Keine Kinder - Keine Ahnung = Totschlagargument?
Vor zwei Tagen habe ich es mal wieder erlebt. Eine alleinerziehende Mutter hat seit einigen Monaten eine Beziehung. Der Mann hat keine eigenen Kinder, allerdings versucht er sich in der Erziehung des Sohnes seiner Freundin einzubringen. Allerdings sehr zu ihrem Missfallen, da ihre Einstellungen dabei teilweise sehr unterschiedlich sind.
Auf meinen Hinweis, dass man doch einen Mittelweg finden kann, mit dem beide Beteiligten leben können, kam dann nur, dass er ja keine Kinder hat und somit auch keine Ahnung von deren Erziehung. Es ging speziell in dem Fall darum, dass ihr Sohn sich beim Mittagessen den Teller selbst bestückt hat und nach ein paar Bissen meinte, er wäre satt. Nun ist sie der Meinung ein Kind muss nicht aufessen. Er dagegen sagt, das man schon mit sechs Jahren einschätzen können sollte, wie viel man schafft und eben aufessen sollte.
Dagegen argumentiert sie nun wieder, dass ihr Sohn ja das erste Mal selbst genommen hätte und das gar nicht einschätzen könnte. Als ich dann den Mittelweg ansprach, dass sie eben dem Kleinen gemeinsam zeigen, dass man sich eben nicht so viel nimmt und lieber noch mal nachholt, kam dann wieder, sie erzieht ihren Sohn und ihr Freund hätte ja keine Ahnung, eben weil er keine Kinder hat.
Sicherlich mag das bei manchen Dingen auch zutreffen, dass Menschen ohne eigene Kinder nicht mitreden können. Aber immer? Auch der Hinweis, dass man von Außen manchmal mehr erkennt, als wenn man selbst beteiligt ist, ließ sie nicht gelten. Komplett abgelehnt hat sie den Einwurf, dass sich eben manchmal Verhaltensweisen auf lange Sicht einschleichen, welche man selbst nicht bemerkt, aber die auch nicht unbedingt gut sind.
Kann es sein, das viele Mütter einfach nur danach reagieren, dass kinderlose Menschen keine Ahnung von der Erziehung haben können, wenn sie selbst nicht mehr argumentieren können? So kam es mir jedenfalls in dem Gespräch vor, obwohl meine Argumente trotz eigener Kinder in dem Fall auch nichts gebracht haben. Habt ihr da ähnliche Erfahrungen gemacht oder habe ich da nur eine sehr verbohrte Gesprächspartnerin gehabt?
Es gibt durchaus Mütter, die keine anderen Meinungen akzeptieren als ihre Eigenen. Da brauchst du auch nicht lange suchen, auch hier im Forum treiben sich solche Mütter herum, die denken, dass alle die keine Kinder haben, absolut keinen Plan von Kindererziehung haben.
Ich finde es jedoch unmöglich, dass man dem eigenen Partner, der sich mit einbringen möchte, unterstellt, keine Ahnung mitzubringen. Oft sind die Ansichten einer Person, die vielleicht keine Kinder hat, überhaupt nicht so falsch. Sie entsprechen einfach nur nicht immer der Ansicht der Mutter.
Okay, der Jungen hat sich nun zum ersten Mal was zum Essen selbst genommen, da ist die Aussage des Partners nun nicht ganz so passend. Aber nun liegt es an Beiden, dem Kind zu zeigen, wie es sich richtig zu Essen nimmt. Das Kind muss sich schließlich auch selbst ausprobieren und nach seinem Hunger zu handeln. Jedoch muss das Pärchen nun eingreifen und dem Jungen zeigen, wie man die Menge ungefähr abschätzt.
Ich denke mal, dass jemand aus der Distanz, ob er nun Kinder hat oder nicht, oft viel mehr sieht als die Eltern, die tagtäglich in ihrem Kreislauf von Alltag und Erziehung "gefangen" sind. oft schleifen sich da Dinge ein, oder es ist einfach im Moment betrachtet einfacher inkonsequent dem Kind zu sein, weil man seine Ruhe haben will oder keine Zeit hat. Ich denke mal, dass man die Eltern, die ja offensichtlich wissen, dass etwas nicht rund läuft, mit seinen Anmerkungen in die Defensive drängt und dann kommen hohle Phrasen als Antworten. Ich habe (bisher) mit meinen Freundinnen und ihren Kindern Glück gehabt, allerdings habe ich auch solche Gespräche eher geführt, wenn der emotionale Zündstoff verpufft war. Bei dir hört sich das so an, als wollte deine Freundin bei dir einfach nur Dampf ablassen und war an konstruktiven Lösungen gar nicht interessiert.
