Technikentwicklung - wieso nicht mehr für ältere Menschen?

Wie ich hier Bald keine Hardware Tastaturen mehr eben bereits erzählt habe, bin ich der Meinung, dass es bald kaum noch oder sogar gar keine Smartphones mehr mit einer richtigen Tastatur geben wird. Immer mehr Geräte haben mittlerweile solche Touchdisplays, über die sie gesteuert werden. Das ist meiner Meinung nach gerade für ältere Menschen sehr schwierig.

Wenn ich allein mal an meine Oma denke. Diese hat mittlerweile seit zwei Jahren ein tragbares Haustelefon mit gewöhnlichen, sogar extra großen, Zifferntasten. Sie kommt immer noch nicht damit zurecht und wünscht sich wieder ein solches altes Telefon mit so einer Scheibe die man bei jeder einzelnen Zahl drehen muss und wenn man sich nur einmal verdreht hat musste man wieder komplett von vorne beginnen.

Mit einem Touchdisplay wäre meine Großmutter dann vollkommen überfordert und würde ihn wahrscheinlich eher zerstören, als ihn zu kontrollieren. Ich denke mal, dass meine Großmutter kein Einzelfall ist und, dass es vielen älteren Menschen so ergeht, dass sie mit der heutigen Technik, wie beispielsweise dem Touchdisplay nicht klarkommen.

Teilt ihr denn hier meine Meinung und denkt ebenfalls, dass die Technik sich zu sehr an den jüngeren Generationen orientiert? Es gibt zwar auch einige mobile Telefone oder Handys, die extra große Tasten haben. Dennoch sind solche Geräte nun mal die Ausnahme.

Dabei lernt doch mittlerweile jedes Kind in der deutschen Schule, dass die deutsche Bevölkerung durch den Demographischen Wandel immer älter wird. Somit gibt es doch auch für die Personen, die solche Techniken entwickeln beziehungsweise verkaufen, immer mehr ältere potenzielle Kunden. Weshalb orientieren sie sich dann so an der Jugend? Was meint ihr dazu?

[Gio]

Ich bin auch der Meinung, dass sich die Technik zu sehr an jüngeren Leuten orientiert. Ich habe mir bis jetzt nie ein Handy gekauft, weil ich auch schon im Lesebrillenalter bin und mir die Anzeigen zu klein sind. Außerdem hatten die Handys, sie meine Söhne mir vorgeschlagen hatten, zu viele Funktionen, die ich gar nicht brauche, z. B. eine Kamera. Ich möchte doch nicht unterwegs fotografieren. Ich habe dann selber im Internet recherchiert und mir ein so genanntes Seniorenhandy gekauft. Meine Söhne haben mich zwar ausgelacht, ich finde es aber sinnvoll.

Die Tasten und die Anzeigeschrift sind größer, außerdem kann man damit nur telefonieren und SMS schreiben. Außerdem ist an der Rückseite ein Notknopf, man kann drei Nummern einspeichern, und wenn man den Knopf drückt, werden die drei Nummern so lange angerufen, bis sich jemand meldet. Das finde ich ganz sinnvoll, gerade für ältere Leute, aber eigentlich auch für jüngere.

Nicht nur die meisten Handys sind für ältere Leute nicht geeignet, auch die Anzeigen in und an den S-Bahnen, U-Bahnen, Bussen und Trambahnen sind viel zu klein. Farblich sind sie für Rotgrünblinde wie meine Söhne oder ganz Farbenblinde nicht leserlich. An den Trambahnhaltestellen ist die Anzeige, wann die nächste Tram kommt, in roter Schrift auf schwarzem Hintergrund, meine Söhne können das gar nicht oder nur sehr schlecht erkennen.

Touchscreens finde ich aber für ältere Leute gar nicht schlecht, wenn die Felder groß genug sind. An den Fahrkartenautomaten bei uns sind jetzt überall Touchscreens und ich kann mir ohne Brille eine Fahrkarte kaufen, was früher nicht möglich war.

Wieso ist es denn so, dass sich die Technik an den jungen Menschen orientiert? Weil die eben eher bereit sind für ein Smartphone 600€ und mehr auf den Tisch zu legen. Das würden, meiner Meinung nach, kaum ältere Menschen machen. Auch wenn es viele ältere Menschen gibt, und damit mehr potentielle Käufer, heißt das ja nicht, dass diese auch wirklich kaufen. Es gibt auch durchaus noch sehr viele "normale" Handys, auch ohne Kamera. Nur werden diese nicht derart angepriesen.

Erst letztens habe ich ein ganz normales Nokia Handy für einen Freund eingerichtet. Sein erstes Handy. Und er ist Ende 40. Er sagte mir, welche Funktionen er braucht, und das war eigentlich nur das telefonieren. Ich habe ihm zwei Handys vorgeschlagen und er hat sich eines ausgesucht. Die einzige Sonderfunktion an diesem Handy ist schlichtweg die Radiofunktion. Keine Kamera oder ähnliches. Es gibt diese Handys, man muss sie nur suchen. Und wieso sollte ich als Konzern etwas anpreisen, das die wenigsten kaufen wollen?

Abgesehen davon entwickelt sich doch mittlerweile eine regelrechte "Senioren-Technik". Auch hier muss man allerdings gezielter danach suchen. Dass es dort keine breite Fülle an Mobiltelefonen gibt, liegt halt auch daran, dass Senioren da nicht unbedingt so anspruchsvoll sind. Und mal ehrlich, Senioren sind, was das angeht, eben nicht unbedingt Kauffreudig. Weil sie eben noch aus einer anderen Generation stammen. Wenn wir später Senioren sind (und damit meine ich die heutigen Mitzwanziger), dann wird die Technik auch anders aussehen, weil wir eben mit dieser Art von Technik groß geworden sind.

Ich denke mal, wir leben gerade in einer Zeit, wo dieses Denken "Technik ist für junge" langsam verschwimmt, weil auch viele, die gerade alt/älter werden, im Technikzeitalter aufgewachsen sind und ihr Interesse nicht verlieren, wenn sie auch nicht jeden Trend mitmachen und etwas überlegter und weniger spontan einkaufen. Ansonsten halte ich gerade Touchscreens für seniorenfreundlich, wenn die Bildschirme einigermaßen gut lesbar sind.

Ich habe das mal bei einem Gewinnspiel bei uns im Geschäft gesehen, wo man was am Bildschirm eingeben mussten, da hatten die älteren Herrschaften richtig Spaß dran. Und ich denke nachdem was gerade so allgemein auf dem Technikmarkt stattfindet, dass es über kurz oder lang immer einfacher wird, Computertechnik intuitiv zu bedienen.