Beim Telefonieren "krickeln"

vom 28.04.2012, 21:26 Uhr

Heute ist mal wieder einer dieser Samstage gewesen, wo alle Mitglieder meiner Familie trotz des schönen Wetters daheim waren. Jeder war mit irgendetwas anderem beschäftigt, und grade bei meiner Mutter und meinen Geschwistern besteht an solchen Tagen immer großer Redebedarf mit Freunden und Bekannten am Telefon. Ich weiß nicht wie oft, doch das Telefon hat heute gefühlte zwanzig mal geläutet und hier ist mir bei meiner Mutter und auch bei meiner Schwester etwas aufgefallen, dass mich an so eine typische Situation erinnert, die man unbewusst immer beim telefonieren beobachten kann oder selbst ausübt.

Wir haben im Haus zwei Telefone, ein schnurloses und ein schon etwas älteres, welches man noch nur an der Station nutzen kann, da dieses noch mit der typischen 90er-Jahre Spiralschnur damit verbunden ist. Diese ist zwar recht dehnbar, aber man kann eben nicht durchs ganze Haus damit laufen. Meine Mutter benutzt meist immer dieses Telefon und sie setzt sich dann zum telefonieren auch immer neben den Schrank auf dem das Telefon steht. Hier liegen auch immer Zettel und Stift, falls man beim telefonieren mal eine Notiz machen muss.

Jetzt beobachte ich immer wieder, dass meine den Stift beim telefonieren zur Hand nimmt und dann wild anfängt, auf den Zetteln herum zu "krickeln", wie ein Kind, welches zum ersten mal ein Stift in der Hand hat. Meine Schwester macht es genauso, und immer wenn die beiden dann auflegen, schauen diese auf den Zettel und können sich gar nicht richtig daran "erinnern", dass sie dies gemalt haben. Inzwischen werden die Zettel schon gar nicht mehr entsorgt, sondern bleiben einfach fürs nächste Telefonat dort liegen. Ich selbst kenne es auch von mir, dass ich manchmal auf diesen Zetteln herum "krickel", obwohl ich eigentlich kaum telefoniere. Aber wenn man dann einen Stift in die Hand bekommt, macht man dies eigentlich ganz automatisch.

Kennt ihr diese Situation auch von euch oder von anderen aus eurer Familie? Krickelt ihr auch wahllos beim telefonieren auf Papier herum? Bei uns sind so schon so manche "Kunstwerke" entstanden - Was macht ihr mit euren Telefon-Kunstwerken? Lenkt ihr euch vielleicht unbewusst anders beim telefonieren ab? Wenn ja, wie?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mein mir entstehen auch Kunstwerke beim Telefonieren. Meistens sind es Blumen, die sich über das ganze Papier ranken. Aufgehoben habe ich mir die Kunstwerke noch nie, geschweige denn aufgehängt. Aber vielleicht wäre es mal ganz interessant, sie zu analysieren, weil sie ja offensichtlich aus dem Unterbewusstsein kommen, man malt sie ja nicht mit vollem Bewusstsein, sonst könnte man nicht gleichzeitig telefonieren. Ich sehe immer wieder, dass das andere Leute auch tun, es scheint irgendein Instinkt zu sein. Vielleicht ist es unnatürlich, ohne Gesten zu reden. Beim Telefon machen Gesten ja keinen Sinn, die Hände brauchen aber etwas zu tun und führen vielleicht deshalb diese Ersatzhandlung aus.

Ein anderer Grund könnte sein, dass man sich das Gehörte vielleicht merken möchte und es unbewusst aufschreiben möchte. Stattdessen malt man die Bildchen, weil im Unterbewusstsein keine Schrift, sondern nur Bilder existieren. Andererseits müssten die Bilder dann irgendetwas mit dem Gesagten zu tun haben, da habe ich allerdings noch keinen Zusammenhang festgestellt.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich telefoniere auch recht selten und kritzel dabei eigentlich nicht auf ein Blatt Papier, sondern finde andere Wege, um mich neben dem Telefonat zu beschäftigen. Eigentlich versuche ich ja, dem Menschen am anderen Ende der Leitung meine volle Aufmerksamkeit zu schenken und nicht noch etwas nebenher zu machen, aber irgendwie muss ich mich doch immer noch zusätzlich beschäftigen.

Meistens sitze ich bei einem Telefonat in meinem Schlafzimmer, in dem auch der Computer steht. Wenn dieser an ist, was meistens der Fall ist, spiele ich neben dem Telefonieren ein kleines Computerspiel. Ansonsten gehe ich auch schon mal mit dem Telefon durch die Wohnung, um etwas zu tun.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich glaube, es ist einfach zu wenig, „nur“ zu telefonieren, denn dabei hat man ja nur akustische Wahrnehmungen und das ist dann vermutlich zu langweilig, auch wenn das Gesprächsthema selbst spannend ist. Mir geht es auch so, dass ich immer etwas nebenbei machen muss. Dabei kritzle ich nicht nur, manchmal spiele ich mit Gegenständen herum, räume den Tisch auf oder tippe am PC.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn ich zu Hause bin, dann male ich nicht neben dem Telefonieren. Wir haben ein schnurloses Telefon und ich kann mich bewegen, falls ich unruhig werden sollte. Im Geschäft jedoch kann es schon mal vorkommen, dass ich einen Notizblock vor mir habe und dann gedankenverloren etwas male, während des Telefonats. Bei mir sind das meistens Kreise oder ich male kleine Quadrate auf meinem Block aus. Das passiert zumeist nebenher und wird mir erst anschließend richtig bewusst. Ich mache das manchmal auch in Sitzungen, in denen ich einen Block dabei habe. Ich male, wenn es mir zu langweilig wird oder ich kritzele herum.

