Warum wird oft ein Mehrkornprodukt mit Vollkorn verwechselt?
Nicht selten erlebe ich es, dass Leute glauben, ein Mehrkornbrot oder -brötchen sei genauso gut wie ein vergleichbares Produkt aus Vollkorn. Das ist aber an sich ein Trugschluss, da gerade diese Mehrkornprodukte einfach dunkler gefärbt werden, letztendlich doch aber meist aus einem Weißmehl mit entsprechender Mischung bestehen. Ein reines Vollkornbrot sieht gleich wesentlich dunkler aus und ich muss sagen, dass Vollkornbrötchen gar nicht so oft verkauft werden, sondern eher dann wiederum die Mehrkornbrötchen.
Ich bin selbst jemand, der zwar nicht immer ein reines Weizenmehlbrot oder auch ein reines Weißbrot kauft. Meine Favoriten gehen schon eher in Richtung Mehrkorn, aber ich weiß hier halt, dass es keine Backwaren sind, die mit Vollkorn gebacken wurden. Inzwischen müsste es sich doch herumgesprochen haben, dass Backwaren, die den Namen "Mehrkorn" im Namen tragen, nicht unbedingt Backwaren aus Vollkornmehl sind, oder?
Gehört Ihr vielleicht auch zu den Leuten, die der Meinung sind, dass ein Mehrkornbrot meist aus Vollkornmehl besteht? Woher kommt dieser Irrglaube denn an sich? Weshalb denken nicht gerade wenige Personen, dass ein Mehrkornbrot genauso gut ist wie ein Vollkornbrot?
Vielleicht schmeckt den Leuten ein Mehrkornweckerl einfach besser als ein Vollkornweckerl und deswegen werden davon mehr verkauft, kann ja auch sein. Ansonsten gibt ja eigentlich schon der Name Auskunft, dass ein Mehrkorn eben mehrere Mehlsorten enthält und nicht unbedingt Vollkorn. Aber solche Ernährungsaberglauben gibt es zur Genüge.
Ich habe eine Zeit lang als Ernährungsberaterin gearbeitet. Da bin ich auch auf die erstaunlichsten Ideen von Klienten gestoßen, bis hin, dass sie ein fettfreies Öl verwenden. Da diese Aussage eine Zeit lang öfters zu hören war, habe ich dann mehr nachgehakt und es stellte sich dann heraus, dass eine Firma Werbung für ein cholesterinfreies Öl gemacht hat und das auch groß auf das Etikett geschrieben hat. Cholesterinfrei haben doch einige mit fettfrei gleich gesetzt! Erstaunlich und kaum zu glauben, aber wahr. Da kommen einige vielleicht gar nicht weiter auf die Idee zu überlegen, ob ein Öl denn auch wirklich fettfrei sein kann.
So stelle ich es mir bei den Mehrkornprodukten dann eben auch vor. Es klingt ja einfach verlockender und gesünder und man muss ja auch nicht immer nur nach der ganz gesunden Etikette leben. Ich denke, dass viele eben auch einfach nach dem Geschmack einkaufen und das ist auch gut so. So ungesund sind solche Mehrkornprodukte dann ja auch nicht. Da gibt es wahrlich schlimmere Ernährungssünden. Aber du hast schon recht, dass es da immer wieder zu Irrglauben kommen kann. Irreführend ist wohl sicher auch das Wort "Korn" im Mehrkorn. Das Wort "Korn" setzen glaube ich auch viele mit einer besonders gesunden Ernährung gleich. Die Werbung ist an solchen Irrglauben meiner Meinung nach oft beteiligt.
Der Mensch ist eben einfach gestrickt und deshalb kann man ihn leicht reinlegen. Die Verwendung des Wortes "Korn" löst einen Reflex aus, weil die einfache Gleichung lautet: Korn = gesund.
