Kindererziehung - intuitiv, angelesen, erfahren?

vom 18.04.2012, 16:45 Uhr

Bei der Kindererziehung ist es schon ganz gut, wenn man sich auf einen roten Faden konzentriert und diesen roten Faden durchzieht. Gerade, wenn man das erste Kind bekommen hat, ist es so, dass man doch verunsichert ist und man nicht immer weiß, wie man was wann zu tun hat. Verunsicherung ist, denke ich, völlig normal und so frage ich mich, worauf Ihr bei der Kindererziehung am besten und am liebsten zurückgegriffen habt.

Lest Ihr eher viel über Kindererziehung und versucht nach einem "Handbuch" zu gehen? Lasst Ihr Euch bei der Kindererziehung eher mit Erfahrungen aus dem Umfeld, vielleicht von den eigenen Eltern, anderen Eltern im Freundeskreis, etwas führen und übernehmt von dort gewisse Verhaltensweisen und Handlungen bei der Erziehung? Oder handelt Ihr intuitiv und lasst Euch von der Intuition führen? Welche Vor- und auch Nachteile hat es, wenn man intuitiv handelt, wenn man nach einem "Handbuch" geht oder wenn man bereits vorhandene Erfahrungen übernimmt und diese in der Erziehung einfließen lässt? Wonach seid Ihr bei Euren Kindern gegangen? Sind Bücher besser als die Intuition oder sind Erfahrungen doch relevanter als die Theorie?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich habe sehr viel gelesen, da ich leider keine Leute gekannt habe, die viel Erfahrung hatten. Allerdings habe ich mich auch auf mein Bauchgefühl verlassen, manchmal hat das dem Gelesenen widersprochen, z. B. bei der Konsequenz. Ich habe meine Kinder nicht besonders konsequent erzogen, ich habe Ausnahmen erlaubt und Strafen auch manchmal wieder zurückgenommen. Ich finde es immer noch richtig und meine Kinder waren nie besonders schwierig.

Als die Kinder im Kindergarten waren, habe ich viel auf die Kindergärtnerin gehört. Diese war eine ältere, erfahrene Frau, die gerade selber ihre eigenen vier Kinder aus dem Haus hatte und intuitiv habe ich ihr getraut. Sie hatte viele gute Ratschläge für mich, wenn ich mal nicht wusste, was ich in bestimmten Situationen tun sollte. Aber in allem war ich auch nicht mit ihr einverstanden, teilweise war sie mir zu streng.

Man sollte aber auch nicht zu viel Zeit mit Lesen verbringen. Einmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich in der Elternzeitschrift gelesen habe, dass man mit Kindern viel spielen sollte und mein Kind saß alleine in der Ecke und war unzufrieden. Ich habe das Heft sofort zugeschlagen und habe mich mit meinem Kind beschäftigt, als ich die Absurdität der Situation erkannte.

Leider habe ich im Laufe der Jahre festgestellt, dass sich die Meinungen in den Erziehungsratgebern teilweise doch sehr stark ändern, das hat mich besonders dann beim dritten Kind ziemlich irritiert. Ich denke, dass man am besten doch auf sein Bauchgefühl hören sollte. Wenn man sich dann trotzdem unsicher ist, in Erziehungsratgebern nachlesen oder eine ältere, erfahrene Erzieherin fragen. Die jungen Erzieherinnen haben noch nicht so viel Erfahrung, auf deren Meinung würde ich nicht so viel Wert legen, auch wenn es sehr engagierte oder vielleicht sogar überengagierte sind.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wie ich schon in einem anderen Thread geschrieben habe, habe ich sehr viel gelesen. Meine Bücher bestanden größtenteils jedoch aus Fakten. Ich gehe nicht strikt nach irgendwelchen Büchern vor, aber bei großen Entscheidungen habe ich mir diese zur Hilfe genommen. Gerade bei längerfristigen Entscheidungen, wie der Impfentscheidung oder der Ernährung waren die Bücher sehr hilfreich für mich.

