Warum wurde in Deutschland "Fräulein" abgeschafft?

vom 04.04.2012, 13:08 Uhr

In vielen Ländern gibt es den Unterschied zwischen einer jungen Frau und einer älteren Frau. Oder einer unverheirateten Frau und einer verheirateten Frau und so wird in England sehr viel Wert auf Miss und Mrs. gelegt, während in Deutschland schon vor Jahren das "Fräulein" abgeschafft wurde. Aber warum wurde es abgeschafft und wer hat das eigentlich zu verantworten, dass es abgeschafft wurde? Haben sich junge Frauen diskriminiert gefühlt? Fändet ihr es schlimm, wenn man junge Frauen oder unverheiratete Frauen mit "Fräulein" anspricht?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich weiß auch nicht, wer die Abschaffung zu verantworten hat. Persönlich mag ich die Bezeichnung Fräulein nicht, da es doch keinen Fremden etwas angeht, ob man verheiratet ist oder nicht. Fräulein passt doch eher zu den jungen Frauen und es ist doch komisch eine unverheiratete 60 dann als Fräulein zu bezeichnen.

Aus persönlicher Erfahrung weiß ich jedoch, dass in anderen Ländern viel Wert darauf gelegt wird. In meiner Schulzeit habe ich bei einem Frankreichaustausch mitgemacht und die eine Lehrerin war bereits über 60 und wir wurden extra darauf hingewiesen, sie Mademoiselle zu nennen. Sie gehörte noch zu den ganz Strengen. Jedoch habe ich vor einiger Zeit bereits gehört, dass in Frankreich auch die Diskussion geht, die Bezeichnung Mademoiselle abzuschaffen.

Ich finde die Abschaffung nicht schlecht, es gibt doch auch keine solche Bezeichnung für Männer, dann braucht man es bei den Frauen genauso wenig.

» elizagirl » Beiträge: 269 » Talkpoints: 0,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde es richtig, dass damals die Bezeichnung "Fräulein" abgeschafft wurde. Früher war es eben so, dass mit diesem Wort unverheiratete Frauen angesprochen wurden. Da damals nur unverheiratete Frauen arbeiten durften, wurden diese automatisch als Fräulein angesprochen. Da ja später auch verheiratete Frauen arbeiten durften, aber auch noch als Fräulein angesprochen wurden, musste diese Anrede wohl verboten werden, um auch die Rechte der Frauen denen der Männer anzugleichen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Man muss sich vielleicht mit der Geschichte dieses Wortes befassen. Denn das Fräulein war vor dem 19. Jahrhundert eine Standesbezeichnung. Damit waren unverheiratete adlige Frauen bezeichnet worden. Später wurden Frauen so bezeichnet, welche arbeiteten. Denn es war bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts so, das Frauen nur bis zur Ehe arbeiten durften. Danach wurden sie halt als Frau bezeichnet. Selbst ältere Frauen hätten die Bezeichnung nur ändern können, wenn sie den Beruf aufgaben und geheiratet hätten.

Während des dritten Reiches gab es dann die erste Lockerung, so das auch ledige Mütter auf Wunsch mit Frau und Nachname angesprochen wurden. Erst im Jahr 1955 wurden vom Bundesinnenministerium eine entsprechende Verfügung erlassen, das sich jede erwachsene weibliche Person mit Frau in amtlichen Schreiben anreden lassen darf. Und erst 1972 wurde erlassen, das die Bezeichnung Fräulein in amtlichen Schreiben ganz zu unterlassen ist.

