Habt ihr auch Hausflur-Bekanntschaften? Eure Meinung dazu?

vom 10.04.2012, 15:25 Uhr

Heute morgen im Fernsehen habe ich einen Bericht gesehen, der sich damit beschäftigte, wie gut das Verhältnis von uns Deutschen zu unseren Nachbarn eigentlich ist. Hierbei ist das Kamerateam einfach durch die Kölner Stadt gezogen und hat willkürlich an Haustüren geklingelt und die Leute interviewt und mal geschaut, wie gut diese denn überhaupt ihre Nachbarn kennen. Das Ergebnis der meisten dieser Interviews war für mich ehrlich gesagt nicht überraschend, denn auch ich pflege ein recht ähnliches Verhältnis zu meinen Nachbarn.

Als die meisten im Interview gefragt wurden, gaben diese immer an, ein gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn zu haben und das man sich eben kenne. Wie jedoch hier das Wort "kennen" bei den meisten definiert war, zeigte sich dann, als auch bei den Nachbarn geklingelt wurde und diese auch interviewt wurden. Hier stellte sich dann oft heraus, dass man unter "kennen" lediglich ein "Hallo" im Hausflur versteht, wenn man sich mal über den Weg läuft. Ansonsten kennt man sich aber mehr oder weniger gar nicht, wechselt keine Worte miteinander und besucht sich auch nicht oder dergleichen.

Ich selbst muss ehrlich gestehen, dass ich dies eigentlich recht schade finde, aber eigentlich auch kein anderes Verhältnis zu meinen Nachbarn habe. Seitdem wir außerdem umgezogen sind haben wir nicht mal mehr den Hausflur, in dem wir unseren Nachbarn begegnen könnten. Hier trifft man sich lediglich noch beim Verlassen des Hauses in der Einfahrt oder auf der Straße, wenn man gerade aus dem Auto steigt und zur Haustür geht. Auch hier ist das Gespräch dann meist auf ein freundliches "Hallo" beschränkt.

Zu den Threads zum Thema Nachbarschaft und das Verhalten gegenüber den Nachbarn gibt es ja schon genügend Diskussionsstoff und ich habe mir diese auch durchgelesen, daher weiß ich, dass es bei vielen von euch nicht anders ist. Mich würde jedoch mal interessieren, wie ihr dies allgemein findet. Findet ihr es nicht vielleicht auch ein bisschen schade, dass die meisten Menschen einfach aneinander vorbei leben und sich manchmal sogar nicht mal mehr grüßen können, obwohl sie nebeneinander wohnen? Seit ihr euch dessen überhaupt bewusst? Würdet ihr gerne eine engere Beziehung zu euren unmittelbaren Mitmenschen pflegen?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wir sind bei uns acht Parteien im Haus und wir kennen uns alle. Wir reden uns alle mit Vornamen an und es kommt auch vor, dass wir zusammen einmal im Sommer den Grill an schmeißen. Ich weiß, dass es bei uns in der Nähe andere Häuser gibt. Da kennt kaum einer den Nachbarn an der nächsten Tür. Ich finde es sehr angenehm, es ist eine entspannte Atmosphäre und immer jemand da, wenn man Hilfe braucht. Dieses geht aber nicht so weit, dass ständig ein Nachbar bei dem anderen hockt. Es ist einfach ein nettes Zusammenleben, ohne zu viel auf der Haut zu liegen. Es bringt viele Vorteile. Nicht nur, dass immer jemand da ist, der das Paket für einen annimmt. Es ist ein menschliches miteinander und bringt wirklich viel Spaß. Auf dem Dorf, wo ich ursprünglich her komme, ist es völlig normal. Jetzt in der Großstadt wirklich eine Seltenheit, was sehr schade ist.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wir wohnen in einem Haus mit 12 Parteien. Die meisten kenne ich nur flüchtig, aber bei uns ist es ohnehin so, dass viele gerade jüngere Menschen hier ein und ausgehen. Sie wohnen nur einige Monate hier und ziehen dann schon wieder um. Zumeist sind sie auch den ganzen Tag nicht daheim oder kommen abends erst spät nach Hause und daher haben wir auch überhaupt keinen Kontakt zu ihnen. Das Verhältnis der Nachbarn untereinander ist hier ehrlich gesagt sehr bescheiden. Die meisten grüßen mal ganz freundlich, wenn man sie im Hausflur sieht, aber es gibt auch einige Nachbarn, die nicht mal diese Floskel für nötig halten, obwohl man sie mehrmals die Woche sieht. Anfangs habe ich dann noch immer höflich gegrüßt, aber wenn dann nie etwas zurückkommt, verliert man irgendwie schon die Lust und dann lässt man es eben auch sein.