Auf Erfahrungen gebe ich nicht sonderlich viel, da jedes Kind anders ist. Ich kenne beispielsweise fast nur Leute, bei denen das Kind sofort ins Bett gelegt wurde und auch schreien gelassen wurde, damit es schläft. Dies ist jedoch für mich persönlich ein NoGo und so kann ich auch keine Erfahrungen anwenden. Auch in anderen Bereichen trifft es oft zu, das ich die Erfahrungen aus eigenen Überzeugungen nicht anwenden möchte.

Ich für mich, finde es gut wenn man sich viel durchliest und dann eine eigene Meinung bildet. Bei alltäglichen Dingen sollte man jedoch auch einfach auf das Bauchgefühl und den Mutterinstinkt hören. So fahren wir ganz gut.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe mir nur zwei Bücher während der Schwangerschaft durchgelesen. Diese waren aber speziell von Müttern mit Zwillingen. Da ging es aber weniger um Erziehungsratgeber, sondern wie sie mit ihrem Doppelpack den Alltag gemeistert haben. In Sachen Erziehung habe ich mir meinen eigenen Weg gesucht und damit komme ich auch recht gut klar.

Denn ich habe einfach die Dinge übernommen, welche ich bei meinem Eltern als gut empfunden habe. Was mich aus Sicht eines Erwachsenen dann an meiner Erziehung gestört hat, mache ich dann bei meinen Kindern anders. Auch habe ich viel andere Mütter beobachten und eben Dinge übernommen, welche ich für gut befunden habe.

Ich denke Fakten anlesen ist die blanke Theorie und hat mit der Praxis recht wenig zu tun. Denn jedes Kind und auch die Eltern sind anders und man kann eben keine allgemeingültigen Regeln verfassen, wo auch wirklich alle Eltern und Kinder damit zurecht kommen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Bei mir ist es ein Mix aus allem. Ich habe einige Bücher gelesen, lese regelmäßig Zeitschriften und tausche mich mit Freundinnen, Bekannten und Verwandten aus. Da jedes Kind sehr individuell ist, finde ich es etwas schwierig sich nur nach den Büchern zu richten, obwohl diese mittlerweile ja schon auf die unterschiedlichen Kinder eingehen.

Praktischer finde ich schon den Austausch mit anderen Muttis, insbesondere denen mit älteren Kinder, da die ähnliche Phasen mitgemacht haben und eventuell auch noch den ein oder anderen Trick auf Lager haben, den einem kein Buch verrät. Einiges habe ich natürlich auch, wie wahrscheinlich die meisten, von meinen Eltern übernommen, es ist ja doch so, das man das macht, obwohl man sich in irgendeinem Alter geschworen hat, nie so was zu tun wie die eigenen Eltern. :lol:

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Prinzipiell kann man sagen, dass weder das eine noch das andere alleine ein perfektes Mittel für die Kindererziehung darstellt. Bücher können einen für gewisse Umstände oder Entwicklungen sensibilisieren. Demnach kann man nach dem Lesen eines Buches bestimmte Symptome erkennen, die auf eine eventuelle Richtung in der Entwicklung des Kindes hinweisen, die vielleicht nicht gewünscht ist. Es kann aber auch passieren - und hier versagt eben auch das Bücher-Wissen - dass es in der Praxis ganz anders abläuft und das theoretische Wissen hier einfach nur kläglich versagt. In diesem Fall ist der Rat von einer Person hilfreich, die auf der Grundlage der praktischen Erfahrung die Sachlage besser beurteilen können. Mutter und Vater, Oma und Opa, Onkel und Tante bspw. können hier unter Umständen den einen oder anderen nützlichen Tipp geben.

Am aller wichtigsten ist es aber, genau auf das zu achten, was man selbst macht. Kinder bekommen mehr mit, als man vielleicht denken mag. Wenn das Kleinkind also mitbekommt, wie gebrüllt, schlecht diskutiert, gesprochen und generell miteinander umgegangen wird etc. dann lernt es das Kind automatisch und unbewusst mit. Meiner Meinung nach sind Erfahrung und Theorie gut, aber entscheidend ist, wie man sich gegenüber dem Kind verhält. Die Intuition sollte hier immer in die folgende Richtung gehen: Ruhe bewahren. Also dem Kind möglichst keine Hektik, Aufgeregtheit etc. vorleben. Dabei sollte man sich immer vergegenwärtigen bzw. sich selbst die Frage stellen, wie man in dieser oder jener Situation handeln kann und dabei auch Vorbild für andere Eltern sein kann.

