Kind nur einschränken - hat es Folgen?

vom 27.03.2012, 18:31 Uhr

Gestern war ich spazieren und da kam eine Frau mit Kind, welche bei uns im Dorf wohnt. Ich war dann aber doch sehr erschrocken, als wir ins Gespräch kamen. Als erstes ist mir aufgefallen, dass sie ständig hinter dem Kind steht und dieses keinen Schritt alleine tun darf. Sie durfte nur an der Hand laufen, denn sie könnte ja fallen. Das fand ich schon etwas merkwürdig, da ich da eine andere Meinung zu habe. Im Gespräch fielen dann aber noch viele weitere Aspekte, die mich eher beunruhigten. Sie erzählte zum Beispiel, dass ihr Kind in einem Sandkasten gespielt hat, welcher nicht abgedeckt war und sie nun Angst hat, dass sie sich Krankheiten eingefangen hat, oder dass sie doch wirklich letztens mit einem kranken Kind gespielt hat. Anschließend sind sie dann prophylaktisch direkt zum Arzt um abklären zu lassen ob sich die Kleine angesteckt hat.

Über die aussagen war ich doch sehr geschockt. Ich bin einer ganz anderen Meinung und meine Tochter darf auch im Dreck spielen und wenn sie mal fällt, dann steht sie eben wieder auf, wird getröstet und dann läuft sie weiter. Ich glaube man kann es einfach mit den Einschränkungen übertreiben.

Was meint ihr was ein solches Verhalten als Folge hat? Meint ihr die Kinder werden weniger Selbstständig oder überängstlich? Glaubt ihr die Kinder bekommen mehr Trotzphasen und sind unglücklicher? Meint ihr die Kinder, die so steril gehalten werden erleiden mehrere Erkrankungen als Kinder die auch mal in Erde spielen? Wie seht ihr das Verhalten an und wie steht ihr allgemein zu dem Thema? Dürfen eure Kinder viel oder seid ihr auch sehr vorsichtig?

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe zwar noch keine Kinder, aber meine Kinder dürfen später im Dreck spielen und sich auch mal die Knie aufschlagen. Schaden wird es auf jedem Fall keinem Kind. Ich empfinde das Verhalten der Frau als übervorsichtig. Es ist schließlich sogar erwiesen, dass Kinder, die auch mal im Dreck spielen durften, weniger anfällig für Allergien sind und auch ansonsten deutlich gesünder, als Kinder die von den Eltern im sterilen Käfig gehalten werden.

Ein Kind muss in meinen Augen auch gewisse Freiheiten haben. Daher finde ich es wirklich ernsthaft übertrieben, dass diese Frau ihr Kind allen Anschein nach auf Schritt und Tritt verfolgt. Wie soll das Kind denn irgendwann eine gewisse Selbstständigkeit erlernen? Ich kann mir vorstellen, dass irgendwas in der Vergangenheit der Frau zu dieser Einstellung geführt hat. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass Mütter heutzutage viel zu vorsichtig geworden sind. Das Kind einer Freundin darf zum Beispiel nur mit der Mutter draußen spielen, soziale Kontakte sind nicht erlaubt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12594 » Talkpoints: 13,15 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Sowas ist wirklich total schrecklich und zeigt wie wenig aufgeklärt die Mutter ist, ich hoffe ihr Kinderarzt hat ihr mal was dazu gesagt. Ein überbehütetes Kind wird mit Sicherheit später Probleme haben, es wird quasi zur Ängstlichkeit und unsozialem Verhalten, im Sinne von schlecht mit anderen Kontakt treten zu können, erzogen. Letztendlich gehört dreckig sein, hinfallen und leider auch krank sein zum Kind sein dazu.

Ein Kind muss letztendlich ja auch Erfahrungen sammeln und dazu gehört halt auch mal hinfallen und sich Schrammen holen und beim nächsten Mal hoffentlich wissen das es so nicht funktioniert. Ich glaube die Mutter sollte mal dringend zu einem Arzt gehen, das mit dem Dreck und Krank ist schon ein Schritt Richtung Neurose.

Benutzeravatar

» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bevor man an eine Neurose oder ähnliche krankhafte psychische Zustände denkt, könnte man ja mal fragen, warum sie so ängstlich ist. Ich kenne flüchtig eine Mutter die ihr Kind ähnlich überbehütet hat. Der Grund dafür war denkbar simpel und nachvollziehbar. Der Frau ist damals ein Kind im recht jungen Alter bei einem Unfall gestorben und darauf hin hat sie sich vorgenommen, dass ihrem nächsten Kind nichts mehr passieren solle und schoss dabei ein wenig über das Ziel hinaus. Aber wenn man die Vorgeschichte kannte, konnte man das ganze mit einem verständnisvollen Lächeln abhaken.