Früher wurden Brötchen aus Mehl gemacht und dann hat uns irgendwer erzählt, die wären ja eigentlich alles "Pfui". Dann hat man ein paar Körner auf die Brötchen gestreut, den Teig etwas dunkler gefärbt und die Körner- und Müslifraktion verkündete, dass das ja wohl gesünder sein müsse. Irgendwas mit "Ballaststoffen" diente als Erklärung. Ich glaube, richtige Vollkornbrötchen kamen dann doch erst später. Der Kontrast "normales Brötchen, ungesund" versus "Körnerbrötchen, gesund", der ist als Reflex im Kopf kleben geblieben. Ganz egal, ob da nun Vollkornmehl verwendet wurde oder nicht.
Das nutzt man ja auch bei anderen Produkten. Man wird wohl viele Konsumenten treffen, die einen Joghurt mit Körnern für gesünder halten, als einen ohne. Und Müsli-Riegel, egal wie viel Zucker enthalten ist, müssen ja wohl gesund sein. Schließlich kann man ja die ganzen Körner deutlich sehen.
Was die Verwirrung von uns Verbrauchern angeht, muss man sich aber nicht wundern. Tournesol sprach da das "fettfreie Öl" an, das mich übrigens fatal an den Aluminiummagneten erinnert, den der Auszubildende mal eben aus der Werktstatt besorgen soll. Feilenfett funktioniert übrigens auch gut. Uns wird nun mal jeden Tag anderes Zeug erzählt und man steht nur noch staunend daneben. Die einen sagen, Cholesterin ist böse, die anderen sagen, Unsinn, noch andere labern was von gutem und bösem Cholesterin. Dann gibt es böses Cholesterin, das bei bestimmten Leuten nützlich ist, es gibt Nachrichten über gutes Cholesterin, das böse Folgen hat, weil es gefährliche Stoffe bilden könne. Es wird so getan, als gebe es gesicherte Erkenntnisse und ein Jahr später platzt die ganze Blase. Pflanzenöl als cholesterinfrei zu bewerben ist offensichtlicher Schwachsinn, trotzdem werden wir Verbraucher damit bombardiert und verwirrt. Genauso verhält es sich mit Vollkornprodukten. Die sind nicht per se gesund. Es gibt viele Leute, die das Zeug nicht vertragen und dann reagieren Magen und Darm. Und wir hatten die Vitamine, die immer noch wie blöde nach dem Motto geschluckt werden: Viel hilft viel.
Man sollte nicht so tun, als gäbe es "die eine Lösung". Wir Verbraucher unterliegen nun mal eine Dauerbombardement aus Werbung, Ernährungsberatung, Gesundheitsaufklärung, z. T. wechselnden Empfehlungen einer Deutschen Gesellschaft für Ernährung, den Empfehlungen von Ärzten und dem lecker aussehenden Angebot beim nächsten Bäcker unseres Vertrauens. Kein Wunder, wenn man uns am Ende alles erzählen kann.
Übrigens: Beim Supermarkt deines Vertrauens gibt es diese Woche "Cholesterinfreies Wasser", die Kiste nur 14,00 Euro. Tue was für deine Gesundheit!
Mehrkornbrote haben doch einfach nur mehrere verschiedene Sorten von Körnern in ihrem Teig enthalten, oder nicht? Da verstehe ich ehrlich gesagt gar nicht, wie jemand auf den Gedanken kommen könnte, dass diese Brote ebenfalls Vollkornprodukte sein sollten. Bei einigen dieser Brote ist dies vielleicht der Fall, aber das sind dann sicherlich Brote vom Bäcker und nicht das Mehrkornbrot aus dem Supermarkt. Ich verstehe das gerade irgendwie nicht, so stumpf kann doch eigentlich gar niemand sein.
Also um es auf den Punkt zu bringen: ich selber bin nicht der Meinung, dass Mehrkornprodukte mit Vollkornprodukten gleich zu setzen sind und ich kenne eigentlich auch niemanden, der davon ausgeht dass dies so ist. Zumindest wüsste ich davon nichts. Und ich kann es mir auch ganz einfach nicht vorstellen. Aber wenn man schon das mit dem fettfreien Öl hört fragt man sich ja doch, was in den Köpfen von einigen Leuten vorgehen muss.
