Soziale Vernetztheit als Statuswert?

In diesem Beitrag habe ich den sogenannten Klout-Score erwähnt, der in der Werbebranche als ein Indikator für Meinungsführer gilt. Das soziale Netzwerk scheint die Entwicklung zu begünstigen, dass die Aktivität dort sowie die Anzahl der eigenen Anhängerschaft einem einen Statuswert verschafft.

Würdet ihr dieser Aussage zustimmen? Seit ihr in sozialen Netzwerken aktiv und empfindet es als wichtig? Empfindet ihr auch hierbei so etwas wie eine Aufwertung eurer Person bzw. würdet ihr ein verändertes Gefühl feststellen können zwischen eurer heutigen "Vernetzung" und der Vernetzung, als ihr noch kein Internet in dieser Hinsicht genutzt habt?

Bei vielen gelten eine hohe Anzahl an Facebookfreunden zu einem Statuswert, obwohl ich nicht glaube das wir hier mehr wert auf diese Dinge legen sollten, als sie wirklich wert sind. Ich schreibe professionell 3 Blogs. Ohne eine Vernetzung bei Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken wäre es mir garnicht möglich eine so große Leserschaft zu erreichen wie ich das heute schaffe. Hier werden Meinungen zwar nicht gemacht, aber es verbreitet sich. Was früher die Mund-zu-Mund Propaganda war, und langsam ging, ist heute das social networking, das Informationen rasend schnell verbreiten kann.

In diesem Sinne hat jemand mit einem hohen sozialen Statuswert, also auch einem hohen Klout Score, zwar viele Anhänger, ist dennoch kein anderer Mensch, als er eben ist. ich denke nicht das uns ein solcher Score zu mehr Statuswert verhilft, denn es ist vor allem die Nachricht die zählt. Wenn ich zum Beispiel jeden Tag lustige Bilder verteile, und die von sehr vielen geteilt und verteilt werden, erreiche ich zwar sicherlich einen hohen Stellenwert bei diesem Score, werde aber wichtige Botschaften kaum an den Mann bringen können, weil mir das Publikum hierfür einfach fehlt. Aus diesem Grund sehe ich das etwas kritisch.

Natürlich bin ich heute anders vernetzt als früher, aber einfach aus dem Grund, weil die Vernetzung einfach viel weiter reicht. So kann ich mit Menschen befreundet sein und in regelmäßigem Kontakt stehen, die nicht mal in Deutschland wohnen müssen. Ich habe zum Beispiel eine Freundin, die wohnt in der Schweiz. Einen Freund in Berlin. Ich selbst wohne im Münsterland. Natürlich sieht man sich selten im realen Leben, aber ich finde es trotzdem gut, dass man auch mit Menschen, die weiter wegwohnen, in ständigem Kontakt stehen kann.

Als Statussymbol sehe ich das gar nicht. Für mich sind soziale Netzerke einzig und allein dafür da, um mit Freunden in Kontakt zu stehen. Und damit meine ich wirkliche Freunde und nicht Leute, die mit mir eine Schein-Facebook-Freundschaft eingehen möchten. Ich schreibe mit diesen Personen über Dinge, die wir gemein haben. Sie sind nicht einfach nur in meiner Liste, damit möglichst viele Menschen meinen Status lesen.

Ich bin nicht vernetzt und ich lebe ganz gut damit. Ich bin in keinem sozialen Netzwerk aktiv und ich habe auch nicht vor, das in der näheren Zukunft zu verändern. Ich finde diese ganzen sozialen Netzwerke total überflüssig. Wenn ich jemanden etwas mitteilen möchte, dann mache ich das persönlich. Und ich habe nicht das Bedürfnis, allen Leuten zu sagen wo ich gerade bin oder was ich gerade mache. Ich muss nicht offiziell mit Leuten befreundet sein, die ich persönlich noch nie getroffen habe. Ich muss auch nicht mit alten Freunden in Kontakt stehen bleiben, die von hier weggezogen sind und mit denen ich keinen richtigen Kontakt mehr haben kann, weil sie eben so weit entfernt von mir leben.

Ein Statussymbol ist die Vernetzung für mich also nicht. Im Gegenteil, ich finde es eher traurig wenn man damit prahlt, dass man dreihundert Freunde auf facebook hat. Die meisten würde man sicherlich nicht einmal mit Namen ansprechen können, wenn man sie jemals im richtigen Lebe treffen würde. Von richtigen Freunden kann man in den allermeisten Fällen ganz sicher nicht sprechen.

Ja, ich bin sozial vernetzt, aber ich habe schon bei meiner Anmeldung in einem ganz bestimmten sozialen Netzwerk beschlossen, mich da eher zurückzuhalten. So ist es bei mir auch der Fall, dass ich so gut wie nichts von mir preisgegeben habe und auch nicht vorhabe, dies zu ändern. Man kann mir nichts an meine Pinnwand posten, wer mit mir Kontakt haben will, muss mit mir erst einmal befreundet sein und kann dann bei Bedarf eine Mail schicken. Aber alles andere ist gesperrt und ich sehe auch nicht ein, dies in irgendeiner Art und Weise zu ändern.

Da ich also bei diesem sozialen Netzwerk so gut wie gar nicht stattfinde, kann ich auch nicht von einem Statuswert bei mir sprechen. Meine Freunde kenne ich, wenn zum Teil auch nur virtuell und ich nehme auch nicht jeden Freund an. Als Aufwertung empfinde ich das soziale Netzwerk da gar nicht, weil mir ein soziales Netzwerk unter bestimmten Umständen sowieso zuwider ist und ich manche Aktivitäten meiner dortigen Kontakte auch eher unter Argusaugen beobachte.

Ehrlich gesagt habe ich persönlich auch schon mit dem Gedanken gespielt, mein Konto komplett zu löschen, was aber dann auch wiederum Kontakte betrifft, mit denen ich ausschließlich dort kommuniziere, wenn auch nur zu wenigen Gelegenheiten. Dennoch hält mich doch noch etwas davon ab und das ist etwas, was mich durchaus nachdenklich stimmen lässt-

Mit den heutigen Mitteln ist eine Vernetzung ganz anders, man kann mehr in Echtzeit vernetzt sein, sofern man schriftliche Kommunikation bevorzugt. Früher habe ich zum Beispiel viele Briefe geschrieben, das fällt jetzt so ziemlich weg und da habe ich mich durchaus aufgewertet gefühlt, als ich recht viele Brieffreunde hatte. Dabei war die Quantität mir damals wichtiger als die Qualität, heute ist es eben andersherum.