Schülern über die Ferien Hausaufgaben aufgeben?

Als ich noch in die Schule ging, hatten wir immer über die Ferien Hausaufgaben auf. Diese waren mitunter sogar recht üppig, so dass sie nur zu schaffen waren, wenn man täglich etwas machte. Vor allem Deutsch, Mathematik und Englisch waren darunter.

In Deutsch mussten wir über die Ferien meistens ein Buch lesen oder etwas schreiben. In Mathematik bekamen wir immer Aufgaben, die wir nach den Ferien wieder abgeben mussten und für Englisch bekamen wir immer eine Reihe Vokabeln auf.

Öfters kamen noch Aufgaben anderer Fächer dazu, wie zum Beispiel Astronomie oder Biologie. Ich weiß noch ganz genau, wie wir für die Fächer einen Blütenkalender und einen Mondkalender anfertigen mussten. Gefallen haben mir diese Hausaufgaben während der Ferien aber nie und nicht selten vergaß ich eine Aufgabe und musste gleich am ersten Schultag nachsitzen.

Ich finde es ehrlich gesagt nicht in Ordnung, wenn über die Ferien Hausaufgaben aufgegeben werden. Ich dachte auch eigentlich bisher, dass man das gar nicht darf. Ich bin der Meinung, dass die Ferien ausschließlich zur Erholung da sein sollten. Die Lerninhalte sollten daher während der Schulzeit und nicht während der Ferienzeit gelernt werden müssen. Natürlich kann es hier auch mal Ausnahmen geben, wenn die Klasse aus besonderen Gründen hinterher hängt. Aber in der Regel sollten Hausaufgaben nicht über die Ferien aufgegeben werden.

Ich habe vor kurzem meine Schullaufbahn beendet und kann mich nicht daran erinnern, dass ich in dreizehn Jahren Schule einmal über die Ferien Hausaufgaben auf hatte. Hausaufgaben über die Ferien halte ich für sehr bedenklich. Meiner Meinung nach kann man Schülern jeden Alters zutrauen selber zu entscheiden, ob sie über die Ferien etwas für die Schule machen müssen, oder nicht. Was für einen Vorteil zieht ein Schüler aus Hausaufgaben, die über die Ferien aufgegeben werden, wenn er bei der Bearbeitung Dinge wiederholt und vertieft, die er bereits kann? In dieser sinnlos verschenkten Zeit hätte sich der Schüler mit Themen beschäftigen können, mit denen er noch Probleme hat, oder die ihn generell interessieren.

Auch das Lesen eines Buches über die Ferien, oder die Ausarbeitung eines längeren Aufsatzes, finde ich als Aufgabe über die Ferien ungeeignet. Der Inhalt eines Buches, dass z.B. zu Beginn der Ferien durchgelesen wurde, wird in der Regel nicht bis zum Ende der Ferien im Kopf des Schülers verankert sein. Als Resultat darf der Schüler dann den Inhalt des Buches intensiv am Ende der Ferien wiederholen. Wahnsinn, was für eine sinnvolle Beschäftigung!

Unser Schulsystem vermittelt den Schülern nicht gerade, dass man für das Leben lernt. Die meisten Dinge, die man in der Schule lernt, benötigt man im späteren Leben entweder nur selten oder gar nicht. Als Folge daraus entwickelt sich das Lernen der Schüler immer mehr zu einem "Bulimielernen". Sinnlose Fakten und eine unnötige Informationsflut werden für die nächsten Arbeiten und Tests gelernt, danach verschwindet dieses "Wissen" (völlig zurecht) wieder aus dem Gedächtnis des Schülers.

Viel wichtiger als ein reines einprügeln von unnötigen Fakten ist, meiner Meinung nach, der Aufbau einer guten Allgemeinbildung und die Förderung eigener Interessen und Fähigkeiten. Dabei helfen in der Regel weder Hausaufgaben, noch unsere "tollen" Schulen. In den Ferien sollten Schüler die Möglichkeit haben, sich auszuruhen und mit Dingen zu beschäftigen, die sie interessieren. Nur auf diesem Wege entwickelt sich eine Art von Wissen, die ein Leben lang verfügbar und nutzbar ist.

Es gibt zwei verschiedene Arten zu Lernen. Die eine ist unangenehm, unproduktiv und wird tagtäglich an unseren Schulen praktiziert. Die andere Art des Lernens erfolgt freiwillig durch Erfahrungen im Verlaufe unseres Lebens, macht Spaß und ist produktiv. Genau für diese Art des Lernens sollten die Schüler in den Ferien Zeit haben. Hausaufgaben in den Ferien sind deshalb einfach nur unnötig.

