Erfahrungen vor und im Gericht
Letztens ist mir wieder eingefallen, dass ich mit der Schule in der 8. Klasse bereits einmal im Gericht war als Beobachter und wollte deshalb fragen, ob jemand von euch auch schon einmal im Gericht war. Damals war das alles komplett undurchschaubar für mich, uns wurde nur gesagt das wir uns still und leise verhalten sollen. Zuerst war ich überrascht, dass die Richter nicht diese rote oder schwarze Kutte (wie heißt das eigentlich richtig?) anhatten und auch nicht diesen passenden Hut dazu. Sondern einfach im Anzug dort gesessen haben, und auch die Anwälte waren nur mit einem Anzug bekleidet. Als ich drinnen war, ging es auch nur um "Kleinigkeiten" wie der Diebstahl in einem Blumengeschäft und einmal glaub Sachbeschädigung war es. War schon einmal interessant diese "live" zu erleben, denn wie in den Gerichtssendungen die momentan wieder laufen, ist es nicht gewesen. Liegt vielleicht daran, das dort sehr viel Show und inszeniert ist.
Für die übernächste Woche habe ich auch eine Vorladung fürs Gericht bekommen, damit ich dort als Zeuge in einem Betrugsfall aussage. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, aber ich glaube zu wissen, dass der Arbeitgeber einem dafür freizugeben hat und auch die Fahrt- bzw. Lohnausfallkosten vom Gericht erstattet werden. Zudem bin ich mir auch unsicher, was man dort vor Gericht am besten Kleidungstechnisch trägt. Ob ich dort "ganz normal" in Jeans und Pullover auftauchen kann, oder es doch eher förmlich zugehen sollte mit Anzug und Bluse. Wie gesagt, geht um einen Betrugsfall in dem ich selbst auch betroffene bin, aber in dem Verfahren nur als Zeuge beteiligt bin. Das ganze wird vor einem Amtsgericht verhandelt (zumindest steht das auf dem Brief drauf) falls das was hilft.
Bislang ist es mir zum Glück nicht passiert, dass ich der Kläger war (ging immer alles auf der schriftlichen Ebene bislang ab) oder gar als Angeklagter. Dort wird man bestimmt von seinem Anwalt instruiert wie man sich anzuziehen und aufzuführen hat. Deswegen frag ich hier mal nach, da ich ja weiß, dass es Subbotnik sein Fachgebiet ist. Vielleicht weiß aber auch der ein oder andere Laie hier etwas zu berichten, was seiner Meinung nach ganz gut gelaufen ist und was man tunlichst vermeiden sollte. Ach ja, ich bin gespannt ob die Richter dieses mal diese Kutte und die Mütze tragen. Kann man eigentlich auch schon vorher sagen, wie viele da drinnen sitzen? Weil beim Bundesgerichtshof, wenn man den in den Nachrichten sieht ist es ja eine ganze Reihe von Männern und Frauen die mit der roten Kutte dort sitzen. Und bei unserem Gerichtsbesuch von der Schule aus, waren das damals nur 3 Leute und eine Frau die am Computer geschrieben hat.
Ich war schon öfter im Gericht. Das erste mal auch mit der Schule, da war es auch ehr Zivil und die Richter hatten keine Kutte an. Dann stand ich selber vor dem Verkehrsgericht, weil ich einen Unfall verursacht hatte und die Staatsanwaltschaft das geahndet sehen wollte, wie das so schön in der Gerichtssprache heißt . Ich wollte damals keinen Pflichtverteidiger, weil mir ja schon klar war, dass ich die Vorfahrt missachtet hatte, weil ich mich verfahren hatte und das Schuld übersehen hatte. Ich kam mir wie ein Schwerverbrecher vor, zumal der Richter und der Staatsanwalt sich ein Bild von meiner Persönlichkeit machen wollten, das ganze fand vor dem Jugendgericht statt und sie wollten eben einschätzen, ob ich ein fahrlässiger Mensch bin, oder ob das ganze eben wirklich aus Überforderung und Orientierungslosigkeit herraus geschah.
