Beichte - Welche Erfahrung habt ihr mit der Beichte?
Wie ich bereits in einem anderen Thema bereits eben erwähnt habe, würde ich gerne mal eine solche Beichte, wie es Katholiken manchmal tun, ablegen. In Filmen merkt man oft, dass diejenigen, die gebeichtet haben, immer sehr erleichtert darüber wirken. Allerdings ist das ja auch immer sehr gestellt und muss im realen Leben natürlich nicht so laufen. Nun würde ich gerne mal von euch wissen, was ihr von der Beichte haltet und ob es euch wirklich geholfen hat euer Gewissen zu bereinigen.
Mir ist natürlich klar, dass man durch die Beichte seine Taten nicht rückgängig machen kann. Dennoch schwören gerade gläubige Menschen darauf. Ich bin zwar nicht besonders gläubig. Allerdings war ich eine Zeit lang bei einem Seelenklempner und auch das fand ich sehr angenehm.
Ich habe nur zweimal gebeichtet, nämlich die beiden Male, die vor der Erstkommunion Pflicht sind. Damals war ich 8 oder 9 Jahre alt, ich kann also nur aus einer kindlichen Sicht darüber berichten. Ich fand es ziemlich unangenehm, einem Menschen, den ich so gut wie gar nicht kenne, also dem Pfarrer, zu erzählen, was ich so alles angestellt hatte. Wirkliche Sünden hat ein normaler Mensch in dem Alter sowieso noch nicht begangen, also ist es eher albern, da rein zu gehen und seine Kinderstreiche zu beichten. Wobei ich auch jetzt als Erwachsener nicht der Meinung bin, irgendetwas getan zu haben, was eine Beichte wert wäre. Erleichtert habe ich mich danach zwar schon irgendwie gefühlt, aber nicht, weil gedacht habe, Gott hätte mir nun meine Sünden vergeben, sondern einfach nur erleichtert, weil ich es hinter mir hatte. Was ein wirklich gläubiger Mensch dabei empfindet, kann ich nicht sagen, da ich das nun mal nicht bin.
Ich empfinde es als grundsätzlich falsch, vor etwas wie einer höheren Allmacht, also Gott, zu "beichten". Schon alleine das von der Religion konstruierte Wort "Beichte" ist ein reines Machtinstrument, eine Aufforderung, etwas "gestehen zu müssen". Das ist nicht richtig, das muss man sich klar machen. Du musst niemanden etwas "beichten" außer dir selber gegenüber. Wenn du etwas "falsch" gemacht hast, weißt du es und du machst es eben das nächste mal besser. Aber du "schuldest" niemanden ein Geständnis.
Die Sache mit dem Seelenklempner, von der du erzählt hast, ist etwas anderes. Da geht es darum, dass du deine "Psyche reinigst" indem du mit einer neutralen Person redest, die mit dir "auf einer Ebene ist". Es geht einfach um ein Aussprechen von Mensch zu Mensch. Sobald du jedoch mit dem Priester reden willst, musst du dir im Klaren sein, dass du dich freiwillig in die mentale Situation begibst, dass es hierbei nicht mehr um ein Gespräch auf einer Höhe geht, sondern du einer Allmacht etwas beichtest. Du solltest dein Leben (psychisch) in der Hand haben und nicht irgendeine Allmacht.
Erst einmal sollte man, wenn man sich in Behandlung begibt, nicht von einem Seelenklempner sprechen. Wenn Dir der Psychologe, Therapeut oder wer auch immer geholfen hat, ist es doch gut, aber ich denke, dass eine solche Gesprächstherapie, wie Du sie scheinbar gemacht hast, nicht mit einer Beichte vergleichen lässt. Bei der Beichte geht es ja um eine Gewissenserleichterung und um die Vergabe der Sünden, die man quasi begangen hat. Ob jemand nun regelmäßig zur Beichte geht, weil er einfach nur mit dem Pfarrer sprechen möchte oder ob er wirklich so viel auf dem Kerbholz hat, ist schwer zu sagen.
