Olympia und Tibet - geht das?
Das Olympia-Jahr ist sicherlich kein leichtes für China, oder vielleicht sollte ich besser sagen für die chenisische Führung. Letztes Jahr war mit den verseuchten Spielwaren China schonmehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, als es der Führung recht gewesen sein kann. Nicht nur die Produktionsmethoden wurden hinterfragt, auch die Produktionsbedingungen für die Arbeiter kamen ans Tageslicht, wenn auch nicht so ausgeprägt, aber immerhin wurden sie doch angesprochen. Peinlich berührt versprach man Besserung, verhängte Sanktionen und wollte mehr Kontrollen einführen. Inflation, Massenarbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung und fehlende Demokratie machen das Land im Inneren aber immer unstabiler.
Und genau zu diesem Zeitpunkt kommt nun die Olympiade nach China. Damit kommen auch tausende von Journalisten ins Land, die berichten möchten. Und vielleicht auch ein wenig mehr, als nur von sportlichen Ereignissen. Genau dies könnten gesellschaftliche Gruppen ausnutzen, die endlichmehr Aufmerksamkeit haben möchten. Dazu gehören auch die Tibeter. Wobei im Fall Tibet die Reaktion Chinas klar war, massiv eingreifen und die Lage schnell beruhigen, denn zwischen den Zwischenfällen und der Olympiade liegen nun noch ein paar Monate. Wenn sich die Lage schnell beruhigt, dann ist das Thema bis zu den Spielen aus den Schlagzeilen. Das ist sicherlich der Plan, aber dieser Plan dürfte sichnicht so leicht umsetzen lassen wie irgendwelche Fünf-Jahres-Produktionspläne.
Eine weitere Provokation für die Tibeter ist es, dass man in China weiterhin plant das olympische Feuer auf den Himalaja zu tragen. Damit möchte man sicher auch ganz klar zeigen, dass Tibet zu China gehört. Und was kommt von der Politik? Nichts, wer sollte sich auch einmischen. Putin kann in Tschetschenien machen was er will, China in Tibet. Die Welt schaut weg. Und das Olympia, die Veranstalter, was sagen die dazu? Rogge, der IOC-Präsident, rudert zurück, erklärt, dass man nur eine Sportorganisation sei und nur an China appellieren könne. Mehr nicht. Eine Absage der Olympiade hätte massive wirtschaftliche Folgen, mehrere Milliarden Dollar Schaden für alle Beteiligten.
Ich habe nie damit gerechnet, dass sich irgendjemand aus Politik, Wirtschaft oder Sport öffentlich zu kritisch dazu äußert, aber Schweigen in diesem Umfang ist nun doch ein wenig übertrieben. Für mich gilt jedenfalls auch weiterhin, dass ich keine Produkte aus China kaufe. Nicht nur, dass ich keine ungesunden Materialien in der Kleidung oder in Gebrauchsgegenständen haben möchte, ich möchte auch nicht den Kampf gegen Tibet und Zwangsarbeit unterstützen.
Olympia und China war für mich schon von Anfang an eine Frage, denn auch im eigenem Land werden die Menschenrechte alles andere als eingehalten. Nur ist da reine olympische Gedanke doch schon lange auf der Strecke geblieben und es herrscht der Konsum. Deswegen glaube ich auch nicht, dass es Sanktionen gegen China geben wird, da blähen sich ein paar Politiker und Funktionäre auf, damit sie später sagen können, wir wollten es ja nicht, aber die Spiele werden statt finden.
Sanktionen gegen China mittels eines Boykotts der Olympischen Spiele halte ich für den vollkommen verkehrten Weg. Diese Art der Sanktionen haben ja mittlerweile bei mehreren olympischen Spielen nichts verändert. Ich möchte nur an den Boykott der Spiele von 1980 in Moskau erinnern, es ist kein einziger Soldat der Sowjetunion aus Afghanistan abgezogen worden, weil einige Länder der westlichen Welt die Spiele boykottiert haben.
Auch die jetzt aufkommende Diskussionen über die Vergabe der Spiele an Peking, und die Meinung einiger Politiker, man dürfe die Spiele nur noch an Staaten vergeben, die die Menschenrechte einhalten, halte ich für heuchlerisch. Wohin sollen denn die Spiele dann noch vergeben werden ?
Die USA dürften ja dann auch keine Spiele mehr erhalten, denn erstens wird in den USA die Todesstrafe vollstreckt, und zweitens werden ja die Menschenrechte mit Genehmigung des Präsidenten nicht eingehalten, indem der Präsident der CIA das Recht der Folter zugesteht.
Auch wenn es schwierig ist, Länder in denen die Todesstrafe verübt wird, ganz auszuschließen, das Maß in dem China gegen die Menschenrechte verstößt geht ja wohl über die Schmerzgrenze hinaus. Es ändert vielleicht nichts, wenn man diesem Land das Austragen der Olympischen Spiele verbietet, aber es setzt ein Symbol.
Suchfunktion = Boykott der Olympischen Spiele in Peking ?.
Hier wollte ich aber nicht unbedingt den Boykott diskutieren, sondern eher, wie sich China denn verhalten soll. Und auch, was im Inneren Chinas passiert. Chinas kommunistische Partei hat mit der Revolution das Land geeinigt, so jedenfalls die offizielle Lesart. Und wenn nun eine Region mehr Autonomie fordert, was kann die Partei machen, um Ruhe zu bewahren. Und das dann vor dem Hintergrund, dass Olympia die Freiheitsbestrebungen einiger Regionen verstärken könnte und auch mehr Forderungen aus dem Land heraus nach Meinungs- und Pressefreiheit kommen.
