Einem Kleinkind Grenzen setzen - wie konsequent sein?

vom 03.05.2012, 07:43 Uhr

Dass Kinder Grenzen aufhalten, ist ja allgemein bekannt. Wie sieht es aber konkret mit Grenzen setzen bei Kleinkindern aus, die nun noch nicht so großartig in der Lage sind, sich mit Worten zu äußern? Ein liebevoller Umgang ist mir durchaus bewusst und dass es ohne Geduld nicht geht, ist mir natürlich ebenfalls bekannt. Dennoch muss man ja durchaus einem Kleinkind klar machen, dass es nun einmal Grenzen gibt, die auch eingehalten werden müssen und die ihre Berechtigung haben. Wie kann man einem Kleinkind so etwas beibringen? Sollte man da immer konsequent sein oder ist es auch okay, die Konsequenzen nicht einzuhalten und die Grenzen dann sozusagen aufzuheben? Wie handhabt Ihr es, wie habt Ihr es gehandhabt? Sind Grenzen für Kleinkinder überhaupt schon oder noch wichtig? Wie seht Ihr es?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Konsequenzen nicht einzuhalten bedeutet nicht, die Grenzen aufzuweichen. Die Kinder wissen ja immer noch, wo die Grenzen sind. Ich habe Grenzen gesetzt und trotzdem manchmal die Strafen aufgehoben, wenn wir die Tat durchdiskutiert hatten und ich das Gefühl hatte, dass Einsicht da war. Es gab sozusagen eine Strafe auf Bewährung. Grenzen sind ja nicht immer absolut. Die Kinder müssen auch lernen, dass sie wahrnehmen, wann wo welche Grenzen gelten. z. B. darf man zu Hause schon mal gemütlich ohne Benimmregeln essen, aber im Restaurant natürlich nicht. Im Biergarten darf man laut sein, aber im vornehmerer Umgebung nicht. Es gibt also keine festen Grenzen, je nach Umgebung sind sie anders. Wenn Strafen immer konsequent erfolgen, probiert das Kind auch nichts mehr aus und verliert ein Stück Optimismus.

Allerdings darf man sich auch nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Es handelt sich wie immer bei der Erziehung um eine Gratwanderrung, wo man durchaus auch ein wenig seinem Gefühl trauen sollte. Jedes Kind ist anders, bei manchen reicht eine etwas lautere Stimme, bis sie verstehen, dass sie eine Grenze überschritten haben und gehorchen auch sofort. Bei anderen Kindern muss man härter durchgreifen und auch konsequenter sein.

Eine absolute Konsequenz ist unmenschlich und verhindert einen konstruktiven verbalen Austausch. Außerdem ist das vergeben Können auch eine wichtige menschliche Eigenschaft, die uns von den Tieren unterscheidet. Das spielt auch in jeder Religion eine wichtige Rolle.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Meine Kleine ist ja, wie Einige wissen, 15 Monate alt und auch sie hat schon Grenzen. Sie versteht ganz genau was sie darf und nicht. So weiß sie genau was „Nein“ bedeutet. Zuerst sagen wir es dann ganz ruhig und meist hört sie dann schon auf, wenn sie eben irgend etwas nicht soll. Wenn sie dann jedoch nicht aufhört, was auch des Öfteren mal vorkommt, dann wird meine Stimmlage etwas ernster und ein wenig lauter. Das versteht die Kleine dann sofort. Ich schreie dabei nicht mit ihr, sondern sage ihr einfach bestimmt, dass sie etwas nicht soll. Meist fängt sie dabei dann zwar an zu weinen, aber sie versteht in jedem Fall, dass sie es nicht soll. Ich glaube mit der Tonlage kann man sehr viel bewirken und machen.

Wir sind recht locker in unserer Erziehung, was aber nicht heißt, dass es keine Grenzen gibt. Es gibt einfach Dinge, bei welchen ich mich frage warum man es nun verbieten sollte und oftmals fällt mir einfach keine Begründung ein. So ist es zum Beispiel mit dem Ausräumen von Schränken. Wir haben alles so umgeräumt, dass die gefährlichen Sachen oben stehen und die Sachen die unsere Tochter haben kann unten. So muss ich nicht ständig meckern und einfach ab und an die Sachen wieder in die Schränke räumen. Ich finde mit Vorsorge kann man das Grenzensetzen auch schon etwas im Zaum halten und beeinflussen.

Regeln und Grenzen sind wichtig, aber in einem bestimmten Maße. Viele Dinge darf meine Tochter auch schon selbst entscheiden. So durfte sie beispielsweise von Anfang an entscheiden zu wem sie auf den Arm möchte und zu wem nicht, auch wenn das den meisten Leuten in meinem Umfeld nie verstehen konnten. Ich glaube, dass ein Kind auch unbedingt schon früh die eigene Entscheidungsfreiheit braucht und dabei selbst an die eigenen Grenzen stößt.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, vor allem, wenn bei komplexen Alltagssituationen und häufig vorkommenden Sachen, sollte man mit dem Kind reden und ihm erklären, warum diese und jene Grenze sinnvoll ist, denn wenn das Kind ein Problem versteht, hält es sich auch besser an Regeln, so fällt es leicht, konsequent in der Erziehung zu sein.

