Wolltet ihr als Kinder mal von daheim ausbüchsen?

Mein Bruder hat letztens so einen Tick gehabt. Mein Vater hat mit ihm geschimpft, weil er wohl dem Nachbarn mit seinem Fahrrad durch Unachtsamkeit das Auto zerkratzt hat. Ihm wurde schon 1000 mal verboten dort mit seinem Fahrrad zu fahren und er konnte wieder mal nicht hören. Da hat mein Vater ihn angeschimpft und ins Zimmer geschickt. Mein Bruder hat dann seinen Rucksack gepackt und wollte abhauen. Er meinte, dass unser Vater bestimmt immer noch sauer war. Dabei war das schon lange vergessen.

Ich konnte mich dann mal an eine Situation erinnern, wo ich mich zurückgesetzt fühlte. Es war wohl die Zeit, als mein jüngster Bruder geboren wurde. Ich dachte, dass Mama und Papa mich nun nicht mehr lieb haben und habe auch mein Köfferchen gepackt und wollte abhauen. Aber dann bin ich doch geblieben, weil meine Mutter dann ein langes Gespräch mit mir hatte.

Habt ihr schon mal als Kind daran gedacht einfach abzuhauen? Habt ihr euch da richtig Gedanken gemacht, wohin ihr wollt? Habt ihr einen Plan gehabt oder habt ihr gehofft, dass ihr von euren Eltern abgefangen werdet? Was ging euch im Kopf herum?

Ja als Kind hatte ich einen konkreten Plan abzuhauen. Den hatte ich mit einem Freund zusammen geschmiedet. Allerdings nicht weil wir uns irgendwie zurückgesetzt, oder beeinträchtigt gefühlt haben. Unsere Eltern waren immer gute Eltern, dennoch waren sie sehr konservativ, und wir wollten einfach mehr erleben, als immer nur das konservative Leben, in engen Grenzen. Wir wollten Abenteuer, und waren auch bereit einiges dafür zu machen.

Im Schrebergarten meines besten Freundes durften wir eigentlich machen was wir wollten. Wenn ich mir das so überlege hatten wir schon einiges an Freiheiten und Abenteuer, aber trotzdem haben wir da versucht ein Flugzeug zu bauen. Wir sind dabei sogar gar nicht so schlecht gewesen, und haben einiges auf die Beine gestellt. Aus Holz, und sogar mit kleinem Motor, Autobatterie, und Rotor. Natürlich ist das Ding absolut niemals flugfähig gewesen, und war auch nicht einmal annähernd in der Richtung.

Wir haben damals unheimlich viel Zeit damit verbracht, und hatten sehr sehr viele Stunden Arbeit in dieses Flugzeug investiert. Klar wir hatten nicht die geringste Ahnung von Aerodynamik, aber Spaß hatten wir jede Menge, und unsere Pläne waren unheimlich groß. Wir wollten in den Dshungel fliegen, und dort leben, aber das sind Kinderideen, und sonst nichts. Trotzdem war es jede Menge Spaß die wir hatten.

Oh ja, ich wollte als Kind auch einmal abhauen. Da hatte ich mich mit meinen Eltern und mit meinen Geschwistern gezofft und dachte, die hätten mich jetzt nicht mehr lieb. Also habe ich meinen Rucksack gepackt und bin losgegangen, ohne Bescheid zu sagen. Wohin ich wollte, wusste ich nicht. Ich dachte einfach, ich würde das jetzt so machen wie die Landstreicher, die ich aus den Büchern kannte.

Nach ca. einem Kilometer fühlte ich mich ziemlich allein und bin nach Hause zurück gerannt, weil ich meine Familie dato ganz schön vermisst habe. Leider hatten die das gar nicht bemerkt, was mich so wütend gemacht hat, dass ich gleich noch einmal "los marschiert" bin, diesmal aber zu einer Freundin, von der ich gegen acht Uhr abends abgeholt wurde.

Ich weiß nicht, ob ich gehofft hatte, von meinen Eltern abgefangen zu werden. Vermutlich wollte das zuerst nicht, und dann doch. Oder zumindest, dass sie glücklich sind, dass ich wieder da bin. Im Nachhinein finde ich das ziemlich lustig. Vor Allem, weil ich tatsächlich dachte, ein kleines Kind könnte so leben wie ein Landstreicher oder ohne Geld in ein Hotel einchecken und so was alles.

