Hunger auf Dauer einfach übergehen?

Kann man eigentlich den Hunger auf Dauer einfach übergehen, dass man das Hungergefühl irgendwann gar nicht mehr hat? Eine Freundin meinte, wenn man lange genug den Hunger übergeht, dann weiß man irgendwann gar nicht mehr was Hunger ist und kann essen, wenn man Lust hat und braucht nicht auf den Hunger warten und wenn man eben keine Lust hat, dann muss man auch nicht essen. So kann sie angeblich auch schon mal 2 Tage ganz ohne Essen sein. Sie trinkt dann nur sehr viel. Sie ist auch nicht sehr dünn, sondern einfach schlank.

Ist sowas möglich oder denkt ihr, dass es schon krankhaft ist, wenn man keinen Hunger mehr verspürt? Geht das überhaupt, dass der Magen keinen Hunger mehr verspürt?

Nun ja, gesund ist es auf keinen Fall, wenn man mehrere Tage keine Nahrung zu sich nimmt und ab einem gewissen Maße wird man hier sicherlich auch von einer „Ernähurngskrankheit“ sprechen können, wenn man einfach nicht in der Lage ist, regelmäßig Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Auch ist das Hungergefühl ein Signal von deinem Körper das dich darauf aufmerksam machen will, dass er "Energie" benötigt um weiter so zu arbeiten, wie du es gewohnt bist, ist ja vollkommen klar. Daher finde ich es ein bisschen eigenartig, wenn du davon sprichst, keine "Lust" dazu zu haben, etwas zu essen. Essen hat für mich eigentlich nichts mit der Lust am essen zu tun, essen ist für mich eher ein Grundbedürfnis, das gestillt werden muss.

Wenn ich mal großen Hunger verspüre, auch über eine längere Zeit und ich einfach nichts zum Beißen in der Nähe habe, dann kenne ich das Gefühl was deine Freundin wohl hat auch. Der Hunger im Magen wird immer größer und das Gefühl im Bauch wird immer unangenehmer, aber ab einem gewissen Zeitpunkt kann ich es auch einfach ignorieren und verspüre gar keinen Hunger mehr. Nach einiger Zeit kommt dieser dann aber auch wieder und dann meist auch noch schlimmer - Zwei ganze Tage würde ich es glaube ich nicht aushalten, besonders nicht, wenn ich eben die Möglichkeit habe, doch etwas zu essen.

Ob es möglich ist, dass der Magen irgendwann gar keinen Hunger mehr verspürt, halte ich für recht fraglich. Zwar wird behauptet, dass ein Mensch über einen Monat ohne feste Nahrung auskommen könnte, wenn er denn eben genug Flüssigkeit zu sich nimmt, aber testen will ich dies eigentlich auch nicht. Auch glaube ich nicht, dass man dann nach 30 Tagen ohne Essen gar keinen Hunger mehr verspürt, sondern eher das Gegenteil. Auf der anderen Seite hat dies sicherlich auch immer etwas mit dem Geist und der eigenen Disziplin zu tun, ob man es nun schafft, den Hunger gekonnt zu ignorieren, bzw. ob man dies überhaupt will.

Ich kann dem nicht ganz zustimmen. Den Gesundheitlichen Aspekt mal bei Seite gelegt kann ich sagen, dass es nicht gehen wird. Ich weiß aus eigener Erfahrung (war ja auch mal jung ), dass man sich das Hungergefühl abgewöhnen kann. So habe ich es geschafft, als Mädel schnell abzunehmen. Habe dann teilweise wochenlang nichts richtiges gegessen. Nur Milch getrunken um nicht umzukippen.

Hunger hatte ich nach der ersten Woche auch nicht mehr, aber ich war immer schlapp. Und sobald ich nur was kleines gegessen habe (an fester Nahrung), war der Körper so gierig danach, dass ich gleich wieder ein Hungergefühl verspürt habe. Das geht also nicht. Zudem produziert dein Körper bei der "seltenen" Nahrungsaufnahme viel Insulin. Dieser hohe Spiegel fällt dann rapide wieder ab, wenn man hungert und man läuft Gefahr noch mehr Hunger zu bekommen und umzukippen.

Mir ist es als ich jünger war, so gegangen, dass ich das Essen einfach mal "vergessen" habe. Dies war allerdings nicht, weil ich das Bedürfnis hatte, schlank oder vielmehr dünn sein zu wollen, sondern, weil ich es tatsächlich einfach vergessen habe. Wenn ich mit irgendetwas sehr intensiv beschäftigt war, habe ich den Hunger bemerkt und mir überlegt, dass ich noch eine Aufgabe oder ähnliches mache und dann was esse.

Dann habe ich diese Aufgabe erledigt, noch eine und noch eine und irgendwann auf die Uhr gesehen und gemerkt, dass ich eigentlich schon ewig beschäftigt war und dann erst wieder aktuell den Hunger verspürt habe. Dann aber richtig und die Folge war, dass ich reichlich gegessen habe.

Generell stelle ich es mir aber nicht wahnsinnig gesund vor, dass man den Hunger einfach mal verdrängt. Die Wahrnehmung des Hungers hat ja auch seinen Sinn. Auch glaube ich, wenn man sich gesund ernährt, sollte man keine Angst vor dem Hunger haben und essen ohne zwanghaft auf das Gewicht achten zu müssen.

So etwas würde ich auf gar keine Fall ausprobieren! Ich denke, dass solche Experimente mit hoher Wahrscheinlichkeit später in einer Magersucht enden würden und wer bitteschön möchte denn auf diesen Pfaden gerne wandeln? Das ist krankhaft.

Außerdem kann es natürlich auch nach hinten losgehen. Wenn man seinen Hunger immer wieder zu unterdrücken versucht, dann kann es ja auch sein, dass der Hunger einfach immer und immer stärker wird und man ihn im Endeffekt gar nicht wirklich unterdrücken kann. Um seinen Hunger zu unterdrücken muss man ja außerdem auch aufhören zu Essen. Dass das nicht wirklich gesund sein kann über einen längeren Zeitraum sollte eigentlich jedem klar sein. Es ist gut, wenn man seinen Nahrungskonsum einschränkt, aber ihn komplett unterdrücken zu wollen halte ich für gefährlich.

Komplett abgewöhnen wird man sich den Hunger sicherlich nicht können. Man ist nach Wasser und Nahrung regelrecht süchtig. Genau wie nach Sauerstoff, damit man überleben kann. Mit solchen wichtigen Faktoren des Lebens zu spielen finde ich gar nicht gut, mein Rat ist sich von derartigen Experimenten zu distanzieren.