Dem Kind etwas bieten wollen - immer mehr Wunschdenken?
Jeder, der sich bewusst für ein Kind entscheidet oder die Planung einer Familie in Angriff nimmt, ist mir dem Gedanken beschäftigt, dass man erst eine Familie gründen will, wenn man dem Kind etwas bietet. Das ist sicherlich auch richtig und löblich. Aber ist es heutzutage nicht immer mehr ein Wunschdenken? Wie schnell kann etwas passieren, dass es dann doch nicht mehr so ist, dass man dem Kind oder den Kindern groß was bieten kann? Wie schnell steht man da und alle Wünsche, dem Kind etwas bieten zu wollen sind über den Haufen geschmissen, weil man sich vielleicht vom Partner getrennt hat oder der Partner oder man selber arbeitslos geworden ist.
Man kann das laufende Leben zwar ein wenig beeinflussen, aber das Schicksal schlägt oft gnadenlos zu und man steht genau da, wo man mit Kind nicht stehen wollte. Ist es heutzutage wirklich eher ein Wunschdenken, dem Kind etwas bieten zu wollen? Kann man wirklich so planen, dass man dem Kind bis zur Vollendung seiner Ausbildung das bietet, was man sich für das Kind erträumt hat? Wie seht ihr es? Konntet ihr bisher dem Kind das erfüllen, was ihr euch für euer Kind gewünscht habt? Oder musstet ihr schon Abstriche machen, obwohl ihr euch es anders gedacht habt?
Ich denke nicht, dass man einem Kind das bieten sollte, was man sich (möglicherweise sogar noch vor der Geburt des Kindes) für das Kind ausgedacht hat. Wie viele Kinder wollen genau das nicht? Ich finde es viel wichtiger, seine Kinder auf ihrem Weg zu unterstützen. Und dafür braucht es kein volles Bankkonto, ein Haus im Grünen und als Zweitwohnsitz eine Villa in der Stadt, eine Privatschule und allen möglichen technischen Kram. All das Materielle macht aus Kindern doch keine besseren Menschen und einen selbst zu besseren Eltern.
Ich denke auch nicht, dass es Kindern schadet, wenn der zweiwöchige Urlaub auf den Malediven durch eine geförderte Reise auf dem Reiterhof ersetzt wird. Oder man statt der eigenen Kinoleinwand im Kinderzimmer eine Medien-Gruppe für Kinder ausfindig gemacht hat, wo die Kinder Spaß haben, ins Kino gehen aber auch selbst Filme drehen und sich allgemein mit dem Thema tiefergehender auseinander setzen. Ich denke auch, dass es keinem Kind schadet, zu lernen, dass Wasser kostbar ist und Wasser aus der Leitung trinkt anstatt sich Tafelwasser liefern zu lassen.
Und warum soll man Kindern nicht zum Beispiel beibringen selbst zu entscheiden, welche Sachen sie weggeben möchten? Unabhängig davon ob es nun Kleidung oder Computerspiele oder Kinderspielzeug ist, so bekommt man meist für einige verkaufte Teile ein neues Teil. Wobei fraglich ist, ob das "Neue" wirklich neu sein muss.
Arbeitslosigkeit mag gewisse finanzielle Einbußen mit sich bringen, aber auf der anderen Seite doch jede Menge Zeit, die man für sich und seine Kinder, bzw. gemeinsam nutzen kann. Und dabei muss doch auch kein Geld ausgeben, sondern kann zum Beispiel Flohmarktsachen zusammen stellen, Möbel umgestalten oder sich einfach gemeinsam auf Fahrrad setzen. Das bringt den Kindern wesentlich mehr als mit dem neusten Smartphone in der Grundschule angeben zu können.
Kommt es nicht eher darauf an, wie hoch die eigenen Ansprüche dabei selbst sind? Ein Kind muss nicht alles haben, was es will und man sollte auch einem Kind nicht alles zugänglich machen, was man selbst für gut befindet. Kleines Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit. Es gab für ein paar Wochen diese Sammelkarten bei Penny mit Bugs Bunny und Co. Wir haben hier zwar einige Märkte dieser Kette in der Stadt, aber ich gehe dort höchst selten einkaufen.
Der Vater meiner Kinder ist dagegen Stammkunde bei Penny und hat natürlich auch die Karten für seine Töchter mitgebracht. Dass sie dann von den Karten auch mehr wollten, war klar. Sehe ich aber nicht ein, da ich eben entsprechende Fahrtkosten hätte und Penny doch insgesamt auch höhere Preise hat, als die Märkte wo ich immer einkaufe. Auch wenn es sich dabei nur um kleinere Beträge handelt, muss ich nicht jeden Wunsch der Kinder erfüllen.
