Seelisches Tief / Loch - Wie herauskommen?
Vor nicht ganz 2 Wochen ist ein Mitglied meiner Familie verstorben. Es kam nicht etwa plötzlich,sondern nach längerer Krankheit. Dennoch hat mich die Nachricht doch irgendwie unerwartet getroffen. Die Beerdigung war dann vergangene Woche und wir konnten Abschied nehmen. Dennoch fällt es mir nun schwer, zu verstehen, dass diese Person nicht mehr da ist. Es ist nun mal der Lauf des Lebens, dass alte Menschen irgendwann sterben müssen und der Verstorbene hatte schon ein stolzes Alter erreicht.
Dazu kommt dann noch, dass es mir selbst gesundheitlich nicht so gut geht. Ich war auch schon beim Arzt, der mir aber sagte, dass man da momentan nichts dran machen könnte. Mich belastet das alles total und ich bin generell ein eher sensibler Mensch. Morgens wache ich regelmäßig nun mit einem Panikgefühl auf. Ich würde auch am liebsten zur Zeit gar nicht unter Menschen gehen. Mache es natürlich trotzdem, wenn es eben nötig ist und ich einkaufen muss. Meine Hausarbeiten erledige ich auch. Ich versuche also mich da nicht hängen zu lassen. Aber trotzdem überkommt mich die Trauer immer wieder und ich mache mir sehr viele Gedanken über sterben und Tot.
Ich muss auch dazu sagen, dass ich bisher nur den Verlust eines Familienmitgliedes von Seiten meines Partner mitbekommen habe. In meiner direkten Familie starb vor vielen Jahren meine Oma. Aber damals war ich noch klein und habe das alles nicht so richtig wahr genommen. Habt ihr schon so etwas erlebt? Wie habt ihr dieses Tief überwunden? Habt ihr euch professionelle Hilfe gesucht? Oder hat euch etwas anderes geholfen, aus dem Loch wieder heraus zu kommen?
So etwas kenne ich und es dauert sicher auch noch eine Weile, bis man aus diesem Loch wieder heraus kommt. Leider kann man da wirklich nur sagen, dass die Zeit es bringen wird. Es ist aber auch wichtig zu trauern, denn das gehört zum verarbeiten einfach dazu. Ich habe von meinem Arzt eine tolle CD bekommen, die Entspannungsübungen enthält. Dabei sagt Dir eine Stimme, welches Gliedmaßen angespannt und dann wieder entspannt werden sollen. Es hört sich seltsam an, aber das hat schon viel gebracht, um innerlich ruhiger zu werden.
Du solltest Dir auf jeden Fall viel Zeit für dich nehmen, viel Spazieren gehen und Musik hören. Musik hilft bei mir immer. Ansonsten musst Du vielleicht mal Deinen Arzt aufsuchen. Meiner ist zwar ein normaler praktischer Arzt, aber mit dem Schwerpunkt "Psychosomatische Grundversorgung". Vielleicht hilft Dir das auch. Darüber hinaus solltest Du immer darüber reden, wenn es Dir auf dem Herzen liegt. Wenn Du niemanden zum reden hast, dann schreibe es auf. Das fand ich sehr wichtig!
@Nelchen: Nimm es mir nicht übel, aber dir wurde hier schon öfter zu professionelle Hilfe geraten. Der Trauerfall ist jetzt nur ein Punkt mehr, welcher dich belastet. Das dein Arzt dir im Moment nicht helfen kann, verstehe ich dann auch. Denn Vieles wird bei dir einfach von der Psyche beeinflusst und da kann man einfach nicht mehr nur mit Medikamenten Abhilfe schaffen. Denn diese beseitigen nicht die wirkliche Ursache.
Und ich selbst bin über 15 Jahre immer am Geburtstag meines Opas durch den Wind gewesen. Das hat sich nicht mal vorher angekündigt, aber an diesem einem Tag war eben nichts mit mir anzufangen. Nachdem mein Vater gestorben war, was unerwartet kam, ging es mir an seinem Geburtstag genauso. Da hat sich das allerdings auch schon zwei Wochen vorher angekündigt.
Mir hat dann ein ehemaliger Bekannter recht hart gesagt, dass man den Tod akzeptieren muss, auch wenn es schwer fällt. Es war für mich diese Tatsache wirklich als Fakt anzuerkennen. Begreifen, dass man den eigenen Vater nicht mehr wieder sehen wird. Nachdem ich das für mich geschafft hatte, kommen diese Tiefpunkte an den Geburtstagen nicht mehr.
Nur bin ich halt, im Gegensatz zu dir, psychisch nicht so belastet und habe es eben ohne Hilfe geschafft. Aber bei dir kommen eben viele Probleme zusammen, so dass du eben allein da nicht raus kommen kannst. Einfach weil eben zu viele Baustellen sind, welche wirklich nach und nach verarbeitet werden müssen.
