Liebt man mehrere Kinder gleich viel?

Ich habe vor einigen Tagen im Radio ein wenig einer Diskussion zugehört. Leider konnte ich nur Bruchteile davon hören, da ich gerade mit dem Auto unterwegs war. Jedenfalls ging es darum, dass es laut einer Studie oft vorkommt, dass Eltern mehrerer ein Kind bevorzugen und es "mehr" lieben als das andere oder die anderen Kinder. Ich weiß nicht mehr genau von wem die Studie ist und wo sie gemacht wurde, jedenfalls soll das gar nicht so selten vorkommen, das soll zumindest die Hauptaussage dieser Studie sein.

Ich selber habe nur ein Kind und kann demnach nicht sagen, wie sich die Liebe bei mehreren Kindern aufteilt oder verteilt. Ich habe aber zwei Geschwister. Meine Eltern hatten demnach drei Kinder. Ich persönlich habe nicht das Gefühl, dass einer von uns mehr oder weniger geliebt wurde als der andere. Unsere Eltern haben auch immer wieder gesagt, dass sie uns gleich lieb haben und so weiter. Es gab durchaus Punkte, wo ich der Meinung bin, dass der eine oder der andere bevorzugt wurde, aber da hatte eben irgendwie jeder so seinen Bereich. Generell haben aber unsere Eltern versucht alle drei gleich zu behandeln, auch wenn sie da individuell auf uns eingegangen sind.

So habe ich zum Beispiel durchaus mehr mit meiner Mama gekuschelt als mein Bruder, was aber nicht heißen soll, dass meine Mama mich mehr geliebt hat als meinen Bruder. Ich habe generell mehr Kuscheleinheiten gefordert als mein Bruder und somit ist das denke ich für ihn durchaus in Ordnung so. Dafür hat aber eben meine Mama zum Beispiel mehr Zeit mit ihm verbracht um etwas zu Spielen oder wie auch immer. Jedenfalls hat es sich irgendwie immer ausgeglichen.

Nun würde mich die Meinung jener Elternteile interessieren, die mehrere Kinder haben, oder aber natürlich auch von jenen, die mit Geschwistern aufgewachsen sind. Habt ihr ein "Lieblingskind"? Wenn ja, in welcher Art und Weise und was macht das Kind zum "Lieblingskind"? Die Studie hat auch durchaus gemeint, dass man natürlich auch alle seine Kinder lieben kann und es zu keinen Vernachlässigungen oder dergleichen kommen muss, auch wenn man ein "Lieblingskind" hat und man gegen dieses Phänomen auch gar nicht wirklich etwas machen kann. Es ist natürlich und auch wenn man ein "Lieblingskind" hat, ist man keine schlechte Mutter oder kein schlechter Vater.

Ich denke auf jeden Fall, dass man, vielleicht auch unbewusst, nicht alle Kinder gleich lieben kann. Man wird immer ein Kind haben, was man lieber mag, auch wenn man es sich vielleicht nicht eingestehen mag, weil man die Kinder an sich gleich behandelt. Alleine schon das Alter und auch manchmal das Geschlecht könnten dabei eine Rolle spielen.

Mir fällt es auch gerade etwas schwerer meine beiden Kinder gleich zu behandeln, denn mein kleiner Sohn ist eben erst knapp ein Jahr alt und braucht mich natürlich gerade beinahe rund um die Uhr, im Gegensatz zu meinem Großen, der bereits 3 Jahre alt ist und schon etwas mehr mit sich anfangen kann, zumal er sich auch besser verständlich machen kann, weil er schon reden kann im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder.

Bei mir und meinem Bruder war es auch immer so, dass meine Eltern zwar gesagt haben, dass sie uns beide gleich lieben und uns auch gleich behandeln, aber letztendlich hatte ich öfters das Gefühl, dass mein kleiner Bruder etwas bevorzugt wurde. Dies wurde auch vor einiger Zeit von meiner Mutter bestätigt. Sie hatte sich von Anfang an einen Jungen gewünscht und war zunächst einmal traurig nach der Geburt, dass sie ein Mädchen, nämlich mich, bekommen hat. Inzwischen sehe ich das als nicht mehr tragisch an, da ich meine Mutter durchaus verstehen kann, jetzt im Nachhinein. Dass man trotz guter Vorsätze es nicht immer allen Recht machen kann ist für mich selbstverständlich.

Bei Kindern mit unterschiedlichem Alter ist es oftmals so, das man dem jüngeren Kind mehr Aufmerksamkeit schenkt. Das ist zwar im Babyalter normal, da man sich da mehr kümmern muss. Aber dass die jüngeren Geschwister es zu Hause wesentlich leichter hatten, habe ich bei vielen Klassenkameraden beobachten können. Daher halte ich diese Studie für nicht so verkehrt.

Wobei ich selbst von mir behaupte, dass ich beide Kinder gleich liebe. Was aber sicherlich damit zusammenhängt, dass sie Zwillinge sind und man eben nicht nach Alter unterscheidet. Ich gehe aber auch davon aus, dass es vielen Eltern gar nicht so bewusst ist, dass sie ihre Kinder unterschiedlich behandeln. Es wird aber auch damit zusammenhängen, dass sich auch Eltern weiterentwickeln und beim zweiten oder dritten Kind manche Dinge dann auch anders bewerten, als beim ersten Kind.

Bei mehreren Kindern ist immer eines dabei, das von einem Elternteil mehr geliebt wird, als das oder die anderen. Das ist eine normale Reaktion. Meistens sind es die jüngsten Sprösslinge, die es vor allem der Mutter angetan haben. Das jüngste Kind braucht einfach mehr Aufmerksamkeit, als das ältere, das sich schon selbst helfen kann, während das kleine Kind auf die Mutter angewiesen ist. So wird sich unbemerkt eine Vorliebe für dieses Kind entwickeln. Ist es dann noch ein kleiner Wonneproppen, hat das Kleine ausgesorgt.

Wenn in solchen Fällen die Eltern nicht ganz vorsichtig sind und ihre Vorliebe für eines der Kinder durchblicken lassen, treffen sie das andere bis ins Herz. Deshalb müssen sie immer versuchen, beiden oder allen gerecht zu werden. Eltern werden alle ihre Kinder lieben, aber immer eines bevorzugen. Dieses eine wird solch eine Situation oft genug geschickt ausnutzen und die Eltern werden es nicht immer merken oder nicht merken wollen.

Es gibt Kinder, die sind ganz einfach schöner und liebenswerter als andere. Gerade da liegt eine große Gefahr für die Eltern, dass sie sich da nicht täuschen lassen und dieses Kind vorziehen. Das ist zwar natürlich und nachvollziehbar, aber schlimm für die Psyche der Kinder.