Die Kunstwerke verschwinden im Anschluss daran immer auf nimmer wiedersehen im Mülleimer. Ich hebe sie niemals auf, weil sie mir nichts bedeuten. Die Malereien geschehen ja ohnehin bei mir ganz ohne mein wirkliches Zutun, denn ich mache das einfach ohne es wirklich zu merken, weil ich mich beschäftigen muss, sobald ich gelangweilt bin.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich kenne dieses Malen während eines Telefonats auch, aber es ist bei mir schon deutlich seltener als früher. Wenn ich telefoniere, dann versuche ich auch, mich auf den Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung zu konzentrieren. Bei etwas längeren Gesprächen kann es dann schon ein wenig langweilig werden, da ich ohnehin ein Mensch bin, der nicht so wahnsinnig gerne telefoniert, zumindest nicht stundenlang. Ist gerade ein Stift in der Nähe, dann fange ich auch schon mal an, auf einem Blatt Papier herum zu malen, um mich ein wenig abzulenken. Ist das Telefonat dann beendet, dann kann ich mich an die Zeichnungen auch nicht wirklich erinnern. Sie sehen auch immer anders aus, wobei ich das Kritzeln von Blumen auf jeden Fall bevorzuge! ;)

Muss ich beispielsweise ein Telefonat führen, um einen Termin zu vereinbaren oder auch meine Dienstplan für die kommenden Wochen in Erfahrung zu bringen, dann bewaffne ich mich automatisch mit einem Blatt Papier und einem Stift. Dann kommt es eigentlich immer vor, dass ich mir den Termin oder Arbeitszeiten notiere und auch weiterhin auf dem Blatt herum male, obwohl ich eigentlich gar nichts mehr schreiben muss. Den Stift lege ich dann nicht aus der Hand, sondern benutze ihn auch weiterhin, bis ich auflege. Dann sind die Termine meist eingerahmt und verziert. Dieses Papier werfe ich dann auch nicht weg, denn ich muss den Termin ja wissen. Die anderen Kritzeleien während eines Telefonats werfe ich aber immer direkt weg, weil ich echt nicht weiß, was ich sonst damit anfangen sollte. Ich halte also nicht gleich bei jedem Telefon einen Stift zum Malen bereit. Als Kunstwerke würde ich meine Kritzeleien auch nicht bezeichnen!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Beim Telefonieren macht man die verschiedensten Sachen. Der eine kritzelt auf dem Notizblöckchen, ein anderer sieht fern oder surft noch dabei und der nächste läuft in der Wohnung herum. Aber die Hände und Arme kann kaum jemand stillhalten. Mit einer Hand hält man das Telefon und mit der anderen Hand gibt man dem Ausdruck, was gerade besprochen wird. Das heißt, man gestikuliert wild in der Gegend herum.

Es hängt möglicherweise damit zusammen, dass man bei einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht die Bewegungen des Gesprächspartners, seine Gesten und seine Mimik direkt mitbekommt. Das fehlt beim Telefonieren völlig und man sucht sich ein Ersatzventil. Der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung kann nicht wissen, ob wir gerade eine Grimasse schneiden oder lächeln oder wütend gucken. Weil das nichts bringt, lassen wir unsere Emotionen an einem Stück Papier aus. Je nach Gesprächsverlauf werden dann auch die Kritzeleien oder Zeichnungen aussehen. Zart hingekritzelte Striche oder kräftige, starke Linien, die ausarten in den verschiedensten Motiven, wie Zäune, geometrische Figuren, Blumen, verzerrt wirkenden Tieren oder ganze Häuser und Landschaften. Dazwischen dann noch wichtige Notizen, die wir uns später rausschreiben, falls wir sie benötigen.

Es ist nur gut, dass der Telefon-Partner nicht sehen kann, welche Gesten da oft gemacht werden. In der Anonymität fühlt man sich sicher – da man ja nicht gesehen wird – und zeigt mit dem Zeigefinger auch mal gegen die Stirn oder zeigt den Stinkefinger beziehungsweise ballt die Hand zur Faust. Auch die verschiedenen Grimassen, die wir schneiden, sieht er nicht und glaubt, dass wir immer noch liebenswürdig sind, eben so wie er es aus unserer Stimme heraushört. Ja, unser Körper will eben nicht ruhig sitzen bleiben, wenn wir sprechen/telefonieren, das ist er nicht gewöhnt und so macht er, was er will.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



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