Im Betrieb nicht ernst genommen werden

A arbeitet in einem relativ kleinen Betrieb, der ungefähr 50 Mitarbeiter hat. Dieser Betrieb ist in zwei Abteilungen aufgeteilt. Eine große, mit ungefähr 40 Mitarbeitern, und eine kleinere Abteilung, mit den restlichen zehn Mitarbeitern. Untereinander haben die beiden Abteilungen nur Kontakt, wenn es irgendwo Probleme gibt und sie sich gegenseitig aushelfen müssen. Dennoch wäre der Betrieb nicht im Stande ohne eine der beiden Abteilungen zu funktionieren.

A arbeitet in der kleineren Abteilung des Betriebes, die für die Technik zuständig ist und schaut, dass die Mitarbeiter der größeren Abteilung ohne Probleme arbeitet können. A hat schon mehrmals mehreren Mitarbeitern der anderen Abteilung gesagt, was sie falsch machen und dass sie das bitte unterlassen sollen, da sonst Fehler im System verursacht werden.

Als Antwort bekommt A dann immer solche Antworten wie "Klugscheißer", "Besserwisser" oder "Jaja". A fühlt sich einfach nicht ernst genommen, da die Mitarbeiter auch weiterhin es nicht so machen, wie A es ihnen sagt. Wie findet ihr so etwas? Mir ist klar, dass es immer mal solche Einzelfälle gibt. Allerdings kann das doch nicht sein, dass man von niemanden ernst genommen wird und gerade wenn diese Fehler schwerwiegend sind und eine Menge Arbeit verursachen, muss man doch darauf hören oder? Gerade wenn man nicht so viel Ahnung von diesen Dingen hat und auf die Hilfe der anderen Abteilung angewiesen ist.

Wenn A in dieser Abteilung arbeitet, die dafür gedacht ist, dass der Betrieb einwandfrei läuft, sollte man auf die Anweisungen von A natürlich hören. A wird ja sicherlich Gründe dafür haben, dass er den Mitarbeitern sagen muss, was sie falsch machen. Und das darauf sollte man einfach eingehen.

Nur wieso hören die Mitarbeiter nicht auf A? Liegt es vielleicht daran, dass A einfach jünger ist, als die restlichen Mitarbeiter? Dann kann es manchmal vorkommen, dass solche Mitarbeiter nicht ernst genommen werden. Die älteren Mitarbeiter denken einfach, dass sie mehr Erfahrung haben, und sich nichts von so einem jungen Mitarbeiter vorschreiben lassen.

Oder gab es vielleicht auch schon mal eine Situation, wo A vielleicht falsch gelegen hat? Kann ja auch sein, dass dies die Mitarbeiter mit bekommen haben, und sich dann nichts mehr vorschreiben lassen. Aber wenn das einfach unbegründet ist, wieso A nicht ernst genommen wird, würde ich einfach mit dem Vorgesetzten sprechen, dass A nicht ernst genommen wird und die Mitarbeiter einfach nicht auf seine Forderungen hören wollen.

Um das zu umgehen, sollte A vielleicht vorher in Ruhe mit den Mitarbeitern sprechen. A sollte seine Tätigkeit im Unternehmen klar stellen, und das er dafür da ist, dass es reibungslos verläuft. A sollte versuchen seine Entscheidung auch zu begründen, dass die Mitarbeiter sehen, was sie vielleicht wirklich falsch machen, und dass es dem System schaden kann. Und falls die Mitarbeiter dies anders sehen, müssen sie A auch erst eine plausible Erklärung liefern, wieso sie es nicht so sehen.

Na ja von der anderen Seite betrachtet, ist es einfach so, dass man ja öfter gewisse Dinge gesagt bekommt, die man nicht mehr machen soll, die man vermeiden soll oder die man anders machen soll. Zum Beispiel ist es bei uns so, dass wir eigentlich Telefone nicht auf andere Apparate umleiten sollen, weil das die Kapazität der Anlage überlasten kann. Interessiert aber ehrlich gesagt keinen, weil das was man nicht machen, vermeiden oder anders machen soll, macht einem das Leben einfach unbequemer. Da neigt man zur Verdrängung. Ich glaube das hat dann auch nicht unbedingt was damit zu tun, ob man den "meckernden" Techniker ernst nimmt oder nicht. Weil wenn der weg ist, und der Kram läuft, geht es ja wieder ein paar Tage.

Also ich wage mich jetzt mal weiter aus dem Fenster und behaupte: Dass man sich den "Klugscheißer"-Status auch hart erarbeitet. Damit will ist sagen, dass A vielleicht in der Vergangenheit (und evtl. auch in der Gegenwart) gerne mal alles und Jeden kommentiert. Also auch Kleinigkeiten, wo ein Kommentar nicht nötig tut, weil z.B. eh nichts mehr zu ändern ist.

Ich weiß aus meinem Betrieb das die, die eh sehr ruhig sind und einen Fehler auch mal ohne Kommentar berichtigen, auch am meisten geschätzt werden. Dann passiert nochmal der Fehler und sie urteilen nicht, sondern geben nur freundlich den Hinweis, wie man es verhindert. Spätestens beim dritten Mal fragen dann schon die anderen nach, was sie falsch machen.

Und genau so würde ich es auch machen. Entweder A ist dafür verantwortlich, d.h. muss auch für die Fehler gerade stehen, dann könnte er sich an den nächsten Vorgesetzten wenden. Oder alternativ lässt er sie Kommentarlos ins Messer laufen, bis sie selbst drauf kommen. Mir stellt sich aber auch die Frage, ob A schon mal die anderen gefragt hat, warum sie es so anders machen. Vielleicht gibt es einen Grund dafür. Nur wenn beide auf ihrem Standpunkt bleiben (der eine so der andere so), dann findet man nicht den richtigen Mittelweg, der beide zufrieden stellt.

Ich erinnere mich da ein eine Firma in der ich tätig war. Dort haben die Anlagenmechaniker die Anlagen immer so eingestellt wie sie es wollten. Wir mussten sie als Frauen wieder umbauen, weil sie selbst nie produziert haben und viele Tücken daher gar nicht kannten. Die haben die Anlagen bei Störungen dann auch immer so eingestellt, wie sie es "gelernt" haben. Und wollten sich nichts sagen lassen. Bis wir mit Absicht Ausschuss produziert haben, damit sie verstehen das dort eine Sachen nicht bedacht wird. Theorie und Praxis muss also einen Mittelweg finden.