Damals bin ich mit einem mindes Bußgeld aus der Sache heraus gekommen und galt so mit auch nicht als vorbestraft, was mir dann Jahre später meine weiteren Aktivitäten am Gericht einbrachten. Da war ich dann als Schöffe berufen (Ehrenamt, was man als Deutscher Staatsbürger annehmen muß, es sei denn man hat triftige gründe, die als Ablehnung anerkannt werden.). Als Schöffe saß ich ja nun selber mit an dem Richtertisch und musste dann als Laien (Volks) richter auch mit über das Urteil entscheiden. Der Richter gab das Strafmaß vor und wir diskutierten, über die Schuld oder Unschuld des Angeklagten. Sowohl der Richter, als auch der Staatsanwalt und die Verteidiger trugen dabei den schwarzen Talar, wir selber hatten eine gewisse Kleiderordnung zu befolgen, so dass wir dem Anlass entsprechend gekleidet sein sollten.
Vor der ersten Verhandlung wurde ich im Gerichtssaal vereidigt, das geschieht auf das Grundgesetz oder auf die Bibel, und der Text, den man dann vorlesen muß, wird auf die jeweilige Form, die man sich aussucht angepasst. Die Verhandlung selber lief dann meistens so ab, dass der Lebenslauf vorgelesen wurde, dann die Straftat und dann dufte der Angeklagte dazu was sagen. Dann stellten der Richter oder der Staatsanwalt noch Fragen und der Verteidiger hatte ebenfalls das Wort.
In ganz seltenen Fällen stellten wir Schöffen schon während der Befragung selber Fragen, da es schon vorgekommen ist, dass der Verteidiger die Wortwahl dann anprangerte (nicht bei mir) und den Schöffen als befangen ausschloss, was dann die Verhandlung unnötig in die Länge ziehen konnte. Ich fand meine Schöffenzeit sehr interessant und hätte es gerne nach den drei Jahren weiter gemacht, allerdings hatte ich meine Bürgerpflicht erfüllt und so mit bin ich nicht nochmal berufen worden.
Wir hatten übrigens auch mal einen größeren Fall und da saßen dann zwei Richter und wir Schöffen vor dem Angeklagten. Die Zusammensetztung des Gerichts hängt also vom Gericht selber und auch manchmal von der schwere des Falls ab. Was deine Kleiderfrage betrifft, so würde ich mich immer dem Anlass entsprechend kleiden und nicht gerade mit Löcherjans auftreten, du willst ja glaubhaft erscheinen und nicht gleich ein anderes Bild bei den Richtern etc hinterlassen.
Ich war vor einigen Jahren auch schon beim Gericht und musste eine Aussage machen - damals war ich sehr nervös ( ich war vielleicht 12 Jahre alt) und die Richterin hat das sicher gemerkt, deshalb hat sie am Ende ganz freundlich gesagt: "So, jetzt hast du es geschafft und ich wünsche Dir, dass du in deinem Leben nicht noch einmal in einen Gerichtssaal gehen musst!"
Ich habe damals gesagt: "Ja, das hoffe ich auch, ich will ja auch keine Anwältin oder so was werden..." Na ja, aber wie das Schicksal so wollte, studiere ich jetzt Jura und möchte Rechtsanwältin werden - Das ist doch schon ein bisschen komisch, oder?!
Ich war schon des öfteren im Gericht und werde sicher noch ab und an da sein. Ich habe mich schon früher dafür interessiert und meine Mutter war eine zeitlang als Schöffe tätig und da hat sich mich ab und an mal mitgenommen -wenn es denn mit der Schulzeit zu vereinbaren war. Natürlich gab es auch eine Veranstaltung von der Schule aus. Im Wirtschafts und Recht Unterricht hatten wir einen ganzen Tag um uns das neue Gericht anzuschauen und unsere Richter haben dann auch einen Show-Prozess gehalten, wobei der nicht wirklich Realitätsnah war, leider.
Zum Glück war ich aber noch nie vorgeladen,weder weil ich was angestellt habe noch weil ich eine Aussage machen musste, ich war eben wirklich nur als Gasthörer da. Bei den Fällen wo ich war hatten sie die "Kutte" an und ich finde das so auch schon besser, hat ja doch etwas mit Respekt zu tun was einige Angeklagte wohl sonst ab und an vergessen würden, wenn der Richter im Jogginganzug da sitzen würde (mal überspitzt).
Ich war bisher einmal in der 8. oder 9. Klasse im Gericht als Zuschauer mit der ganzen Klasse. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, um welche Delikte es da eigentlich ging oder um welche Personen - ich weiß nur noch dass da ein Richter saß und eben Anwälte, wie das Gericht aufgebaut war und wo das Gebäude sich eben befunden hat. Aber als richtige Erfahrung kann man das meiner Ansicht nach nicht bezeichnen.
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