Genauso habe ich mir aber auch vor den Kindern keine Gedanken darum gemacht, was ich ihnen später mal alles bieten will. Klar, es war die letzten drei Jahre kein Urlaub in dem Sinne machbar. Aber ich habe eben andere Varianten gefunden, welche das ausgleichen konnten. Und das sich so was eben auch von heute auf morgen verändern kann, ist nun auch keine neue Erkenntnis, sondern ist schon seit Jahrzehnten so.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass es eben auch oftmals das Wunschdenken der Eltern ist und gar nicht so die wirklichen Bedürfnisse der Kinder. Und es kommt eben auch darauf an, wie man es definiert, dass man seinen Kindern etwas bieten will. Kinder sind auch, je nach Erziehung, mit kleinen Dingen glücklich und sind dann auch in der Lage größere Sachen wesentlich mehr zu schätzen.
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es auf die Ansprüche der Eltern ankommt. Es gibt so viele Eltern, die ihrem Kind all das bieten möchte, was sie sich als Kind schon immer gewünscht haben, es aber nie bekommen konnten. Manchmal ist es wirklich so, dass hier gar nicht die Bedürfnisse der Kinder geht, sondern eben auf die Bedürfnisse der Eltern. Oft sind die Kinder gar nicht so begeistert von allem. Für die Eltern bedeutet es meist, den Kindern materielle Dinge bieten zu können. Sie wollen ihnen möglichst viele Wünsche erfüllen können und es soll ihnen möglichst an nichts fehlen. Viele lassen da allerdings außer Acht, dass es Kindern viel wichtiger ist, dass sie sich auf ihre Eltern verlassen können, dass sie Zeit für sie haben usw. Das ist meiner Meinung nach auch viel wichtiger als alles andere.
Ich habe mir vor der Geburt ehrlich gesagt auch keine wahnsinnig große Gedanken darüber gemacht, was ich meinem Sohn genau bieten möchte. Ich war mir sicher, dass ich immer für ihn da sein möchte und ihm vor allem Zeit schenken will. Dafür gibt es meiner Meinung nach keinen Ersatz. Ich habe nicht das Geld, ihm alle Wünsche zu erfüllen, aber ich gebe mein Bestes. Mein Mann sieht das übrigens genauso. Er hat sich für einen sicheren Job entschieden, der ihm genügend Freizeit lässt, obwohl er auch andere Möglichkeiten gehabt hätte. Wir würden finanziell besser dastehen als jetzt, wenn er es gemacht hätte, aber wäre dann eben selten daheim gewesen. Für ihn kam das aber gar nicht in Frage, denn er wollte sehen, wie sein Sohn aufwächst und ihn nicht nur am Wochenende sehen. Wir verbringen sehr viel Zeit mit unserem Sohn und unternehmen wirklich viel zusammen. Wir bieten ihm eine gewissen Harmonie und Sicherheit
Einen Kind etwas bieten zu können hat meiner Meinung nach also nichts zwangsläufig etwas mit Geld zu tun. Auch wir unternehmen oft Dinge, die gar nichts kosten. Wir waren bisher einmal mit unserem Sohn im Kino und auf der Kirmes. Ihn hat das aber weniger gut gefallen als ein Spaziergang im Wald. Wenn wir ihn am Wochenende fragen, was er denn unternehmen möchte, dann will er zum Fußballplatz oder auf den Spielplatz. Er ist da also gar nicht anspruchsvoll und Kinder sind oft wirklich leichter zufrieden zu stellen, als man das denkt. Ich kenne auch genügend Kinder, die das Zimmer voller Spielzeug und die neusten technischen Geräte haben, aber trotzdem nicht wirklich zufrieden sind. Sie würden viel lieber Zeit mit den Eltern haben, aber die sind zu beschäftigt. Ich wollte meinem Kind ganz viel Liebe bieten und das habe ich bis jetzt auch sehr gut hinbekommen.
Mein Mann wurde übrigens kurz nach der Geburt arbeitslos. Er hat fast ein ganzes Jahr nach Arbeit gesucht. So hatten wir uns das damals auch nicht vorgestellt, es kam ganz unerwartet und da waren wir auch erst einmal verzweifelt. Aber wir haben dann das Beste aus der Situation gemacht und mein Mann konnte so auch viel mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen. Wir hatten dann zwar kurzzeitig weniger Geld als vorher, aber waren dennoch zufrieden. Man muss einfach das Beste aus jeder Situation machen. Es muss nicht immer massig Geld ausgegeben werden, damit Kinder glücklich sind und Spaß haben können. Es geht auch anders. Wir haben recht früh die Erfahrung gemacht, dass man es ohnehin nicht planen kann und seitdem sind wir auch viel lockerer geworden. Das wirkt sich letztendlich auch positiv auf unseren Sohn aus!
