Mit Kindern wie mit Erwachsenen sprechen?

vom 19.03.2012, 07:17 Uhr

Wir haben mit unserer Tochter nie in der Babysprache geredet sondern immer ganz normal. Wie soll sie denn lernen wie man spricht wenn sie es nicht hört. Wir haben viel mit ihr gesprochen und eben immer ganz normal. Und das Ergebnis war das sie früh angefangen hat zu sprechen und jetzt mit ihren drei Jahren super deutlich spricht.

Die Kinder von Bekannten, mit denen nicht normal geredet wurde sondern eben in Richtung Babysprache haben jetzt das Problem das sie mit fünf und knapp sieben Jahren noch nicht ordentlich sprechen können und ziemliche Probleme im Kindergarten und in der Schule haben. Sie hatten auch sonst nicht wirklich Kontakt zu Leuten die normal mit ihnen sprechen und das merkt man jetzt auch.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich finde es auch ganz normal, dass man mit seinem Baby ganz normal spricht. Das hat man schließlich auch schon in der Schwangerschaft getan, wenn man mit seinem Partner gesprochen hat. Da hat das Baby vielleicht auch schon den Tonfall wie Mama und Papa miteinander reden mitbekommen. Warum man dann, wenn das Baby geboren ist in einer anderen Sprache bzw. in Babysprache mit ihm sprechen soll, weiß ich nicht.

Ich finde es auf jeden Fall fürchterlich, wenn ich so sehe, wie manche Eltern mit ihren Kindern in der Babysprache sprechen, auch wenn sie schon laufen können. Wie sollen sie denn die deutsche Sprache richtig sprechen lernen, wenn jemand mit guttiguttigutti oder dergleichen ankommt. Ich kann mir durchaus vorstellen, wie hier schon geschrieben wurde, dass diese Kinder, die nicht mit "normaler" Sprache aufwachsen, irgendwann einmal Schwierigkeiten mit ihrer Umwelt haben könnten und sprachlich eben nicht so weit entwickelt sind wie andere Kinder ihrer Altersgruppe.

Klar sagt man manche Dinge zunächst einmal anders, als sie zum Beispiel heißen. Bei uns war eine Katze anfangs auch eine Mimi oder ein Hund ein Wauwau. Aber ich habe meinen Söhnen immer auch gleich gesagt, dass es eigentlich ein Hund ist, der Wauwau macht oder eben eine Katze, die miau macht. Daurch hat mein Sohn recht schnell gelernt, was ich ihm für Tiere gezeigt habe und welche Laute sie von sich geben.

Wauwau und Mimi zählen für mich eigentlich auch nicht so richtig zur babysprache. Viel schlimmer finde ich eben diese aneinander gereihten Silben, wie zum Beispiel dutzidutzi, die man vielleicht auch noch in einer höheren Stimmlage von sich gibt.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich durfte schon einige Eltern kennenlernen, die jetzt aber nicht in einer Babysprache mit ihren Kindern gesprochen haben. Man ist aber doch recht schnell verleitet, es zu tun. Jedoch ist mir aufgefallen, dass besonders gern ältere Menschen mit Enkelkindern so reden und auch, dass die Tonlage automatisch höher wird, wenn man einen kleinen Wurm sieht. Ich muss leider ehrlich sagen, dass ich mich nicht ganz frei davon sprechen kann, aber andererseits merke ich es immer recht schnell und verabschiede mich dann davon. Denn an sich halte ich auch nichts davon, wenn ein Kind mit einer solchen Sprache konfrontiert wird.

Es ist natürlich auch selbstverständlich, dass ein Kind noch keine komplizierten und längere Sätze versteht. Dafür muss es sich erst noch entwickeln, aber ein ernst gemeintes "Nein" ist in meinen Augen für die Erziehung besser, als ein neckisches und fröhliches Kopfschütteln, wenn man etwas nicht möchte oder wenn das Baby, das Kind etwas sein lassen sollte. Man muss eben bestimmter dabei gehen, aber nicht unfreundlich. Das ist eine wirklich schwierige Gratwanderung, die recht schwer ist, zumal man wie gesagt auch schnell verleitet wird, doch anders zu reden, wie es bei mir der Fall ist. Allerdings halte ich selbst auch nichts von Verniedlichungen oder von Worten, an denen quasi nur ein "i" angehängt wird, damit es sich niedlicher anhört. Nein, mir sind da die direkten Begriffe wie "Auto" lieber, als eben "Autoli" oder "Autochen" oder auch "Autolein" zu sagen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich rede mit meiner Tochter recht normal. Beim Tonfall kommt es mal vor, dass ich diesen etwas sanfter wähle. Ich führe aber mit ihr auch keine ernsten Gespräche, sondern meist spielt man ja. Während dem Spielen ist natürlich ein anderer Tonfall gefragt wie beim Verbieten.

