Ist eine "Fahrschule für Frauen" diskriminierend?
Es gibt spezielle Fahrschulen für Frauen. Dort bekommen nur Frauen Fahrunterricht. Männer bleiben also außen vor. Andererseits gibt es auch das Antidiskriminierungsgesetz (AGG). Nach diesem darf unter anderem niemand wegen seines Geschlechts benachteiligt werden. Deswegen dürfen beispielsweise auch Krankenversicherungen ihre Tarife nicht mehr nach Männern und Frauen differenzieren.
Jetzt frage ich mich, ob nicht auch eine Fahrschule für Frauen gegen das AGG verstößt. Ob dabei Frauen oder Männer diskriminiert werden, lasse ich jetzt einmal bewusst offen. Diese Frage ist jetzt vielleicht etwas kleinlich. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass es Proteste bei einer reinen Fahrschule für Männer geben würde.
Viele Frauen haben einfach mehr Angst vor dem Führerschein und befürchten vielleicht auch, dass ein Mann als Fahrlehrer das nicht verstehen könnte. Ich selber hatte einen Fahrlehrer und war so begeistert, dass ich dort auch meinen Motorradführerschein gemacht habe. Ich denke nicht, dass es Proteste geben würde, wenn es eine reine Männer- Fahrschule geben würde. Es verstößt erst gegen das Gesetz, wenn jemand dieses Gesetz auch wirklich durchziehen möchte. So lange sich niemand daran stört, denke ich, dass das Gesetz nicht in Kraft tritt.
Wenn Gesetze nur in Kraft treten wenn sich jemand beschwert wären das aber schöne Gesetze. Nein, Gesetze gelten immer. Jedoch gilt das Anti-Diskriminierungsgesetz ja nur bei Benachteiligungen, zum Beispiel wenn es ausschließlich Fahrschulen für ein Geschlecht gäbe und das andere Geschlecht somit nicht die Möglichkeit hätte, einen Führerschein zu machen. Dies ist aber nicht der Fall - auch wenn gegebenenfalls das andere Geschlecht einen weiteren Weg zur Fahrschule hat, es hat auf jeden Fall ebenfalls die Möglichkeit einen Führerschein zu machen.
Eine Fahrschule für Frauen ist erst mal ein privates Unternehmen in der freien Marktwirtschaft. Hier darf angeboten werden was gefällt, beziehungsweise auch wonach es Nachfrage gibt. Das Anti-Diskriminierungsgesetz bezieht sich erstens auf öffentliche Einrichtung, zum Beispiel staatliche Schulen usw., eben jene Dinge, die in der Verantwortung des Staates liegen dass seine Bürger sie bekommen. Der Führerschein gehört da sowieso nicht dazu. Es gibt auch sehr viele Fitness-Studios nur für Frauen, dort werden auch Männer nicht benachteiligt (sie können weiterhin in gemischte Studios gehen und außerdem auch Fitness außerhalb eines Studios betreiben) - jedoch wird hier, genau wie bei der Fahrschule, ein spezialisiertes Angebot gegeben. Und solange es Kund(inn)en gibt, die einen Bedarf in diesem Bereich haben, werden sich solche privaten Unternehmen auch halten können. Mit Diskriminierung hat das nichts zu tun.
Taline hat ja schön beschrieben, was der Unterschied zwischen einer "Fahrschule nur für Frauen" und einer echten Diskriminierung. Zwar mögen "Kritiker" der Gleichstellungsgesetzgebung solche Beispiele immer wieder gerne ins Feld führen - allerdings führen diese Dinge immer am Kern vorbei! Es findet also gar keine Diskriminierung der Männer auf Grund ihres Geschlechts statt. Viel mehr wird eine geschäftliche Nische genutzt, indem ein Angebot eben nur für Frauen ausgewiesen wird.
ronald65 hat geschrieben:Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass es Proteste bei einer reinen Fahrschule für Männer geben würde.
Nur dann, wenn die Intention der Fahrschule die ist, dass vermittelt werden soll, dass das Autofahren eben nur was für (echte) Männer ist und Frauen eben nicht hinter das Steuer gehören. Wenn aber die Idee dahinter die ist, dass Männer nur unter sich in der Lage sind, sich frei, ungezwungen und unvoreingenommen auf den Führerscheinerwerb zu konzentrieren, dann sollte hier kein Protest zu erwarten sein. Eher aber würde ein Mangel an Kunden zu beklagen sein. Aber das ist sicher ein anderes Thema.
