Krankengeschichten anderer als eigene ausgeben?

Ich habe einen Bekannten, den ich hier mal A nennen möchte. A hatte vor einiger Zeit eine schwere Erkrankung, die zum einen für junge Leute eher untypisch ist und zum anderen allgemein nicht so häufig vorkommt. Eines Tages traf sich A mit zwei weiteren Bekannten, B und C, und dabei erzählte er auch von seiner Krankheit, die er überstanden hatte. Da ich nicht dabei war, weiß ich nicht, wie viele Details er genannt hat, allerdings hat er mir später gesagt, dass sie schon ausführlich darüber gesprochen haben. 

Nun habe ich vor ein paar Tagen mitbekommen, dass einer der beiden anderen auf einmal erzählt, er hätte diese Erkrankung ebenfalls und müsste deswegen auch operiert werden. Grundsätzlich kann das natürlich stimmen und falls es stimmt, sollte er sich deswegen natürlich auch operieren lassen. Allerdings ist es interessant, dass er scheinbar exakt den Krankheitsverlauf von A wiederholt und ihn als eigene Erkrankung ausgibt. Auf der einen Seite dramatisiert er sehr stark und man könnte fast das Gefühl bekommen, dass er sich dem Tod näher fühlt als dem Leben. Auf der anderen Seite sagt er aber, dass er sich jetzt noch nicht operieren lassen will, sondern vielleicht in einem Jahr oder später. Falls er diese Erkrankung wirklich hätte, wäre das ziemlich spät und ich glaube nicht, dass ein Arzt ihm raten würde, so viel Zeit verstreichen zu lassen. 

Mehrere Leute aus seinem Umfeld haben nun Bedenken geäußert, ob diese Erkrankung überhaupt den Tatsachen entspricht. Gerade diejenigen, die auch A kennen, haben das Gefühl, exakt die gleiche Geschichte erzählt zu bekommen, nur halt von jemand anderem. Ich muss sagen, dass ich grundsätzlich erst einmal geneigt bin zu glauben, was mir jemand erzählt, gerade in Bezug auf Krankheiten. Für mich erscheint es einfach abstrus, dass jemand irgendwelche Krankheitsgeschichten erzählt, die er selbst gar nicht hat. Allerdings kommt so etwas natürlich vor und es gibt tatsächlich Menschen, die auf diese schäbige Weise versuchen, Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen, tendiere aber dazu, die Geschichte nicht zu glauben. In der Vergangenheit kam es häufiger vor, dass diese Person sich auf unterschiedliche Weise wichtig machen wollte und versucht hat, immer wieder Aufmerksamkeit zu erhalten. 

Wie würdet ihr eine solche Situation bewerten? Habt ihr vielleicht selbst schon einmal jemanden kennen gelernt, der Krankengeschichten anderer als eigene Erkrankungen ausgegeben hat? Wie seid ihr damit umgegangen? Schaltet man am besten auf Durchzug oder spricht man den anderen besser auf ganz offensichtliche Unstimmigkeiten an? 

Ich kenne zwar jetzt keine Leute, die die Krankengeschichte eines Anderen als ihre ausgeben, aber ich kenne Leute, die ständig versuchen durch schwere Erkrankungen Aufmerksamkeit zu erlangen. Diese Aufmerksamkeit bekommen sie von mir einfach nicht, besonders wenn schon klar ist, dass die Geschichte eh erfunden ist, besonders wenn diese Person vor einer Woche irgendeine andere Erkrankung hatte.

Ich würde einfach mal bei A nachfragen, was er erzählt hat und was eben nicht. Vielleicht kann man so die Person, die sich diese Krankheit "klaut", aufs Kreuz legen. Wenn A noch weiß, was sie B erzählt hat und welche Details sie B vorenthalten hat, dann kann man B doch mal gezielt fragen, ob B vielleicht schon die und die Symptome hatte. Oder man informiert sich über die Erkrankung und erzählt B von irgendeinem Symptom, welches bei einer anderen Erkrankung existent ist.

Vielleicht ist es je nachdem auch einfach besser B zu ignorieren und das Thema zu wechseln. So mache ich es an sich bei den oben genannten Personen. Sobald sie anfangen über ihre Erkrankungen zu reden, wechsele ich einfach das Thema oder mache etwas anderes. Das kommt bei der Person nicht so gut an, aber so merkt sie es zumindest manchmal und ich habe einige Stunden Ruhe vor solchen Geschichten.

