Unangenehme/Unpassende Aufgaben im Praktikum

vom 19.04.2012, 14:07 Uhr

Ich habe bisher Praktika am Landgericht und in einer Anwaltskanzlei absolviert und war mit beiden absolut zufrieden. Bei meinem Praktikum im Landgericht wurde ich einem Richter zugeteilt, den ich dann in seine Verhandlungen begleiten durfte, sodass ich mehrere Stunden täglich in Verhandlungen verbrachte. Danach nahm er sich jeden Tag mindestens noch eine halbe Stunde Zeit für mich und meine Fragen, ich lernte also wirklich etwas über seinen Job, die Prozessführung und einige Aspekte des Strafrechts. In der Anwaltskanzlei durfte ich mit meiner Assistenz verschiedene Akten von bereits gelösten Fällen durcharbeiten, mir selbstständige Notizen machen, dazu im BGB blättern und natürlich auch hier nach dem Durcharbeiten dieser riesigen Ordner Fragen stellen, die ich in Hülle und Fülle hatte. Ich hatte also mit diesen Praktika wirklich das große Los gezogen und konnte absehen, dass meine Wahl des Studienfaches tatsächlich in diese Richtung gehen könnte.

Allerdings hatte ich auch einige Mitschüler, die eher unangenehme Aufgaben erfüllen mussten, wobei ich das alleine für noch nicht so tragisch halte, denn wie hier auch schon angemerkt wurde, spülen sich die Tassen eben nicht von selbst, um zurück in den Schrank zu fliegen, und auch der Müll entwickelt in der Regel keine Füße, um alleine in die Tonne zu hüpfen. Diese Aufgaben müssen alle Angestellten meist abwechselnd erledigen und da finde ich es absolut legitim, wenn Praktikanten auch mal anpacken müssen und diese Aufgaben sogar öfter ausführen sollen, als gelernte Mitarbeiter. Allerdings finde ich es dann schon bedenklich, wenn sich ansonsten nicht um den Praktikanten gekümmert wird. Wir hatten zum Beispiel auch ein Mädchen, das ihr Praktikum in einem Architekturbüro absolvierte. Wenn der Müll und der Kaffee erledigt waren, wurde sie vor ein Computerprogramm zur Raumplanung gesetzt und sollte sich den ganzen Tag damit beschäftigen, ohne Anleitung und ohne Ansprechpartner.

Genau in dieser Situation sollte ein Praktikant den Mund aufmachen, gerade, wenn es sich um ein Schulpraktikum handelt und er ja auch herausfinden möchte, ob ihm das Berufsfeld vielleicht liegen könnte. Es ist völlig in Ordnung, auch mal unangenehmere und unliebsame Arbeiten erledigen zu müssen, etwas sagen sollte man aber schon, wenn man den ganzen Tag als Dienstbote herumgeschickt wird und gar keine Möglichkeit bekommt, den Beruf wirklich kennenzulernen, weil ein Ansprechpartner und passende Aufgaben fehlen. Dann sollte man durchaus mal das Anliegen äußern, ein wenig in den Beruf schnuppern zu können. Man muss sich ja nicht über die unliebsamen Aufgaben beschweren, sondern kann auch konkret danach fragen, ob man denn auch mal etwas Berufsnahes machen könnte.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Den Müll raus bringen und Kaffee kochen würde ich während eines Praktikums definitiv nicht und ehrlich gesagt finde ich, dass jeder selbst Schuld ist, der das macht und sich derartig demütigen lässt. Bevor man ein Praktikum macht, kann man sich doch beispielsweise auch darüber informieren, was denn so gemacht werden muss und was eben nicht und da meiner Meinung nach eigentlich bekannt ist, dass man während einer Praktikums sicherlich keinen Kaffee kochen muss, würde ich das auch nicht machen.

Klar kann es sein, dass dadurch mitunter dann eine unangenehme Atmosphäre im Betrieb herrscht, aber es ist ja auch nicht richtig von einem Praktikanten zu erwarten, er würde einen derartig bedienen. Und so Dinge wie den Müll rauszubringen, dass finde ich schon ein bisschen heftig und hätte ich sicherlich nicht mit mir machen lassen.

Ich selbst habe mal ein Praktikum in einem Zahntechnischen Labor machen müssen und da gab es auch einige unangenehme Situationen, aber an sich jetzt nichts, wo ich gesagt hätte, dass das schlimm gewesen wäre. Es war so, dass die Zahntechniker dort eben auch so Formen verwendet haben, die sie mit Plastik ausgegossen haben. Und wenn das Plastik hart war und sie es aus der Form genommen haben, um es zu bearbeiten, dann musste die Form auch gereinigt werden.

Befanden sich beispielsweise noch Krümmel darin, dann konnte es sein, dass der nächste Abdruck dann unebene Stellen und Löcher hatte. Die Zahntechniker haben dann etwa ab dem dritten Tag mir das waschen dieser Formen überlassen. Auch gab es andere Aufräumarbeiten wie das einsortieren unterschiedlicher Fräsen oder das austauschen der Messer auf den Skalpellen. Ich als Praktikant musste diese Dinge dann übernehmen.

An sich war das natürlich für mich keine sonderlich spannende Arbeit und besonders begeistert war ich auch nicht. Aber man muss auch einfach bedenken, dass es wenige Arbeiten gibt, die man in einem Zahntechnischen Labor übernehmen kann, denn hier ist Präzisionsarbeit gefragt und wenn man nur als Praktikant da ist, dann darf man eben auch nur im Hintergrund arbeiten.