Ja, ich wollte als Kind auch mal Weglaufen zu meiner Freundin damals, die ca. 200 km weit weg wohnte, hat auch so alles gut geklappt bis meine Freundin schwach wurde ich habe alles geplant und ausgetüftelt aber naja war auch nur eine Kindes Dummheit .

Habt ihr schon mal als Kind daran gedacht einfach abzuhauen? Habt ihr euch da richtig Gedanken gemacht, wohin ihr wollt? Habt ihr einen Plan gehabt oder habt ihr gehofft, dass ihr von euren Eltern abgefangen werdet? Was ging euch im Kopf herum?

Ich denke, das hat wohl jeder schon mal von uns vorgehabt oder zumindest dran gedacht, als wir noch klein waren. Manchmal ist auch einfach alles doof und alle sind ungerecht zu einem, wenn man Kind ist und dann plant man einfach mal alleine oder mit Freunden einfach abzuhauen. Ich hatte so einen Plan auch schon mal als kleines Kind. Ich glaube ich war da grade 14 Jahre alt oder so.

Auf jeden Fall bin ich nicht weit gekommen, denn nachdem ich ca. 4 Stunden von zuhause weg war, hab ich Hunger bekommen und gar nicht daran gedacht, mir was zu essen oder zu trinken einzupacken. Ich bin auch nicht weit gekommen irgendwie und fand die Idee dann einfach doch zu blöd und bin wieder nach Hause. Da ich mittags abgehauen bin, hat es zuhause sogar noch nicht mal jemand bemerkt, weil alle dachten, ich wäre spielen gegangen. Einen wirklichen Grund hatte ich wohl auch nicht, aber ich meine mich erinnern zu können, das es ums Zimmer aufräumen ging.

Als kleineres Kind hatte ich mal den Plan, zu meiner Oma zu ziehen. Im Nachhinein kann ich mir das auch sehr einfach erklären: meine Oma hat mich eben verwöhnt und mir mehr erlaubt und klar wäre es der einfachere Weg gewesen. Allerdings war das natürlich nicht umsetzbar und wirklich ernst gemeint habe ich das auch nicht. Als ich älter wurde und in die Pubertät kam, wollte ich öfter mal ausziehen, aber auch mehr als Trotzreaktion und man kann sich stellenweise in der Pubertät selber nicht ernst nehmen.

Ansonsten war ich mal mit 10 Jahren oder so beim Arzt - Bronchitis. Da musste ich dann 2 Stunden warten und meine Mutter dachte ernsthaft ich bin weg gelaufen. Ich hatte dazu weder einen Grund noch sonst irgendwas. Jedenfalls war sie dann tierisch sauer, dabei war ich nur beim Arzt. Aber so eine Aktion hat mein Bruder auch gebracht - nur war er bei einem Freund nach der Schule und hatte vergessen bescheid zu sagen. Und wir hatten damals noch kein Handy.

Also ich persönlich habe in meiner Kindheit nie daran gedacht, von zuhause wegzulaufen. Dazu muss man aber auch sagen, dass ich ein wahnsinnig gutes Verhältnis zu meiner Mutter hatte. Sie war so etwas wie meine beste Freundin und auch in der Pubertät gab es da erstaunlich wenig Probleme. Natürlich hat man immer mal wieder so eine Phase, in der man nur noch genervt ist, aber mit den Gedanken, von zuhause abzuhauen, habe ich nie gespielt. Im Grunde wusste ich ja, dass ich mich glücklich schätzen konnte und dass es mir woanders auch nicht besser gehen würde. Außerdem hing eich einfach extrem an meinem 7 Jahre jüngeren Bruder, also wollte ich da nicht weg, weil ich dann eben auch ihn hätte verlassen müssen.

Meine Schwester wollte allerdings schon mehrere Male abhauen. Sie war ständig auf Konfrontationskurs mit meiner Mutter und wollte einfach nur noch weg. Ich habe mir ein Zimmer mit ihr geteilt und da musste ich sie auch schon mehrere Male davon abhalten, mit ihrem gepackten Rucksack aus dem Fenster zu klettern (wir wohnen im Erdgeschoss). Ich denke aber, dass ich da auch nur eine Ausnahme bin und die meisten Kindern mindestens einmal von daheim abhauen wollen. Das gehört auch irgendwie zum Erwachsen werden dazu. So merkt man aber auch, dass sich Konflikte nicht lösen werden, wenn man einfach seine Sachen packt und von allem davon rennt. Die meisten setzen den Plan dann ja nicht wirklich in die Tat um, aber in der Situation wissen sie sich einfach nicht mehr anders zu helfen.

