Eigene Überzeugungen vs. eigenes Verhalten

vom 17.04.2012, 11:46 Uhr

Es gibt im Leben Situationen, in denen man auf eine bestimmte Weise handelt, ohne das sie den eigenen Überzeugungen entspricht. Gibt es bei euch solche Verhaltensweisen regelmäßig oder gab es diese in eurem Leben? Wenn ja, um welche Situationen handelt es sich hierbei und wie seit ihr damit umgegangen, wie geht ihr damit um? Ein typisches Beispiel unter vielen wäre das Zigarettenrauchen. Man weiß, dass es gesundheitsschädigend ist, jedoch raucht man weiter. Vielleicht an die Raucher oder Ex-Raucher unter euch: wie wird/wurde mit dieser Situation gehandhabt?

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Dein Beispiel mit dem "Verhalten entgegen der eigenen Überzeugung" passt wohl nicht wirklich. Das ist lediglich ein Beispiel für unvernünftiges Verhalten. Keines, welches gegen "Überzeugungen" gehen würde. Anders natürlich, wenn es sich bei dem Raucher um einen militanten Anti-Raucher handeln würde, der andere vom Nichtrauchen überzeugt und regelmäßig gegen das Rauchen spricht und davon überzeugt wäre, dass das Rauchen ausschließlich der Industrie dient - dann aber selbst raucht. Ebenso wäre es ein Handeln gegen die eigenen, nach außen getragenen Überzeugungen, wenn ein katholischer Würdenträger in seiner Freizeit doch seinem Geschlechtstrieb nachkommt.

Ich denke, kein Mensch wird auf Dauer gegen echte Überzeugungen handeln können, ohne daran zu Grund zu gehen. Oder aber sich insoweit verbiegen, dass sich die Überzeugungen ändern. Ganz anders sieht es mit dem Widerspruch zu den "nach außen getragenen Überzeugungen". Das ist dann schlicht etwas, das mit Heuchelei zu tun hat und eben nicht mit inneren Überzeugungen. Das ist wohl etwas, was wesentlich öfter vor kommt. Hier handeln die Menschen dann einfach so, wie sie sich persönlich die meisten Vorteile versprechen.

Ein Beispiel dafür ist hier der allgemein akzeptierte Konsens, nicht ausländerfeindlich zu sein. Jeder erwartet Sanktionen (wenn auch nur "moralischer" Natur), wenn man sich ausländerfeindlich benimmt und äußert. Übrigens zu recht! Dennoch ist die Ausländerfeindlichkeit tief verwurzelt und viele werden wohl bei manchem Angriff auf Ausländer durch rechte Schläger innerlich denken, dass die Opfer hier sicher auch ihren Teil zur Gewalt beigetragen haben.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Dann habe ich wohl ein zu schweres Wort gebraucht. Ich meine ganz allgemein den Widerspruch zwischen "innerer Welt" und äußerem Verhalten. Vielleicht fällt es uns aber im ersten Moment auch nicht auf. Und es muss sich nicht um schwerwiegende Situationen handeln. Vielleicht ganz einfache Sachen im Alltag. So etwas wie Heuchelei muss auch nicht immer als negativ bewertet werden. Wenn entsprechende Situationen aus der Sicht des Handelnden erklärt werden, dann ist das "schlechte" daran nachvollziehbar.

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» esprit*87 » Beiträge: 456 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bemühe mich stets, meinen Grundsätzen treu zu bleiben und eben keine Sachen zu machen, von denen ich nicht überzeugt bin dass sie gut sind und vor allem erst recht nichts, bei dem ich überzeugt bin dass man es besser nicht machen sollte. Manchmal bekommt man mit einer solchen Einstellung in gewissen Situationen Probleme. Das ist zum Beispiel so, wenn man in einem Flugzeug sitzt auf einem Langstreckenflug und man nur Saft serviert bekommt und kein Wasser. Wenn man nun der Auffassung ist, dass Säfte ungesund sind und man sie nicht trinken sollte, dann kann man ganz schöne Probleme bekommen auf einem Langstreckenflug. Vielleicht ist das ein blödes Beispiel und nicht unbedingt realitätsnah, aber ich finde schon dass es zeigt, dass man ab und an auch kleinere Kompromisse eingehen muss und auch kann, ohne dass dies negative Konsequenzen für die eigene Person und die eigene Persönlichkeit haben muss.

Auch ich gehe ab und an einmal solche Kompromisse ein. Ich zum Beispiel bin überzeugter Nichtraucher und für mich gibt es nicht viel, was schlimmer ist als dieser ekelige Zigarettenrauch. Trotzdem setze ich mich artig mit in die Wohnung unserer Nachbarn, wenn ich eingeladen bin, und bemühe mich nicht zu sehr husten zu müssen, denn in dieser Wohnung leben drei Raucher welche auch so gut wie ständig eine Zigarette am Gange haben. Da muss ich dann eben durch, denn es wäre auch sehr unhöflich eine Einladung abzulehnen und dann zu sagen, dass ich wegen dem Rauch nicht kommen möchte. So kämpfe ich mich dann eben durch die Zeit und versuche flach zu atmen, denn dann wird der Husten nicht ganz so heftig falls eine Attacke kommen sollte. Auf die Dauer würde ich das aber auch nicht aushalten und ich muss das auch zum Glück nicht regelmäßig mitmachen.

Ich denke auch, dass niemand ganz bewusst regelmäßig gegen seine eigenen Überzeugungen handeln wird, denn das ist im Grunde nichts anderes als Verrat an der eigenen Person und im gewissen Sinne empfinde ich es auch als einen Selbstbetrug, denn man hintergeht sich selber und man handelt gegen seine eigenen Interessen.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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