Lebensabschnittsgefährte - passend oder unpassend?
Da ja gerade in einem anderen Thread die Frage ist, ob Heiraten heute noch zeitgemäß ist, hätte ich mal gewusst, wie ihr das Wort: Lebensabschnittsgefährte findet.
Ich selber finde es einfach nur schrecklich, von meinem Partner als LAG zu sprechen. Denn so verpasse ich der Beziehung von vorneherein einen Stempel auf Zeit. Abschnitt, was ist ein Abschnitt, ein Abschnitt ist doch nur ein Teil und wenn ich eine Beziehung eingehe, dann wünsche ich mir doch, dass diese auch anhält und eben nicht nur auf Zeit geschlossen wird.
Denke ich da jetzt rosarot, weil ich ja auch davon ausgehen muß, dass eine Partnerschaft eben auch mal endet, und sei es, weil der Partner verstirbt. Oder seht ihr es auch so, dass eine Partnerschaft gleich eine Frist gesetzt bekommt, wenn ich von dem Lebensabschnittsgefährten spreche.
Mir geht es exakt genauso wie Dir, ich finde dieses Wort auch ganz fürchterlich blöd.
Allerdings muss man das wahrscheinlich anders verstehen: Dieses Wort "Abschnitt" bedeutet nicht, dass Du jetzt im Vorfeld schon davon ausgehst, dass Deine Beziehung zu diesem Lebensabschnittsgefährten irgendwann enden wird, sondern die Beziehung mit diesem Partner findet in einem Abschnitt Deines Lebens statt, weil sie nicht von Beginn Deines Lebens an bestanden hat.
Dein Leben von heute an bis ans Ende Deiner Tage an gerechnet stellt nur einen Abschnitt Deines Lebens dar. Also ist dein Lebensgefährte, mit dem Du von jetzt ab für immer Dein Leben verbringst, ein Lebens"abschnitts"gefährte. So erkläre ich mir jedenfalls die Herkunft dieses Wortes.
Aber nutzen tue ich es nicht, denn ich finde es auch eher unpassend und denke, es gibt genügend treffendere Ausdrücke (Freund, Mann, Partner, Lebensgefährte).
Hallo moin, wie die Wortschöpfung zustande gekommen ist, hatte ich mir auch schon so gedacht, wie du geschrieben hast, nämlich, dass wir alle immer irgend einen bestimmten Abschnitt im Leben durchleben.
Aufgefallen ist mir, dass der Ausdruck "Lebensabschnitssgefährte" meistens von Paaren genutzt wurde (in meinem Bekanntenkreis), die sich gerade von ihrem alten Partner getrennt haben.
Wenn ich dann von deren Partner oder auch unverheiratete bekommen bei mir den Titel Mann und Frau, rede und mir an den Kopf geknallt wird, "Das ist nicht mein Partner, das ist mein Lebensabschnittsgefährte", dann bekommt für mich dieses Wort einen noch größeren negativen Beigeschmack.
Ich schließe mich euch da voll und ganz an. Lebensabschnittsgefährte trifft zwar in den meisten Fällen genau den Nagel auf den Kopf aber klingt sehr eingegrenzt und unschön. Würde mir selber auch nicht gefallen, so genannt zu werden.
Ich bezeichne die Partner meiner Bekannten und Freunde auch immer als seine/ihre Frau/Mann, egal wie diejenigen darauf reagieren. Aber in unserem Kreis hier ist das auch die normale Bezeichnung, die von fast jedem genutzt wird und man würde eher schräg angeschaut werden, wenn man jemanden als Lebensabschnittsgefährte bezeichnet.
Ich bin ja nun fast 10 Jahre verheiratet und habe meinen Mann noch in keinen Abschnitt meines Lebens je als Lebensabschnittsgefährten betitelt! Ich finde das auch sehr unpassend, aber ich werde nicht über die Menschen urteilen, die ihre Partner so benennen.
Meine Schwester und ihr Lebensgefährte (ich nenne ihn "ihr Lebengefährte" denn Freund ist zuwenig und Partner klingt für mich zu geschäftlich), nennen sich gegenseitig auch Lebensabschnittsgefährten. Allerdings haben beide gescheiterte Beziehungen hinter sich (sie eine Scheidung und er 2 Scheidungen mit je 1 Kind). Beide wollten eigentlich keine festen Bindungen mehr eingehen, sind aber nun seit 6,5 Jahren ein Paar. Dennoch nennen sie sich Lebensabschnittsgefährten. Ich denke bei beiden ist dieses Urvertrauen weg. Das Urvertrauen, daß es wirklich den einzig "wahren" Partner gibt, mit dem man das ganze Leben verbringen wird.
Sie werden auch nicht heiraten, ahben bei allen Anschaffungen alles schriftlich niedergelegt. Zwar gehen sie mehr oder weniger davon aus, daß sie zusammen alt werden, aber sie hegen eben diese Zweifel und ich denke daraus resultiert eben die Bezeichnung Lebensabschnittsgefährte.
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Auch für mich hat das Wort "Lebensabschnittsgefährte" einen eher negativen Beigeschmack. Egal wie das Wort zustande kam oder woher es sich ableitet, ich finde schon, dass das Wort eine Beziehung zeitlich eingrenzt auf einen Abschnitt.