Chinas Befürchtungen sind ganz klar die über 20.000 Journalisten, die ins Land kommen werden und vielleicht auch mal das einoder andere kritische berichten werden. Wie wird es sich in dieser Zeit mit der Präsenz von Polizei und Militär verhalten? Werden die Wege von Wachposten zu gepflastert sein und man dies damit begründen, dass man Anschläge vermeiden möchte? Oder wird es auffallen, dass man außerhalb der olympischen Gelände kaum einen Spielraum haben wird sich frei zu bewegen.
Die ganze Welt wird für einen Monat nach China blicken und da dürfen keine schlechten Nachrichten produziert werden. Nur wie kann man das vermeiden? Klar ist, dass China es wohl wie in Tibet machen wird, Kritiker kommen einfach ins Gefängnis. Die Frage ob und wie man boykottiert oder sein Unbehagen ausdrückt ist sehr schwierig und nicht einfach zu beantworten.
Für mich war das von Anfang an auch ein Thema. Als die Wahl auf China als das Land, das die Olympischen Spiele 2008 austrägt, fiel, war ich mehr als erstaunt, dass diese Wahl ohne Veto angenommen wurde. Neben den schon seit Jahren schwelenden Konflikten in Tibet gibt es in meinen Augen viele Dinge, die in China nicht so sind, wie sie eigentlich in einem Land sein müssten, in dem die Olympischen Spiele stattfinden.
Da wären zum Beispiel die Art und Weise, wie die chinesische Regierung mit oppositionellen Studenten umgeht - man denke nur an die blutige Niederschlagung diverser Studentenkundgebungen auf dem Platz des himmlischen Friedens. Oder dass gleich zig Dörfer umgesiedelt werden, um den größten Staudamm der Welt zu bauen. Und das unter dem Vorwand der Stromgewinnung. Dies allerdings in einer Gegend, wo die Besiedlung so gering ist, dass der Strom kostenintensiv sehr weit transportiert werden muss. Oder man nehme die Lebensumstände in den chinesischen Dörfern weitab der Großstädte. Oder wie die chinesische Wirtschaft vorangetrieben wird, ohne dabei Rücksicht auf die Umwelt, die Bevölkerung und die Arbeiter zu nehmen. Die Liste ließe sich noch endlos fortführen.
Immerhin stehen die Olympischen Spiele für gewisse Ideale wie Menschenrechte, Gleichheit, Gerechtigkeit, usw. Auch wenn diese in der heutigen Zeit eher durch den Kommerz verdrängt werden, existieren sie trotzdem noch. Und meiner Meinung nach repräsentiert ein Land wie China nicht diese Ideale.
Naja, andere Länder haben auch schon die Olympiade bekommen trotz sehr vieler Verstöße gegen "westliche Ansichten" um es mal so zu sagen. Daher ist das kein Argument, China hier auszuschließen.
struppi66 hat geschrieben:Immerhin stehen die Olympischen Spiele für gewisse Ideale wie Menschenrechte, Gleichheit, Gerechtigkeit, usw. Auch wenn diese in der heutigen Zeit eher durch den Kommerz verdrängt werden, existieren sie trotzdem noch.
Äh dafür standen die Spiele noch nie, weder in der Antike noch in der Neuzeit - ich würde also nichts dazudichten was es nicht gibt. Daher kann man China eben aus solchen Motiven nicht die Olympischen Spiele absprechen, ganz egal ob in China nun vieles zu verurteilen ist oder nicht.
Olympia und Tibet passt nicht zusammen. Da kann es nur Probleme geben und ich bin ehrlich gesagt dafür, dass die Olympischen Spiele boykottiert werden. Es muss China gezeigt werden, dass sie nicht alles machen können was sie wollen. Und dass China ihr eigenes Volk von den Unruhen in Tibet nicht richtig unterrichtet finde ich schon sehr diktatorisch. Es wird nur die Brutalität der Tibeter gezeigt. Dass diese aber die Antwort auf die Politik Chinas sind, wissen die meisten Chinesen nicht.
Würde man die Olympischen Spiele boykottieren, würde China sich hoffentlich angegriffen fühlen und überlegen, für was sie stehen. Für ein großes Land, dass demokratisch wird oder doch ein Land ist, was Minderheiten unterdrückt und zwingt Abhängigkeit zu China auszubauen.
Nun sind ja ein paar Tage wieder vergangen und die Berichte werden wieder zurückgefahren, gibt ja kaum was neues. Persönlich bin ich der Meinung, das das ganze boykottiert werden sollte, um China zu zeigen, das es so nicht geht, das gerade der Olympische Gedanke etwas anderes aussagt als Gewalt, Unruhen und Krieg. Gerade hier sollten die allgemeinen Menschenrechte geachtet werden, wird dieses nicht befolgt, sollte es drakonische Strafen geben.
Wenn ich aber nun alles betrachte, so muss ich sagen, das ein Boykott so gut wie unmöglich ist. Die Sportler bereiten sich 4 Jahre auf diesen Großkampf vor, es werden Milliarden investiert (was ein Land nur dann verkraften kann, wenn die Einnahmen wieder eingespielt werden), es werden massive Handelsbeziehungen geknüpft und versprechen abgegeben, es geht um viel Geld für die einzelnen Ländern im Falle eines Medalliengewinnes.
Diese Sachen müssen berücksichtigt werden und im ganzen betrachtet würden Sanktionen (egal welcher Art) in erster Linie die Sportler treffen und dann in kaum unverminderter Wucht die einzelnen Ländern, wenn Handelsbeziehungen eingeforeren werden würden oder gar ganz eingestellt werden, wenn es vielleicht noch weitere schärfere Sanktionen geben würde (zum Beispiel in Richtung Tibet). Leider regiert hier das Geld und nicht mehr der Sportsgeist, wie bei so vielen Veranstaltungen im Sport.
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