Kinder einfach schreien lassen - Sinn und Zweck?

vom 17.03.2012, 14:30 Uhr

Nun ja, so ganz entsetzlich finde ich es nicht, wenn ein Kind schreit und man nicht darauf gleich eingeht. Es mag auf die Umstände ankommen, aber ich finde schon, dass man nicht bei jedem Schrei gleich zum Kind gehen sollte, um es dann zu beruhigen. Es mag Eltern geben, die darüber nur den Kopf schütteln würden, aber ich finde durchaus, dass, je mehr man direkt auf das Kind eingeht, es in der Tat eher die Eltern erzieht, als die Eltern das Kind und da muss man einfach schauen, was eben der Anlass ist. Immerhin gibt es bestimmte Situationen, weshalb ein Kind schreit und als Elternteil wird man wohl auch manchmal doch wissen, wann ein Kind wirklich aus einem bestimmten Grund heraus schreit oder ob ein Kind einfach nur die Aufmerksamkeit haben möchte.

Klar, bei einer vollen Windel, bei schlechten oder unguten Träumen, bei Hunger und so weiter ist es klar, dass reagiert werden soll. Aber ich denke, mit der Zeit lernt man selbst, wann warum das Kind schreit und entsprechend ist es dann besser, auch mal ein Kind schreien zu lassen. In der Nacht fände ich so etwas nicht prickelnd, aber ich denke, es gibt immer mal Situationen, die hier auch benannt wurden, wann man ein Kind nicht sofort umsorgen kann und es beruhigen kann.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich bin er Meinung dass durch schreien lassen nur eines entwickelt wird: mangelndes Vertrauen zur Mutter bzw. des "Sich-Beschützt-Fühlens" an und für sich. Es gibt da dieses ominöse Buch das rät Babys schreien zu lassen damit sie einschlafen lernen. Ich befürworte die Methode nicht, aber selbst dort wird dazu geraten die Kinder nicht einfach schreien zu lassen, sondern sie in ganz kleinen Schritten einfach immer ein wenig länger warten zu lassen, bis sie es schlussendlich gewohnt sind. Ich finde das eine fremdgesteuerte, pragmatische und aufoktruierende Methode sein Kind zu "erziehen" (ein Baby kann man nicht erziehen, man kann es nur dazu bringen mit der Zeit aufzugeben), die nichts mehr damit zu tun hat, dass ich als Mutter normalerweise einen Draht zu meinem Kind habe, der mir ganz gut sagt was und wie ich es zu tun habe, damit alles klappt.

Weder sollte man bei jedem Pups sofort bei seinem Kind sein und es hätscheln (ich bin selbst die eher fürsorgliche Natur, aber man kann es ganz klar auch übertreiben und ich bin sehr wohl der Meinung dass DAS dann auch nicht so gut ist) aber eines möchte ich schon sagen: Grade der Anfang wenn sie noch oft schreien, nicht immer alleine einschlafen mögen und so manch anderes was man als Mutter so gut kennt; dieser Anfang ist schwer. An manchen Tagen ist es der reinste Luxus wenn man dann auf die Toilette kann wann man eigentlich muss oder duschen wann man möchte (sorry für die Beispiele, aber es ist so und das muss auch gesagt werden). Aber: wenn man es richtig macht, dann entwickelt sich auch alles so wie es passt. Das Kind schläft irgendwann (und früher als man gehofft hat) mit immer weniger Geschrei ein, es kriegt keinen Anfall wenn man aus dem Zimmer geht (weil es durch Erfahrung gelernt hat, dass Mama immer kommt wenn es sie braucht) und entwickelt sich (mit Ausnahme von anstrengenderen entwicklungsbedingten Phasen die aber schnell vorübergehen) gut und zu einem selbstständigen, sicheren Menschen der trotzdem zu seiner Mama eine innige Beziehung hat.

Und was tut man gegen den Anfang der so hart sein kann für die Mutter bzw. die Eltern? Nichts! Man hat sich für ein Kind entschieden und diese erste Zeit ist eine Investition in die spätere Beziehung zu seinem Kind und in dessen Entwicklung. Ganz ehrlich: Wem es zu lästig ist die ersten Monate selbst zurückzustecken und das Kind anfangs zu 150% an die erste Stelle zu setzen, der sollte sich vielleicht den Kinderwunsch nochmals überlegen.