Das Beispiel mit dem Sohn war nur ein Thema. Ich selbst würde nach diesem Gespräch sogar dafür plädieren, dass die Beiden als Paar gar keine Zukunft haben. Ok, mein Freund hat selbst Kinder, ist aber aus der Erziehung in dem Sinne schon zehn Jahre raus gewesen, als wir zusammen gekommen sind. Auch da gab es Themen, wo er mir gesagt hat, was sich lieber ändern sollte. Da sie für mich schlüssig waren, haben wir das auch gemeinsam bei den Kindern geändert.
Was allerdings das oben genannte Beispiel angeht, so habe ich bei vielen Kindern die Erfahrungen gemacht, dass sie schon von selbst wissen, wie viel sie essen möchten. Allerdings gab es auch einen anderen Vorfall beim Thema Essen, welchen ich von dem Mann erzählt bekam. Und zwar wollten sie Pizza essen. Ok, Erwachsene schaffen eine Pizza. Der Kleine, wohl allgemein eher ein Wenigesser, bestand auf seine eigene Pizza, obwohl klar war, das er sie nicht bewältigen kann. Es hätte quasi von jedem Erwachsenen ein Stück für ihn gereicht. Aber Mama hat ihm eben eine eigene Pizza zugebilligt, wo am Ende dreiviertel davon in den Müll kam.
Auch da war sie wohl für das Argument, dass er ja von Mama und ihrem Freund jeweils was bekommen kann, nicht zugänglich. Ist halt ihr Sohn und sie entscheidet. Falls sie zusammen bleiben, frage ich mich, wie das aussehen soll, da sie ja auch wünscht, dass ihr Freund den Jungen dann adoptiert.
Ich würde das Argument von wegen keine Kinder = keine Ahnung nicht unbedingt als erstes anführen, wenn ich mich mit jemandem über die Erziehung meiner Kinder unterhalte. Ich bin durchaus in der Lage, meine Methoden mal kritisch zu beleuchten. Sicher muss ich Außenstehenden, die eben selbst keine Kinder haben, das eine oder andere erklären , weil sie nicht verstehen warum ich so und nicht anders reagiere oder warum meine Geduld bei einer Sache vielleicht schneller mal an ihre Grenze stößt, als bei anderen Dingen.
Oft ist es aber leider tatsächlich so, dass kinderlose Mitmenschen nicht nachvollziehen können, warum man 5 Mal "nein" sagt, bevor man dem Kind etwas weg nimmt, und das nicht schon nach dem 2. Mal tut. Oder warum man zum 32. Mal wieder erklärt, warum man Socken anziehen soll und solche Sachen. Wenn man Kinder hat, wird man meist automatisch langmütiger und es fällt einem oft gar nicht auf, dass man sich gebetsmühlenartig wiederholt. Ein Hinweis von außen ist da manchmal gar nicht schlecht.
Wirklich kritisieren würde ich mich von jemandem, der so gar keine Erfahrungen auf dem Gebiet vorweisen kann, allerdings nicht. Ich schreibe ja auch dem Mechaniker in der Werkstatt nicht vor, was er an meinem Auto tun soll, ich sage ihm lediglich, was mich stört oder was mir aufgefallen ist. Und damit sollte man eigentlich auch als Eltern mal leben können.
Die Situation des Paares ist etwas schwierig. Der Partner soll und will auch am Leben seiner Freundin teilhaben, warum sonst wohnt man zusammen? Aber in die Erziehung darf er sich nicht einmischen. In gewissem Maße gebe ich der Mutter in dem Fall sogar noch Recht, aber eine Partnerschaft funktioniert unter den Umständen nur, wenn die Kompetenzen geklärt sind. Wenn der Partner mit im Haushalt des Kindes lebt, muss er sich auch äußern dürfen, wenn ihn etwas stört. Ansonsten braucht er ja nicht dort zu wohnen. Vielleicht sollten die Betroffenen sich mal zusammensetzen und klären, was sie beide von der Beziehung erwarten und das Thema Kind und unterschiedliche Auffassungen von Erziehung mal diskutieren. Diese Uneinigkeit macht auch das Kind unsicher.