In einigen Beiträgen berichtete ich ja schon davon, dass auf einen Schlag zwei enge Verwandte verstorben sind und ergo kenne ich so etwas aus, dass man sich einfach nur unwohl, traurig, leer und ausgebrannt fühlt. Der erste Todesfall war schon schlimm, der zweite nur wenige Wochen danach hat uns alle arg getroffen und es waren keine sonderlich alten Menschen, sondern zwei Menschen, die eigentlich noch einiges im Leben zu tun hatten. Insofern war es schon so, dass man damit irgendwie zurecht kommen musste und man hat es geschafft, andere Familienmitglieder hingegen haben die Trauerfälle selbst nach einigen Jahren noch nicht verarbeitet.
Mir persönlich hat es viel geholfen, dass ich ein sehr gutes Umfeld hatte, viele Leute, die einfach für mich da waren, die mir geholfen haben, damit zurecht zu kommen und die mir einen unglaublichen Halt gegeben haben. Das war wirklich unglaublich und so konnte ich vermutlich auch den Tod bei beiden akzeptieren, traurig bin ich heute aber noch immer hin und wieder, auch, wenn es vieles gab, was eher negativ in der Beziehung zu beiden Personen gewesen ist.
Vermutlich hätte eine professionelle Hilfe durchaus ihren Anteil dazu gehabt, aber ich war damals nicht dafür bereit gewesen. Nun ist bei Dir eben noch der gesundheitliche Aspekt, der betrachtet werden muss. Scheinbar will der Körper Dir damit etwas sagen, nämlich, dass Du Zeit für eine Regeneration benötigst. Tu Dir selbst auch etwas Gutes, lasse die Trauer auch zu und rede darüber, wenn Dir danach ist. Das finde ich unheimlich wichtig. Hast Du niemanden, mit dem Du reden kannst, kannst Du es mit professioneller Hilfe versuchen, auch kannst Du versuchen, Tagebuch zu führen.
Das Leben geht weiter, auch, wenn es für den Trauernden scheinbar kurz nicht der Fall ist. Die Erde dreht sich immer weiter, nimmt keine Rücksicht und dennoch hat man als Trauernder das Gefühl, stehen zu bleiben, weil man es nicht begreifen kann. Vielleicht ist es anders, wenn jemand in einem höherem Alter verstirbt, zumindest war es so, als letztes Jahr dann mein Opa in einem sehr staatlichem Alter verstorben ist und erlöst wurde. Traurig bin ich darüber auch noch, ja, aber es war und ist eine andere Traurigkeit. Es wird also mit der Zeit besser werden.
Dazu kommt der gesundheitliche Aspekt. Bei mir war es mit den beiden Trauerfällen binnen kurzer Zeit ja nicht anders, denn bei mir wurde kurz danach ja die Diagnose des Typ 1-Diabetes gestellt, aber ich bin vermutlich schon eine ganze Weile vorher mit erhöhten und dann viel zu hohen Werten herumgelaufen. Du siehst, es gibt durchaus Parallelen und na ja, auch damit kommt man zurecht. Ich weiß nicht, was genau Dich gesundheitlich bedrückt, aber wenn man derzeit nichts machen kann, ist das ein Zustand, den man eben akzeptieren sollte, wie ich finde und versuchen, damit zu leben. Vielleicht kannst Du bezüglich der Krankheit Dir eine Selbsthilfegruppe suchen oder Dich virtuell mit anderen Betroffenen austauschen. Ich denke mal, Du bist damit nicht alleine.
Zur Trauer ist zu sagen, dass auch nach zwei Wochen eines Todesfalls es auch kein Wunder ist, wenn Dich die Trauer immer wieder überkommt. Wichtig ist halt nur, diese auch zuzulassen, um die dann auch zu verarbeiten. Dass man sich Gedanken ums Sterben und den Tod macht, gehört auch dazu, man kann dem ja nicht ausweichen und so ist der Tod durchaus etwas Alltägliches, auch, wenn die meisten der Menschen ihn eher als Tabuthema betrachten.
Ich war wegen einer körperlichen Krankheit beim Arzt und nicht etwa, wegen meinem seelischen Zustand. Ich denke, dass das nicht ganz in meinem Beitrag rüber kam. Ich kann mit meinem Partner sprechen, aber auch mit meiner Mutter oder meiner Schwester. Allerdings möchte diese ja auch nicht ständig mit dem Thema konfrontieren. Schließlich leiden meine Mutter und meine Schwester ebenfalls unter dem Verlust und müssen damit fertig werden.
