Mit fremden Leuten "Small Talk" beginnen?

vom 12.04.2012, 13:06 Uhr

Hier Grüßt ihr im Wartezimmer? wurde ja gefragt, ob man fremde Leute im Wartezimmer grüßen sollte und da ich heute beim Arzt war, ist mir aufgefallen, dass es bei manchen Leuten wirklich weit über das Grüßen hinaus geht. Obwohl die Westfalen hier eigentlich eher Eigenbrödler sind und sich zurückziehen, wenn fremde Leute kommen, ist mir gerade heute aufgefallen, dass es doch Menschen gibt, die einem quasi ein Gespräch aufdrängen, obwohl man sie nicht kennt.

Ich stand heute noch vor der geschlossenen Tür der Arztpraxis. Ich war die erste Patientin. Ein älterer Herr kam und grüßte freundlich und dann hat er mir seine ganze Krankengeschichte erzählt. Sogar, dass er als Kind Mumps hatte wusste ich dann. Als dann andere Patienten kamen, fragten sie "Ist die Praxis noch geschlossen?" . Am liebsten hätte ich geantwortet "Nein, ich stehe nur hier, weil ich keine Lust habe reinzugehen.". Vor allem, weil mittlerweile schon mehrere Leute vor der Tür standen.

Versucht ihr auch ein Gespräch mit fremden Leuten zu beginnen oder haltet ihr euch lieber zurück und sagt nichts? Blockt ihr ein Gespräch eher ab oder geht ihr auf ein Gespräch mit völlig fremden Leuten ein?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich mag schon so Sinnlosgespräche mit mir bekannten Personen nur bedingt, dann kann man sich wohl denken, wie es da mit fremden Personen aussieht. Manchmal ist es sicherlich komisch, wenn alle zum Beispiel vor der verschlossenen Tür einer Arztpraxis stehen und warten. Ich finde, dass ist dann so angespannt. Aber deswegen fange ich noch lange nicht an, mich zu unterhalten, denn ich wüsste gar nicht, was ich da sagen soll.

Berufsbedingt muss ich manchmal mit mir fremden Personen Gespräche führen. Man merkt schnell, ob derjenige gerne reden will oder nicht und wenn das der Fall sein sollte, dann stelle ich eher die Fragen, weil ich fremden Leuten nie etwas wirklich persönliches erzählen wollen würde. Und manche Leute reden sehr gerne, vor allem über ihre Kinder, was ich dann allerdings wieder interessant finde.

Mir ist das öfter bei älteren Menschen in Arztpraxen aufgefallen. Die reden wirklich gerne über sich und ihr Leid. Manche Krankheiten sind auch wirklich furchtbar und ich muss ehrlich sagen, dass ich dann auch nicht weiß, wie ich reagieren soll, wenn mir eine fremde Person erzählt, dass sie eine schwere Krankheit hat, ihr Sohn bei einem Autounfall gestorben ist und der Mann vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt. Wie soll man da auch reagieren, wenn man den Menschen gerade mal 20 Minuten kennt?

Ich sitze auch grundsätzlich lieber einfach im Wartezimmer und lese. Außer ich bin eben mit jemandem da, dann unterhält man sich natürlich, aber dann ist die Person auch nicht fremd.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Wenn man sowieso nur dastehen würde, dann kann man sich auch Gespräche mit fremden Personen antun. Im Grunde schadet das nichts und man verliert letztlich keine Zeit oder ähnliches. Wobei ich in dem von dir geschilderten konkreten Fall schon nicht mehr von Small Talk sprechen würde, nachdem dir der ältere Herr sehr intime Details verraten hat. So was geht über den Small Talk weit hinaus. Denn der sollte sich auf eher belangloses beziehen und man sollte höchstens erfahren, dass man z.B. Dortmund oder Schalke Anhänger ist (wenn es schon persönlich wird - und Bielefeld oder Bochum wird kaum einer zugeben ;)).

Deine Antwort auf die Frage nach der geschlossenen Praxis hätte wohl jeden weiteren Small Talk Versuch im Keim erstickt. Denn das ist sicher eine eher schroffe Form der Abweisung. Besser wäre eine Eröffnung in der Richtung, dass du auch davon ausgegangen bist, dass die Praxis schon geöffnet ist. Aber es ist dir ja vermutlich schon im ersten Fall gar nicht darum gegangen, ins Gespräch zu kommen.

