Evangelisch - Keine Beichte möglich?

Ich habe schon öfters in Filmen oder so gesehen, dass Personen in der katholischen Kirche beichten. Oft waren die Personen im Nachhinein sehr erleichtert und fühlten sich psychisch einfach besser. Ich bin nicht besonders gläubig. Dennoch wollte ich schon immer mal eine solche Beichte ablegen und einfach mal mein Gewissen reinigen.

Allerdings gibt es solche Beichtstühle nur in katholischen Kirchen. Ich bin evangelisch getauft worden. Hätte ich denn dennoch irgendeine Möglichkeit, eine Beichte bei einem Pfarrer oder Priester abzulegen?

Natürlich kann jeder Beichten, der etwas zu beichten hat. Du kannst sogar beichten gehen, wenn du eigentlich garnichts zu Beichten hast, sondern nur an etwas gedacht hast, das schlimm wäre. Die katholische Kirche macht keinen Unterschied ob du nun katholisch, oder evangelisch getauft bist. Es ist auch nicht wichtig ob du Jude, Moslem, oder einen ganz anderen Glauben hast.

Du kannst in jeder katholischen Kirche beichten gehen, aber auch bei den Evangelisten gibt es die Beichte. Sie ist das dritte Sakrament, und gehört fest zur evangelischen Kirche. Sprich einfach mal deinen Pfarrer darauf an. Ich bin selbst Katholik, und habe nur wenig Ahnung von der evangelischen Kirche, aber das kann man überall nachlesen.

Natürlich kannst Du auch als Angehöriger der evangelischen Kirche beichten. In der evangelischen Kirche gibt es die allgemeine Beichte, welche während des Gottesdienstes abgehalten wird. Das heißt, Du sprichst nicht aus, was Dich belastet, sondern denkst daran. Danach wird Dir vom Pfarrer vergeben. Die zweite Möglichkeit in der evangelischen Kirche zu beichten, ist das sogenannte Seelsorgergespräch. Dies ist aber nicht anonym wie man es aus der katholischen Kirche kennt, sondern man sitzt dem Seelsorger gegenüber. Dennoch ist dieser zum Schweigen verpflichtet.

Aber Du kannst auch in die katholische Kirche gehen um zu beichten. Zwar bist Du offiziell als evangelischer Christ nicht dort zugelassen, aber Deine Konfession steht Dir ja nicht auf der Stirn und durch die Beichtstühle erkennt Dich der Pfarrer dann eher schwerlich. Aber hier ist wichtig, dass Du die Gebetssprüche und das Verhalten kennst, wenn der katholische Pfarrer vor der Beichte damit anfängt. Sonst fliegt man auf. Wenn Du einen liberalen Pfarrer hast, dann ist das auch kein Problem. Aber viele sind ziemlich konservativ und lassen nur Katholiken zu – genau wie bei der kirchlichen Trauung.

Die Frage wäre aber, was dir die Beichte bringen würde, wenn du an den sonstigen Hokuspokus der katholischen Kirche nicht glaubst. Denn wenn du dann in die katholische Kirche gehst und dann im Beichtstuhl vor dem Pfarrer sitzt, dann magst du ja deine Sünden aufzählen - aber es hätte keine Bewandtnis für dich, weil du nicht wirklich im katholischen Sinne frei gesprochen werden würdest. Denn allein der "Unglaube" an sich ist ja schon eine Sünde.

Wenn du dann auch noch wirklich glaubst, dein Gewissen "reinigen" zu können, indem du einer dir nicht wichtigen Person die Sünden beichtest, dann machst du ja grundlegend was falsch. Was kann das für eine Gewissensbelastung sein, von der du dich durch Dritte befreien lassen kannst, ohne dass dafür deine Tat (was eben auch immer dies gewesen sein soll) rückgängig hast machen oder aber mit dem eigentlichen Opfer deiner Tat hast sprechen müssen?

Wenn du einfach nur mal etwas loswerden willst, dass dir auf der Seele brennt oder mit jemandem sprechen willst kannst du das auch an anderen Stellen tun. Die Caritas bietet z.B. so einen Service an, eigentlich auch in größeren städtischen Einrichtungen sollte das machbar sein. Die Einrichtung sind auch meist sehr verschwiegen und gehen mit deinen Sorgen und Daten sehr sorgsam um.