@Taline: Das Antidiskriminierungsgesetz gilt selbstverständlich auch (oder gerade?) für die Privatwirtschaft. So darf keine Fahrschule damit werben, z.B. keine "Ausländer" oder "Schwarze" unter seinen Schülern zu haben. Denn das wäre eindeutig ein Fall von Diskriminierung.
Dann wären andere Einrichtungen nur für Frauen bzw. nur für Männer ja auch diskrimierend, z.B. Fitnessstudios. Aber es sind ja sowohl die eine, als auch die andere Form vorhanden, also kann sich jeder frei aussuchen, ob er die gemischte oder die geschlechtsgetrennte Variante besucht. So ist es mit der Fahrschule eben auch. Wenn sich eine Frau in einer Fahrschule nur für Frauen besser fühlt, dann kann sie da hingehen. Ansonsten kann sie sich eben auch für jede andere Fahrschule entscheiden.
Taline hat geschrieben:Wenn Gesetze nur in Kraft treten wenn sich jemand beschwert wären das aber schöne Gesetze. Nein, Gesetze gelten immer. Jedoch gilt das Anti-Diskriminierungsgesetz ja nur bei Benachteiligungen, zum Beispiel wenn es ausschließlich Fahrschulen für ein Geschlecht gäbe und das andere Geschlecht somit nicht die Möglichkeit hätte, einen Führerschein zu machen. Dies ist aber nicht der Fall - auch wenn gegebenenfalls das andere Geschlecht einen weiteren Weg zur Fahrschule hat, es hat auf jeden Fall ebenfalls die Möglichkeit einen Führerschein zu machen.
Sorry, aber das ist rechtlich gesehen eine hanebüchene Argumentation. Dann dürften in den USA auch heute noch die Schwarzen nur im hinteren Teil des Busses sitzen. Wenn sie hinten sitzen kommen sie schließlich auch von A nach B.
Taline hat geschrieben:Eine Fahrschule für Frauen ist erst mal ein privates Unternehmen in der freien Marktwirtschaft. Hier darf angeboten werden was gefällt, beziehungsweise auch wonach es Nachfrage gibt. Das Anti-Diskriminierungsgesetz bezieht sich erstens auf öffentliche Einrichtung, zum Beispiel staatliche Schulen usw., eben jene Dinge, die in der Verantwortung des Staates liegen dass seine Bürger sie bekommen. Der Führerschein gehört da sowieso nicht dazu. Es gibt auch sehr viele Fitness-Studios nur für Frauen, dort werden auch Männer nicht benachteiligt (sie können weiterhin in gemischte Studios gehen und außerdem auch Fitness außerhalb eines Studios betreiben) - jedoch wird hier, genau wie bei der Fahrschule, ein spezialisiertes Angebot gegeben. Und solange es Kund(inn)en gibt, die einen Bedarf in diesem Bereich haben, werden sich solche privaten Unternehmen auch halten können. Mit Diskriminierung hat das nichts zu tun.
Auch das ist rechtlich gesehen Unfug. Das AGG bezieht sich nicht nur auf den öffentlichen Bereich. Z.B. ist jedes Unternehmen verpflichtet eine Beschwerdestelle einzurichten, bei der sich die Mitarbeiter über Diskriminierung beschweren können. Diskriminiert ein Unternehmen bei der Einstellung, muss es Entschädigung zahlen. Diese Aussage ist schlichtweg falsch.
Der Vergleich mit dem Fitness-Studio hinkt aus meiner Sicht. Bei einem Fitness-Studio für Frauen, kann ich mir noch Argumente vorstellen, die nicht diskriminierend sind. So könnte es beispielsweise nur eine Umkleidekabine geben. Oder das Training ist speziell auf Frauen ausgerichtet. Beim Führerschein sieht das aber anders aus. Da gelten für alle die gleichen Verkehrsregeln. Und die Fahrprüfung am Ende ist auch die selbe.