So, und was ist jetzt dieses "richtig"? Wer sagt einem was richtig ist? Nichts und niemand. Nicht die eigene Mama, nicht die Schwiegermutter, nicht der neueste Elternratgeber (obwohl man von allen nützliche Tipps mitnehmen kann!), niemand ausser die eigene Intuition, der eigene Draht zum Kind der einem sagt was richtig ist. Sonst nichts. Und auf den kann und sollte man sich auch getrost verlassen.

» leasmom » Beiträge: 290 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich bin wirklich erschrocken, wie viele Mütter aus dem Forum ihre Kinder schreien lassen und wie die Ansichten hier zu diesem Thema sind. Ich muss aber Leasmom Recht geben. Durch das Schreien lassen wird nur ein mangelndes Vertrauen zur Mutter gefördert.

Die Babys haben nur diese eine Sprache und nur eine Mutter und einen Vater. Mit diesem möchten sie kommunizieren und wenn die Eltern nicht auf die Signale eingehen, dann wird das Kind sicherlich irgendwann verstummen und sich nicht mehr zu Wort melden. Allein aus dem Grund, weil es gemerkt hat, dass die Rufe ohnehin nichts bringen.

Ein Kind schreien zu lassen, bringt meiner Meinung nach keinerlei Vorteile mit sich und es ist auch meiner Meinung nach unverantwortlich. Die Kinder schreien immer mit einem Grund, gerade im Babyalter. Selbst wenn die Kinder „nur“ schreien weil sie auf den Arm möchten. Nähe und Liebe ist ein Grundbedürfnis des Babys und diesem sollte man als Eltern unbedingt gerecht werden. Ich finde es schlimm, dass so viele Babys sinnlos schreien gelassen werden, weil die Eltern denken ihr Baby würde ihnen sonst auf der Nase rumtanzen.

Schreien lassen ist die Sprache der Babys und aus dem Schreien wird später das „Mama und Papa“. Schreien ist ein Signal und darauf muss einfach eingegangen werden. Auch wenn keine offensichtlichen Mängel da sind, hat das Kind dennoch etwas und wenn es einfach nur im Arm gehalten werden will.

Außerdem kann ich bei meiner Tochter auch ähnliche Verhaltensweisen beobachten wie Leasmom berichtet hat. Anfangs war es für mich Luxus zur Toilette zu gehen. Duschen ging ohnehin nie und ich konnte den Raum nicht ohne Geschrei verlassen. Nun hat sich meine Tochter aber schon so entwickelt, dass sie morgens auch mal alleine spielt und ist sehr ausgeglichen. Sie schläft (wenn auch bei uns) super ein und es gibt nie Probleme. Außerdem ist sie in ihrer Entwicklung sehr weit vorangeschritten. Wenn ich sie mit anderen Kindern vergleiche, die schreien gelassen werden, dann hat sie ein wesentlich besseres Verhältnis zu uns, wie die anderen Kinder.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Sicher ist Schreien die Sprache der Babys, das habe ich ja auch geschrieben. Aber es ist nun mal auch so, dass ein Baby, gerade, wenn es etwas älter ist, merkt, dass Schreien die Eltern herbeilockt und die Aufmerksamkeit eben bekommt. Später wird das Kind unter Umständen dann versuchen, anders die Aufmerksamkeit zu bekommen, als mit Schreien, aber ich denke schon, dass ein Baby so etwas durchaus steuern kann und steuert. Wie willst Du mit Eurer Tochter umgehen, wenn sie Trotzanfälle bekommt? Denn die Trotzphase wird sie in ein paar Wochen erreichen, was es dann unheimlich schwierig macht. Wie wirst Du damit umgehen? Willst Du sie auch in jedem Fall trösten und alles versuchen, damit sie das Schreien unterlässt? In dem Fall wird Deine Tochter Dich erziehen und nicht Du sie, das kann ich Dir jetzt schon vorhersagen. Wie wirst Du diese Trotzphase lösen wollen?

Ein Kind ist nicht nur deshalb unzufrieden, weil es stets und ständig schreit, sondern auch aus anderen Gründen. Ich kenne leider Kinder, die Probleme mit der Geburt hatten und bei denen die Wirbel nicht richtig lagen. Das Problem wurde erst wesentlich später erkannt, und dann erst gelöst. Als es bekannt wurde und das Kind dann die Wirbel richtig hat sitzen lassen, war es auch Ende mit dem Schreien. Ich denke, man kann es nicht nur von der einen Sicht betrachten, sondern muss es auch mal so sehen. Die Ursache für das Schreien sollte herausgefunden werden und je nach Ursache sehe ich es auch nicht als schlimm, tragisch oder auch nicht als Missvertrauen an, wenn das Kind schreit, ohne, einzuwirken.

