Menschen die sich in der Opferrolle gefallen … Erfahrungen
Eben habe ich wieder mal festgestellt, dass es doch Menschen gibt, die sich in der Opferrolle gefallen. Eine Bekannte wird von ihrem Mann wirklich gedemütigt. Sie jammert sich auch regelmäßig bei mir aus. Aber dennoch würde sie sich nie von ihrem Mann trennen. Wenn man davon redet, dass sie sich trennen soll und dass sie auch Unterstützung bekommt und ich ihr helfen will, dann ist es auf einmal wieder gar nicht so schlimm, wie er sich verhält und ein paar Minuten später jammert sie weiter.
Der Mann ist zwar nie handgreiflich geworden, aber sie wird ziemlich von ihm unterdrückt. Sie darf nicht alleine weggehen und wenn sie jemanden anruft, dann muss sie sehen, dass sie bei der Wahlwiederholung wieder eine Nummer reingibt, die ihr Mann vorher gewählt hat, damit er nicht merkt, wo sie angerufen hat. Wenn er es merkt, dann wird erst mal eine Stunde darüber diskutiert, warum sie wen angerufen hat und warum sie nicht mit ihm redet anstatt mit anderen usw.
Kennt ihr auch Menschen, die sich in der Opferrolle förmlich gefallen und denen was fehlen würde, wenn sie keine Opferrolle mehr spielen dürften? Habt ihr Erfahrungen mit solchen Menschen gemacht? Wie geht man am besten mit solchen Menschen um?
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass diese Frau sich in der Opferrolle gefällt. Für Außenstehende mag das so aussehen, weil man selbst nicht drinsteckt und sich nicht vorstellen kann, was da für ein Psychospiel zwischen den beiden abläuft.
Ich habe auch eine Frau in der Psychiatrie mit demselben Problem kennen gelernt, allerdings wurde sie auch von ihrem Mann geschlagen. Sie hat auch viel gejammert und immer wieder betont, wie dumm sie sei und unfähig für alles, aber wenn es darum ging, ob sie sich nicht trennen möge, dann hat sie wie deine Bekannte immer schnell wieder dicht gemacht und alles schnell schön geredet.
Und warum? Damit sie sich nicht dieser Hürde stellen muss, sich zu trennen. Das kostet für zarte Seelen große Überwindung, zumal jede von diesen Frauen an ihrem Mann hängt. Sie hat ihn mal aus LIebe geheiratet und ist wahrscheinlich schwer erschüttert darüber, dass er "plötzlich" so einen Sinneswandel durchlebt hat und zu so einem gemeinen Kerl geworden ist.
Ich denke, dass diese Frauen also in irgendeiner Form sogar ein bisschen so etwas wie traumatisiert sind - ist nicht hundert Prozent dasselbe, klar, aber sie sind völlig fassungslos, völlig starr geworden, wie versteinert und handlungsunfähig, das Gehirn ist irgendwie aufgrund dieser Wandlung ihres Mann, die sie ganz einfach nicht wahrhaben wollen und können, wie blockiert, weil es sie überrumpelt hat.
Ich denke, dass diese Frauen alles an ihrem Mann festgemacht haben, dass sie bei der Hochzeit gedacht haben, sie heiraten jetzt den absoluten Traummann und ohne ihn geht nichts. Ich denke, dass sie voller Liebe und vor allem Hingabe stecken, schon als das mit der Ehe begann. Und ich denke, dass sie auch von ihrer Hoffnung gefangen sind. Sie lieben ihren Mann und wollen einfach nicht wahrhaben, dass er jetzt ein anderer ist. Sie hoffen, dass er sich schon wieder "einkriegt", dass er wieder lieb wird und dass sie dann wieder das Traumpaar aus ihrer Erinnerung sind. Dafür sind diese Frauen auch bereit so einiges zu geben für ihn, weil sie denken, dass es an ihnen liegt, dass er so ist. So kommen auch noch große Vorwürfe dazu, die sie sich selbst machen. Und das zermartert die Persönlichkeit der Frau, die von Anfang an wahrscheinlich schon ein bisschen zart war, immer mehr.
Sie geraten immer mehr in die Abhängigkeit ihrer Männer, die sie ja auch noch unter Druck setzen, im Fall deiner Bekannten sagt ihr Mann ihr vielleicht sogar ab und an, dass ihm viel an der Ehe liegt, wenn er sie so kontrolliert und das damit rechtfertigt. Könnte ich mir vorstellen. Und da bekommt sie ja wieder ihre Bestätigung, dass sich Hoffnung in jedem Fall lohnt, weil da ja nochwas ist.