Meiner Meinung nach kommt es ganz darauf an, wie man sich in einer solchen Fahrschule verhält. Sicherlich lernen Frauen "anders" als Männer. Hier gibt es grundsätzlich typische Probleme die bei Männern und Frauen unterschiedlich sind. Warum sollte eine Fahrschule, die speziell auf "Frauen spezifische" Probleme eingestellt ist also diskriminierend sein!?
Ich meine gerade junge Männer im Fahrstil zu zügeln, und dafür zu sorgen das sie anständig fahren ist schon nicht einfach, aber ein Fahrlehrer der sich speziell darauf einstellt, entsprechend psychisch geschult ist typische Probleme von Frauen auszumerzen, oder eben eine Fahrlehrerin, bei denen sich gerade unsichere Schülerinnen sicherlich wohler fühlen werden.
Also ich persönlich finde diese Idee nicht diskriminierend, sondern eigentlich sogar eine gute Idee. Ich wäre früher froh gewesen wenn mein Fahrlehrer, übrigens Jahrelang einer meiner besten Freunde, wesentlich besser auf mich eingegangen wäre. Ich hatte z.B. bei der Prüfung absolute Panik, schwitzende Hände, so arg das ich kaum das Lenkrad halten konnte, und einen Prüfer der nicht gerade freundlich war, was die Panik noch schlimmer gemacht hat.
Ich denke speziell geschultes Personal hätte mir einiges an Panik ersparen können, denn ehrlich gesagt, ich hatte Glück, sonst wäre ich durchgefallen, verdammt großes Glück. Heute fahre ich sehr gut, aber in der Fahrschule war das ganz anders. Ich denke vielen Frauen geht es ähnlich, und ein Fahrlehrer der hier nicht optimal reagiert kann vieles kaputt machen.
Ich meine ich kenne Frauen die haben über 60 Fahrstunden gebraucht, das müsste nicht sein, mit entsprechend geschultem Personal, also wo kann das Diskriminierung sein!?
@Frank The Tank: Wenn ich deinen Beitrag lese, da wimmelt es ja nur so von Vorurteilen und Diskriminierung. Was ist denn ein spezifisches Problem, welches Frauen beim Autofahren haben? Ich bin auch eine Frau und ich habe sogar meinen Führerschein erst mit 37 Jahren gemacht. Vorurteil ist, dass "solche" Frauen auch wahnsinnig viele Fahrstunden brauchen. Ich habe nur die Pflichtstunden gebraucht, die jeder 18 jährige machen muss.
Wenn du auch Frauen kennst, die 60 Fahrstunden gebraucht haben, so wird es auch Männer geben, die mehrmals durch die Prüfung rasseln und es nicht schaffen. Das kann man doch nicht am Geschlecht festmachen. Das ist mehr als diskriminierend.
Ich muss aber sagen, dass ich es dennoch nicht diskriminierend finde, wenn es Fahrschulen für Frauen gibt. Es muss ja keiner hingehen. Es wird keiner gezwungen und wenn sich manche Frauen eben besser fühlen, wenn sie nur unter Frauen sind, weil sie das Gefühl haben von Männern so behandelt zu werden, wie "Frank The Tank" es macht und solche Vorurteile haben, dann sollen sie doch hingehen. So wie es Sportzentren gibt, die nur für Frauen sind oder Friseure nur für Frauen, so kann es doch auch Fahrschulen nur für Frauen geben.
Diamante hat geschrieben:@Frank The Tank: Wenn ich deinen Beitrag lese, da wimmelt es ja nur so von Vorurteilen und Diskriminierung. Was ist denn ein spezifisches Problem, welches Frauen beim Autofahren haben? Ich bin auch eine Frau und ich habe sogar meinen Führerschein erst mit 37 Jahren gemacht. Vorurteil ist, dass "solche" Frauen auch wahnsinnig viele Fahrstunden brauchen. Ich habe nur die Pflichtstunden gebraucht, die jeder 18 jährige machen muss.
Wenn du auch Frauen kennst, die 60 Fahrstunden gebraucht haben, so wird es auch Männer geben, die mehrmals durch die Prüfung rasseln und es nicht schaffen. Das kann man doch nicht am Geschlecht festmachen. Das ist mehr als diskriminierend.
