Seine Meinung vertreten, obwohl man weiß, sie ist falsch

vom 13.03.2012, 18:35 Uhr

Der Gedanke zu diesem Thread kam mir beim Lesen einer Antwort zu einem Thread über Besserwisser. Wenn ihr etwas sagt und erklärt auch lang und breit, warum ihr das so meint und ein anderer ist der Meinung, euch mit lächelndem Mund sagen zu müssen, warum das nicht stimmen kann und weshalb er das vollkommen anders sieht und auch meint, dass er Recht hat, wäret ihr dann sauer und würdet ihr auf eurer Meinung beharren? Oder würdet ihr versuchen, ihn zu überzeugen, obwohl ihr inzwischen eingesehen habt, dass er Recht hat? Womit würdet ihr überzeugen, mit scheinbaren Argumenten, die nur vorrübergehend helfen, bis sie widerlegt sind? Das wäre unklug.

Ich meine, dass es besser ist zuzugeben, dass man sich geirrt hat oder haben könnte aus dem Grunde, weil man das so schnell überflogen hat, oder ähnlichem. Wenn jemand weiß, dass das, was er gesagt hat falsch ist, finde ich es kindisch, auf seiner Meinung zu beharren. Jeder Mensch kann sich irren. Könntet ihr euren Irrtum zugeben?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ja, mir fällt gerade ein gutes Beispiel ein. Es ist gerade mal ein paar wenige Minuten her, als ich mich mit meinem Freund zusammen an den PC gesetzt habe. Da er häufig Probleme mit der Rechtschreibung hat, tippe ich schonmal ein paar e-mails für ihn, die er mir diktiert. Dann ging es um das Wort "heißen" oder "heissen". Ich habe gelernt, dass es mit zwei s geschrieben wird und mein Freund erinnerte sich an die Schuzeit zurück und wiedersprach mir. Nun musste ich selbst überlegen und gab die beiden Versionen kurzerhand bei Google ein. Ich fand auch Einträge in Foren, in denen sowohl das "heissen", als auch das "heißen" mal als richtig betitelt wurde. Und jedesmal solle es sich um die neue Rechtschreibreform handeln. Dann fand ich einen etwas seriöseren Eintrag, wo erklärt wurde, dass das "heißen" nun aktuell und korrekt ist. Ich war auf der einen Seite sauer, weil mein Freund recht hatte und weil ich es anders gelernt hatte.

» meal » Beiträge: 58 » Talkpoints: 21,36 »


Ich gebe schon zu, dass ich mich geirrt habe. Natürlich erst dann, wenn ich mir auch wirklich sicher bin, dass ich unrecht habe. Gerade bei Kindern ist es sehr wichtig, wenn man ehrlich ist, nur so lernen sie es auch. Mit Familie ist es doch was anderes, als wenn man allein ist. Ich denke da gibt man schneller zu, dass man falsch liegt. Ausnahmen bestätigen die Regel und das gilt vor allen bei Besserwissern, die selbstverständlich immer Recht haben. :wink:

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Wenn so eine Situation eintritt, würde ich mich wahrscheinlich schon etwas ärgern, wenn auch wohl hauptsächlich über mich selber. Aber wenn ich eingesehen habe, dass ich im Unrecht bin, kann ich das auch gut zugeben und habe kein Problem damit. Es macht dann ja auch keinen Sinn, weiter seine eigenen Argumente vorzubringen, wenn man doch weiß, dass der Andere sich auskennt und die Argumente schnell widerlegen kann.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Es ist ja nicht nur kindisch, auf einer eigenen Meinung zu beharren, von der einem klar ist, dass sie wohl falsch ist, es ist auch dämlich. Ich kann ja wohl schlecht behaupten 2 plus 2 wären 5, wenn mir jemand glaubhaft vorgerechnet hat, dass es nur 4 wären.

Nur ist es ja selten so eindeutig und nur allzu oft gibt es ja auch mehr als eine Wahrheit. Aber das war ja zumindest hier nicht Voraussetzung der Betrachtung. Man sollte also, auch wenn es einen manchmal kneift, die Meinung eines anderen, so sie denn wirklich begründet ist, auch gelten lassen. Ist es aber nur eine Meinung, beruhend auf nichts weiter als Vermutungen, dann darf man schon kritischer sein, wenn man selber mehr im Köcher hat.