So werden diese Frauen kontinuierlich immer stiller und angepasster im Beisein ihrer Männer und bei ihren Freundinnen bricht es dann immer aus, was eigentlich noch als gesundes Verhaltensmuster gilt, würde ich meinen. Sie sucht sich wenigstens noch ein Ventil und schweigt nicht darüber bis sie kaputt geht. Sie hat also auch noch Hoffnung für sich und besitzt noch Selbsterhaltungstrieb. Und an der Stelle sollte man versuchen, anzusetzen. Wie schwer das ist, solchen Frauen zu helfen, habe ich bei unserer Patientin gesehen. So richtig etwas rausgekommen ist nicht, sie ist trotzdem wieder zu ihm zurück. Wir haben sie allerdings irgendwann während der Behandlung mal einem Intelligenztest unterzogen, da sie immer sagte, sie sei dumm und nutzlos und da kam heraus, dass sie das eben nicht ist. Das hat sie verwundert und gleichzeitig gut getan, sie ging mit zumindest etwas mehr Selbstbewusstsein.
Ja, dieses Verhalten ist wie eine Art Sucht, der Sucht nach Liebe, nach ihrem Mann, nach dem gebraucht werden, nach dem alles schon wieder zurechtbiegen. Und das zu behandeln ist so schwer wie jemanden von einer "normalen" Droge zu entwöhnen. Wenn dieser abhängige Mensch keine Einsicht über seine Lage und die Auswirkungen gewinnt, dann bekommt man ihn mit noch so viel Aufwand nicht davon los. Die Heilung beginnt im Kopf.
So ein richtig klassisches "sich in der Opferrolle gefallen" kenne ich da eher von einer ehemaligen Freundin. Diese hatte mal Brustkrebs in ihrer Vergangenheit, konnte aber geheilt werden. Man möchte meinen, dass so jemand dann nach und nach wieder sehr aktiv und lebensfroh wird, dass so jemand dann wieder gesund sein will, aber sie nicht. Es ging immer nur um ihre Wehwehchen, jede noch so kleine Sache wurde hochgepusht und wehe sie bekam dafür nicht von allen Seiten Aufmerksamkeit, wehe wenn nicht alle um sie herumruderten und sie bemuttelt haben - mit Anfang 50, ja.
Sie war so in sich verbohrt gewesen, dass man kaum noch normal miteinander reden konnte. Jede Unterhaltung ist früher oder später in eine Diskussion ausgeartet und jedesmal war ich die Schuldige. Sie hatte eine unwahrscheinliche Freude daran, sich als ein Opfer von mir und anderen zu sehen. Wann immer ich anderer Meinung war, schrieb sie dann nur per Mail: "Ich lasse das nicht mit mir machen, ich gehe jetzt, denn ich habe allerhand richtige Probleme, du kannst ja darüber nachdenken, was du gesagt hast und dann kannst du dich ja wieder melden. Ich habe das hier jedenfalls nicht verdient." So in der Art. Dabei gab es gar keine Anlässe für so ein Verhalten, es gab gar keinen Grund, sich als Opfer zu sehen. Sie hat sich einfach sofort angegriffen gefühlt und war sofort wieder das arme Opfer, wobei es meistens nicht einmal um sie ging.
Als jemand in meiner Familie gestorben ist, hatte ich ihr auch eine Mail geschrieben, das tat sie ganz schnell ab, sie konnte nicht für andere da sein, sie brauchte alle Aufmerksamkeit selber. Sie schrieb in der Antwortmail, dass das ja klar war, dass er stirbt und dass sie jetzt "ihre eigenen Wunden lecken" gehen möchte. Da bin ich zornig geworden und habe sie gefragt, ob sie nicht mehr dazu zu sagen hat. Kam dann wieder nur zurück, dass sie sich das nicht bieten lässt und ich über mein Fehlverhalten nachdenken soll, sie hätte jedenfalls "richtige Probleme" und müsste sich nicht auch noch meine Vorwürfe und mein verletzendes Verhalten anhören. Da habe ich damals den Kontakt abgebrochen. Das hab ich im Kopf nicht mehr ausgehalten. Sie war in jeder Situation das arme Opfer von allen, selbst in Situationen, in denen es wie beim Tod meines Angehörigen gar nicht um sie ging.
Wenig später erfuhr ich dann, dass man sie an ihrer Schule entlassen hat, wo sie als Lehrerin gearbeitet hat, nach langem Hin und Her. Sie hätte überall herumerzählt, wie man sie ausbeuten würde und dass sie gemobbt werden würde, dass alle gegen sie wären und keiner Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand nehmen würde (sie hatte übrigens weit im Voraus bewilligt bekommen, nur 6 Stunden die Woche zu arbeiten und das nie zur ersten Stunde, was ihr offensichtlich noch zu viel war). Sie hat folglich die ganze Schule in der Öffentlichkeit in den Dreck gezogen, was irgendwann dem Schulleiter und dem Kollegium zu viel wurde und dann wurde sie tatsächlich an einer staatlichen Schule entlassen, was sonst nicht so einfach ist aufgrund ihrer krankhaften Art, sich ständig als Opfer zu sehen.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-183348.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung 1077mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Rubbelfeld · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Schöne Blatt Pflanze für die Wohnung
- Palmen für die Wohnung 3015mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Dreddi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen für die Wohnung
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun? 1863mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: helgak62 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Was kann man gegen eine tropfende Birkenfeige tun?
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel? 1358mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wawa666 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Verträgt Banane chemisches Anti Insekten Mittel?