Ich selbst sehe mich auch eher als introvertierten Menschen an, der eher nicht an belanglosen Kontakten interessiert ist. Aber mittlerweile verstehe ich das schon fast als Makel und nehme mir regelmäßig vor, wenigstens dann "offener" zu sein, wenn ich hier angesprochen werde. Wobei das nicht heißt, dass ich persönliche Befindlichkeiten preis geben muss (oder will).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich weiß nicht, was an Smalltalk falsch sein soll. In Arztpraxen quatsche ich nun niemanden von mir aus an, zumal da meistens nicht sonderlich interessante Leute sind. Aber grundsätzlich ist Smalltalk nun mal die Nummer eins, ehe man jemanden kennen lernen kann. Und daran beteilige ich mich dann auch, wenn ich diese Person interessant finde. In Arztpraxen ist es ja sowieso immer langweilig und die Wartezeit beschränkt und da sehe ich keinen Grund, warum man nicht einfach mit den Menschen reden sollte.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich selber beginne eine Small Talk eher nicht. Dafür bin ich dann vielleicht doch ein wenig zu schüchtern, wenn ich die Person einfach nicht kenne. Da weiß ich einfach nicht, wie ein solcher Small Talk ankommt.

Wenn mich jemand fremdes anspricht, und auf einmal anfängt irgendwas zu erzählen, dann bin ich da eigentlich schon offen und rede einfach mit. In Arztpraxen passiert das nur manchmal, vielleicht wenn die Wartezeit extrem lange ist, und andere Patienten mich dann schon darauf ansprechen. Dann ergibt sich auch manchmal ein kurzes Gespräch.

Bei der Arbeit war es immer so, wenn ich mit Kunden zu tun hatte, die ich natürlich nicht kannte, dass man da schon eher ein Gespräch angefangen hat. Und da habe sogar ich einfach mal irgendwas angefangen zu erzählen, auch wenn es nichts wichtiges war. Das habe ich meistens gemacht, wenn der Kunde am warten war, oder ich seinen Auftrag bearbeitet habe. Das fand ich dann als angebracht, mich mit dem Kunden zu unterhalten, damit er nicht ganz so alleine und verlassen dort herum steht. Und ich denke, dass es bei den Kunden auch immer gut ankam, dass man sich um sie gekümmert hat.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich beginne auch so gut wie nie einen Smalltalk, wenn ich beim Arzt im Wartezimmer sitze. Irgendwie ist das nicht so wirklich mein Ding. Gehe ich alleine zum Arzt, was allerdings nicht so wahnsinnig oft der Fall ist, nehme ich mir meistens etwas zu Lesen mit oder lese eben in den ausliegenden Zeitschriften. So werde ich auch eher selten angesprochen. Das ist mir irgendwie auch lieber, wenn ich ehrlich bin. Ich habe zwar generell nichts gegen ein nettes Gespräch, aber manchmal möchte ich einfach meine Ruhe haben und die meisten Gespräche in den Wartezimmern drehen sich ohnehin nur um Krankheiten und Tod und darauf möchte ich einfach verzichten. Ich weiß da manchmal auch nicht so genau, wie ich auf manche Dinge reagieren soll und ich fühle mich in dem Fall dann einfach nicht wohl.