Eine solche Geschichte ist mir noch nicht untergekommen, zumindest wüsste ich nichts davon. Dann hätte die lügnerische Person die Geschichte ziemlich überzeugend herüber gebracht oder ich hätte niemand anderen gekannt, der den gleichen Krankheitsverlauf gehabt hat.

Wenn ich einen begründeten Verdacht hätte, dass mir jemand die Krankengeschichte eines anderen als seine eigene ausgibt, dann würde ich diese Person darauf ansprechen. Man macht so etwas nämlich einfach nicht, das ist lügnerisch, heuchlerisch, hypochondrisch und vor allem: man macht über die Gesundheit von sich selber oder auch von anderen keine Witze und man sollte auch nicht so von sich selber reden. Deswegen würde ich meine Vorbehalte ganz klar und deutlich äußern und ich würde auch hinterfragen, was dieses Spielchen denn eigentlich soll. Schließlich kann man auch auf andere, weniger ernste Weisen Mitleid erregen. Oder man hält sich eben ganz einfach an die Wahrheit, damit fährt man immer am besten.

Wie ich eine solche Situation bewerten würde, dass kann ich so nicht sagen weil ich eben die genaueren Umstände dieser Situation nicht kenne und ja auch gar nicht wirklich sagen kann, wer zuerst von seiner Krankheit erzählt hat. Vielleicht macht sich ja auch eine andere Person nur wichtig mit der Behauptung, dass er diese Krankheit zuerst hatte und davon berichtet hat. Das wird man sicherlich gut einschätzen können, wenn man die beteiligten Personen persönlich kennt, aber ich kenne sie ja eben nicht. Deswegen wäre ich mit jeglicher Schuldzuweisung in diesem Falle vorsichtig.

Wenn A in einer Gesprächsrunde von seiner schlimmen Krankheit erzählte, werden einige Fragen gestellt worden sein. Dieses Interesse wird dem nun angeblich Erkrankten gefallen haben. Ich denke, dass dieser Mensch nichts von Interesse aufzuweisen hat und irgendwelche negativen Merkmale sein eigen nennt. Sonst könnte er nicht so gierig sein und selbst eine schlimme Krankheit vorschieben, um glauben zu können, dass er nun bedauert wird und somit im Mittelpunkt steht.

So wie du das beschrieben hast, kann es nur so sein, dass er nicht krank ist und das nur vortäuscht. Sonst würde er sich schnellstens operieren lassen, um sein Leben zu retten. Ich finde das recht armselig, was dieser Mensch macht. Er soll froh sein, dass es ihm gut geht. Oder hat er etwas, was nicht genügend beachtet wurde? Eine andere Krankheit vielleicht oder einen Makel? Wenn mir jemand mit solchen Geschichten kommen würde, die höchstwahrscheinlich nicht stimmen, hätte er mich das letzte Mal gesehen. Vorher würde ich ihm aber noch meine Meinung sagen und ihn fragen, warum er das macht. Es muss ja für A auch schlimm sein, wenn er nun erfahren musste, dass ein anderer seine schlimme Krankheit nachäfft, wo er froh ist, dass er sie überstanden hat.

Wenn das wirklich stimmt, dann muss ich sagen, dass ich das ganz schön dreist finde. Ich denke nämlich, dass sich so was erstens nicht gehört und dass man das nicht so machen sollte. Meiner Meinung nach klingt das ganz schön danach, dass diese bestimmte Person einfach nur Aufmerksamkeit sucht und denkt, dass er oder sie mehr Aufmerksamkeit bekommt, wenn sie oder er so tut, als hätte man eine schwere Krankheit.

Ich muss aber sagen, dass es nicht nur sehr dreist den Leuten gegenüber ist, die sich jetzt Sorgen um diese Person machen. Vor allem fies gegenüber ist es A, der diese Krankheit ja hatte und die überstanden hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass A jetzt das Gefühl hat, dass die andere Person sich über ihn lustig macht, indem er die Krankheit auch vortäuscht und alles ganz dramatisch macht.

Ich denke, dass ich da gar nicht drauf reagieren würde. Alleine an den Dingen, die er über eine angebliche Operation erzählt hat, kann man merken, dass das nicht stimmt. Ich persönlich würde das wahrscheinlich ignorieren. Aber wenn es wirklich nervig wird, dann kann man die Person ja mal drauf ansprechen.