Es kommt auch immer wieder vor, dass Post von uns wegkommt bzw. Müll in den Kinderwagen geworfen wird. Das finde ich echt eine Sauerei muss ich sagen und unter Nachbarn geht das echt nicht! Da haben wir uns schon so oft aufgeregt, aber leider haben wir noch nicht herausgefunden, wer dafür verantwortlich ist. Aus diesem Grund wollen wir auch ausziehen, weil die meisten hier einfach nur unfreundlich sind und wir uns hier einfach nicht wohlfühlen. Glücklicherweise gibt es auch Ausnahmen. Der Hausmeister wohnt ebenfalls im Haus und der ist wirklich sehr nett. Er grüßt immer und bleibt auch manchmal stehen, um sich nach dem Befinden meines Sohnes zu erkundigen. Dann gibt es noch die Nachbarin unter uns, die auch des Öfteren mit mir redet, wenn man sie im Hausflur trifft. Sie ist echt sehr nett und hat auch einige Enkelkinder. Da kam es schon mal vor, dass sie Windeln oder Kleidungsstücke zu uns gebracht hat, die zu klein geworden waren. Das ist schon echt freundlich.

Die Nachbarn neben uns sind auch ganz freundlich. Es handelt sich dabei um ein junges Pärchen (etwa in unserem Alter) und ich nehme oft Pakete für sie an, weil ich morgens meistens mit dem Kleinen daheim bin. Daher sieht man sich öfter mal und wir grüßen uns auch immer. Es ist nun nicht so, dass wir extra stehen bleiben und uns mit ihnen unterhalten, aber Probleme haben wir auch keine mit ihnen. Ansonsten kenne ich die meisten meiner Nachbarn nur vom sehen. Oft weiß ich nicht mal so wirklich, wie sie nun genau heißen und wo sie wohnen. Wir haben vier Stockwerke und von den Leuten im Stockwerk über uns weiß ich leider gar nichts. Mit denen haben wir auch am wenigsten Kontakt. Traurig bin ich eigentlich nicht, dass wir kein engeres Verhältnis zu unseren Nachbarn haben. Meine Mutter hat beispielsweise ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Nachbarn, sie sprechen sich mit Vornamen an und kommen auch mal auf einen Kaffee vorbei oder leihen sich Dinge aus. Das ist in dem Haus, in dem wir leben eigentlich unvorstellbar.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Wir wohnen in einem Zweifamilienhaus und unter uns wohnt eben die Familie, zu der das Haus gehört. Man grüßt sich, wenn man sich sieht, hilft sich auch mal aus, aber einen engeren Kontakt hat man nicht zueinander. Ich würde das Verhältnis eher als typisches Mieter-Vermieter-Verhältnis beschreiben, nicht sonderlich freundschaftlich, aber auch nicht sonderlich negativ. Wir sind beide froh, wenn wir unsere Ruhe haben, aber ich unterhalte mich mal ganz gern mit der Frau, wir sind in etwa dem gleichen Alter und sehen vieles ähnlich. Das war es dann aber auch schon.

