Warum wird Mobbing in Schulen nicht stärker bekämpft?

vom 06.05.2012, 13:59 Uhr

Wenn ich darüber nachdenke, dass es sehr viele Schulen in Deutschland gibt, frage ich mich schon, wie viel dieser Schulen man als gewaltfrei bezeichnen könnte, man kann schon fast sagen als „mobbingfrei“. So weit mir bekannt ist, gehört es zur Aufgabe jeder Schulleitung dafür zu sorgen, dass keine Gewalt an der Schule herrscht und Mobbing keine Chance hat. An vielen Schulen wird der Gewalt nicht vorgebeugt und die Augen gegen Mobbing verschlossen.

Anti-Aggressionstrainings werden angeboten. Themen können hier sein: soziale Intelligenz, Mobbing, Gewalt im Schulraum. Sie werden begleitet von Elternabenden, Projekttagen und Klassenkonferrenzen. Werden Mobbing-Probleme erkannt, nützt es nichts, Täter zu ermahnen. Das Mobbing-Problem muss Thema der Klasse werden, denn es bringt nichts, dass Mobbing-Opfer die Schule wechseln.

Immer neue Fälle von Schüler Mobbing dringen an die Öffentlichkeit. Sind hier die Pädagogen nicht in der Lage – aufgrund fehlender Schulungen – diese Missstände abzustellen? Oder ist es ihnen einfach zu viel Arbeit neben ihren sonstigen Aufgaben? Was könnte der Grund sein, dass viele Schüler verzweifeln und an Selbstmord denken? hier wurde ich zu diesem Thread veranlasst.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Das erste Problem liegt sicher darin, dass wenige Opfer darüber reden. Es sollten immer drei Parteien zusammen arbeiten: Das sind die Lehrer, die Opfer und vor allem die Eltern. Diese sind besonders gefragt, denn Mobbingopfer verhalten sich immer unterschiedlich. Bei uns an der Schule, wo meine Kinder untergebracht sind, gibt es solche Kurse und die Gefahr des Mobbing sind gering.

Viele Schulen wollen nicht zugeben, dass sie Probleme in der Schule haben. Dieses gibt einen schlechten Ruf. Aber viele sehen immer mehr ein, dass sie solche Programme brauchen und es allen gut tut. Es muss nur angesprochen werden und sich eine Gemeinschaft bilden, damit so etwas umgesetzt werden kann. Einzelne Eltern werden keinen Erfolg haben, es müssen ganze Klassen sein.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ehrlich gesagt stelle ich es mir sehr schwierig vor, etwas dagegen zu machen. Ich meine, was bitte soll ein Klassenleiter machen? Das erste Problem liegt ja schon mal daran, dass die anderen Schüler ihren Mitschüler kaum vor dem Klassenleiter mobben oder verbal angreifen werden, sodass dieser dann direkt einschreiten kann. Und das zweite Problem ist: selbst wenn ihm jemand flüstert, dass ein Schüler seiner Klasse gemobbt wird: was bitte sollte er deiner Meinung nach machen?

Nimmt man das Kind oder den Schüler in Schutz, kann man sich sicher sein, dass, sobald der Lehrer sich umdreht und die Klasse verlässt, es sogar noch schlimmer werden wird, weil er dann als Lehrerliebling dasteht. In vielen unsozialen Klassen ist das ja verpönt. Redet er mit der Klasse, wird es vermutlich ähnlich ablaufen. Das würde wirklich nur dann was bringen, wenn die Klasse an sich zumindest ein bisschen Intelligenz mitbringt und das kann man nun wirklich nicht von allen Klassen sagen, so schlimm das auch klingen mag.

Selbst wenn man will, dass die Schüler den anderen in Ruhe lassen ist das vielleicht auch nicht die beste Lösung. Manchmal kann ein Ausschluss genauso schlimm sein und meiner Meinung nach ist das auch noch eine Form des Mobbings.

Ich muss sagen, dass wir das Problem in unserer Klassenstufe (wir waren drei Klassen und ungefähr 90 Schüler) nicht wirklich hatten. Wir hatten eine Schülerin in der Oberstufe,die wirklich unmöglich war und alle gegeneinander ausgespielt hatte. Sie hat von uns wirklich ganz viele Chancen bekommen und wir haben uns so um sie bemüht und jedes Mal hat sie das wieder gemacht. Wir haben sie dann einfach links liegen gelassen. Einfach war das für sie sicherlich nicht, aber irgendwann hat man dann eben die Nase voll.