@meal: Um dir das mal ganz einfach zu verdeutlichen und damit wir was lernen: Das mit dem "ß" in dem von dir beschriebenen Fall, das war noch nie anders. Nach Doppellauten (Diphtong) hat man das immer schon "ß" geschrieben. Doppellaute sind au, eu, ei, eu, ui, ai, äu. Und nach einem langen Selbstlaut (Vokal) schreibt man es auch heute noch. Nach den kurzen Vokalen schreibt man "ss". Aber wer bin ich, dass ich mich nicht auch irren könnte.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das ist mir natürlich auch schon passiert, dass sich im Nachhinein herausgestellt hat, dass ich Unrecht hatte. Sowas kann jedem mal passieren, und das finde ich auch nicht weiter schlimm.

Es war dann so, dass ich schon der festen Überzeugung war, dass es so ist. Doch jemand anderes hatte dazu eine ganz andere Meinung, die ich aber nicht teilen wollte. Also habe ich erst einmal auf meiner Theorie bestanden, und bin erst nicht auf die andere Meinung eingegangen. Doch im weiteren Gesprächsverlauf, habe ich gemerkt, dass auch die andere Person feste von ihrer Meinung überzeugt war.

Also habe ich gesagt, dass ich mich natürlich vielleicht auch irren kann, und deswegen auch keinen Stress haben will. Ich meinte, dass man es mal genau prüfen soll, damit man endlich weiß, wer Recht hat. Und so war es dann auch tatsächlich, dass die andere Person Recht hatte.

Wenn ich direkt weiß, dass ich im Unrecht bin, dann bestehe ich natürlich nicht darauf. Dann gestehe ich mir doch ein, dass ich falsch liege. Wieso sollte ich auch so tun, als ob ich immer noch Recht habe. Ich finde, dass es dann umso peinlicher oder unangenehmer wird, wenn heraus kommt, dann man Unrecht hat. Lieber gestehe ich es mir einfach ein, auch wenn ich dann vielleicht etwas dumm da stehe.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es gibt ja zwei Situationen. Zum einen gibt es schlicht und ergreifend Themen, worüber man nicht diskutieren kann. Dazu hat man eben eine Meinung und da macht es auch keinen Sinn, wenn man jemanden versucht von seiner Meinung zu überzeugen. Allerdings kann man deswegen trotz allem Argumente anbringen. Was ich dann gar nicht leiden kann ist, wenn einem jemand dann diese Meinung abspricht.

Zum anderen gibt es, und das meinst du sicherlich, die Themen, wo es Fakten gibt und damit auch definitiv ein Richtig und ein Falsch. Darüber kann man herzlich wenig diskutieren, weil es da eine logische Begründung gibt oder in manchen Fällen ist es eben einfach so, auch wenn es nicht logisch erscheint. Angenommen, ich bin komplett sicher, dass der Mensch 30 Zähne im fertigen Gebiss hat, weil ich das mal irgendwann so gelernt habe und irgendeiner kommt daher und erzählt mir, dass das falsch ist, dann kann ich das so auch erst einmal nicht glauben. Bringt der dann aber eine logische Erklärung dazu (zum Beispiel, dass es im jeden Quadranten 8 Zähne gibt (je zwei Schneidezähne, einen Eckzahn, 2 vordere Backenzähne, 2 hintere plus einen Weißheitszahn), dann macht das Sinn. Schon allein aber deswegen, weil sich 30 nicht durch 4 teilen lässt.

Dann muss man doch seinen Fehler zugeben. Schon allein, weil man gar keine Argumente mehr hat, die für die eigene Theorie sprechen. Schlimmer sieht es dann aus, wenn sich beide Streitpartner nicht wirklich sicher sind und man hin und her diskutiert. Da ist es meiner Meinung nach schon günstig, wenn man sich sicher ist. Wenn man im Unrecht ist, sollte man aber auf jeden Fall seinen Fehler zugeben - wenn es eben kein streitbares Thema ist.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Ich glaube das dies immer sehr davon abhängig ist, wie man in einer Diskussion quasi ins Aus diskutiert wurde - Zumindest geht es mir so. Wenn ich mit jemanden diskutiere und auf meiner Meinung verharre und diese lang und breit erkläre und vertrete, mein Gegenüber mir aber einfach nicht glauben will oder gar ein Gegenbeispiel anführt oder ähnliches, dann finde ich dies natürlich erst mal nicht schlimm. Diskussionen sind meiner Meinung nach sehr wichtig und wünschenswert, wo käme man denn sonst hin, wenn jeder einfach alles schlucken würde und es nichts zu hinterfragen gäbe?