Ein ausgezeichneter Punkt, der mir selbst ebenfalls schon lange auf dem Herzen liegt. Mich selbst regt es auch total auf, wenn Leute denken, sie hätten viel Ahnung von Ernährung oder alleine schon die Tatsache, dass die Menschen gar keine Ahnung davon haben, was sie denn alles am Tag in sich verspeisen. Meinen Kohlenhydrat-Energie-Anteil in meiner Ernährung decke ich mit knapp 75 % mit Vollkornprodukten, also eine gesunde Basis, dazu kommen dann noch 25 % Weißmehl/Zucker-Produkte, wie Milchreis oder mal ein Erdnussbutter-Weißbrot. Da esse ich dann durchaus auch einmal ein Mehrkornbrötchen, weil es mir einfach besser schmeckt als ein reines Weißbrot und man teilweise besser darauf kauen kann.
Doch früher wusste ich es auch nicht, dass Mehrkornbrötchen keine Vollkornbrötchen sind. Das geht doch schon beim Bäcker los, wenn man fragt "Aus welchem Teig?" "Vierkorn". Ist man da nicht top informiert, was Ernährung angeht, packt man das Ding ein und denkt, man hat ein super gesundes Vollkornbrötchen, dabei ist es letztendlich doch nur ein weißes, nicht lange sättigendes Brötchen. Hier muss man auch wirklich sagen, dass die Verkaufsstrategien sehr undurchsichtig sind und man total leicht hinter das Licht geführt wird. Ich persönlich bin mir sicher, dass Tausende von Menschen täglich mit dem Gewissen leben, sich nun gesünder zu ernähren, dabei aber in die beschriebene Falle tappen. Da müsste man meiner Meinung nach einfach mal eine eindeutigere Kennzeichnung einführen.
Das mit dem Reflex stimmt auf jeden Fall. Hier ein Beispiel aus dem Urlaub : Bei Bekannten zu Gast, kommen wir auf das Thema Ernährung, als ich zum Nachtisch ein Mehrkornbrötchen esse. Die Bekannten sprechen mich sofort an, ob ich nun besonders auf gesunde Ernährung achten würde. Ich habe dann einfach Ja gesagt, was soll man da schon groß anfügen? Ich hätte im Nachhinein aber vielleicht lieber mit meinem "Fachwissen" geprahlt und ihnen erklärt, dass ich genauso gut ein Stück Kuchen hätte essen können, das hätte ungefähr den gleichen Effekt gehabt und dass die Körner nur die Leute hinter das Licht führen, nur einen gesunden Eindruck machen. Ich kenne praktisch keinen, der Mehrkornprodukte von Vollkornprodukten unterscheiden kann. Bei vielen Leuten erweckt teilweise der Begriff "Weizen" in Verbindung mit anderen gut klingenden Zutaten einen gesunden Eindruck. Da wundert es mich bei "Mehrkorn" überhaupt nicht.
Die Antwort auf diese Frage liegt sicher auch in der deutschen Sprache begründet: Immerhin liegen Vollkorn und Mehrkorn doch sprachlich recht nah beieinander. So kommt es dann eher zu Verwechslungen. Aber es gibt noch mehr Missverständnisse.
*steph* hat geschrieben:da gerade diese Mehrkornprodukte einfach dunkler gefärbt werden, letztendlich doch aber meist aus einem Weißmehl mit entsprechender Mischung bestehen. Ein reines Vollkornbrot sieht gleich wesentlich dunkler aus
Nicht alle Vollkornmehle sind dunkler als andere Mehle, Dinkel ist da beispielsweise ein sehr gutes Beispiel, das ist auch in der Vollkornvariante sehr hell. Auch sonst sind die Vollkornvarianten nicht viel dunkler als die stärker ausgemahlenen Mehle. Daher werden unter Umständen beide Varianten gefärbt. Und das ist sicher nicht das einzige Missverständnis.
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