» wall-eeee » Beiträge: 5 » Talkpoints: 1,17 »



Jedem Kind müssen seine Grenzen aufgezeigt werden. Das ist ganz klar. Ohne Grenzen hättest du Chaos ohne Ende und die Kinder regieren letztendlich über dich. Das denke ich, wirst du sicherlich nicht wollen. Daher sollte man jedem Kind eben Grenzen aufzeigen und diese auch konsequent einhalten, denn eine Regel bringt überhaupt nichts, wenn man sie einen Tag befolgen muss und am nächsten gilt sie dann auf einmal nicht mehr oder soll anders ausgeführt werden. Das wäre inkonsequent und nur wieder zum Chaos statt zu einem geordneten Leben bzw. Verhalten des Kleinkindes führen.

Ebenso wie es im Leben eines Kindes Grenzen gibt, muss es dann natürlich auch Konsequenzen geben, wenn das Kleinkind die Grenzen nicht einhält und diese überschreitet. Ansonsten, wie gesagt, bringen Grenzen gar nichts. Die Konsequenzen können nur kurzwierig sein oder auch länger anhalten, wenn das Kind schon etwas älter ist.

Wie es allerdings letztendlich aussieht mit dem Einhalten der Grenzen und Konsequenzen liegt bei den Eltern. Trotzdem, dass ich mir zum Beispiel selber vornehme, hart zu bleiben und meinem Sohn bei einem Fehlverhalten eben eine Konsequenz mitteile, fällt es mir manchmal sehr schwer, diese Konsequenz auch letztendlich komplett durch zu ziehen, denn ich werde manchmal fast weich, wenn ich ihn bitten und betteln sehe und ihm Kullertränen aus den Augen laufen. Wenn man aber in so einer Situation nachgibt, hat allerdings dann das Kind gewonnen und wird beim nächsten Mal genauso ein Theater abziehen, weil es ja weiß, dass es mit dieser Masche Glück bei seinen Eltern hat und das erreichen kann, was es möchte.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei Kleinkindern kann man meist nur mit einem Nein agieren, weil ihnen einfach noch das Verständnis für größerer Erklärungen fehlt. Einfaches Beispiel meiner Töchter aus dem Alter. Irgendwann kamen sie auch dahinter, dass man mit der Hand auch zuschlagen kann. Beim ersten Mal kam ein Nein, beim zweiten Mal auch noch, wenn auch schon in einer anderen Stimmlage. Beim dritten Versuch habe ich die Hand einfach abgefangen und nochmals ein nachdrückliches Nein dazu gesagt.

Es war also eine Kombination aus Reden und Handeln. Je nach Alter des Kindes hat es ja dann auch schon gewisse tägliche Abläufe, welche man durchaus auch mal ausfallen lassen kann. Und auch wenn man davon ausgeht, dass ein Kind dies noch nicht alles versteht, sollte man den Grund erklären. Allerdings sollte man auch nicht für ein Vergehen am Morgen dann am Abend die Geschichte ausfallen lassen. Dieser Zeitraum ist zu lange und das Kind begreift zwar, dass es bestraft wird, aber weiß nicht mehr warum.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Es ist in meinen Augen von Beginn an wichtig, dass Kinder lernen, dass es gewisse Grenzen und Regeln und damit auch Konsequenzen gibt. Umso jünger das Kind ist, desto einfacher müssen diese Grenzen und Regeln zu verstehen sein und benötigen auch weniger ausführliche Erklärungen. Auch die Konsequenzen dürfen bei einem jungen Kind in meinen Augen nicht zu drastisch sein.

Umso älter das Kind aber dann wird, desto klarer kann man die Grenzen und Regeln erklären und dem Kind auch zumuten zu wissen, warum es etwas nicht tun darf. Die Konsequenzen sollten dann meiner Meinung nach auch ein Ausmaß haben, das dem Kind klar macht, dass das Überschreiten besagter Grenzen nicht in Ordnung ist. Bei einem drei bis fünf Jahre altem Kind denke ich, dass beispielsweise ein einmaliges Verbot von Süßigkeiten naschen oder Fernsehen ausreicht. Bei älteren Kindern kann man dann durchaus schon mehrere Tage daraus machen.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde es ebenfalls äußerst wichtig, dass man Kindern schon sehr früh klarmacht, dass es eben auch gewisse Regeln gibt und man sich nicht alles erlauben kann. Ich habe meinem Sohn auch nicht alles durchgehen lassen, auch wenn er noch recht klein war. Es geht einfach nicht, dass er nach anderen Leuten schläft oder gezielt Dinge nach ihnen wirft. Er war damals zwar noch klein (ca. 13 Monate), aber ich habe dann erklärt, dass es nicht geht. Ein energisches "Nein" hat da eigentlich immer sehr gut funktioniert. Ich habe den Kleinen nicht angeschrien, sondern nur meine Stimmlage verändert. Auch wenn sie nicht alle Worte verstehen, merken sie trotzdem, dass etwas anders ist.