Auch kenne ich Eltern, die es so handhaben, dass ihr Kind durchaus schreit, weil es dann ernst genommen wird. Sprich, wenn man es gleich ablenkt, oder betüdelt, wie auch immer Du es bezeichnen willst, kann das Kind gar nicht richtig deuten, weshalb es überhaupt Schmerzen hat oder aus welchem Grund es weint. Die Ursache soll nicht "klein geredet" werden und auch soll das Weinen oder Schreien einfach mit "alles wird gut" oder "alles ist gut" nicht gegenübergetreten werden, einfach um das wahrzunehmen, was nun die Ursache ist. Ich weiß nicht, ob man mich so versteht, was ich damit sagen will, aber gleich jeden Schrei im Keim zu ersticken und das Kind abzulenken, ist auch nicht für die Entwicklung das Gesündeste.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



*steph* hat geschrieben:Sicher ist Schreien die Sprache der Babys, das habe ich ja auch geschrieben. Aber es ist nun mal auch so, dass ein Baby, gerade, wenn es etwas älter ist, merkt, dass Schreien die Eltern herbeilockt und die Aufmerksamkeit eben bekommt. Später wird das Kind unter Umständen dann versuchen, anders die Aufmerksamkeit zu bekommen, als mit Schreien, aber ich denke schon, dass ein Baby so etwas durchaus steuern kann und steuert. Wie willst Du mit Eurer Tochter umgehen, wenn sie Trotzanfälle bekommt? Denn die Trotzphase wird sie in ein paar Wochen erreichen, was es dann unheimlich schwierig macht. Wie wirst Du damit umgehen? Willst Du sie auch in jedem Fall trösten und alles versuchen, damit sie das Schreien unterlässt? In dem Fall wird Deine Tochter Dich erziehen und nicht Du sie, das kann ich Dir jetzt schon vorhersagen. Wie wirst Du diese Trotzphase lösen wollen?

Ich weiß das Statement ging nicht an mich, aber da ich aus Erfahrung weiß dass man da sehr stark differenzieren muss antworte ich trotzdem mal. Schau, es sagt ja niemand dass man es nicht auch übertreiben kann. Ganz im Gegenteil, das kann man. Aber nur weil ich weiß dass eine Richtung falsch ist wird es nicht richtiger wenn ich um so extremer ins Gegenteil gehe. Auf die Bedürfnisse meines Babys einzugehen heißt ja nicht es zu verhätscheln, obwohl es Leute gibt die das tun und die dann wahrscheinlich die von dir beschriebenen negativen Resultate ernten, genauso wie sie andere negative Resultate ernten würden, würden sie in die andere Richtung zu viel falsch machen.

Das mit der Trotzphase zum Beispiel: Ich bin immer 150%ig auf die Bedürfnisse meines (damals) Babys eingegangen, glaube aber nicht dass ich so weit gegangen bin es zu verhätscheln. Und dieses Kind hatte buchstäblich KEINE Trotzphase. Es hat ganz genau ein einziges Mal in seinem Leben ein wenig Theater gemacht weil es etwas nicht bekommen hat. Wenn ich da andere Kinder seh die sich im Supermarkt auf den Boden werfen... Ich hab das immer für erfundene Übertreibungen gehalten in die sich Mütter reinsteigern, weil ich es eben von meinem Kind nicht ansatzweise gekannt hab. Bis ich es mal selbst live miterleben "durfte", eben aber nicht bei meinem eigenen.

Das heißt jetzt sicher nicht dass ich so toll bin und alles richtig gemacht hab, es gibt einiges wo ich weiß dass ich Fehler gemacht hab und wahrscheinlich noch mehr wo es mir noch nichteinmal aufgefallen ist. Aber ich bin eben immer noch der festen Meinung die Grundbedürfnisse seines Kindes abzudecken wenn es schreit gehört genauso dazu wie Windeln zu wechseln und es hat wenn man es nicht macht durchaus auch mal ärgere Folgen als einen Ausschlag.