Ich kenne auch viele Mütter die auf diese Babysprache abfallen und finde es gar nicht gut. Vor allem lernt das Kind so viele Wörter ganz anders und ich komme mir dabei auch immer etwas komisch vor. Wir haben auch gleich mit normalen Wörtern angefangen. Wörter wir beispielsweise „ATA“ für Tschüß oder „Winke, Winke“ gibt es bei uns nicht. Ich finde man kann dennoch mit leichten Wörtern beginnen aber diese herabgestuften Wörter gefallen mir einfach nicht und ich finde es schlimm (ohne nun jemand aus dem Forum anzugreifen).

Gerade wenn man so normal wir möglich mit dem Kind spricht, lernt es auch die Tonlage besser einzuschätzen und ich denke, dass es schneller in der Sprachentwicklung sein wird. Aus diesem Grund halte ich auch gar nichts von Teletubbies oder ähnlichen Kinderprogrammen wo die Kinder regelrecht verblödet werden und unsinnige Wörter lernen-

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es ist notwendig, dass man mit Kindern in den ersten Monaten stark übertrieben spricht, vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass Erwachsene dabei automatisch auch übelst verzerrte Grimassen und übertriebene Gesichtsmimik nutzen? Dies machen Erwachsene, Frauen wie auch Männer, intuitiv, denn das Kind braucht dies, um sich gesund entwickeln zu können. Ein Experte bin ich nicht auf diesem Gebiet, aber ich weiß von einem Beispiel aus meinem früheren Bekanntenkreis, dass sogar Babys schon depressiv werden können, wenn Eltern sich nicht so mit ihnen unterhalten, weil sie diese Mimik einfach brauchen. Sind Eltern beispielsweise selbst depressiv oder interessieren sich nicht großartig für ihr Kind, unterhalten sich nur wenig und normal mit ihm, dann kann das durchaus dazu kommen, dass das Kind etwas zurückbleibt und auch depressiv wird, natürlich nicht in der Form, wie man bei Erwachsenen von Depressionen spricht.

Aus diesem Grund gibt es sogar Zentren und Einrichtungen, wo depressive Eltern ihre Kinder hinbringen können, dort wird mit den Kindern so umgegangen, wie diese es benötigen, man versucht aber auch die Eltern dazu zu motivieren, sich mehr mit ihren Kindern zu beschäftigen. An sich also eine feine Sache und wenn Erwachsene von sich aus ein bisschen so reden, als wären die Kinder zurückgeblieben, dann ist das nicht zwingend was schlimmes und das dabei irgendwelche Begriffe verwendet werden, die es im deutschen Sprachgebrauch gar nicht gibt (gutschigutschi), ist meiner Ansicht nach eher ein anderes Thema und natürlich völlig überflüssig.

Ich selbst habe unterschiedliche Erfahrungen diesbezüglich gemacht, ich habe sogar Probleme übertriebene Gesichtsmimik bei Kindern anzuwenden und rede teilweise wirklich mit ihnen, wie mit Erwachsenen, was ich aber auch von meinem Vater beobachten kann und mein Freund ist da teilweise auch nicht viel anders. Für ein Neugeborenes ist das nicht unbedingt gut, aber wir haben ja kein eigenes Kind und deswegen ist das nicht schlimm.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin gelernte Kindergartenpädagogin, habe viel über Sprachförderung und das richtige Sprechen gelernt und habe außerdem ein Kind, das jetzt fünf Jahre alt ist. Dementsprechend kann ich also sagen, wie ich es als Mutter wahr nehme und was ich in Didaktik über die Sprache bei Kindern gelernt habe. Ich muss sagen, dass sich die beiden Erfahrungswerte wiedersprechen. Hat man selber ein Kind oder sieht ein Kind, welches man süß findet, fällt man automatisch auf das "Kindchenschema" herein. Man verstellt seine Sprache instinktiv höher (was auch den Sinn hat, dass vor allem Babys und Kleinkinder vermehrt darauf reagieren) und fällt in die Babysprache. Das ist mir selber auch passiert. Ich denke nicht, dass das eine große Rolle spielt, da die Babys noch sehr klein sind und noch gar nicht in der Lage, Wörter zu bilden. Es kommt hier erst einmal auf die Bildung verschiedener Laute an.