Ich finde die Idee recht gut, dass ich alles aufschreibe was mir in den Kopf kommt. Da ich früher viel Tagebuch geschrieben habe, ist mir das also nicht fremd. Ich danke euch schon mal für die Tipps und das Verständnis.
Ich habe meine Großeltern und eine Großtante innerhalb von einem Jahr verloren und ich vermisse diese Menschen immer noch. Das waren alles keine dramatischen Todesfälle und alle drei hatten ein langes und erfülltes Leben, aber ich werde wahrscheinlich auch in zwanzig Jahren noch vor Weihnachten Lebkuchenmänner backen und dabei meine Großmutter ganz arg vermissen. Ich finde das aber auch nicht schlimm und ich möchte auch gar nicht, dass das anders wird, denn wenn ich einen Verstorbenen nicht vermissen würde, würde das ja bedeuten, dass mir dieser Mensch nicht wichtig war.
Wahrscheinlich geht jeder mit Trauer anders um, aber mir hätte es nichts gebracht, wenn ich mich lang und breit und wiederholt mit anderen darüber unterhalten hätte. An den Tatsachen hätte das schließlich überhaupt nichts geändert und die ganzen Sprüche, die man in dem Zusammenhang zu hören bekommt, kenne ich selber auch. Mir haben Dinge, die mich abgelenkt haben, wirklich mehr geholfen. Einkaufen und Hausarbeit sind dafür natürlich denkbar schlecht geeignet, weil das ja alles Tätigkeiten sind, bei denen man nicht denken muss, also den Kopf frei hat für unschöne Gedanken. Aber da du ja arbeitslos bist kannst du dich ja schlecht in die Arbeit stürzen. Vielleicht kannst du dich ja mit irgendeinem Hobby ablenken, was ein bisschen anspruchsvoller ist. Oder ließ ein Buch in Englisch oder Spanisch oder einer anderen Sprache, auf die du dich voll konzentrieren musst um den Inhalt zu verstehen.
Ich denke auch, dass man da jetzt nicht so viel machen kann. Vielleicht würde es dir aber was bringen, wenn du mit anderen Verwandten oder Freunden, die selbst von diesem Todesfall betroffen waren oder sind, darüber redest. Ich denke mal, dass diese Leute am ehesten nachvollziehen können, wie es dir grade geht, weil sie ja den gleichen Menschen wie du verloren haben. Sie wissen also sehr wahrscheinlich wie du dich fühlst.
Ansonsten würde es vielleicht auch etwas bringen, wenn du zu einem Arzt gehst, der dich dann an einen Psychologen überweist. Eine Depression kann schneller entstehen als man denkt und wenn man erst mal eine Depression hat, dann kann es ganz schön schwer sein da wieder raus zu kommen. Deswegen wären ein Check durch einen Psychologen und eventuell auch ein paar Therapiestunden angebracht.
Cloudy24 hat geschrieben:Wahrscheinlich geht jeder mit Trauer anders um, aber mir hätte es nichts gebracht, wenn ich mich lang und breit und wiederholt mit anderen darüber unterhalten hätte. An den Tatsachen hätte das schließlich überhaupt nichts geändert und die ganzen Sprüche, die man in dem Zusammenhang zu hören bekommt, kenne ich selber auch.
Das stimmt allerdings auch und ich muss sagen, dass ich mir selbst irgendwann mit dem darüber Sprechen auf den Keks gegangen bin. Allerdings war mein damaliges Umfeld nun nicht genervt und ich habe sie auch nicht immer wieder damit zugetextet, es war einfach nur ein sehr hilfreiches und angenehmes Gefühl, dass da Leute sind, zu denen man zu jeder Tages- und Nachtzeit gehen kann. Die meiste Trauer muss man mit sich selbst ausmachen, aber wenn man das nicht kann, wenn man damit nicht umgehen kann, ist es vielleicht schon besser, sich von außen Hilfe zu suchen. Möglichkeiten gibt es da genügend.
Ich denke aber auch, dass bei mir schon der Grund des Todes und auch das Alter durchaus wichtig sind. Bei meinem Großvater konnte ich den Tod einfacher und schneller akzeptieren, als es eben bei den anderen beiden Familienmitglieder war. Dennoch vermisse ich alle drei gleichermaßen, was auch vollkommen in Ordnung ist.
@Nelchen: Seelische Belastungen schlagen sich oftmals in organischen Beschwerden nieder. Ich weiß wovon ich dabei rede, da ich es selbst schon erlebt habe und dabei innerhalb von sechs Monaten mehr beim Arzt war, als vorher über zehn Jahre. Nur solange die seelischen Probleme bei dir nicht behandelt werden, können auch die organischen Probleme nicht wirklich auskuriert werden.
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