Ein bisschen blöd wurde es, als mich einer der Mitarbeiter in der Pause mal zum Einkaufen mitnahm. Es ging letztendlich darum, dass der Supermarkt nicht weit weg war und wenn er dort alles gekauft hätte, was er brauchte, dann hätte er zweimal laufen müssen. Mit mir war das nur ein Gang. Ein bisschen ausgenutzt kommt man sich da natürlich schon vor, aber er war ansonsten sehr nett, so dass ich einfach mal nichts gesagt habe. Heute würde ich das aber wohl eher nicht mehr machen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


In meinem ersten Schulpraktikum durfte ich 2 Wochen den Schredder in einer Anwaltskanzlei bedienen. Dort gab es einigermaßen wenig zu tun, da die Kanzlei einfach nicht so groß war und ich durfte auch ein mal mit auf das Gericht gehen. Das war dann das Highlight. Ich habe nichts über den Beruf gelernt und auch nach mehrmaligen Anfragen nach anderer Arbeit, bekam ich keine anderen Tätigkeiten. Man hat als Schüler ja auch nicht so die Möglichkeiten. Damals war ich in der 8. Klasse und auch sehr schüchtern, sodass das Nachfragen nach neuen Aufgaben schon immer etwas war, wobei ich mir blöd vorkam.

Bei meinen anderen Praktika habe ich dann eigentlich immer viel über die Berufe erfahren, weil ich mir dementsprechend dann auch die Aufgaben geben lies und schon von vorne rein klar machte, dass ich etwas über den Beruf wissen will. Ich sehe keinen Sinn in diesen sinnlosen Tätigkeiten und man muss sich dann auch durchsetzen oder eben dem Lehrer Bescheid geben. Das ist nicht immer leicht und gerade als Schüler traut man es sich auch nicht immer, weil man ja auch Gast ist und keine Leute gegen sich aufbringen möchte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Man muss natürlich betrachten, warum, wieso ein Praktikum stattfinden soll und in welchem Rahmen. Bei einem dreiwöchigem Schulpraktikum ist es doch etwas anderes, wenn man auch mal Kaffee kocht, aber nicht nur. Natürlich sollte da ein Schüler in den Berufsalltag mit einbezogen werden, aber am Anfang empfinde ich so etwas schon als relativ normal. Das sollte sich dann aber nicht nur drei Wochen lang durchziehen, man kann auch andere Aufgaben vergeben und vor allem den Praktikanten dann mal über die Schulter schauen lassen.

Ich selbst habe durch meine Ausbildung auch einige Praktika gemacht und musste dadurch auch mal Küchendienst machen. Allerdings eben nicht nur, was mir dann auch zugute kam. Meine Anleiterin zum Beispiel hat für mich dann nach einer angemessenen Zeit die Küche übernommen, während ich mich dann in der Kleingruppe um die Kinder gekümmert habe oder zusammen mit einer anderen Kollegin größere Kindergruppen betreut habe.

Man kann ja auch nicht gleich vom ersten Tag an erwarten, dass man weiß Gott welche Aufgaben aufgetragen bekommt, so ist es ja auch in Ausbildungen. Am Anfang ist es nun einmal mehr irgendwelche Hilfsarbeiten, auch, wenn man zu mehr Arbeiten in der Lage ist und mehr Verantwortung übernehmen kann. Das muss man aber auch erst einmal beweisen und somit muss ein gewisses Engagement und Durchhaltevermögen an den Tag gebracht werden.

Hauswirtschaftliches gehört einfach mal dazu, zumindest in meinem Bereich, und irgendjemand muss es auch erledigen. Klar ist es dann unangenehm, wenn man mehrere Wochen nur diesen Bereich erledigt, aber dann sollte man auch das Thema mal offen ansprechen. Zudem war es auch in meinem Bereich schon so gewesen, dass diese Aufgaben einfach im Alltag dazu gehören und wenn man Kinder mit einbezieht, ist der Praxisbezug auch wiederum gegeben.

Allein durfte ich auch gerade zu Beginn von Praktika nicht mit Kindern allein sein, das hat sich mit der Zeit aber anderweitig gegeben und es war ja auch schon wichtig. Außerdem haben wir auch in der Ausbildung für das Praktikum Aufgaben erhalten, die natürlich auch gelöst werden mussten und das ließ sich dann schlecht im Küchenbereich oder so erledigen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich habe auch schon Praktikas gemacht und dabei auch Kaffee gekocht. Meist war es so, dass dies alle Mitarbeiter mal gemacht haben. Je nachdem wer den letzten Kaffee genommen hat, hat eben auch gleich wieder neuen Kaffee angesetzt. Daher war es nicht allgemein die Aufgabe der Praktikanten. Wenn es also um Aufgaben geht, welche alle halbwegs gleichmäßig erledigen, dann spricht nichts dagegen.

Ich kenne aber auch aus meinem letzten Praktikum das Problem, dass eine andere Praktikantin nur Unterlagen kopieren durfte. Dazu muss man aber sagen, dass wir die selbe Ausbildung absolviert haben, aber an verschiedenen Schulen. Nur leider konnte diese junge Dame echt nichts anderes als den Kopierer bedienen. Am Ende konnte sie eigentlich froh sein, dass man ihr das Praktikum vorzeitig gekündigt hat. Denn in dem Bereich waren die Stellen damals mehr als rar gesät.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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