Später, wenn die Kinder älter werden, so ca. ein Jahr alt oder zwei Jahre alt sind und ein- oder Zweiwortsätze bilden, sollte man viel Wert auf Eigenschaftswörter und Farben legen. Möglichst viel, was man mit den Kindern in der Natur oder im Haus entdeckt farbig und mit verschiedenen Eigenschaftswörtern beschreiben, soll anscheinend der Sprachförderung in diesem Alter dienen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich es als Mutter bei meinem Kind instinktiv gemacht habe, allerdings habe ich meinem Kind sehr viele interessante Bilder- und Fühlbücher gekauft und habe immer darauf geachtet, dass die Bücher dem Alter und dem Wortschatz meines Kindes angepasst sind. So lernen Kinder ebenfalls gut sprechen, wenn man viel vorliest. Ich habe begonnen, meiner Tochter jeden Abend ein Bilderbuch oder Fühlbuch vorzulesen. Den Kindern macht es Spaß und es hilft bei der Sprachförderung.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe zwar noch keine eigenen Kinder, aber auch in meinem familiären Umfeld gibt es einige, die bereits Kinder haben und durch die ich in eine ähnliche Situation kam, in der ich mir auch eine solche Frage gestellt habe. Tatsächlich habe ich wohl immer versucht, mit kleinen Kindern und auch Säuglingen, die noch überhaupt nicht sprechen können und auch noch kein Wort verstehen, ganz normal zu sprechen. Aber es ist mir relativ schwer gelungen, weil ich zu den Kindern in der Regel eine enge emotionale Verbindung hatte, und mir ist aufgefallen, dass ich immer, wenn ich eine gewisse Verbindung habe, ein wenig anders spreche, allerdings nun auch nicht so, als wäre der Empfänger meiner Worte zurückgeblieben, also nicht im klassischen Sinne mit all diesen komischen Fantasiewörtern, die es hier so gibt.

Mir ist auch aufgefallen, dass ich mit meinen Tieren teilweise so leicht verändert spreche, also scheint es grundlegend so zu sein, dass ich das immer dann tue, wenn ich nicht nur eine entsprechende emotional enge Verbindung zu dem Empfänger meiner Worte habe, sondern insbesondere dann, wenn es sich hier um ein schutzbedürftiges Wesen handelt, denn mit meinen Partnern spreche ich niemals so. Ich weiß auch nicht wirklich, wie ich das, was ich dann als Sprache an den Tag lege, beschreiben soll. Ich verwende ganz normale und nicht veränderte Worte und ich verstelle auch meine Stimme nicht, denn dabei käme ich mir einfach nur affig vor. Aber ich wiederhole beispielsweise Fragen, die ich stelle, zwei- oder dreimal und beantworte sie dann selbst. Allein das kommt mir schon manchmal seltsam vor, allerdings erklärt sich mir das durch die Tatsache, dass diese schutzbedürftigen Wesen eben nicht antworten können und meine Fragen doch eher rhetorischer Art sind.

So richtig affig scheint mir diese Art, mit den kleinen, niedlichen, teilweise auch schwachen und vor allem schutzbedürftigen Lebewesen zu sprechen, nun nicht, die ich an den Tag lege, aber manchmal empfinde ich das als leicht seltsam, weil ich mich eben auch frage, weshalb ich das tue. Andererseits kann man auf diese Weise eben auch Emotionen deutlich machen und Stimmungen ausdrücken, ohne, dass der Empfänger der eigenen Worte deren Bedeutung so richtig verstehen muss und es eigentlich gar nicht erforderlich ist, dass er die Sprache spricht. Die „klassische“ Babysprache mit Worten wie „Dutzi, dutzi“ und Co. kann ich für mich wiederum gar nicht übernehmen, weil ich mich dafür verstellen müsste. Auch meine Stimme zu verändern, wäre mir fremd und ich verändere nun auch meine Stimmlage nicht anders als üblich, wenn ich mit erwachsenen Menschen spreche, die im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich halte nichts von der Babysprache und verstehe auch nicht was diese dem Kind bringen soll. Da das Kind die Worte anfangs noch nicht versteht achtet es mehr auf den Tonfall und auch auf die Körpersprache des Erwachsenen und man kann dem Kind auch Fröhlichkeit und Zuneigung vermitteln ohne Babysprache zu benutzen.

Da die Kinder schon mit weit unter einem Jahr (ich glaube es war ab dem 4. oder 5. Monat) beginnen einzelne Worte und ihre Bedeutung zu verstehen und es dem Kind nicht weiterhilft wenn man Fantasieworte und Babysprache benutzt um mit ihm zu sprechen, davon kann das Kind nichts lernen. Bei Kleinkindern kann man dann durchaus normal sprechen. Ich persönlich versuche Worte und Sätze immer einfach zu halten und mich nicht zu kompliziert auszudrücken wie bei einem Erwachsenen, immerhin soll das Kind mich ja trotzdem verstehen können.

Man kann eventuell jedoch versuchen ruhiger, langsamer und auch zarter zu sprechen mit Babys und Kleinkindern.

» yuuhi » Beiträge: 281 » Talkpoints: 2,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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