Ich bin immer wieder schockiert, wenn ich Sendungen sehe, wo Schüler berichten, wieso weshalb und warum sie gemobbt werden und vor allem auch, wie oft das vorkommt. Bei vielen passiert es wirklich grundlos, bei manchen ist es die Art und vor allem das Aussehen, was sie zum Außenseiter macht. Mir ist aber schon aufgefallen, dass das in Gymnasien wohl wesentlich seltener passiert und da frage ich mich dann schon, warum das der Fall ist.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ich denke, dass das verschiedene Gründe hat. Vielleicht merken die Lehrer als Außenstehende gar nicht, dass einige Schüler gemobbt werden und unternehmen aus diesem Grund nichts. Wenn einige Opfer sich schämen und aus diesem Grund auch keine Hilfe suchen, werden Lehrer wohl auch nicht eingreifen. Auch gibt es Situationen, in denen es den Lehrern tatsächlich egal ist, sowas habe ich selber miterlebt. In der Unterstufe wurde ein Schüler aus der Schule gemobbt und eine Lehrerin meinte daraufhin ernsthaft, wenn ein Schüler gemobbt würde, hätte er immer Mitschuld!

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn ein Lehrer nicht weiß, dass es in seiner Klasse ein Mobbing-Opfer gibt, wird er kaum eingreifen können. Aber in dem Fall, den ich verlinkt habe, hätte eingegriffen werden können. Und wenn du fragst, was ein Lehrer machen soll? Er sollte zumindest geschult sein, was zu machen ist. Einige Möglichkeiten habe ich aufgezählt, davon dürfte wohl auch das Gespräch mit der Klasse sehr wichtig sein. Und das Problem darf nicht unter den Tisch gekehrt werden; es muss in der Klasse abgehandelt werden.

@winny2311, wenn ihr in eurer Klasse solch ein seltsames Mädchen hattet und ihr immer wieder versucht habt, mit ihr klar zu kommen, habt ihr alles Menschenmögliche getan. Dann wollte sie es wirklich nicht anders haben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich stelle es mir auch verdammt schwer vor, als Lehrer etwas gegen Mobbing zu unternehmen. Der Lehrer kann auch nicht wirklich viel tun, da es sich sonst kontraproduktiv entwickelt oder so wieso keinen Unterschied macht. Meistens besteht aber das Problem, dass der Lehrer gar nichts vom Mobbing mitbekommt und somit auch nirgends eingreifen wird. Die Mobbingopfer selbst, haben zu sehr Angst und schämen sich, beim Lehrer zu melden und zu sagen, dass man gemobbt wird.

Auch wenn ein Lehrer von einem Schüler Bescheid bekommt, dass er gemobbt ist, was sollte man an dieser Stelle nur tun? Der Lehrer kann schließlich nur die Situationen in der Schule bewerten. Und wenn der Lehrer im Klassenraum ist, werden die Mobber auch nicht mobben, sondern warten immer, bis der Lehrer verschwunden ist und fangen dann erst richtig an.

Wissen die Mobber, dass das Mobbingopfer mit dem Lehrer gesprochen hat, wird es meistens noch schlimmer. Ebenfalls, wenn der Lehrer in einer Klassensitzung mit den Schülern spricht, dass dies nicht geht. Das Mobbingopfer steht als Petze da und wird noch heftiger gemobbt, als zuvor. Ebenfalls wenn der Lehrer mit den Eltern telefoniert, sind die Eltern meistens so wie die Mobber - uneinsichtig. Sie werden wohl eher darüber lachen und mit einem "Jaja" das Telefonat beenden.

Man könnte natürlich größere Maßnahmen ergreifen, aber dafür braucht der Lehrer handfeste Beweise. in unserer heutigen Generation klappt das gut, wenn die Mobber das Mobbingopfer auch über Facebook oder SchuelerVZ mobben. Dann gibt es Beweise, die man vor der Polizei zeigen könnte. Dann flattert auch gern eine Anzeige ins Haus, was natürlich die Schüler dann meistens wachrüttelt. Doch in der eigenen Freizeit, kann das Mobbing natürlich weiter gehen, ohne dass es jemand mitbekommt.

Mobbing ist allgemein ein sehr großes Problem und das Mobbingopfer befindet sich in einem Teufelskreis, egal was man macht, das Mobbing kann immer weitergehen und niemand außer das Mobbingopfer selbst, müssen davon was wissen. Schon alleine in der Freizeit ist dies sehr schwer nachzuverfolgen.