Dieses Grundbedürfnisse abdecken kann aber auch genauso heißen, dass ich einem 1,5-jährigen das seine Grenzen austestet und schaut wie oft Mami gelaufen kommt wenn ich sie rufe auch mal nach dem 5ten Mal sagen darf die Mama ist nebenan, die Tür offen lassen um das Kind im Blick zu haben und zu merken wenn wirklich was ist und gut ist. Eben deswegen, die Intuition sagt einem schon was grade richtig ist.

» leasmom » Beiträge: 290 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@leasmom, ich bin Dir sehr dankbar, dass Du dennoch geantwortet hast und auf meinen Beitrag eingegangen bist, auch, dass Du von Deinen eigenen Erfahrungen und Methoden berichtest. An sich finde ich es sehr spannend und auch wichtig, dass man sich darüber austauscht und vielleicht hin und wieder sein eigenes Verhalten überdenkt. Ich kann halt nur davon berichten, wie es bei anderen ist und wie ich eventuell handeln würde, ja, ohne zu wissen, dass ich es auch wirklich tue.

Wichtig ist ja auch der Punkt, dass man das Kind nicht verhätscheln soll und wie bei allen anderen Dingen gibt es hier wohl doch kein Schwarz und kein Weiß, sondern etwas dazwischen. Aber eine Trotzphase ist nun durchaus mal möglich, auch, wenn Dein Kind diese nicht so erlebt hat, wie ich es aus der Theorie und auch aus der Praxis her kenne. Klar ist ja, dass Kinder dennoch ihre Grenzen austesten und da muss man eben schon schauen, notfalls schreien sie eben herum und da das richtige Mittel zu finden, finde ich schon extrem schwierig. Intuition ist schon wichtig, das habe ich ja auch weiter oben geschrieben. :)

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


*steph* hat geschrieben:Klar ist ja, dass Kinder dennoch ihre Grenzen austesten und da muss man eben schon schauen, notfalls schreien sie eben herum und da das richtige Mittel zu finden, finde ich schon extrem schwierig. Intuition ist schon wichtig, das habe ich ja auch weiter oben geschrieben. :)

Da muss ich dir absolut recht geben. Es gibt immer wieder Phasen in denen Kinder ihre Grenzen austesten, das müssen sie. Aber es liegt an mir wie ich drauf reagiere. Und die vorsichtige Strenge (oder eher nervliche Standhaftigkeit ;) denn das richtige Verhalten ist oft das das, mir mehr Arbeit macht, wenn auch nicht immer) die es dann braucht schlägt sich ja in keinster Weise mit dem liebevollen Umsorgen (nicht zu verwechseln mit einem Zuviel an Verhätscheln) das es zu anderen Zeiten und in anderen Situationen braucht. Wie so viele Dinge im Leben braucht der gelungene zwischenmenschliche Umgang mit seinem Kind eben ein ganzes Spektrum an Verhaltensweisen. Deshalb funktioniert ja auch die sogenannte antiautoritäre Erziehung nicht - was aber nicht heißt dass das Gegenteil angesagt wäre. Wie du eben ganz richtig sagst: Es gibt kein Schwarz-Weiß nur ein individuelles Eingehen auf die jeweilige Situation.

» leasmom » Beiträge: 290 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es ehrlich gesagt ganz schlimm, wie hier zum Teil geschrieben wird, man solle Babys schreien lassen, sonst würden die Babys die Eltern terrorisieren und so weiter. Lara beschrieb ja an sich auch einen Fall, in dem es um ein Neugeborenes ging. Außer schreien können die Kinder Null kommunizieren. Sie können nicht sagen, ob sie Bauchweh haben, ihnen schlecht ist, sie Hunger oder Durst haben.

Durch das Schreien lassen wird auch das Urvertrauen von Babys und Kinder zerstört, beziehungsweise baut sich gar nicht erst auf. Sie lernen nicht, dass sich jemand um sie kümmert. Sie lernen nicht, dass man sich auf andere Menschen verlassen kann und auch soll. Sie lernen, ich habe Hunger/ Bauchweh/ was auch immer und ich melde mich mit schreien und keinen interessiert das.