Auch mit den anderen Nachbarn, die um uns herum wohnen ist es so. Man grüßt sich, aber mehr eben auch nicht. Es ist jetzt also nicht so, dass man, wenn man sich zufällig auf der Straße sieht, sich nur anschweigt, aber man führt auch keine tiefsinnigen Gespräche. Ich denke, manche möchten das auch gar nicht und andersherum muss ich sagen, dass ich zum Beispiel zu den Leuten gehöre, die viel Zeit brauchen, ehe sie auftauen. Das wirkt abschreckend. Mein Partner ist quasi froh, wenn er seine Ruhe hat und ich denke, das wird durchaus bei der nächsten Wohnungssuche auch eine Rolle spielen. Man kann sich seine Nachbarn zwar nicht aussuchen, aber man kann einiges ausschließen, indem man beispielsweise in eine weniger dicht besiedelte Wohngegend zieht, wobei das hier vermutlich wesentlich einfacher ist als in der Großstadt.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Wir wohnen im eigenen Haus, teilen uns aber die Einfahrt mit dem Nachbarn auf der einen Seite. Zu dem Paar, sie sind schon älter und Großeltern bzw. sogar schon Urgroßeltern, haben wir insofern Kontakt, als dass wir uns gern mal unterhalten, wenn wir draußen sind (wenn sie den Hund raus lassen oder die Urenkel hüten oder wir mit den Kindern im Garten sind). Ich würde jetzt auch nicht rüber gehen und ein Schwätzchen halten wollen, aber wir pflegen ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis. Wir reden über Gott und die Welt, darüber, was ihre Enkel so machen, über's Rosen schneiden und darüber, wie man Maulwürfe los wird. Wir laden uns aber nicht zum Geburtstag ein oder so.

Die Nachbarn auf der anderen Seite kennen wir dem Namen nach, grüßen auch, aber mehr auch nicht. Ich bin mir nicht mal ganz sicher, dass ich sie erkennen würde, träfe ich sie nicht am Haus. Die beiden nutzen ihren Garten eigentlich nur zum Rasen mähen, ein Kontakt kommt daher gar nicht zustande. Mir macht das aber auch nichts aus. Ich muss nicht mit jedem gut befreundet sein, das kann auch anstrengend werden.

Im Grunde ist das alles in Ordnung so.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bei uns ist es auch hauptsächlich so, dass ich meine Nachbarn im Treppenhaus oder vor der Haustür treffe und man sich dann eben begrüßt und kurz unterhält. Wir treffen uns auch nicht einfach mal so. Trotzdem würde ich das Verhältnis zu den Nachbarn schon als gut bezeichnen. Wir unterhalten uns auch schon mal länger im Treppenhaus.

Es ist zwar auf der einen Seite schon schade, dass man nicht mit allen Nachbarn direkt ein tolles Verhältnis oder gar eine Freundschaft aufbauen kann, aber das kann man eben nicht erzwingen, nur weil man zufällig im gleichen Haus wohnt. Mir reicht es eigentlich so, wie es ist und ich brauche auch keine enge Beziehung zu meinen Nachbarn.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus, ich kenne zwar nicht jeden Nachbarn, weil hier sehr oft Leute einziehen und ausziehen, aber ich grüße sie immer, wenn ich sie sehe und auch nicht nur im Hausflur, sondern auch, wenn ich ihnen woanders begegne. Für die Nachbarn, die ich sehr gut kenne nehme ich Pakete an, wenn diese gerade nicht da sind und umgekehrt machen sie es ja auch. Wenn ich einen Nachbarn nicht kenne, dann nehme ich das Paket erstmal nicht an, denn nachher war dies vielleicht nicht von ihm gewünscht, sollte er aber nichts dagegen haben oder mich sogar darum bitten, so mache ich dies natürlich auch.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Unter gutem Verhältnis zum Nachbarn verstehen die meisten Menschen sicherlich das Begegnen im Treppenhaus oder vor der Haustür. Dann wird der Nachbar mit einem „Hallo“ begrüßt oder einem anderen Gruß, das war es dann auch schon. Aber ich glaube, dass liegt viel an der heutigen Zeit, wo eben alles anders geworden ist wie in früheren Zeiten. Das individuelle Verhältnis früherer Zeiten hat ausgedient. Jeder hat genug mit sich selbst zu tun. Die Einstellung der Menschen hat sich grundsätzlich geändert. Zeit für einen kleinen Plausch hat kaum noch einer. Die Menschen sind ausgelastet und hasten durch den Tag.

