Seniorenservice Seniorenhilfe als Geschäftsidee?

vom 03.05.2012, 21:24 Uhr

Meine Freundin ist gelernte Altenpflegerin und möchte sich beruflich verändern. Sie arbeitet nun schon 20 Jahre in ein und dem selben Seniorenheim und ist nun etwas über 40 und hat daran gedacht sich selbstständig zu machen. Sie dachte an eine Seniorenhilfe oder einen Seniorenservice. Sie möchte sich quasi nicht pflegerisch um die alten Leute kümmern, sondern eben eher als Zeitvertreib für die alten Herrschaften, als Hilfe im Alltag oder eben nur als Begleitung zum Arzt usw. Also bei allem, wo alte Leute Hilfe brauchen, außer bei der Pflege.

Wäre das eine Top Geschäftsidee oder eher schon ausgelutscht? Denkt ihr, dass man damit sein Geld verdienen kann? Sie ist die Arbeit in der Pflege einfach satt und möchte was anderes machen. Ist so eine Arbeit als 1-Personenunternehmen denk- und realisierbar?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Diese Geschäftsidee ist leider nicht neu. Die Seniorenhilfe gibt es in fast allen Städten. Ob in deiner Stadt auch, weiß ich nicht. Selbst das Deutsche Rote Kreuz bietet über den Kreisverband Hilfe an. So wird eingekauft mit oder ohne die Person, andere Besorgungen, Behörden und Amtshilfe, Unterstützung im Garten und Haushalt, Begleitservice und eben alles, was anfällt außer Pflege.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich habe vor einigen Jahren für eine Frau eine entsprechende Firmenseite erstellt. Sie betreibt das Geschäft zwar immer noch, aber arbeitet nebenbei wieder in einem Büro, weil sie sonst zu wenig verdienen würde. Daher würde ich aus heutiger Sicht zu einer solchen Selbständigkeit eher abraten oder es als zweites Standbein ansehen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich an ihrer Stelle würde es sein lassen, denn die Idee ist schon so ausgelutscht. Solchen Service findest du in jeder kleinen Stadt mehrfach. Als Nebenjob um noch ein bisschen das andere Gehalt aufzustocken, gern, aber als Hauptjob würde ich es sein lassen. Vorallem weil man als Einzelperson ja auch nicht so viele Kunden auf einmal bedienen kann und dann sind wieder Angestellte gefragt und die Kosten.

» Kokeilla » Beiträge: 180 » Talkpoints: 6,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Von dieser Geschäftsidee würde ich die Finger lassen. Viele Einrichtungen haben solche Leute im Haus und die alten Leute die in einer eigenen Wohnung leben, bezahlen für so etwas kein Geld. Denn es sind Ehrenamtliche unterwegs um dieses Aufgabenfeld zu übernehmen.

Ich kenne auch eine Frau, die sich mit der Idee selbstständig gemacht hat. Sie ist dann über die Ehrenamtlichen gestolpert und hat nach 4 Monaten aufgegeben.

» Friedmann » Beiträge: 561 » Talkpoints: -1,05 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, der Markt für diese Dienstleistung wird groß sein. Auch wenn es die Seniorenhilfe vielleicht schon in größeren Städten gibt, so gibt es sie bei uns in einem Randgebiet etwa noch nicht. Das Problem wird die Bezahlung sein. Wer soll wie viel für diese Dienstleistung zahlen, damit der Dienstleister auch davon leben kann? Wenn man sich mal vorstellt, wie groß die Kosten für die Selbstständigkeit sind, dann braucht sie schon einen ordentlichen Stundenlohn.

Ich denke, unter dreißig Euro sollte der nicht liegen, denn sie braucht ja immerhin ein Auto, braucht Software zum Planen ihres Tages und zum Rechnung schreiben, braucht Telefon, muss ihre Krankenversicherung, Renten- und Pflegeversicherung selbst zahlen. Dazu kommen solche Kosten für Papier und Porto für Rechnungen und Investitionen wie etwa Werbung. In der Zeit, wo sie im Büro sitzt, um ihre Schreibarbeiten zu erledigen und auch ihre Buchhaltung zu machen, wird sie zudem nicht bezahlt. Sie bekommt auch keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Und sie muss Umsatzsteuer ans Finanzamt abführen sowie Einkommenssteuer zahlen.

Wenn man dann aber in der Größenordnung ist, dann frage ich mich, welche Rentnerin für einen mehrstündigen Arztbesuch, bei dem sie auch noch lange warten muss, weit über hundert Euro bezahlen könnte? Soweit ich weiß, beziehen viele Rentner ergänzend Hartz 4, leben also am Existenzminimum. Und viele andere Rentner bekommen kaum mehr. Und allein ein Einkauf würde dann schon dreißig Euro kosten zuzüglich des Einkaufs selbst. Ich denke, das kann kein Rentner bezahlen, schon gar nicht mehrfach im Monat.

Allein aus diesem Grund gibt es die vielen ehrenamtlichen Helfer, denn der Markt ist zwar da, aber kein Geld, um diese Dienstleistungen zu finanzieren. Deshalb würde Deine Freundin vermutlich mit ihrer Idee scheitern.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde die Idee sehr gut, auch wenn es den Service schon gibt und die Idee nicht neu ist. Es gibt jedoch immer Leute und Angehörige, die einschlägige Internetseiten und die Firmen, die man da findet, nicht in Anspruch nehmen, eben weil die Erfahrung, das Vertrauen oder einfach der Wille fehlt.

Viele Senioren wollen manchmal einfach nur eine einfache Betreuung, oft nur für wenige Stunden am Tag und kein Rundum Sorglos Paket. Das Problem ist, viele Senioren sind alleine, körperlich und geistig zu fit fürs Seniorenheim aber eben ohne Partner.

Wenn man sowas vor hat, ist eine Planung und ein Businessplan sehr wichtig. Sich damit auseinander zu setzen mit allen Vor und Nachteilen, sowie auftretenden Eventualitäten. Ich denke mal, wenn man eine bestimmte Anzahl an Senioren hat, die man in der Woche betreut, wird es gehen. Um von irgendwelchen Trägern unabhängiger zu sein, wäre es sicher gut, wenn man sich von den Angehörigen oder Senioren selbst bezahlen lässt, also es Freiberuflich macht, mit allen Pflichten aber auch Rechten.

Auch der Fall, dass man krank wird oder in den Urlaub fahren oder fliegen will, kann eintreten. Gibt es dann eine Vertretung und will der jeweilige Senior von diesen "Ersatz" in deiner Ausfallzeit vertreten werden? Man baut ja auch Bindungen und Vertrauen auf, wenn man Senioren betreut.

Das zu machen und aufzuziehen, kann unter Umständen dauern. Es stehen am Anfang nicht 10 Senioren vor der Tür und sagen einem: Ich möchte dich als Hilfe oder Zuhörer. Diese Art der Aquirierung kann sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.

Die Planung und erstmal zu wissen, was man alles anbieten kann und darf sowie die rechtlichen Dinge, die es evtl. abzuklären gilt, brauchen auch seine Zeit und einen langen Atem. Ich würde dazu raten, einen Existenzgründerkurs zu besuchen, sich zu informieren und beraten zu lassen. Arbeitsämter können sicher auch Tipps geben. Ein Hineinstürzen von heute auf Morgen in die Materie und in die Tätigkeit würde ich nicht.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mit 10 Senioren wirst du nicht weit kommen. Du kannst kalkulieren, dass du 40 Euro pro Stunde verdienen musst, damit die Idee tragfähig ist. Das ist aber eigentlich nicht zu schaffen. Wer soll sich das leisten können?

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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