Punktedieb hat geschrieben: Es ging speziell in dem Fall darum, dass ihr Sohn sich beim Mittagessen den Teller selbst bestückt hat und nach ein paar Bissen meinte, er wäre satt. Nun ist sie der Meinung ein Kind muss nicht aufessen. Er dagegen sagt, das man schon mit sechs Jahren einschätzen können sollte, wie viel man schafft und eben aufessen sollte.
Dagegen argumentiert sie nun wieder, dass ihr Sohn ja das erste Mal selbst genommen hätte und das gar nicht einschätzen könnte. Als ich dann den Mittelweg ansprach, dass sie eben dem Kleinen gemeinsam zeigen, dass man sich eben nicht so viel nimmt und lieber noch mal nachholt, kam dann wieder, sie erzieht ihren Sohn und ihr Freund hätte ja keine Ahnung, eben weil er keine Kinder hat.
Sicherlich mag das bei manchen Dingen auch zutreffen, dass Menschen ohne eigene Kinder nicht mitreden können. Aber immer? Auch der Hinweis, dass man von Außen manchmal mehr erkennt, als wenn man selbst beteiligt ist, ließ sie nicht gelten. Komplett abgelehnt hat sie den Einwurf, dass sich eben manchmal Verhaltensweisen auf lange Sicht einschleichen, welche man selbst nicht bemerkt, aber die auch nicht unbedingt gut sind.
Also was diese spezielle Situation anbelangt bin ich meinungsmässig eigentlich weder bei der Mutter noch bei ihrem neuen Freund, sondern voll bei dir. Weder lässt man ein Kind in dem Alter nehmen so viel es möchte und dann 2x abbeißen und wieder gehen (sozusagen), noch kann man von ihm verlangen das selbst einzuschätzen zu können. Beides finde ich, mit Verlaub, gehörigen Blödsinn.
Was aber die Frage ganz generell betrifft, würde ich da differenzieren. Wenn ich mich so stark auf einen Mann einlasse, dass ich mit ihm zusammen lebe, dann nimmt er doch auch am Familienleben teil und wäre arm wenn er nicht auch ein Mitspracherecht hätte. Obwohl ich wenn es um wichtige Dinge die Kinder betreffend selbstverständlich das letzte Wort hätte. Da sind aber keine Alltagssachen gemeint, sondern eben Wichtigeres, bei dem ich mir einfach das letzte Wort reservieren würde - sind ja schließlich meine Kinder und somit in letzter Konsequenz meine Verantwortung.
Diese Situation ist natürlich nicht einfach. Ich kann beide Seiten ein Stück weit verstehen, es ist natürlich für die Mutter des Kindes schwierig, wenn sie ihr Kind bislang alleine aufgezogen hat, sich nun mit jemand anderem abzustimmen. Das geht sicher nicht von heute auf morgen, sondern braucht einfach auch etwas Zeit. Aber den Partner kann ich auch gut verstehen. Er möchte sich eben auch einbringen, darf es aber nicht.
In dieser speziellen Situation hätte ich mich mit dem Partner auch auf einen Kompromiss geeinigt, gerade, wenn dieses Gespräch auch noch vor dem Kind stattgefunden hat. Ich würde mich an Stelle der Frau einfach mal mit dem Partner hinsetzen und abklären, wie die Regeln für das Kind sind und was er dazu beitragen kann.
Auf jeden Fall sollten die beiden sich nicht vor dem Kind über die Erziehung in die Haare kriegen, sonst wird das Kind entweder verunsichert, oder lernt ganz schnell, den beiden auf der Nase herum zu tanzen, um seinen Willen durchzusetzten. Wenn die beiden sich nicht einig sind, kann das Kind gut einen gegen den anderen ausspielen.
Die beiden wohnen noch nicht zusammen, sondern sehen sich nur an den Wochenenden wechselseitig mal bei ihr und mal bei ihm. Was allerdings die Erziehung bei Zusammenleben angeht, so habe ich mich zum Beispiel mit meinem Partner von Anfang an entsprechend geeinigt.
Da wir einen Haushalt haben, hat er genauso viel zu sagen wie ich. Vor allem, weil auch mal vorkommt, dass ich eben nicht zu Hause bin. Dann muss ich mich darauf verlassen können, das meine Mädels eben auch hören, wenn mein Freund was sagt. Und wir klären unterschiedliche Ansichten in der Erziehung nie vor den Kindern.