Ich muss aber sagen, dass ich es dennoch nicht diskriminierend finde, wenn es Fahrschulen für Frauen gibt. Es muss ja keiner hingehen. Es wird keiner gezwungen und wenn sich manche Frauen eben besser fühlen, wenn sie nur unter Frauen sind, weil sie das Gefühl haben von Männern so behandelt zu werden, wie "Frank The Tank" es macht und solche Vorurteile haben, dann sollen sie doch hingehen. So wie es Sportzentren gibt, die nur für Frauen sind oder Friseure nur für Frauen, so kann es doch auch Fahrschulen nur für Frauen geben.
Nun das halte ich nicht für diskriminierend, und ich diskriminiere auch niemanden, nur gibt es zum Beispiel das Problem das es viele Frauen gibt, die sich zum Beispiel mit männlichen Fahrlehrern schwer tun, habe ich selbst erlebt. "spezifische Probleme" habe ich in Anführungszeichen gesetzt weil mir keine andere Formulierung dafür eingefallen ist, aber es ist nun einmal so das es immer Probleme gibt, die sich zum Beispiel eher bei Frauen häufen als bei Männern, wobei ich nicht sagen will das Männer da besser sind.
Ein Beispiel wenn du konkret danach fragst : "viele Frauen haben Probleme mit rechts und links" - Woran das liegt kann ich nicht sagen, aber es fällt mir oft auf. Wenn dann von einem Fahrlehrer irgendeine dumme Antwort kommt, oder eine dämliche Bemerkung, dann sind viele Frauen schnell eingeschüchtert, und haben Angst. Das ist sicherlich nicht förderlich in der Fahrschule. Trotzdem würde ich gerne wissen was da dran von mir jetzt diskriminierend sein soll, eigentlich bin ich ein sehr toleranter Mensch, und dabei mache ich weder Unterschiede zwischen Mann und Frau noch zwischen deutsch, türkisch, albanisch, russisch oder sonst etwas.
Das es immer auch anders geht beweisen viele Frauen, doch sind die Probleme die Frauen beim Autofahren haben nun einmal meist andere als die, die Männer haben. Frauen sind eher unsicher, Männer überschätzen sich eher. Frauen bremsen schneller, Männer geben eher Gas, wenn eine Ampel gelb wird. Sicherlich gibt es da auch Unterschiede, und vor allem wer bereits seit vielen Jahren fährt kennt das wahrscheinlich nicht mehr, aber es gibt die kleinen Unterschiede, das ist nun keine Diskriminierung, sondern ein Fakt. Aber zum Thema Frauen und Autofahren, ich wäre persönlich sehr froh wenn meine Freundin mal anfangen würde ihren Führerschein zu machen, dann könnte sie auch mal alleine fahren.
Ich habe auch kein Problem bei einer Frau auf dem Beifahrersitz zu sitzen, und stell dir vor, ich meckere nicht mal, oder lass Machosprüche ab, wie : "Fahr mal schneller" - "Brems nicht so spät" oder "Wo fährst du denn jetzt wieder lang".
Eine Fahrschule für Frauen verstößt meiner Meinung nach gegen das AGG. Es gäbe einen Aufschrei, wenn es z. B. Computerkurse nur für Männer geben würde oder Restaurants nur für Männer.
Ich sehe überhaupt keinen Sinn darin, eine Fahrschule nur für Frauen anzubieten. Wenn eine Frau unbedingt eine Fahrlehrerin haben möchte, muss sie sich halt eine Fahrschule suchen, in der Fahrlehrerinnen beschäftigt sind. Genauso gut könnte man eine Fahrschule für Ältere, eine Fahrschule für Dicke oder eine Fahrschule für Magersüchtige aufmachen, weil die sich vielleicht auch unter den Normalen genieren. Oder eine Fahrschule für Schwule, eine Fahrschule für Besserverdienende, eine Fahrschule für Hatz IV- Empfänger, das ist doch total lächerlich. Ich finde es auch nicht gut, dass man Frauen immer als eigene Spezies von Mensch betrachtet. Ich denke, unter den Frauen gibt es genauso viele individuelle Unterschiede wie zwischen den Menschen allgemein.
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