Profiloberstufe: abschaffen oder beibehalten?

vom 08.05.2012, 17:13 Uhr

Ich gehe selbst noch zur Schule und habe das Glück /Pech (wie man es eben sieht) in der Profiloberstufe mein Abitur zu machen. Jetzt wurde mir von einigen ehemaligen Schülern erzählt, wie schlecht das Kurssystem war und dass sie gerne die Profiloberstufe gemacht hätten. Viele meiner Mitschüler und auch der Lehrer sind aber der Meinung, dass das Kurssystem besser war. Ich selbst bin eigentlich ganz zufrieden mit der Profiloberstufe, obwohl ich gerne einen Kurs in der dreizehnten beibehalten hätte, den ich nun bald abgeben muss. In dem Kurssystem musste oder konnte man aber auch bestimmte Kurse abgeben und andere nicht, von daher bin ich jetzt etwas verwirrt.

Was findet ihr persönlich besser? Das Kurssystem oder die Profiloberstufe? Wenn ihr etwas besser findet, warum findet ihr es besser als das Andere?

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» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke, du hättest für einige von uns sagen sollen, was genau eine Profiloberstufe ist, da es mit Sicherheit nicht alle wissen. Also, ich habe damals noch das "normale" Abitur gemacht und konnte wählen was ich wollte. Quasi. Je nach Kursen war es dann eben das naturwissenschaftlich-mathematische oder das sprachliche Profil. Heute gibt es meines Wissens nach feste Kurs-Zusammenzugehörigkeiten. Wählt man beispielsweise Mathematik als LK, dann muss man Bio oder Chemie wählen. So kenne ich es von einem Nachhilfeschüler.

Wenn ich das richtig verstanden habe, soll aber das auch anders werden. Weiß aber nicht, ob das nur in NRW geändert wird. Es soll jedenfalls keine LKs und GKs mehr geben. Stattdessen habe alle Mathe, Deutsch und Englisch 4-stündig. Dazu wählt man noch ein Profilfach und ein Neigungsfach, auch beide 4-stündig. Alle weiteren Kurse sind dann 2-stündig. Was ich davon halten soll, weiß ich noch nicht.

Allgemein fand ich auch mein Abitur besser, weil man noch freier wählen konnte und eben wirklich seine Stärken verwenden konnte. Wenn das wirklich so kommt, wie ich es gehört habe, dann haben viele direkt die A-Karte. Man ist in Mathe, Deutsch und Englisch nicht gleich gut. Zumindest sind das die wenigsten. Profile sind noch ganz okay, aber da muss ich sagen, dass ich das System gar nicht genau kenne.

» musicality » Beiträge: 809 » Talkpoints: 1,77 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Die Profiloberstufe gibt es, soweit ich weiß, nicht überall. Deswegen werde ich sie hier mal kurz erklären. Statt des Kurssystems gibt es in der Profiloberstufe Unterricht im Klassenverband. Also das, was man schon aus der Unter- und Mittelstufe kennt. Man kommt in der elften Klasse in neue Klassen, die sich Profile nennen. Es gibt beispielsweise das naturwissenschaftliche Profil (NaWi), das ästhetische, das sprachliche und das gesellschaftswissenschaftliche (GeWi). Es gibt wohl noch andere Profile, unsere Schule bietet jedoch nur diese vier an. Je nachdem, für welches Profil man sich entscheidet, hat man andere Leistungskurse. Diese heißen jedoch "Fächer mit erhöhtem Leistungniveau" und es gibt vier davon anstelle von zweien. Man kann sie also nicht mehr frei wählen, denn sie sind in jedem Profil festgelegt. Ich bin im GeWi-Profil gewesen und meine LKs waren Englisch, Deutsch, Mathe und Wipo. Auf anderen Schulen variiert das aber.