Nur wenn ich die Reden dieser Frau so in Gedanken nochmal durchgehe, dann sträuben sich mir eher die Nackenhaare, wie da eine gemeinsame Zukunft aussehen soll. Und das hat ihr Freund mir gegenüber auch schon geäußert, dass sie alles entscheiden will. Nur ist er dann auch ein kleiner Sturkopf, wenn seine Argumente abgeschmettert werden.
Ich finde das ganz schwer zu beurteilen. Grundsätzlich würde ich sagen, dass wenn die Frau einen neuen Partner hat, mit dem sie vielleicht auch irgendwann Zusammenleben möchte, dann fände ich es schon wichtig, wenn der Mann sich auch an der Erziehung des Kleinen beteiligen würde. Das er vielleicht nicht so viel Ahnung von Kindererziehung hat mag ja sein, aber die hatte die Mutter vor der Geburt des Kindes auch nicht. Man wächst da mit seinen Aufgaben und indem die Mutter vor dem Kind eine andere Meinung vertritt als der Mann, macht sie es ihm nur unnötig schwer, denn sie Signalisiert ihrem Kind damit, dass es vollkommen unwichtig ist was der Mann sagt und das er nicht auf ihn hören müsse.
Was jetzt die spezielle Situation bei Essen angeht, da vertritt jedes Elternpaar sicherlich eine unterschiedliche Meinung. Unsere Jungs müssen ihre Teller auch nicht unbedingt leer Essen bekommen allerdings dann zwischendurch auch keine Süßigkeiten oder ähnliches. In der Erziehung bin ich mir mit meiner Frau einig und sind wir es einmal nicht, dann diskutieren wir das unter 4 Augen und niemals vor den Kindern.
Grundsätzlich sollte man bei der Kinderziehung schon an einem Strang ziehen und es kann sehr ärgerlich sein, wenn da die Erziehungsstile sehr auseinandergehen. Gerade, wenn man als Elternteil allein erziehend war, ist man das auch gar nicht gewohnt und auch das Kind kommt in den meisten Fällen dann damit nicht klar. Entweder macht es dann, was es will und sucht sich aus, was besser ist, oder spielt beide gegeneinander aus. Und das kann ja nicht Sinn und Zweck des Ganzen sein, oder?
Man sollte sich also einfach mal zusammen setzen und sich einigen, was man eigentlich will und wie man das dann umsetzt. Grundsätzlich denke ich schon, dass der Mann da jetzt ein Mitspracherecht hat. Er hat das Kind sicherlich vorerst angenommen, also kann er auch mit sagen, was Sache ist. Aber wenn der eine das sagt und der andere was anderes, ist das eben nicht sinnvoll.
Eine Freundin von mir hat ihren Stiefvater kennengelernt, da war sie auch 5 oder 6 Jahre alt. Die Mutter war auch länger allein erziehend. Dennoch hat sie ihrem jetzigen Mann schnell klar gemacht, dass sie an einem Strang ziehen müssen, weil die Kindererziehung sonst auch schnell zum Streitthema werden kann und das kann man sich natürlich auch sparen. Jedenfalls hat sie ihren Stiefvater dann auch respektiert wie einen Vater und das Ganze hat sich auch gelohnt, weil Mutter und Stiefvater eben wirklich schon lange jetzt ein Paar und mittlerweile sogar verheiratet sind. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dazu auch beigetragen hat, dass die beiden sich dann in der Kindererziehung einig waren.
Kinder hatte der Stiefvater vorher auch nicht. Aber das ist nicht unbedingt ein Argument. In die Rolle wächst man rein und man kann nicht sofort alles wissen und können. Aus dem Grund muss man das eben lernen und die Möglichkeit dazu muss man aber bekommen können. Also muss die Dame ihrem Partner auch die Möglichkeit geben, sich da zu testen. Alles wissen so wie sie kann er nicht, dass stimmt, aber ein Ausschlusskriterium um Umgang mit Kindern zu haben ist das nicht. Grundsätzlich finde ich es förderlich, wenn man Kinder hat, aber auch das ist keine Garantie.
Man kann auch mit Kindern in der Erziehung einiges falsch machen und eine andere Ansicht von Kindererziehung haben. Das würde dann auch nicht besser klappen, sondern eher noch schlechter, vermute ich mal. Und man kann ja genauso eine schlechte Mutter sein und auch hier hat man ja Kinder.
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