Meine Erfahrungen mit der Beichte sehen so aus, dass ich nun mal katholisch getauft worden bin und auch in einem katholischen Dorf aufgewachsen bin. Dort war es dann mehrmals im Jahr üblich, als Kind/ Jugendliche zur Beichte zu gehen, selbst, wenn man sich nichts zu schulden kommen hat lassen. Ich fand es immer merkwürdig, weil ich mir quasi etwas aus den Fingern saugen musste, aber eine Erleichterung, von der Du schreibst, habe ich nie etwas bemerkt.
Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ich als Erwachsene auch mal zur Beichte gegangen bin. Klar könnte ich die Beichte noch nachholen, aber irgendwie stehe ich mit dem Glauben an Gott und an die Vergebung auf dem Kriegsfuß. Zudem habe ich auch nicht das Bedürfnis, mich vor einem Pfarrer zu äußern, ob und wie ich irgendwelche Sünden begangen habe. Bei der Beichte geht es nur um das Religiöse, den Weg, mit den eventuell begangenen Sünden musst Du sowieso weitergehen, eine Hilfe habe ich da bestimmt nicht erhalten. Bei einer Therapie hingegen lernt man ja im Grunde, Hilfe zu bekommen, diese anzunehmen und mit der Hilfe dann auch ins Reine zu kommen. Ich sehe da Unterschiede, da man mit einmal Rosenkranz beten bestimmt nicht ein besseres Leben führen kann, während es mit einer Hilfe durch einen Therapeuten oder ähnlichem einfach eine "aktive Hilfe" ist.
Ich war als Kind katholisch und wir mussten regelmäßig zur Beichte gehen.Es gab die 10 Gebote extra für die Kinder. Die haben wir nacheinander aufgesagt und dann entweder "Nichts" gesagt, wenn wir gegen dieses Gebot nicht verstoßen hatten oder die Sünde zugegeben. Man hatte so ein Gefühl dafür, wie viele Vergehen der Pfarrer erwartete und welcher Art. Es gab zum Beispiel ein Gebot "Du sollst nicht lügen". Da habe ich immer gesagt: "Ich habe gelogen." , weil ich wusste, dass ich dafür nicht in die Hölle, sondern höchstens ins Fegefeuer kam. Wann und wie und wen ich angelogen hatte, interessierte den Pfarrer nicht.
Es gab ein so genanntes 6. und 9. Gebot "Unschamhaftigkeit". Ich hatte keine Ahnung, was das war, wusste aber, dass es irgendetwas Peinliches war, und ich habe immer ganz schnell "Nichts" gesagt. Ich habe eigentlich immer dieselben Sünden gebeichtet. Lügen, das Abendgebet vergessen und Ungehorsam, ob ich diese Sünden nun begangen hatte oder nicht. Ich weiß, dass meine Schwester es ähnlich gemacht hat. Am Ende der Beichte hat der Pfarrer dann immer irgendeine kurze Geschichte über einen Heiligen erzählt, dessen Tag gerade war und dem wir nacheifern sollten, und dann hat er uns unsere Sünden vergeben. Als Buße mussten wir dann auf den harten Holzbänken der Kirche kniend eine gewisse Anzahl von Vater Unsern oder Ave Maria beten, die ich aber nicht mehr kann.
Das Schöne an der Beichte war, dass ich mich hinterher von allen Sünden befreit gefühlt habe und sozusagen mein Leben wieder von vorne anfangen konnte. Das war aber der einzige Vorteil. Schlimme Sünden hätte ich dem Pfarrer nie erzählen können, dazu hätte ich viel zu viel Angst gehabt, dass er mich gleich in die Hölle schickt, ein freies Reden war auch gar nicht möglich, die zehn Gebote und die dazu passenden Sünden haben wir einfach heruntergerasselt. Ich glaube auch nicht, dass die Erwachsenenbeichten damals anders abgelaufen sind. Vielleicht ist das ja mittlerweile anders.
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