Warum sollte man in der heutigen Zeit einem Kind nichts bieten können oder zumindest eher in die Situation kommen, in der das der Fall sein könnte? Ich denke, dass es finanziell auch schon zu meiner Kindheit so war, dass man einem Kind aus verschiedensten Gründen nicht das bieten konnte, was man vielleicht wollte. Daran hat sich nichts geändert. Geändert hat sich vielleicht die Ausrichtung auf eher finanzielle Belange. Aber mal ehrlich: selbst wenn man sich alles leisten könnte, würde man das dann auch tun und auch den Kindern alle Wünsche erfüllen?
Für mich heißt den Kindern etwas bieten können nicht unbedingt finanziellen Aufwand. Hier können auch Dinge eine Rolle spielen, die nicht viel kosten oder eben einen ideellen Wert haben. Und ich muss sagen, dass das bisher immer funktioniert hat und wir da noch keine Abstriche machen mussten. Klar gab es auch schon Dinge, die die Kinder nicht bekommen haben, weil ich aus verschiedenen Gründen dafür kein Geld ausgeben wollte, das sehe ich aber nicht als dem Kind etwas nicht bieten können. Hier hat es gar keine Rolle gespielt, ob ich das Geld vielleicht habe oder auch nicht.
Daher denke ich auch, dass sich wahrscheinlich hier das Anspruchsdenken der Eltern widerspiegelt. Sicherlich kann man kein Kind allein mit Luft und Liebe groß ziehen, das wird sicher nicht funktionieren, aber es geht auch unter weniger guten Umständen. Und wenn man das als Eltern so akzeptiert, dann wird auch das Kind weniger einen Mangel empfinden als wenn man dem Kind dann auch noch gebetsmühlenartig vorbetet, worauf man so verzichtet und was man doch gern alles tun würde.
JotJot hat geschrieben:Und wenn man das als Eltern so akzeptiert, dann wird auch das Kind weniger einen Mangel empfinden als wenn man dem Kind dann auch noch gebetsmühlenartig vorbetet, worauf man so verzichtet und was man doch gern alles tun würde.
Das finde ich immer am Schlimmsten! Ich war schon oft erschrocken, wie Eltern ihre Kinder mit ihren finanziellen Angelegenheiten konfrontieren. Da wird den Kindern erzählt, dass sie etwas nicht haben können, weil Papa ja keinen Unterhalt zahlt, dass sie etwas nicht machen können, weil man kein Einkommen hat und Hartz4 so gering ist und man hat kaum Zeit, damit man das Geld für das Schulessen verdienen muss. Ich finde so etwas ganz gruselig. Und bin wirklich froh, dass ich mit so etwas als Kind nie konfrontiert wurde. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, welche der Eltern meiner Schulfreunde eventuell arbeitslos ist und was meine Eltern genau auf der Arbeit machen und wie viel sie verdienen, weiß ich bis heute nicht.
In Bewerbungsmaßnahmen habe ich alleinerziehende Mütter kennengelernt, die sich beschwerten, dass ihre Kinder von anderen gehänselt werden, weil Mama nur einen Arbeitsamt-Kurs macht und nicht arbeitet. Muss ein Kind im Grundschulalter sowas wissen? Ich finde nicht.
Heute im Bus habe ich direkt live miterleben müssen, dass es Kinder gibt, die quasi lernen, dass sie nur lange genug quängeln müssen, wenn sie etwas bekommen. Doch man kann nicht alles mit Geld kaufen. Ein kleiner (stark übergewichtiger Junge) mit seinem Vater wollte erst ein Auto aus dem Rucksack unbedingt haben und quengelte rum, bis der Vater schließlich nachgab. Eine Sache, die schonmal nichts mit der finanziellen Situation oder familiären Umständen zu tun hat, denn das Spielzeugauto hatten die beiden dabei und es war auch bereits bezahlt. Nach 10 Minuten Quengelei und zwanzig mal "Du kannst zu Hause damit spielen", "Hier ist kein Platz dafür", was dann über ging in "Aber nur wenn du dann leise bist" und schließlich damit endete, dass das Kind das Auto bekam, war dieses schnell uninteressant. Dann wollte der Kleine eine Straßenbahn sehen. Blöd nur dass man auch mit Geld nicht dafür sorgen könnte, dass auf Kommando einen Straßenbahn vorbei fährt. 10 Minuten lang jammerte das Kind immer wieder lautstark "ich will aber Straßenbahn gucken" und der Vater versuchte ihn mit dem Auto abzulenken, sein Kind zur Ruhe zu ermahnen und verwies immer wieder darauf, dass bald eine Straßenbahn vorbeifährt.
Ich war als Kind meinem Vater gegenüber wohl ähnlich. Bei meiner Mutter wusste ich, dass ein Nein auch ein Nein bedeutet und Quengeln nicht zum Erfolg führt. Meinen Vater musste ich hingegen oft nur lange genug nerven und bekam dann oft, was ich gerade wollte. Mit wirklichen Bedürfnissen hatte das alles aber nichts zu tun.
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