Ich finde, dass es okay ist, Hausaufgaben über die Ferien aufzubekommen. Ich habe nichts dagegen, aber blöd ist es, dass die Lehrer immer für die Ferien so viel aufgeben. Wahrscheinlich weil wir genug Zeit dafür haben. (Bei mir jedenfalls der Fall).

Meistens habe ich über die Ferien keine Hausaufgaben aufbekommen, wobei es durchaus auch einige Male vorkam. Allerdings fand ich es nie besonders schlimm, Hausaufgaben über die Ferien zu bekommen. Immerhin handelte es sich ja nie um besonders viele Aufgaben und meistens war es auch nur in einem einzigen Fach der Fall, dass es Hausaufgaben gab. Von daher konnte man die ganzen Aufgaben auch in ein oder zwei Stunden erledigen, was ja wirklich nicht viel ist und somit fand ich es nicht tragisch.

Bei mir war es ohnehin immer so, dass ich mir am Ende der Ferien immer mein ganzes aufgeschriebenes angeschaut habe, bevor es wieder mit der Schule losging. So konnte ich mein Wissen noch einmal auffrischen und somit wusste ich dann auch wieder, worum es überhaupt ging. Auf diese Weise konnte ich das dann auch immer gleich mit den Hausaufgaben in Verbindung bringen und somit kam quasi auch keine zusätzliche Arbeit auf mich zu, da ich mir die Unterlagen ohnehin noch einmal intensiver angeschaut hätte.

Ich finde es nicht so gut, wenn Lehrer sehr viele Hausaufgaben über die Ferien aufgeben, weil man als Schüler auch einfach Zeit braucht, um sich zu erholen oder auch um verreisen zu können. Dabei finde ich es jedoch nicht so schlimm, wenn es die eine oder andere Aufgabe gibt. Immerhin sollten sich die Schüler die Unterlagen nach den Ferien ohnehin noch einmal anschauen und von daher lässt sich das gleich mit den Hausaufgaben verbinden. Von daher finde ich es eigentlich auch am Sinnvollsten, wenn man die Hausaufgaben erst am Ende der Ferien erledigt, da man somit das Gelernte nicht gleich wieder vergessen kann.

Im Zuge meines Lehramtsstudiums habe ich erst neulich ein Praktikum in einer Schule absolviert und dort auch eigenständig Unterricht gehalten. Bei der Stundenplanung wurde ich extra darauf hingewiesen, dass es eigentlich eher unüblich sei, den Schülern über die Ferien Hausaufgaben aufzugeben; ich solle dies nach Möglichkeit vermeiden. Auch aus meiner eigenen Schulzeit kann ich mich eigentlich eher nicht erinnern, dass es explizit Hausaufgaben über die Ferien gab. Gut, viele Aufgaben habe ich absichtlich auf die Ferien verlegt, beispielsweise habe ich die Klassenlektüre meist in den Ferien gelesen, aber theoretisch hätte ich das auch immer in der Woche vor oder nach den Ferien erledigen können.

Wirkliche Hausaufgaben über die Ferien gab es, wenn ich mich richtig erinnere, eigentlich erst in der Oberstufe, wobei der extrem enge Klausurenplan das vermutlich einfach nicht anders zuließ. Auch eher schwächeren Schülern aus den unteren Klassenstufen wurde oft mitgeteilt, dass besondere Schwächen in einem bestimmten Fach bestünden und man dringend daran arbeiten müsse - auch dazu eigneten sich die Ferien natürlich immer gut. Reguläre Aufgaben über die Ferien gab es aber zumindest für die jüngeren Schüler nie.

Ich weiß gar nicht, was ich von dieser Regelung halten soll. Einerseits finde ich es sinnvoll, dass gerade kurze, einwöchige Ferien ausschließlich zur Erholung genutzt werden können und kein Gedanke an die Schule verschwendet werden muss. Gleichzeitig finde ich es aber auch kontraproduktiv, wenn Schüler sechs Wochen kein Schulbuch mehr aufschlagen und sich das erworbene Wissen somit teilweise verflüchtigt. Niemandem bringt es etwas, nach den langen Sommerferien beinahe wieder von vorne anfangen zu müssen. Somit wäre ich für eine Lösung, die in den kurzen Ferien keine Aufgaben vorsieht, für die Sommerferien aber dennoch einige Übungsblätter bereithält, damit man nicht völlig aus dem Trott kommt.