Kinder die niemals Erwachsen werden - Erfahrungen gesucht

vom 06.04.2012, 13:52 Uhr

In meinem Bekanntenkreis gibt es einen jungen Mann, der 35 Jahre alt ist und immer noch bei seinen Eltern wohnt. Das ist nicht unbedingt etwas außergewöhnliches, weil es ja doch einige erwachsene Leute gibt, die noch zu hause wohnen. Dieser junge Mann ist aber wirklich noch ein Kind, obwohl er nicht in irgendeiner Weise behindert ist. Er spielt mit der Eisenbahn, er freut sich, wenn er bei Tetris gewinnt und sammelt Autos. Erwachsen ist was anderes. Er hat zwar einen Beruf, er arbeitet als Verkäufer im Einzelhandel, aber dennoch gibt er sich zu hause sehr unselbstständig und verspielt. Eine Freundin hat er, soweit die Eltern wissen, noch nie gehabt.

Der Bruder des jungen Mannes ist 2 Jahre jünger und er ist selbstständiger als er. Sie wurden beide in der Erziehung ziemlich gleicht gehalten. Sicher kann man es nicht immer machen, aber es war zumindest keine andere Erziehung bei dem jungen Mann als die der Bruder genossen hat.

Welche Erfahrung habt ihr mit Kindern, die nicht erwachsen werden? Was kann man machen, damit auch erwachsene Kinder irgendwann wirklich erwachsen werden? Was ist in der Erziehung falsch gemacht worden? Kennt ihr solche "Kinder"? Denkt ihr, dass es eine psychische Störung ist? Wenn ja, woher kommt so eine Störung?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hey, es scheint also noch mehr Menschen wie mich zu geben! Wobei ich auch durchaus erwachsen sein kann, wenn ich will.

Ich glaube nun nicht wirklich, dass etwas in der Erziehung schief oder schlecht gelaufen sein muss. Natürlich könnte es so sein, aber ich sehe eigentlich keinen Grund für ein solches Verhalten, der mit einer falschen Erziehung einher gehen würde oder einen anderen, bei dem man den Eltern die Schuld für das eher kindliche Verhalten ihres erwachsenen Sohnes geben könnte oder müsste. Das muss auch auf gar keinen Fall eine psychische Störung sein!

Jeder kennt es doch sicherlich noch aus seiner Kindheit, dass man sich wünscht, niemals erwachsen zu werden. Oder zumindest nicht so richtig. Und wenn man selber sich so etwas nie gewünscht hat in seiner Kindheit, dann kennt oder kannte man sicherlich jemanden, der dies getan hat. Und bei manchem Menschen kann dieser Wunsch tatsächlich im Kopf bleiben, ganz egal wie alt man wird.

Ich zum Beispiel wollte auf gar keinen Fall erwachsen werden. Ich habe verschiedene Master-Pläne entwickelt in meiner Kindheit, die es verhindern sollten, dass ich ein Erwachsener werde. Das ging von Selbstmordalternativen bis hin zu unterlassenen Verhaltensänderungen. Letztlich habe ich mich dann doch dem Ernst des Lebens durch unglückliche Umstände stellen müssen und ich denke, dass das auch ganz gut so ist.

Als Kind bin ich schon sehr selbstständig gewesen und das bin ich nun auch immer noch. Aber ich bin auch immer noch ein wenig kindlich. Ich habe noch sehr viel von meinem alten Spielzeug, ich bekomme oft Spielzeugpferdchen geschenkt und auch Modellautos und Modellbausätze. Aber wenn es darauf ankommt bin ich trotzdem ein sehr seriöser Mensch und ganz bestimmt nicht psychisch gestört. Ich habe meine Schule gut beendet und bin auf dem Weg, einen seriösen Beruf zu erlernen und habe auch noch nie Probleme deswegen gehabt, dass ich in meinem Privatleben noch ein bisschen Kind geblieben bin.

Ich glaube einfach, dass es sich in diesem Falle um einen ganz normalen jungen Mann handelt, der eben noch mit einer Eisenbahn spielt, was ja sehr viele Männer machen, der Autos sammelt, was ja noch viel mehr Männer machen, keine Freundin hat oder hatte, was nun nicht wirklich schlimm ist, und ein wenig unselbstständig erscheint, was eine beliebte Taktik ist um das Hotel Mama voll zu nutzen. Auf mich macht das alles keinen besonderen oder sogar beunruhigenden Eindruck.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke nicht, dass in einem solchen Fall eine psychische Störung vorliegt. Denn wenn man etwas sammelt, gern mit der Eisenbahn spielt und sich darüber freut bei einem Computerspiel zu gewinnen, dann ist das vielleicht nicht gewöhnlich, aber meine Güte, wenn man sonst keine Verpflichtungen und keine Herausforderungen hat – warum nicht?

Ebenso finde ich es eher lustig, dass der junge Mann mit seiner scheinbaren Unselbstständigkeit bei den Eltern durchkommt. Daran ist doch eher weniger der junge Mann Schuld als dessen Eltern. Denn die haben ihm ja bis heute immer alles abgenommen. An der Unselbstständigkeit wird sich auch nichts ändern, wenn das weiter so geht. Denn wer würde schon freiwillig bestimmte Bequemlichkeiten aufgeben?

Wenn die Eltern jetzt etwas unternehmen wollen, dann sollten sie dem jungen Mann schlicht und ergreifend die Bequemlichkeiten entziehen. Wenn er wirklich dazu gezwungen wäre, Dinge allein zu erledigen, dann würde er das mittelfristig sicher lernen. Dazu müssen aber auch die Eltern Durchhaltevermögen zeigen und sich eben nicht erweichen lassen, wieder zu helfen. Wenn der Mann dann andere Verpflichtungen hätte, würden vielleicht auch andere Vergnügungen kürzer kommen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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