Klar, so eine total keimfreie Erziehung befördert ein schwächliches Immunsystem und wohl auch Allergieneigungen. Aber ich würde ganz klar sagen, dass es so ein Kind immer noch bei weitem besser hat als eines, das von seinen Eltern nicht geliebt oder sogar vernachlässigt wird.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Oh wenn ich bedenke, wie meine Kinder aus dem Garten kommen. Dann müssten sie, wenn das so ungesund ist, ja ständig krank sein. Sind sie aber nicht, im Gegenteil, der letzte Arztbesuch liegt nun schon mehr als zwei Jahre zurück, da sie höchstens mal einen Schnupfen haben.

Aber was will man machen, wenn eine Mutter so zur Glucke mutiert. Da kann man das Kind nur bedauern, wenn es sogar nichts allein ausprobieren darf. Sicher soll man seine Kinder vor großen Gefahren beschützen, aber deswegen alles verbieten? Ein Sturz beim Laufen schadet den wenigsten Kindern wirklich so sehr, dass es ernsthafte Folgen hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Leider hast du nicht geschrieben, wie alt das Kind der Frau war, mit der du ins Gespräch gekommen bist. Ich selbst könnte es ja noch verstehen, wenn man ein kleines Kind, dass grade erst laufen lernt, an die Hand nimmt, damit es nicht fällt und sich nicht verletzt, aber bei einem schon etwas älteren Kind würde ich hier sicherlich nicht mehr so überempfindlich und vorsichtig sein. Meiner Meinung nach gibt es hier für das Verhalten der Mutter sicherlich einen guten Grund, dem vielleicht auch ein ganz anderes Problem zur Grunde liegt.

Auf der einen Seite wird die Mutter des Kindes sicherlich ein bisschen zu empfindlich reagieren und ihrem Kind selbst nicht wirklich sehr viel zutrauen - So scheint es mir zumindest. Aber wenn du die Frau und deren Kind eben nicht persönlich kennst, können hier ja vielleicht auch ganz andere Dinge zu Grunde liegen, von denen du nichts weißt. Vielleicht hat das Kind ein von Grund auf geschwächtes Immunsystem oder eine sonstige auto-immune Erkrankung und deshalb reagiert die Mutter so überempfindlich.

Aber auch dann ist es natürlich völlig übertrieben, das Kind nie von der Hand zu lassen, es nie im Dreck oder Sandkasten spielen zu lassen, nur weil dort irgendwelche Keime lauern könnten, oder eben gar das spielen mit kranken Kindern. Was macht das Kind denn (später) im Kindergarten? Hier hat meiner Erfahrung nach mindestens ein Kind immer irgend ein gesundheitliches "Wehwehchen", ohne das es aus dem Kindergarten genommen wird. Soll man das Kind dann komplett in Quarantäne verfrachten, oder wie stellt sich die Mutter dies vor?

Auch ist dieses Verhalten der Mutter meiner Meinung nach sicherlich nicht gesund für die Psyche des Kindes. Wenn die eigene Mutter so sehr klammert und man selbst dadurch auch in der Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit eingeschränkt wird, dann kann sich dies doch eigentlich nur negativ aus das Kind auswirken. Wie sich dies nun auswirkt, wird sich sicherlich erst im Laufe der Zeit bemerkbar machen, aber vielleicht wird es dem Kind entweder an Selbstvertrauen mangeln, oder es wird einfach nichts von sich aus die Reihe bekommen und ein typisches "Mutter-Kind" bleiben, über die man sich im Volksmund so gerne lustig macht.

Ich selbst habe keine eigenen Kinder, aber wenn ich mal ein Kind haben sollte, dann werde ich mit Sicherheit nicht so klammern, wahrscheinlich nicht mal dann, wenn ich ständig davon ausgehen müsste, dass sich mein Kind etwas einfangen wird. Zum Prozess des Lernens und Lebens gehört eben auch, dass man selbst herausfindet, forscht und schaut, wo die Grenzen liegen. Ohne solche Erfahrungen gemacht zu haben, kann sich ein Kind nicht wirklich entfalten und es lernt auch nicht für das Leben dazu - Wie soll mein Kind dann später selbstständig werden?

Benutzeravatar

» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das Kind ist 17 Monate alt. Es durfte anfangs nie laufen, obwohl es wollte, weil die Mutter es als zu früh empfand. Dann als das Kind irgendwann laufen durfte nur an der Hand. Ich finde die Kleine läuft recht sicher und auf einem geraden Weg braucht sie sicherlich keine Hand mehr. Eine Erkrankung liegt nicht vor. Davon wüsste ich was, da wir uns doch des Öfteren unterhalten und auch über Erkrankungen doch offen gesprochen wird. Es ist ein kerngesundes Mädchen, was einfach nur überbehütet wird.