Was ich jedoch nicht leiden kann und wo ich mich dann auch immer ein bisschen angegriffen fühle ist der Moment, wo mein Gegenüber mir gegenüber beleidigend oder herabsehend wird und meint mit seiner Meinung unbedingt recht haben zu müssen, egal ob dem so ist oder nicht. Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung und darf seinen Stand vertreten, jedoch sollte man dabei einfach nicht zu persönlich werden, denn dann werde ich meist auch persönlich und das ganze könnte dann eventuell auf einer nicht mehr sachlichen Ebene enden.

Wenn ich jetzt aber wirklich mit Argumenten geschlagen wurde und einsehen muss, dass mein Stand nicht richtig ist und es meiner Meinung nach auch wirklich nur Ein "Richtig" und Ein "Falsch" gibt, dann habe ich auch kein Problem damit zuzugeben, dass ich falsch lag. Wenn es aber eben zu einer solchen "beleidigenden" Diskussion kommt, in der ich mich angegriffen fühle, dann habe habe ich oft auch einfach kein Einsehen, auch wenn ich eingestehen müsste, dass ich falsch liege - Hier bin ich dann auch dickköpfig und schalte einfach ab.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn man mir wirklich faktisch beweisen kann, dass ich unrecht habe und mein gegenüber recht hat, dann sehe ich das eigentlich auch sofort ein und ich entschuldige mich auch, wenn ich meine Meinung zuvor sehr hart verteidigt habe. Bei so etwas wäre es ja auch total dämlich, sich auf stur zu stellen und dann nicht ein zu gestehen, dass man Unrecht gehabt hat. Das würde einen ja auch nur lächerlich machen.

Aber wenn es sich nicht um richtiges, faktisches Wissen handelt, dann kann es auch schon passieren dass ich noch eine ganze Weile nachdem ich eingesehen habe, dass ich eigentlich doch nicht recht habe mit meiner Ansicht, immer noch meinen ursprünglichen Standpunkt verteidige. Das kommt immer auch ein wenig auf meinen Diskussionspartner drauf an, denn wenn man mir im Vorfeld dumm kommt dann kann ich das wohl auch und dann stelle ich total auf Durchzug. ich würde mir vor gewissen Leuten, ganz besonders vor solchen ewigen Besserwissern, auch einfach nicht die Blöße geben einzugestehen, dass ich selber meine Ausgangsposition nicht mehr für richtig erachte. Das kann ja auch in einer ganz gewöhnlichen Diskussion sein, bei der es nicht um faktisches Wissen geht. Zum Beispiel wenn man diskutiert, ob es besser ist mit dem Hund im Wald spazieren zu gehen oder über die Felder zu gehen. Nur so als fiktives Beispiel.

Ich bleibe also in der Regel bei meiner Meinung, weil ich auch ganz einfach zu stolz bin um öffentlich zuzugeben, dass mir ein Fehler unterlaufen ist in meinem Gedankengang. Ich verteidige meine Meinung gegenüber manchen Leuten echt bis auf das Blut, aber auch eben nicht bei jedem. Ich versuche auch nie, jemanden von meinen Gedanken zu überzeugen und erst recht nicht wenn ich selber weiß, dass ich falsch liege. Ich verteidige aber meine Ansichten und ich verteidige auch Ansichten, von denen ich zugegeben habe dass ich selber nicht mehr mit ihnen übereinstimme.

Ich finde diese Eigenschaft an mir selber nicht wirklich gut, denn ich bin einfach stolz, dickköpfig und stur, aber ich kann mich manchmal einfach nicht dazu durchringen, dieses Verhalten abzulegen. Und wie gesagt, wenn ich mit Menschen diskutiere, mit denen ich mich gut verstehe, die ich mag und denen ich auch ein gutes Urteilsvermögen zuschreibe, dann gestehe ich auch oft freiwillig und schnell mein Unrecht ein.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Für mich persönlich gibt es da keine generelle Antwort darauf, die besagt ob ich das eher so oder so machen würde. Denn das kommt doch auf die Argumente des Gegenübers an. Wenn mich diese überzeugen, ist es nicht meine Art auf meiner Meinung zu beharren.

» leasmom » Beiträge: 290 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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