Angst vor großen Hunden und Tierarztausbildung?

vom 02.04.2012, 08:13 Uhr

Meine 15-jährige Cousine besucht zurzeit die 8. Klasse einer Hauptschule und absolviert gerade verschiedene Praktika. Da sie sehr tierlieb ist und mit Tieren liebevoll umgehen kann, denkt sie momentan darüber nach, eine Ausbildung als Tierarzthelferin zu absolvieren. Sie selbst hat ebenfalls einen kleinen Yorkshire Terrier und zwei Katzen und denkt im Moment sogar darüber nach, sich ein Zwergkaninchen zu kaufen, obwohl ihre Eltern davon wenig begeistert sind, da in ihrer Wohnung sowieso schon wenig Platz herrscht.

Das Problem ist aber, dass meine Cousine ziemliche Angst vor großen Hunden hat. Mit ihrem kleinen Terrier kommt sie super klar, aber wenn ihr dann mal ein etwas größerer Hund wie beispielsweise ein Dobermann oder ein Schäferhund gegenüber steht, fängt ihr Herz wie wild an zu pochen und sie bekommt es mit der Angst zu tun. Die Angst vor großen Hunden kommt daher, da sie in ihrer frühen Kindheit schlechte Erfahrungen mit einem Deutschen Schäferhund machen musste.

Aber ist die Angst vor großen Hunden nun wirklich gleich ein Ausschlusskriterium für eine Ausbildung als Tierarzthelferin? Kann man eurer Meinung nach trotzdem als Tierarzthelferin arbeiten, wenn man zwar mit allen möglichen Tierarten wunderbar klarkommt und auch kleine Hunderassen einem nichts ausmachen, man aber von größeren Hunderassen mächtig Angst hat? Denn als Tierarzthelferin muss man ja auch größere Hunde anpacken können. Meint ihr, dass sich die Angst während ihrer Ausbildung verlieren wird, weil sie dann mehrmals am Tag mit größeren Hunden konfrontiert wird?

» jetzt rede ich » Beiträge: 203 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist ziemlich schwer zu beurteilen. Eigentlich ist es schon ein großer negativer Aspekt, wenn man mit einer Tierart oder Rasse nicht umgehen kann und sogar tierische Angst davor hat. Man muss als Tierarzthelferin natürlich auch mit den Hunden klarkommen die größer sind. Es ist in etwa so, wie wenn man einen Aushilfsjob als Spülkraft annimmt, aber eine Allergie gegen Spülmittel hat.

Das Gute ist natürlich, dass deine Cousine ihr Problem beheben kann. Ängste kann man recht gut in den Griff bekommen. Gerade wenn es sich um Erfahrungsängste handelt. Es gibt zum Einen viele Kurse in denen man Ängste beseitigen kann und zum Anderen kann man sich in solchen Fällen auch selbst therapieren. Ich würde an der Stelle deiner Cousine auch in diesem Bereich an Praktika machen und mich auf die Hunde einlassen. Zwar merken die Tiere auch wenn das Gegenüber Angst hat, aber die Meisten reagieren dann auch ganz artig. Sie sollte sich gerade mit den großen Hunden mehr beschäftigen um festzustellen, dass es nichts mit der Größe zu tun hat, ob ein Hund lieb oder böse ist. Einen direkten Berufseinstieg ohne Praktikum würde ich ihr in keinem Fall empfehlen.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ist es nicht immer so, dass wenn man mit etwas Neuem beginnt, wie hier zum Beispiel die Berufsausbildung, eine gewisse Angst mitschwingt? Ich kann dazu nur sagen, dass ich ein Praktikum für die beste Variante halte das ganze mal auszuprobieren. Vielleicht wird der Umgang mit großen Hunden leichter und die Angst ganz schnell vergessen, wenn sie eine positive Erfahrung oder ein Erfolgserlebnis hatte.

Wenn nicht gibt es immer noch die Möglichkeit sich in diesem Bereich zu spezialisieren. Wie wäre es beispielsweise mit einer Kleintierpraxis, die vorwiegend Kaninchen, Katzen, kleinere Hunde etc. behandelt? Hier kann zumindest ausgeschlossen werden, dass sie zu oft mit großen Hunden konfrontiert wird. Bei so großer Tierliebe würde ich allerdings nicht wegen einem kleinen Problem den ganzen Berufswunsch an den Nagel hängen!

» choco*S » Beiträge: 9 » Talkpoints: 4,48 »



Das ist wirklich schwierig. Ich habe mich damals gegen ein Veterinärmedizin-Studium entschieden, weil ich Angst vor Hühnern habe und da ich Großtierarzt werden sollte wäre ich nicht davor gefeit gewesen, dass mir bei einem Hausbesuch ein Huhn über den Weg läuft. Und bevor wegen mir ein Humanmediziner verständigt werden muss lasse ich das lieber.