Vor einiger Zeit sagte sie mir auch, dass sie nicht zur Krabbelgruppe kommt. Das Gebäude liegt etwa 50 Meter von ihr entfernt und sie muss nur die Straße überqueren. Sie sagte mir, dass Regen gemeldet sei und sie dann mit dem Kind nicht kommen könnte... Da war ich schon etwas verwundert, da ich einfach der Meinung bin, dass man mit Kindern bei jedem Wetter raus kann und sie nur richtig angezogen sein sollten. Vor allem 50 Meter über die Straße zu gehen, sehe ich als sehr unproblematisch an. Als sie mir dann gestern aber noch weitere Dinge erzählte, die im Eingangspost ja beschrieben sind, da tat mir die Kleine wirklich Leid. Ständig musste das Kind warten, weil Mama nicht schnell genug da war um ihr die Hand zu geben. Dann wollte die Kleine laufen und ihre Mama hat sie geholt und sie auf das Dreirad gesetzt, weil sie jetzt keine Lust mehr habe und das zu gefährlich sei, alleine zu laufen.

Meine Tochter hingegen ist freudig herumgelaufen und hat im Dreck gespielt. Das andere Mädchen konnte dabei nur zusehen. Wahrscheinlich redet die Mutter nun auch so über mich, wie ich mein Kind nur im Dreck spielen lassen kann. :D

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Lara2011 hat geschrieben:Was meint ihr was ein solches Verhalten als Folge hat? Meint ihr die Kinder werden weniger Selbstständig oder überängstlich? Glaubt ihr die Kinder bekommen mehr Trotzphasen und sind unglücklicher? Meint ihr die Kinder, die so steril gehalten werden erleiden mehrere Erkrankungen als Kinder die auch mal in Erde spielen? Wie seht ihr das Verhalten an und wie steht ihr allgemein zu dem Thema? Dürfen eure Kinder viel oder seid ihr auch sehr vorsichtig?

Ich bin selber Mutter von zwei Kindern und ich bin der Meinung, das Kinder sich selber entfalten müssen und dazu gehört auch mal, das sie hinfallen oder mal nicht so positive Erlebnisse machen müssen. Man kann die Kinder nicht nur behüten und beschützen, denn dann wären sie später sicherlich überängstlich und total unselbstständig im Leben. Ich bin auch der Meinung, das Kinder, die zu steril gehalten werden, einfach noch viel anfälliger für Krankheiten sind, als Kinder, die auch mal im Dreck spielen.

Meine Kinder sehen manchmal aus, wie die letzten Ferkel und ich mach mir da keinen großen Kopf drum, denn die Kinder kommen unter die Dusche und die Klamotten in die Waschmaschine und gut ist. Meine Kids sind auch selten mal erkältet und ich denke, wenn ich sie so steril halten würde, dann wären sie öfter krank gewesen. Ich achte auch nicht auf jeden Tritt und Schritt, den sie machen, denn sie sollen ja ihre eigenen Erfahrungen im Leben machen. Ich kann sie ja nicht ihr ganzes Leben lang behüten, aber ich kann sie wenigstens zur Selbstständigkeit erziehen und das ist mit Sicherheit von Vorteil in ihrem späteren Leben.

Benutzeravatar

» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Unsere Tochter darf eigentlich alles was nicht gerade gefährlich für sie ist würde ich jetzt mal sagen. Sie darf alleine laufen, alleine auf die Nase fallen und danach alleine wieder aufstehen. Sie braucht da niemanden dazu. Und wenn sie weint wird sie eben getröstet und fertig. Aber nicht mal das ist meistens notwendig. Ich schau halt das ich sie immer im Auge habe weil sie doch ein Wirbelwind ist aber sicher nicht so das sie keinen Schritt alleine machen darf.

Und wenn sie mit einem kranken Kind spielt, nein wie schrecklich. Dann haben wir vielleicht eine Verkühlung oder eine Kinderkrankheit ! Und? Die kann sie auch beim Einkaufen oder sonst wo einfachen. Ich würde mir komisch vorkommen wenn ich laufend auf alles aufpassen muss. Ich meine, natürlich passe ich auf meine Tochter auf, beschütze sie vor dem was für sie gefährlich ist, aber ich kann doch das Leben nicht einschränken. Sie muss alleine Erfahrungen machen. Und unsere Sandkiste ist noch nie abgedeckt gewesen. Na dann ist sie halt mal schmutzig und wird am Abend unter die Dusche gestellt. Fertig ist alles, und für die Kleidung gibt es eine Erfindung die Waschmaschine heißt.

Aber ich kenne leider auch solche Eltern wo mir die Kinder zum Teil ganz schön leid tun. Ein Mädchen das im Alter von meiner Tochter ist sehe ich immer öfter und irgendwie erinnert sie eher an eine Barbie Puppe als an ein Kind. Immer in Designerklamotten, darf nicht spielen, sich auf keinen Fall schmutzig machen und so weiter. Ich finde ein Kind soll lernen und ausprobieren, und das geht so einfach nicht. Ich denke schon das solche Kinder irgendwie einen Schaden haben weil sie lernen ja mit dem machen, und wenn sie das nicht dürfen entgeht ihnen was.

Benutzeravatar

» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^