Ein übriges hat dann die Frauenbewegung in den 70er Jahren dazu beigetragen, das diese Bezeichnung auch aus dem normalen Sprachgebrauch verschwunden ist. Wobei es in der ehemaligen DDR bis zur Wende eine normale Bezeichnung war.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Soweit ich weiß, gibt es das doch in Frankreich seit Kurzem auch nicht mehr, die Sache mit "Mademoiselle" und "Madame". Ich persönlich finde das absolut korrekt so. Denn beispielsweise Fräulein finde ich ziemlich diskriminierend oder auch abwertend für eine junge Frau. Das kann man sehr differenziert betonen und so diesem Wort eine ganz schön schlechte Note mitgeben. Zudem ist es doch total hinfällig, ob die Frau nun bereits verheiratet ist oder nicht. Bei Männern sagt man doch schließlich auch nicht Mann und Männlein, da heißt es auch nur "Herr". Warum sollte man das dann bei den Frauen anders machen?

Und möchte heutzutage nun jemand unbedingt Fräulein genannt werden, so kann er das seinen Mitmenschen sicherlich auch noch einprägen. Meines Wissens nach möchte das aber so oder so überhaupt keiner, also ist doch alles in Butter. Ich bin jedenfalls äußerst froh, dass Fräulein aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist. Würde man das Wort jedoch wieder einführen, würde man meines Erachtens nach einen weiten Rückschritt in der Entwicklung und in der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau machen. Ich würde das Wort dann womöglich auch überhaupt nicht in meinen Sprachgebrauch aufnehmen.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich finde das absolut daneben, dass vor erst relativ kurzer Zeit die Bezeichnung des Fräuleins abgeschafft worden ist. Früher stand auf meiner Post noch Fräulein als Anrede drauf, noch bis in die späteren neunziger Jahre hinein. Gegen Ende der neunziger Jahre jedoch bekam ich immer Briefe mit der Anrede "Frau X Y". Das hat mich schon immer sehr gestört.

Bei Versandhäusern kann man ja auch immer die Anrede selber auswählen und dort kann man mittlerweile fast nur noch zwischen Herr und Frau aussuchen. In einem einzigen Versandhaus konnte ich mich noch als Fräulein ansprechen lassen, nämlich beim Versandhaus Krämer, die Reitsportartikel vertreiben. Eigentlich halte ich von dieser Firma nicht viel, aber da sie mir eben meine Anrede zusprechen bestelle ich mittlerweile häufig dort, wenn ich etwas in den örtlichen Reitsportfachgeschäften nicht bekommen kann.

Ich lege sehr viel Wert auf das Fräulein und auch wenn ich bei Ärzten bin und mich in eine Liste eintragen muss schreibe ich immer Fräulein und nicht Frau in meine Anrede hinein. Ich bin eben unverheiratet, wie ein Blick auf meine rechte Hand ganz deutlich zeigt und ich fühle mich nicht als Frau. Ich möchte daher auch nicht so angesprochen werden. Ich empfinde es als eine Diskriminierung, dass die Bezeichnung Fräulein offiziell abgeschafft worden ist. Ich empfinde es geradezu als diskreditierend, denn ich bin eben keine Frau, sondern ein Mädchen oder ein junges Fräulein. Deswegen wäre ich auch sehr stark dafür, dass man hier in Deutschland das Fräulein wieder einführt.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Die Abschaffung der Bezeichnung Fräulein finde ich schon ganz sinnvoll. Sonst hätte man eben auch „Herrchen“ einführen müssen. Denn alle Männer sind ja auch nicht verheiratet und wurden trotzdem Herr genannt. Ehrlich gesagt, hört es sich aber auch diskriminierend an, wenn man zu einer 50-jährigen Verkäuferin sagt: „Fräulein XY, ich hätte gerne...“ Während die Anrede Fräulein für eine jüngere Frau bis etwa 25 Jahren schon passte.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich persönlich finde es gut, dass diese Bezeichnung abgeschafft wurde. Wie sehr viele andere junge Frauen finde auch ich die Bezeichnung und auch das Wort an sich nicht vesonders schön. Für mich hat es doch etwas sehr altmodisches an sich und vor allem hat es auch etwas sehr herab wertendes an sich. Außerdem würde ich mich selbst nicht gut fühlen, wenn mich jemand mit diesem Begriff anspricht. Wozu gibt es schließlich Namen und im Geschäft oder in Restaurants Namensschilder?