Ich persönlich habe meinen Mann, bevor wir verheiratet waren, als meinen "Freund" bezeichnet, Partner hört sich für mich auch zu sehr nach Geschäftsbeziehung an. Meistens habe ich aber versucht, ihn anderen gegenüber mit Namen zu erwähnen, denn nach vielen Jahren Beziehung hört sich das Wort "Freund" auch irgendwie nach zu wenig Intimität an.
In meinem Umfeld kenne ich allerdings wirklich keinen, der seine "bessere Hälfte" als Lebensabschnittsgefährten bezeichnet. Eigentlich ist mir der Begriff nur aus dem TV geläufig.
Im Grunde stimmt es aber. Da man meines Erachtens einfach nicht davon ausgehen kann, dass eine Partnerschaft ewig hält ist der Partner im Grunde nur ein Lebensabschnittgefährte.
Schlimm ist aber das Wort an sich. Es klingt eben einfach irgendwie abwertend und man möchte weder so bezeichnet werden, noch sollte man selbst jemanden (den Partner eben) so bezeichnen - auch wenn es stimmt. Man sollte eine Beziehung ja nicht schon mit dem Wissen führen, dass es definitiv (was auch nicht immer, aber oft der Fall ist) nur auf eine unbestimmte Zeit ist (auch wenn das eben meistens so ist). Das reduziert die Beziehung nämlich irgendwie.
Mein Vater hat seine damalige Freundin (mittlerweile Frau ) so genannt. Glücklicherweise hat er seit der Hochzeit aufgehört, meine Stiefmutter so zu nennen. Warum auch immer (eine Hochzeit gibt ja auch keine Garantie). ich finde es auf jeden Fall gut, das er es unterlässt.
Ich selbst bezeichne meinen Freund auch als Freund, das klingt eben nicht so abwertend wie Lebensabschnittsgefährte (das Wort an sich klingt aber auch nur abwertend, weil wir es als solches assoziieren, an sich ist es ja, wie bereits geschrieben, eben doch die Wahrheit).
Na das Wort ist halt typisches Beamtendeutsch - ich glaube kaum dass viele es ernsthaft verwenden. Bisher habe ich eher das gehört, was schon angesprochen wurde: Lebensgefährte oder Freund bzw. die weibliche Version davon, aber nicht mit "abschnitt" versetzt.
Lebensabschnittsgefährte klingt für mich auch irgendwie entwürdigend - und da der Staat lieber verheiratete Paare sieht (hat aus seiner Sicht ein paar Vorteile, abgesehen von gesamtgesellschaftlichen aber mittlerweile überkommenen Moralvorstellungen) wundert mich das nicht dass man Lebensgemeinschaften auch versucht durch Sprache zu diskreditieren unter dem Vorwand von aussagekräftigen und exakten Begriffen.
Ich finde diese Bezeichnung auch eher unpassend. Klar, selbst wenn ich meinen Freund mit 16 kennenlerne und wir bis zu unserem Tod zusammenbleiben, ist es irgendwo doch nur ein Abschnitt unseres Lebens, den wir zusammen verbringen, weil ich ja vorher 16 Jahre meines Lebens ohne ihn verbracht habe. Ich kannte bisher nur eine Person, die ihren Freund wirklich so betitelt hat und die war auch nicht so ganz normal und hat nach der Schule dann (wie passend zum bis dahin genutzten Wortschatz) Jura studiert.
Ich sage zu Leuten, die meinen Freund nicht kennen immer "mein Freund" und zu den anderen sage ich einfach den Vornamen. Lebensgefährte klingt für mich so schlimm nach Mittfünfzigern und auch Partner klingt doch irgendwie spießig und steif. Dann rede ich noch lieber von meinem Schatz, als Partner o.Ä. zu benutzen.
Also ich finde dieses Wort auch völlig daneben. Erstmal hört es sich total blöd an und zweitens was macht es für einen Unterschied, ob man von "seinem" Mann oder "seinem" Lebensabschnittsgefährten spricht? Mich nervt es tierisch, wenn ich mal (und das war schon mehrere Male passiert) jemanden Bekanntes getroffen habe, die geheiratet haben und ich "ausversehen" gefragt habe: Wie gehts denn Deinem Freund? Dann kam total entsetzt, miefig und hochnäsig rüber "Das ist jetzt mein Mann !" Wir sind nicht verheiratet und sind seit 16 Jahren zusammen.
Ich habe für meinen Partner noch nie das Wort Lebensabschnittsgefährte benutzt. Am Anfang war es der Freund, dann eher der Lebensgefährte und mittlerweile sage ich auch mein Mann, obwohl wir nicht verheiratet sind, denn schliesslich ist es für mich kein Unterschied. Wir leben genauso zusammen und haben Kinder wie jedes andere Paar auch. Im Alltag spüren wir keinen Unterschied und haben mit Sicherheit schon längere und schwierigere Zeiten "überstanden" wie manches Ehepaar, was so doll betont verheiratet zu sein und das dann vielleicht 4-6 Jahre auch so ist. Also von daher kann ich mit ruhigem Gewissen auf meine "Silberhochzeit" in 9 Jahren hoffen.
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