Wenn ich mit meinem Sohn beim Kinderarzt warten muss, ist das schon etwas anderes, muss ich sagen. Ich beschäftige mich dann auch mit ihm, lese ihm etwas vor oder baue mit den Bauklötzen. Da mein Sohn sehr aufgeschlossen ist, versucht er meistens, die anderen Eltern zu integrieren und er spricht auch öfter Leute an. Dann werde ich meistens nach dem Alter meines Sohnes gefragt und so ergibt sich dann oft auch ein ganz nettes Gespräch muss ich sagen. Das ist mir dann deutlich lieber und so vergeht die Wartezeit auch wie im Fluge. Wenn ich angesprochen werde, dann höre ich den Leuten selbstverständlich auch zu, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt so interessant ist. Das Gespräch direkt im Keim zu ersticken, finde ich irgendwie total unhöflich. Man ist natürlich nicht verpflichtet, sich die Lebengeschichte von fremden Menschen anzuhören, aber es gibt echt Schlimmeres. Von mir selbst aus spreche ich aber selten wildfremde Menschen an, auch nicht im Wartezimmer. Das ist einfach nicht mein Ding.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich rede nicht besonders gerne mit Menschen, die ich nicht persönlich kenne und deswegen würde ich auch wohl niemals ein Gespräch mit einem Wildfremden anfangen. Höchstens dann, wenn ich auch einen triftigen Grund dafür hätte. Ich würde aber sicherlich nicht meine gesamte Krankengeschichte hervor holen, denn man weiß doch eigentlich auch, dass diese niemanden so wirklich interessiert. Auch dann nicht, wenn man gerade vor einer Arztpraxis steht und auf die Öffnung wartet.

Wenn mich jemand anspricht und ich keine Lust auf ein Gespräch habe, dann gehe ich auch nicht weiter auf das Gesagte meines Gegenübers ein. Es gibt ja auch sehr hartnäckige Leute, die das einfach total ignorieren und immer weiter und weiter reden, ohne Unterlass. Das nervt mich dann schon gewaltig, aber ich würde auch wieder nicht direkt sagen, dass ich keine Lust auf ein Gespräch habe. Ich würde dann eventuell notgedrungen einfach mitreden, aber auch nur halbherzig und nicht besonders begeistert. Denn ich habe nun wirklich kein Interesse an einem Smalltalk mit jemanden, den ich überhaupt nicht kenne.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich beginne ein solches Gespräch nie. Ich grüße zwar freundlich wenn ich vor der Arztpraxis ankomme und jemanden antreffe, aber das war es auch für mich.

Ich kenne es aber auch, dass mir ständig jemand alles erzählt. So waren wir am Fastnachtsumzug und standen neben einer älteren Frau. Schon nach 10 Minuten wusste ich alles. Ich wusste von ihren Kindern, welche sie wie oft und wie lange gestillt hat, ich wusste von allen Krankheiten wie beispielsweise ihrem künstlichen Darmausgang und selbst wie oft sie diesen leeren muss. Aber solche Sachen passieren mir häufig.

Erst letztes Wochenende sprach mich eine fremde Frau im Ort an und begann auch über alles zu sprechen und erzählte mir etwa 10 Minuten lang über ihren kranken Vater und die Weinberge und unsere böse Nachbarin, die sie früher beschuldigt habe ihren Vater nicht richtig zu pflegen. Dabei ging sie aber richtig ins Detail.

Ich bin immer freundlich und blocke das Gespräch auch nicht ab. Meist sind es alte Menschen und gerade alte Menschen haben häufig einen hohen Bedarf am Reden. Ich finde es zwar gar nicht schön ständig so zugetextet zu werden, aber wenn ich alt bin und niemandem zum reden habe bin ich auch froh, wenn mir jemand zuhört. So sehe ich das einfach. Ich bin dann freundlich und wenn sie lange genug geredet haben, dann verabschiede ich mich einfach freundlich und gehe.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich glaube, dass das Thema sehr abhängig davon ist, wie alt die Person ist und in welchem Altersunterschied man sich befindet. Im gleichen Alter (bei mir ~ 20) ist die Situation so, dass ich meist Frauen anspreche und ich nicht über das Anliegen beim Arzt sondern über irgendein Titelbild einer Zeitschrift diskutiere. Meist kommt man dann so ohne weiteres in Gespräch.

» MisterKnister » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,38 »


Ich finde nun absolut nichts dabei, wenn mich jemand anspricht. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mich nicht mit einem Proll oder dergleichen unterhalten würde. Denn die sitzen ja nunmal auch im Wartezimmer eines Arztes und geben Kommentare ab und stellen Fragen. Dann muss man sich anschließend noch dumme Sprüche anhören. Dazu habe ich keine Lust. Ich achte beim Hereinkommen wenn möglich auch schon immer darauf, wo ich mich hinsetze.

Bei anderen Menschen, die mich ansprechen, versuche ich auch immer, ein Gespräch über eventuelle Krankheiten umzupoolen. Solche Gespräche sind dann oft so traurig und bedrückend.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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