Es gibt aber bei jeder Angst auch die Möglichkeit, sich ihr zu stellen und eine Therapie zu beginnen. Ich persönlich habe mich dagegen entschieden, weil meine Angst sehr schlimm ausgeprägt ist und ich mich schon bei dem Gedanken, eine Therapie zu machen und mit meinem Gefahrenpotenzial "Huhn" konfrontiert zu werden dermaßen geängstigt habe, dass ich mit Schweißausbrüchen und ungewöhnlichen Panikattacken kämpfen musste. Ich denke aber, dass es schon eine Option wäre wenn deine Cousine eine eher leichtere Form der Angst vor großen Hunden hat und nicht so wie ich zusammen bricht, wenn sie in eine Angst-Situation gerät. Viele Therapien sind sehr erfolgsversprechend, nur ist das Problem, dass gerade beim Tierarzt auch ansonsten sehr liebe Hunde manchmal schnappen oder knurren und somit könnte die Angst wieder ausbrechen.

Eine andere Möglichkeit wäre es doch auch noch, wenn sie sich spezialisieren würde. Also wenn sie zum Beispiel in einer Reptilienklinik lernt oder bei einem Tierarzt für Vögel. Den ganz normalen Haustierarzt wird sie mit ihrer Angst wohl lieber meiden sollen und auch beim Großtierarzt, wo Hausbesuche anstehen, könnte es Konfrontationen mit größeren Hofhunden geben. In einer Tierklinik wäre dies aber in der Regel nicht so, also in einer Großtierklinik oder einer spezialisierten Klinik.

Ich glaube nicht, dass deine Cousine ihre Angst während einer ganz normalen Ausbildung zur Tierarzthelferin ganz einfach von alleine ablegen wird, indem sie immer wieder mit größeren Hunden umgeht. Ich denke, dass dies sogar nach hinten losgehen könnte, eben weil Hunde beim Tierarzt oft ängstlich sind, fiepen, jaulen, knurren oder schnappen. Persönlich würde ich mir das nicht zutrauen, wenn ich Angst vor großen Hunden hätte.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



jetzt rede ich hat geschrieben:Meint ihr, dass sich die Angst während ihrer Ausbildung verlieren wird, weil sie dann mehrmals am Tag mit größeren Hunden konfrontiert wird?

Nein, das glaube ich nicht. Im Gegenteil denn während der Arbeit als Tierarzthelferin wird sie die großen Hunde in unangenehmen Situationen festhalten müssen. Da kann es dann auch passieren, dass die Tiere knurren, weil sie das nicht wollen oder Angst haben. Und es kann dann eben auch gut sein, dass die Hunde schnappen. Jemand der schon beim Anblick von großen Hunden Herzrasen bekommt, wird in einer solchen Situation versagen. Und statt die Angst zu verlieren könnte genau das Gegenteil passieren und sie würde dann bei jedem großen Hund ängstlich auf so eine Abwehrreaktion warten.

Hunde erkennen solche Situationen / schwache, ängstliche Menschen verdammt schnell und nein, die werden dann nicht lieber sondern nutzen deren Schwäche aus. Merkt der ängstliche Hund, der nur noch weg möchte, dass der Griff nicht fest sondern zaghaft ist, wird er sich wehren und versuchen dem Griff zu entkommen. Der Tierarzt muss sich aber auf seine Helferinnen verlassen können. Wenn er den Hund untersucht und dabei etwas grober werden muss, muss die Tierarzthelferin das Tier sicher festhalten.

Warum möchte sie überhaupt so lange warten und sogar riskieren es nicht zu schaffen und eine Ausbildung abbrechen zu müssen? Viel besser wäre es da, wenn sie jetzt schon an der Angst vor großen Hunden arbeitet. Und das mit Hilfe von vielen kleinen positiven Erlebnissen um sich langsam heranzutasten und die Angst zu verlieren. So kann sich vom ersten Ausbildungstag an selbstsicher an die Arbeit gehen und steht nicht jeden Morgen mit Bauchschmerzen auf. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie in der jetzigen Situation wirklich Chancen hätte. Sie muss ihre Angst nicht mal im Bewerbungsgespräch erwähnen, der Tierarzt würde während der Probewoche bei dem ersten großen Patienten merken was Sache ist.

Den Tipp mit dem Tierarzt, der auf bestimmte Arten spezialisiert ist, ist nicht schlecht. Aber es ist schon etwas schwieriger einen Reptilienspezialisten zu finden. Und dann ist ja auch nicht sicher ob seine Cousine auch mal eine größere Schlange halten könnte oder doch nur flauschige Kuscheltiere gemeint waren. Bei Kleintierpraxen wird man nicht um die Hunde drumherum kommen. Hunde, egal ob kleine oder große Rassen, zählen (hier jedenfalls) nun mal dazu. Ein Tierarzt wird den Doggenbesitzer mit seinem verletzten Tier nicht Heim schicken, weil seine Helferin Angst hat.

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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