso weshalb warum Deine Eltern Opfer wurden, Ringwraith, das wird wahrscheinlich eher nicht nachvollzogen werden können.
Und auch die Entschuldigung sehe ich etwas anders als Cid und Ringwraith: Klar würde sich manch ein Opfer darüber freuen, aber wie viele Opfer würden dann den Verursacher noch erst recht die Hölle heiß machen. Etwas, dass die meisten Unfallverursacher sicher lieber meiden, weil sie sich sicher schon genug schuldig fühlen. Und wenn denn wirklich jemand den Unfallverursacher unter seine Fittiche genommen hat, dann ist es auch eine Frage, welche Prioritäten der sieht.
Es tut mir Leid, aber in meinem Fall ging es nun wahrlich nicht darum, den Unfallfahrer von seiner Schuld zu befreien und so sollte es auch nicht ankommen. Wie JotJot schrieb, ist es lediglich ein Aufzeigen anderer Überlegungen gewesen und nicht, weil ich persönlich den Fahrer in Schutz nehmen wollte. Das könnte ich auch gar nicht, lediglich sollte eine andere Seite der Sache aufgezeigt werden. Dass man aber als Angehöriger dafür kein Verständnis hat, kann ich ebenfalls absolut gut nachvollziehen.
Und ja, @Cid, ich glaube durchaus, dass es dem Unfallfahrer schwer fallen wird, sich persönlich bei den Eltern von Ringwraith zu entschuldigen. Aber weißt Du nicht vielleicht auch, ob man ihn davon abgeraten hat oder ob er es aus Gründen des Wissens um seine Schuld es auch gar nicht kann und vielleicht will? Unfälle sind jedes Mal schrecklich, die meisten unvermeidbar, und dennoch gibt es zwei Seiten der Medaillen, nämlich die der Unfallopfer und die der Unfallverursacher und das sollte man nicht außer Acht lassen.
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