Viel zum Verhältnis mit den Nachbarn hat im negativen Sinne auch die Bauweise der Siedlungen und Hochhäuser beigetragen. Da geht es eher anonym zu. Man trifft sich ein paar Mal im Jahr im Aufzug – wenn´s hochkommt – da sind kaum Gespräche drin. Ehe man einen Nachbarn öfter sieht, ist er schon wieder ausgezogen.

Nachbarn, die zu Hause Langeweile haben und sich deshalb öfter selbst einladen und dann richtiges Sitzfleisch haben, lernte ich kennen, als wir hier einzogen. Das nervte total. Aber weil sie trotzdem sehr liebenswürdig war und die Erzählungen auch nicht langweilig, habe ich es nicht übers Herz gebracht, etwas zu sagen. Die Nachbarin, die wir jetzt haben, ist auch sehr nett. Da sie selbst auch arbeitet, hat sie gar nicht so viel Zeit. Wir sprechen zwar, wenn wir uns sehen zusammen, aber es gibt nicht dieses Klopfen an der Tür und einfach eintreten, wie damals. Da bin ich froh. Trotzdem ist es ein herzliches Verhältnis, auch mit den anderen Hausbewohnern. Da bringt oder bekommt man mal selbstgemachten Kuchen oder Torte, oder zu Weihnachten oder Ostern hängt ein Weihnachtsmann oder eine Tüte mit Süßigkeiten an der Tür. Das finde ich schon schön. Und wenn jemand Hilfe benötigt, ist einer für den anderen da. So soll es sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Den Nachbarn über mir kenne ich sehr gut. Ich weiß, dass er ständig neue Freundinnen hat, rechtsextrem ist, "Killerspiele" spielt, jedes Wochenende Partys feiert, gerne einen über den Durst trinkt und ich kenne sogar seinen Musikgeschmack. Dafür sorgt er schon, denn er dreht die Anlage gerne so laut auf, dass ich die Songtexte verstehe. Dass er auf Killerspiele steht weiß ich, weil ich des Öfteren vom Postboten ein Päckchen für ihn empfangen habe. Ich wünschte, er würde sich unauffällig verhalten und ich hätte das alles nicht über ihn erfahren, denn die meisten Informationen wollte ich auch gar nicht.

Der Nachbar neben uns ist schon um einiges netter und auch für gelegentliche Pläuschchen zu haben. Allerdings weiß ich nicht sehr viel über ihn, denn wir reden immer nur über sehr allgemeine Dinge. Eigentlich schade, denn er ist mir noch von allen am sympatischsten.

Tja, und da wären noch die Nachbarn uns gegenüber. Mit dem jungen Mann habe ich schon das ein oder andere Mal geflirtet und hätte ihn gerne näher kennengelernt. Bis ich feststellen musste, dass er eine Freundin inklusive Baby hat, weshalb ich jegliche Annäherungsversuche gleich wieder eingestellt habe.

Alles in allem finde ich es sehr schade, dass man so wenig mit seinen Nachbarn zu tun hat und sich so gut wie gar nicht kennt. Andererseits finde ich es auch schwierig, Gesprächsstoff zu finden und aus dem Nichts heraus ein Gespräch zu beginnen. In anderen Ländern wird man, denke ich, viel herzlicher empfangen und es ist einfacher, sich mit seinen Nachbarn anzufreunden.

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