Ich kann mir aber vorstellen, dass diese Bezeichnung aus zwei Gründen abgeschafft wurde. Der erste Grund, der vielleicht nicht ganz so schwerwiegend ist wie der zweite Grund, ist der, dass die Bezeichnung einfach veraltet ist. Sehr viele Leute kennen diesen Begriff heutzutage gar nicht mehr und können mit ihm nichts mehr anfangen und denken, dass er sich nicht schön anhört (was ja auch stimmt).

Der zweite, aber wahrscheinlich sehr viel wichtigere Grund, ist der, dass sich die Frauen, die nicht verheiratet sind, von dieser Bezeichnung etwas diskriminiert gefühlt haben und zum Teil auch ausgegrenzt. Diese Bezeichnung verdeutlicht nämlich den Unterschied zwischen einer verheirateten Frau und einer nicht verheirateten Frau und der Unterschied wird dadurch sehr deutlich gemacht. Da wir aber in einer Demokratie leben, wird dieser Begriff nicht mehr verwendet, weil jeder Mensch und jede Frau, egal ob verheiratet oder nicht, gleichwertig ist.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Mit Fräulein wurden nicht "junge Frauen" sondern unverheiratete Frauen angesprochen. Das hat damit zu tun, dass die Frau erst durch einen Mann im Rahmen einer Ehe zur "Frau" erhoben und ganz Frau wurde. Zwar mag diese Interpretation überzogen anmuten, entspricht aber der Intention. Es geht also gar nicht um einen Gegensatz zum "Herrchen", sondern tatsächlich um eine Emanzipationsfrage. Und er Mann war schon immer ein Herr - auch ohne Frau. Und weil Sprache tatsächlich oft verräterisch ist (auch wenn es gar nicht gewollt ist), ist es sicher ein Gutes, durch die Sprache den Wandel ein zu läuten.

Hinzu kommt der Punkt, dass das unverheiratet sein für Frauen zum Makel erhoben wird. Dazu genügt die Vorstellung, wie sie eine Frau im reiferen Alter fühlen müsste, wenn diese als Fräulein angesprochen wird, nur weil sie die Notwendigkeit einer Eheschließung nicht eingesehen hat. Auch das Brandmarkt dann und ist natürlich bei älteren Frauen negativ besetzt. Ganz im Sinne von: die hat keinen abgekriegt. Und im Gegensatz zu unverheirateten Männern im höheren Alter, wird es bei der Frau durch die Bezeichnung öffentlich gemacht.

Dann noch die Geschichte, dass Frauen praktisch in der Öffentlichkeit als "zu haben" gekennzeichnet werden, indem man sie als Fräulein (also als Frau ohne Mann) kennzeichnet und benennt. Auch hier ist es Sinnvoll, die Frau praktisch von der Rolle als "Freiwild" zu befreien.

Es ist also nicht die sog. "political correctness" welche den Wegfall erzwungen haben soll, sondern die reale Notwendigkeit weil durch diese Bezeichnung tatsächlich die Unterdrückung bzw. Herabstufung der Frau in der Gesellschaft gefestigt wurde. Verhältnisse ändern sich natürlich nicht, nur weil sich die Sprach ändert. Aber die Änderung der Sprache kann ein Problembewusstsein schaffen und auch unterschwellig ein Umdenken bewirken. So ist durchaus vorstellbar, dass ohne Aufklärung in wenigen Jahrzehnten "junge Frauen" auch von selbst darauf kommen würden, dass dem "Fräulein" schlicht ausschließlich diskriminierende Funktionen zukommen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Und er Mann war schon immer ein Herr - auch ohne Frau.


Das stimmt aber so auch nicht ganz. Denn die Bezeichnung Herr als solches hatte früher weniger mit dem Mann zu tun, sondern mit Vorgesetzten. Stammt vom Lehnsherren ab und wenn es sich dabei um eine weibliche Person handelte, dann war das eben die Herrin. Erst wesentlich später wurde Herr zur Bezeichnung für den Mann an sich.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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