Es geht nicht darum, dass man das Schreien mal nicht hört oder gerade mit irgendwas abgelenkt ist und nicht gleich neben dem Babybettchen stehen kann. Und es will mir doch nun keine Mutter weiß machen, dass sie in wenigen Tagen nach der Geburt schon am Schreien alleine unterscheiden konnte, warum ihr Kind nun schreit. Das ist sicherlich irgendwann mal möglich. Also das die Mutter weiß, wenn mein Baby so schreit hat es Hunger, wenn es so schreit will es nur Beschäftigung. Trotzdem ist es auch dann nicht richtig, das Kind längere Zeit einfach schreien zu lassen. Babys brauchen ein Gefühl von Sicherheit und das Gefühl es ist jemand für sie da. Was durch Schreien lassen sicherlich nicht gefördert wird.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Ich sehe nichts negatives daran, wenn das Kind die Aufmerksamkeit der Mutter erhaschen möchte. Wenn wir die Aufmerksamkeit von Jemanden möchten, dann sagen wir doch auch: „Schau mal her“, oder? Kinder oder Babys brauchen diese Aufmerksamkeit aber noch viel mehr und diesem sollte man gerecht werden. Natürlich kann man ein Kind auch überbemuttern. Ich denke aber, dass man im ersten Lebensjahr kein Kind mit zuviel Fürsorge verwöhnen kann. Das Verwöhnen kommt erst viel später und Liebe und Nähe, wie auch das Eingehen auf die Signale gehören meiner Meinung nach nicht zu dem Verwöhnen.

Trotzphasen sind wieder Sondersituationen. Da wir noch keine hatten, weiß ich auch nicht wie ich reagiere. Die Trotzphasen treten ja auch bei jedem Kind unterschiedlich stark auf und unterschiedlich häufig. So kenne ich Kinder in dem Alter meiner Tochter, die sobald sie etwas nicht bekommen mit dem Kopf auf den Boden schlagen und sich dabei wirklich Verletzungen zu ziehen. Bei den Müttern ist es jedoch so, dass sie wenig auf das Kind eingehen oder die Kinder wirklich überbemuttern. Eines darf beispielsweise nichts. Es darf nicht alleine laufen, weil es fallen könnte. Es darf nicht im Sandkasten spielen, weil dort Bakterien sein könnten usw. Dieses übertriebene Trotzverhalten deute ich wirklich auf eine Unzufriedenheit hin und darauf, dass die Mutter in meinem Beispiel zu wenig auf das Kind eingeht.

Meine Tochter hat auch einen ganz eigenen Kopf. Den darf sie bei uns aber haben und sie muss nicht alles machen was wir wollen. Sie darf auch mit ihren 14 Monaten schon eine eigene kleine Persönlichkeit sein. Natürlich gibt es auch viele Grenzen, aber nur berechtigte. Sie zeigt uns deutlich was sie will und was nicht. Wenn wir ihr beispielsweise etwas wegnehmen, oder ich NEIN sage, dann weint sie auch. Allerdings versetzte ich mich dann in ihre Lage. Sie wollte das unbedingt haben und kann dann nicht verstehen warum sie es nicht bekommt. Ich lasse sie dann nicht schreien, sondern tröste sie und erkläre ihr, dass es gefährlich ist oder nenne ihr den Grund.

Trotzen kann sie auch schon gut. So bleibt sie beispielsweise auch beim Spazieren gehen stehen und sagte deutlich Nein und dreht sich weg. Das dauert dann ein wenig und dann warte ich eben, bis sie wieder bereit ist mitzukommen. Wir kommen so wunderbar klar und sie weiß einfach, dass wir reagieren wenn sie etwas hat.

Ausgetestet hat sie uns eigentlich nicht. Wenn sie weint, dann liegt ihr auch was auf dem Herzen. Das kann für uns ganz sinnlos erscheinen, für sie ist es aber dann eine große Sache. So zum Beispiel wenn wir ihr was „gefährliches“ abholen.

Auch mit den Trotzphasen sehe ich das etwas anders. Die Kinder wollen den Eltern nicht zeigen wo es lang geht. Sie haben einfach nur eine andere Meinung dazu und wollen dies natürlich deutlich zeigen. Ich denke, dass die Trotzanfälle in jedem Fall vermindert werden können, wenn man von vorneherein auf das Kind eingeht und dieses weiß, dass man da ist und die Bedürfnisse wahrnimmt. Die Trotzanfälle sind meist ja nur, weil dem Kind was nicht passt und nicht weiß wie es sich nun dabei äußern soll. Ich bin gespannt wie intensiv die Trotzphasen bei uns kommen und ob unsere Tochter sich auch auf den Boden wirft und schreit, oder ob meine Vermutung stimmt. Das kann ich natürlich noch nicht sagen, da sie momentan noch kein solches Verhalten an den Tag legt.