Ich selbst finde es erst richtig tragisch, wenn Schüler jahrelang gemobbt wurden und niemand ihm geholfen hat bzw. niemand da war, der beim Mobbingopfer war und ihm unterstützte. Diese Mobbingopfer kennen am Ende keinen Ausweg, als Amok zu laufen und die Mobber zu töten. Da beginnt die Tragödie dann, wenn die Psyche völlig zerstört wurde.

Sicherlich, sollte man etwas mehr unternehmen, doch die Frage die sich stellt ist eher, was man unternehmen soll. Man muss bessere Maßnahmen ergreifen können oder härtere Strafen durchführen, damit die Mobber endlich bemerken, dass dies nicht in Ordnung ist. Eigentlich kann man aber nur an den menschlichen Verstand appellieren und jeden Menschen schon im frühen Alter deutlich machen, dass Mobbing das Schlimmste und Dümmste ist, was man einem hilflosen Menschen antun kann.

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» Dennus » Beiträge: 1263 » Talkpoints: 0,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es übertrieben zu behaupten, dass viele Schüler in den Selbstmord getrieben werden, dies kommt sehr selten vor. Insgesamt ist die Gewalt an den normalen Schulen, die nicht in Problemvierteln liegen, im Vergleich zu früher stark zurückgegangen. Ich kann mich an früher (sechziger Jahre) erinnern, wo Prügeleien auf dem Schulweg und auf dem Schulhof völlig normal gewesen sind. Ich fand es immer sehr schlimm, mit anzusehen, wie mein Bruder verprügelt wurde.

Es ist aber gut, dass es nicht mehr so ist und dass mehr darüber geredet wird. Aber manchmal wird auch übertrieben. Sobald jemand einmal gehänselt wird, wird gleich von Mobbing gesprochen. Zu Mobbing gehört ein bisschen mehr, Mobbing muss über längere Zeit gehen und schwächere Personen betreffen. Kinder, die gleich stark sind und sich ab und zu mal raufen oder sich streiten, sind keine Mobbingopfer, wie es manche Eltern oft so darstellen.

Die Lehrer versuchen sehr wohl, bei offensichtlichem Mobbing einzugreifen und sind da sehr engagiert. In jedem Klassenzimmer hängen Verhaltensregeln, die die Kinder ausgearbeitet haben, wie man miteinander umgehen sollte. Aber auch Lehrer sehen natürlich nicht alles. Es ist wichtig, dass betroffene Kinder sich dem Lehrer oder den Eltern anvertrauen, nur dann kann etwas geschehen.

Es gibt aber auch Kinder, die sind extrem empfindlich. Sobald sie nur leicht angerempelt werden, rennen sie schon zum Lehrer und erzählen, dass sie körperlich angegriffen wurden. Kinder sollten auch lernen, Dinge ein bisschen einzuordnen und zu erkennen, ob irgendetwas schlimm oder nicht so schlimm ist. Diese Fähigkeit fehlt manchmal. ich denke insgesamt, dass sehr viel gegen Mobbing in den Schulen unternommen wird und das auch schon gefruchtet hat.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Es ist oft sehr schwierig heraus zu finden, ob jemand in einer Schulklasse von seinen anderen Mitschülern geärgert wird. In Deutschland ist es so, dass die Schüler in den Pausen nicht sehr stark beaufsichtigt werden. Meiner Meinung nach gibt es in den meisten Schulhöfen zu viel Platz und zu wenig Aufsichtslehrer. So gibt es in den Schulen immer viele Orte, die die Lehrer nicht beaufsichtigen können.

Also ist klar, dass Lehrer nicht alles aus ihren eigenen Augen mit bekommen können. Wenn beispielsweise eine Person aus einer Klasse von seinen Klassenkameraden geärgert wird, dann findet dieses Mobbing meistens in den Pausen statt. Davon bekommen die Lehrer natürlich nicht immer etwas mit.

Falls sie etwas mitbekommen. Beispielsweise, dass der Schüler blutet, weint oder sonst irgendwie verletzt ist, ist es meistens schon zu spät. Dann ist es schon so weit, dass seine Mitschüler handgreiflich werden. Da derjenige, der geärgert wird, meistens dann nicht mehr sehr viele "Verbündete" in der Klasse hat, traut er sich eben nur sehr selten etwas zu sagen.