Manchmal habe ich ihm dann auch einfach Dinge weggenommen, wenn er nicht aufgehört hat, damit zu schlagen. So hat er dann auch schnell gemerkt, dass sein Handeln auch Konsequenzen hat und so war das Schlagen mit Gegenständen schnell kein Thema mehr, da er gemerkt hat, dass seine Sachen nicht mehr da sind und er nicht mehr so schön spielen kann. Was ich auch wichtig finde, ist die zeitnahe Konsequenz, die sich aus dem Fehlverhalten ergibt. Ein Kind sollte es direkt merken, wenn es etwas falsch macht. Wenn es morgens nach den Eltern schlägt und ihm abends dann als "Strafe" keine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen wird, ist das Unsinn, denn es kann den Zusammenhang der jeweiligen Handlungen noch gar nicht nachvollziehen. Ich bin damals auch oft weich geworden und war nicht so konsequent, wie ich habe sein wollen, aber trotzdem wusste mein Sohn ganz genau, was er sich erlauben konnte und was nicht.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich war da äußerst konsequent, allerdings gab es auch geregelte Ausnahmen. Was sich erst einmal wie ein Widerspruch anhört ist aber keiner weil die Ausnahmen dann auch die Regel waren. Unser Sohn durfte nie in unserem Bett schlafen und er wurde auch nie getragen wenn ihm die Spaziergänge zu weit waren. Ich konnte mich da noch gut an meine Kindheit erinnern und wie schamlos ich das ausgenutzt hatte. Er wusste das es da keine Ausnahmen gab und er fragte auch nicht danach, beim Wandern ruhten wir uns auch zwischendurch aus wenn er es sagte damit es dann mit frischer Kraft weitergehen konnte. Bei den geregelten Ausnahmen war es so dass bei den Geburtstagsfeiern es zur Feier gehörte dass er abends etwas länger aufbleiben durfte, aber nur wenn der Mittagsschlaf auch absolviert wurde. Wenn nicht, dann gab es auch keine Verlängerung. Beim Abendbrot gab es auch klare Regeln. Zwei Schnitten waren Pflicht, egal wie viele Kekse vorher gegessen wurden.

Das hat immer gut funktioniert, wehret den Anfängen sage ich immer. Ich war und bin der festen Meinung dass Kinder geregelte Tagesabläufe brauchen um mit dem Alltag klar zu kommen und dass sie alle sehr schnell begreifen müssen dass es keine Ausnahmen gibt wenn sie sich keinen Ärger einhandeln wollen. Man muss es nur von Anfang an konsequent durchziehen, die Regeln lockern kann man immer noch, dann aber wiederum auch auf Dauer. Auch wenn sie noch zu klein sind um sich über die Sprache zu artikulieren funktioniert das ganz gut, eben weil sie anders ihre Umwelt begreifen als die Erwachsenen. Um bei dem Beispiel mit dem Wandern zu bleiben, wenn sie müde sind und sich in den Dreck plumpsen lassen dann können sie da sitzen bleiben bis es wieder geht oder es ihnen zu langweilig wird. Unser Sohn hatte im Babyalter mal für kurze Zeit die Angewohnheit sein großes Geschäft in der Badewanne zu machen, er wusste dass es verboten war, aber wahrscheinlich regte das warme Wasser seine Darmtätigkeit an und er konnte gar nicht anders. Wenn dieser Fall eintrat dann brauste ich ihn mit fast kaltem Wasser ab damit er wieder sauber wurde. Dabei schrie er immer wie am Spieß, aber das beeindruckte mich nur wenig. Ich wusste ja dass es nicht weh tut sondern nur unangenehm ist. Hier folgte immer die Strafe auf dem Fuße.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wenn Kinder nicht schon im Kleinkindersalter lernen, dass es Grenzen gibt, die sie auch einhalten müssen, dann wird es auch später damit Probleme geben. Wenn die Eltern dann nicht autoritär sind, kann es auch gut sein, dass sie es später auch nicht sind und falls doch, wird das Kind mitunter Probleme haben, die Eltern als Autoritäten anzuerkennen, weil es sie einfach noch niemals als solche wahrgenommen hat. Und aus diesem Grunde gilt, dass man auch im Kleinkindalter auf jeden Fall schon konsequent und strikt sein sollte. Je früher es das Kind lernt, desto besser.

Wenn es um die Frage geht, wie man es einem Kleinkind beibringen kann, obwohl es eben noch keine richtige Unterhaltung führen kann, würde ich mal sagen, dass es man hier auf andere Methoden zurückgreifen muss, wie eben den berüchtigten Popoklaps. Es ist aber auch wichtig, dass man so nicht bei jeder Kleinigkeit mit dem Kind umgeht, diese Art Grenzen zu setzen sollte nur für wichtig Dinge gelten, wie beispielsweise, dass das Kind lernt, nicht auf die Straße zu laufen oder sich dieser zu nähern, wenn die Eltern nicht dabei sind. Auf eine andere Art und Weise kann man es einem Kind leider nicht beibringen und schlimm ist das auch nicht, wenn man richtig an die Sache herangeht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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