Meiner Meinung nach bietet diese Form nur Nachteile. Erstens geht es mir auf die Nerven, dass man nur im Klassenverband unterrichtet wird, auf diese Weise hat man wenig mit den restlichen Schülern zu tun. Außerdem haben wir mehr Unterricht als die Schüler der LK-"Generation". Mein Freund, der sein Abi noch im LK-System gemacht hat, hatte ca. 25 Stunden die Woche, ich hingegen hatte bis zum Abi 32 Stunden. Logisch, bei zwei Leistungskursen mehr. Ein weiterer Nachteil ist, wie schon erwähnt, dass man sich seine Leistungkurse nicht mehr selbst aussuchen kann und somit ungewöhnliche Kombinationen wie Mathe mit Kunst nicht mehr möglich sind.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



In welchem Bundesland machst du dein Abitur? Ich habe vor ein paar Jahren in Niedersachsen Abitur gemacht und wir waren damals der erste Jahrgang, der diese Profiloberstufe hatte. Dennoch war dies ein wenig anders als bei euch. Ich selbst hatte das mathematisch-naturwissenschaftliche Profil gewählt, was bedeutete, dass zwei von drei Leistungskursen (ich nenne sie jetzt einfach mal Leistungskurse) aus diesem Profil stammen mussten. Bei mir waren das Mathematik und Biologie. Der dritte Leistungskurs konnte aus einem anderen Profil stammen. Zusätzlich hatten wir noch zwei "Grundkurse". Insgesamt mussten bei diesen fünf Fächern alle Profile vertreten sein. Es musste also eine Sprache dabei sein, außerdem noch ein Fach der Gesellschaftswissenschaften.

Unsere Leistungskurse konnte wir aber dennoch frei wählen, es gab also keine vorgegebenen Fächer in jedem Profil. So wurden wir also auch nicht im Klassenverband unterrichtet, sondern hatten trotzdem in jedem Kurs andere Leute sitzen. Das dürfte aber auch von Schule zu Schule variieren, denn nicht alle Schulen bieten alle Fächer an.

Was ich an der Profiloberstufe nicht so gut fand, ist, dass es nicht möglich war, zwei Fächer unterschiedlicher Profile als Leistungskurse 1 und 2 zu haben. Denn der Unterschied ist, dass die ersten beiden Leistungskurse bei uns doppelt gewertet wurden, der dritte Leistungskurs nur einfach. Aber man kann eben nicht alles haben.

An dem Kurssystem, das in Niedersachsen vorher existiert hat, fand ich einfacher, dass es nur vier Prüfungskurse gab und nicht fünf. Vorher wurden die Leistungskurse fünfstündig pro Woche unterrichtet, die Grundkurse dreistündig. Mit der neuen Profiloberstufe wurden alle Prüfungsfächer vierstündig unterrichtet. Da sich die Unterrichtsinhalte aber nicht geändert hatten, hat das dazu geführt, dass wir in den Grundkursen viel zu viel Zeit hatten, in den Leistungskursen aber den Stoff nicht ganz geschafft haben, da wir eben nur eine Stunde weniger hatten.

Dazu kommt noch, dass im früheren Kurssystem eine Facharbeit in einem der Prüfungsfächer geschrieben wurde. Während dieser Zeit fanden in dem Fach auch keine anderen Prüfungen statt. In der Profiloberstufe wurde extra ein neues Fach, da Seminarfach, eingeführt. Dieses wurde komplette zwei Jahre unterrichtet, in einem Halbjahr wurde unter anderem die Facharbeit geschrieben. Der Unterricht in allen anderen Fächern lief natürlich normal weiter. Das bedeutete zusätzlichen Arbeitsaufwand für uns Schüler.

Ich glaube schon, dass das Kurssystem einfacher gewesen wäre, vielleicht lag es aber auch daran, dass wir der erste Jahrgang mit der Profiloberstufe und somit noch Versuchskaninchen waren. Inzwischen mag sich das etwas geändert haben. Ich habe es aber auch immer so hingenommen und mich nie beschwert. So dramatisch war die Abiturzeit schließlich auch noch und ich hatte immer noch genug Freiheiten.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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