Meine Schwester ist mit 14 von zu Hause ausgezogen und bei meiner Oma eingezogen, weil sie nicht mehr klarkam bei uns. Ich selber habe auch oft meine Kuscheltiere zusammengesammelt und stand schon vor dem Haus, bis meine andere Schwester mich jedes Mal zurückgeholt hat.

Ich hab dann wirklich immer alle Lieblingskuscheltiere zusammengesucht und noch eine Tafel Schokolade für den Weg, ein paar Bonbons, ein Regencape und wer weiß was noch. Ich wollte immer nur weggehen, schon als Kindergartenkind. Keine Ahnung wohin, aber irgendwohin wo es ruhiger war als bei uns.

Heute kann ich gar nicht oft genug zu Hause sein.

Ich wollte nie abhauen, dazu ging es mir im Elternhaus immer viel zu gut. Ärger habe ich nur relativ selten bekommen. Wenn, dann waren es nur Kleinigkeiten. Anders war es bei meiner damaligen besten Freundin. Sie bekam sehr oft Stubenarrest und durfte auch nie schlechte Noten mit nach Hause bringen. Meine Freundin wollte aus Kind öfters abhauen und hat sich so manchen Abend vor ihren Eltern versteckt. Ein paar Mal hat sie bei uns Unterschlupf gesucht, doch ihre Eltern konnten sich natürlich denken, so sie war. Einmal hatte sie sich so sehr mit ihren Eltern gestritten, dass ihr der Umgang mit mir verboten wurde. Zum Glück hat sich das nach ein paar Tagen wieder gegeben.

Mein Bruder und ich hatten als Kinder so ein Auto, auf dem man sitzen konnte. Hinten war eine Klappe dran und unter dem Sitz somit Stauraum. Mit dem Auto, welches wir liebevoll RongRong nannten, transportierten wir alle möglichen Sachen durch die elterliche Wohnung. Und das auch als wir an sich schon zu groß für die Fahrzeuge waren. Ich kann mich dunkel entsinnen, dass unsere Mutter wenig begeistert war, was wir da alles reinpackten und zumindest bei meinem Bruder dort auch immer wegen Lebensmitteln nachsehen musste.

Unsere Großmutter wohnte weiter weg. Wir sahen sie an sich nur selten, liebten sie aber heiß und innig. Wobei sie uns noch nicht mal sonderlich verwöhnte. Aber das Umfeld war einfach anders. Und so kam es, wenn es Streit mit den Eltern gab, wollten wir mit unseren RongRongs zur Oma fahren. Unsere Fläschchen passten ja hinten rein. Um Kleidung machten wir uns keine Gedanken. Und unsere Mutter hat eher lachend unterm Tisch gelegen, wenn wir mit unseren RongRongs zur Oma wollten. Mit dem Auto ist das schon eine Fahrtzeit von 2,5 bis 3 Stunden gewesen. Alleine die bildliche Vorstellung, wie zwei Kinder mit ihren Spielautos, für die sie noch dazu zu groß waren, über die Autobahn brettern, muss sehr komisch gewesen sein. Und ich gebe zu, jetzt beim Schreiben, finde ich die Bilder auch sehr amüsant.

Wirklich weglaufen hätte ich mich nicht getraut. Eben weil ich auch immer nüchtern überlegt habe, wo ich denn hin könnte. Als Teenager bin ich einmal nicht wirklich Nachts nach Hause gekommen. Ich hatte damals allerdings auch den Schlüssel zur Betriebswohnung meiner Eltern. Dort gab es ein Zimmer, welches nur als Abstellkammer benutzt wurde. Dort habe ich geschlafen. Da es damals noch keine Handys gab, ich natürlich nicht an einen Wecker gedacht hatte und am nächsten Tag pünktlich zur Arbeit wollte, habe ich den Wecker aus der Küche der Betriebswohnung genommen. Als mein Vater frühmorgens in die Küche ging, fiel ihm auf, dass der Wecker fehlt und so hat er mich gefunden. Er hat mich an dem Tag von der Arbeit abgeholt, da ich da ab Nachmittags Feierabend hatte und es sein freier Nachmittag war. An jedem anderen Tag wäre das sicherlich nicht so gelaufen. Als er mir morgens sagte, er holt mich mittags, dachte ich, wir reden dann auch mal. Auf das Gespräch warte ich heute noch.

Mir gingen als Kind und Teenager viele Sachen zum Abhauen durch den Kopf. Ich habe mich aber nie getraut. Eben weil es mir auch zu unsicher war. Ich nicht wusste wohin ich gehen kann und so weiter.