Ein konkretes Beispiel: Wenn das Kind schreit oder etwas macht, was man nicht will, soll man es anbrüllen bzw. laut werden, leichtes handgreiflich werden, also es beiseite ziehen? Nein! Dem Kind sachlich und in Ruhe sagen, dass es schlecht ist, was es gerade macht und dabei direkt in dessen Augen schauen. Ich habe das einmal probiert und es funktioniert. Der Junge fühlte sich sichtlich ertappt und mied zudem den Augenkontakt. In dem Moment habe ich gemerkt, dass er sich im Nachhinein wohl doch im Klaren war, dass das falsch war.

Zum Schluss noch eine wesentliche Sache: Es gibt kein allgemeingültiges Rezept, da das Kind hier und da doch mal anders reagiert, als Erfahrung und Theorie es sagen, weshalb man wirklich immer die Ruhe bewahren sollte und sich seiner Vorbildfunktion in jeder Situation bewusst sein muss.

» Metalhead85 » Beiträge: 33 » Talkpoints: 2,89 »


Bei mir war es auch ein wenig eine Mischung aus allem. Ich habe schon während der Schwangerschaft sehr viel gelesen, aber man kann sich auch verrückt machen. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich einen Gang zurückschrauben musste, denn es hat mich manchmal eher mehr verunsichert, als dass es mir geholfen hätte. So habe ich zwar immer noch gelesen, aber nicht mehr so viel wie vorher. Bei der Kindererziehung ist es ganz ähnlich. Ich hatte einige Erziehungsratgeber, die ich im Vorfeld ausgesucht und mir auch empfohlen wurden. Die fand ich ganz gut, auch wenn ich längst nicht alles davon übernommen habe. Beim ersten Kind braucht man meiner Meinung nach einige Anhaltspunkte, aber im Großen und Ganzen habe ich mich dann auch auf mein Bauchgefühl verlassen.

Natürlich gibt es mittlerweile Dinge, die ich im Nachhinein anders gemacht hätte, aber das lässt sich nun nicht mehr ändern. Beim nächsten Kind bin ich da auf jeden Fall schlauer. Das sind solche Kleinigkeiten wie Konsequenz usw. Da war ich das ein oder andere ein wenig zu nachlässig und muss eben jetzt damit leben. Auch meine Mutter hat mir einige Tipps gegeben. Schließlich hat sie schon drei Kinder großgezogen und das hat sie meiner Meinung nach auch wirklich hervorragend hin bekommen. Mein Sohn hatte immer schon Probleme mit dem Ein-und auch Durchschlafen und mir wurde da sogar von Seiten des Kinderarztes empfohlen, einfach mal nicht sofort hinzurennen und ihn auch mal weinen zu lassen. Der Meinung war auch meine Mutter, denn bei uns half das auch. Das konnte ich aber auch nicht übers Herz bringen.

Nun hat er Probleme mit dem Toilettentraining. Hierzu habe ich auch schon einiges gelesen, aber das hat mir auch nicht richtig weitergeholfen. Ich kann ihn ja nicht zwingen, auf die Toilette zu gehen. Ich habe es nun schon mehrfach versucht, aber es hält dann irgendwann den Urin zurück und ist total eingeschüchtert. Er hat dann große Schmerzen und das ist auch nicht Sinn der Sache. Da habe ich mich auch auf mein Bauchgefühl verlassen und werde es jetzt etwas lockerer angehen. Er wird schon irgendwann auf die Toilette gehen und die Bücher haben mich einfach nicht weitergebracht. Wie schon erwähnt wurde, ist eben jedes Kind anders und was bei dem einen Kind sehr gut funktioniert hat, kann bei dem anderen Kind genau das Gegenteil bewirken. Meiner Meinung nach sollte man daher in erster Linie auf den Mutterinstinkt hören, denn der täuscht eigentlich nie und ich bin mit dieser Methode auch am besten zurechtgekommen. Klar macht man auch Fehler, aber daraus lernt man eben auch!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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