Es ist oft so, dass sich auch unbeteiligte Mitschüler von dem Opfer abwenden, da sie Angst haben ebenfalls ins Visier zu geraten. So kann es schnell gehen, dass niemand mehr mit dem Schüler etwas zu tun haben möchte. Wenn dann das Wort mehrerer gegen einen steht, kann es ebenfalls sein, dass dem Schüler nicht geglaubt wird.

Allerdings ist es eben so, dass in den meisten Fällen der Schüler überhaupt nichts sagt, weil er Angst vor seinen Mitschülern hat. Ich habe so etwas auch schon auf mehreren Schulen mit meinen eigenen Augen gesehen und finde es ebenfalls erschreckend, dass erst so spät reagiert werden kann. Allerdings ist es eben so, dass meistens niemand dem Schüler hilft, da er selbst Angst hat.

Eine Idee wären Kameras in den Gebäuden und auf dem Schulhof, die so etwas immer aufnehmen würden. Allerdings müsste man hier dann die Schüler der Schule schon sehr stark unter Beobachtung halten. Denn anfangs ist die Gewalt, die gegen den Geärgerten ausgeht, ja nur verbal und wenn es dann auch physisch gegen ihn geht, ist es meiner Meinung meistens schon zu spät um zu helfen.

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» hennessy221 » Beiträge: 5132 » Talkpoints: -1,94 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich bin selber noch in der Schule und denke daher, das ganz gut beurteilen zu können. Zum Einen kriegen die Lehrer das nicht immer mit. Die Opfer machen sich nicht bemerkbar, weil sie sich schämen, oder denken, dass es nichts bringt, bei Lehrern um Hilfe zu bitten.

Und den zweiten Punkt kann ich persönlich leider sehr gut nachvollziehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei vielen Tätern leider schon Hopfen und Malz verloren ist. Wir haben in unserer Klasse schon vieles ausprobiert. Gespräche unter vier oder mehr Augen zwischen Täter und Opfer, Gespräche mit Lehrer, Gespräche ohne Lehrer, Gespräche mit Eltern, Gespräche in der Klasse, Gespräche mit neutralen Vertauenslehrern und Gespräche mit Sozialarbeitern. Was hat das gebracht? Gar nichts.

Ganz im Gegenteil, teilweise wurde es dadurch sogar noch schlimmer. Die Mobbingtäter fühlen sich auf den Schlips getreten und ärgern jetzt noch mehr, so nach dem Motto "Oh, du kleines Kind, brauchst wohl Hilfe von Mami und Papi" und so ein Mist.

Das Einzige, was bisher wirklich geholfen hat, war pure Ignoranz. Ich war selber mal in der Situation und seit ich den Idioten keinen Blick mehr schenke ist das Ganze wesentlich besser geworden. Leider gibt es auch dafür keine Garantie. Die Lehrer sind nur leider ab einem gewissen Zeitpunkt machtlos, wenn sie die Täter dadurch nur noch mehr aufstacheln. Dann liegt es am Opfer, die Situation richtig einzuschätzen und zu überlegen, wie gehandelt werden sollte. Das ist aber verdammt schwierig, besonders je nach Maß des Mobbings.

Ich bin aber auch der Meinung, dass es definitiv anders werden sollte. Man muss härter durchgreifen, denn Mobbing geht gar nicht! Und da das Opfer meiner Meinung nach nicht wegen sowas die Schule wechseln sollte, finde ich, dass die Täter nach Anrufen der Eltern und Ausprobieren verschiedener Möglichkeiten Schulverweise bekommen sollte, wenn sonst nichts funktioniert. Denn ganz ehrlich: Wer will so etwas auf seiner Schule haben?

» Tinker123 » Beiträge: 154 » Talkpoints: 10,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Mobbing ist der moderne Begriff für das Wort hänseln. Ich mutmaße mal, dass Mobbing so alt ist wie die Menschheit. Das ist den Primaten wohl eigen. Es liegt wohl an der Öffentlichkeitsarbeit, dass dieses Phänomen so viel Aufmerksamkeit bekommt. Schulen dürfen dies nicht schmälern oder ignorieren. Aber die Erzieher sollten immer noch die Eltern sein und ihren Kindern Verantwortung und Achtung gegenüber anderen Menschen und Mitschüler vermitteln. Es ist wohl Handeln und Mitarbeit zwischen Schulen und Eltern gefragt.

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» Gedankenzeugnis » Beiträge: 19 » Talkpoints: 3,85 »


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