Wenn die Kinder Grenzen austesten, dann sollte man schon auch Grenzen setzten. Das ist gar keine Frage. Nur mit Grenzen können die Kinder auch lernen und wissen, dass nicht alles so läuft wie sie möchten. Dennoch bin ich der Meinung, dass man immer auf die Signale eingehen sollte. Auch wenn sie für uns überflüssig und sinnlos erscheinen. Es ist aber interessant wie unterschiedlich das Thema gehandhabt wird und es ist schön, sich mal mit anderen auszutauschen, die es ebenfalls so machen wie ich oder es eben auch anders machen wie ich.

» Lara2011 » Beiträge: 1466 » Talkpoints: 0,19 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Lara2011 hat geschrieben:Meine Tochter hat auch einen ganz eigenen Kopf. Den darf sie bei uns aber haben und sie muss nicht alles machen was wir wollen. Sie darf auch mit ihren 14 Monaten schon eine eigene kleine Persönlichkeit sein. Natürlich gibt es auch viele Grenzen, aber nur berechtigte.
... und sie weiß einfach, dass wir reagieren wenn sie etwas hat.
.... Wenn sie weint, dann liegt ihr auch was auf dem Herzen. Das kann für uns ganz sinnlos erscheinen, für sie ist es aber dann eine große Sache.
... Ich denke, dass die Trotzanfälle in jedem Fall vermindert werden können, wenn man von vorneherein auf das Kind eingeht und dieses weiß, dass man da ist und die Bedürfnisse wahrnimmt. Die Trotzanfälle sind meist ja nur, weil dem Kind was nicht passt und nicht weiß wie es sich nun dabei äußern soll.
...Wenn die Kinder Grenzen austesten, dann sollte man schon auch Grenzen setzten. Das ist gar keine Frage. Nur mit Grenzen können die Kinder auch lernen und wissen, dass nicht alles so läuft wie sie möchten. Dennoch bin ich der Meinung, dass man immer auf die Signale eingehen sollte. Auch wenn sie für uns überflüssig und sinnlos erscheinen,


Vielen Dank für deinen Post! Er stellt im gesamten und besonders in den Aussagen die ich im Zitat rausgesucht habe sozusagen die Quintessenz dessen dar was ich versucht habe zu sagen, glaube ich aber nicht so gut geschafft hab wie du. Eben dass man unterscheiden kann wann ein Kind was braucht und wann es Grenzen austestet und in beiden Fällen natürlich anders reagiert. Und dass ein Baby wenn es noch klein ist eben GRUNDSÄTZLICH keine Grenzen austestet und man ihm deswegen auch nicht zeigen und lernen kann "dass es einem nicht durch sein dauerndes Geschrei auf der Nase herumzutanzen hat" indem man es schreien lässt wenn man der Meinung ist es brauche grade gar nichts. Vielleicht findet man grade nicht was das Baby hat, es merkt aber sehr wohl dass da zumindest jemand kommt und es tröstet.

Und wenn ein kleines Baby weint habe ich anzutanzen. Es gibt Situationen wo ich nicht innerhalb von ein paar Sekunden reagieren KANN weil ich grade was mache wo ich nicht sofort in der Sekunde weg kann, aber ein kleines Baby schreien lassen ist eben ein absolutes NoGo für mich. Je älter sie werden desto mehr muss man dann, wie schon gesagt, natürlich auch differenzieren, was aber für mich heißtdass ich ihnen auch nicht automatisch in allen Situationen meinen Willen aufzwingen muss, obwohl es sicher genug Situationen gibt wo ich das sehr wohl MUSS. Aber jetzt mal ganz grundsätzlich gesehen; wenn man konsequent auf die Bedürfnisse eingeht (auch noch wenn sie Teenager sind, und das heißt ja wohl auch nicht ihnen alles zu erlauben), dann hat man einen guten Grundstein zu einem guten Verhältnis und entspannten Umgang mit seinem Kind. Sei das jetzt 3 Monate alt oder 13 Jahre. Auch wenn das jetzt wieder ein neues Thema wäre.

» leasmom » Beiträge: 290 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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