Ulla Popken - Arbeit nur für mollige Frauen?
Gestern hat sich meine etwas übergewichtige Schwester bei Ulla Popken, als Einzelhandelskauffrau beworben. Da sie aktuell sowieso schon genervt ist, was Arbeit und Zukunft betrifft, deprimiert sie nun auch noch das Geschäft an sich etwas. Da sie aber nun langsam dringend einen Ausbildungsplatz braucht, bewarb sie sich dort trotzdem.
In der Beschreibung stand dass "Idealerweise der Bewerber die richtige Größe für deren Modeartikel" haben könnte. Dieser Satz stand unter den Anforderungen. Heißt das soviel, wie dass der Bewerber am besten 100 Kilo auf den Rücken haben sollte? Sind alle Arbeiter von Ulla Popken voluminös? Kennt jemand zufällig Arbeitskräfte dieser Firma oder ist selbst dabei, eine Ausbildung oder Arbeitsstelle dort auszuführen?
Nun, meistens trägt meine Schwester eine 42. Ist dies also zu klein? Warum wird es gewünscht, dass der Bewerber die passende Größe mitbringt?
Warum es gewünscht wird, dass die Bewerberinnen und Bewerber auch eine Statur haben, die zu den in den Geschäften verkauften Kleidungsstücken passt ist doch eigentlich ganz klar. Es wäre doch schon etwas unpassend, wenn man in einem Übergrößengeschäft einkauft und dort von einer Dame mit Konfektionsgröße vierunddreißig beraten wird. Das passt ganz einfach nicht in das Firmenkonzept. Meistens ist es ja auch so, das die Mitarbeiter eines Kleidungsgeschäft Mode tragen, die es aktuell in den Läden auch zu kaufen gibt. Das symbolisiert natürlich, dass sogar die Berater in diesen Läden einkaufen und damit wird eine Verbundenheit aufgezeigt.
Es ist einfach nicht authentisch, wenn eine sehr schlanke Frau in einem Übergrößengeschäft arbeitet und dort korpulentere Frauen beraten. Vielleicht würden einige Kundinnen und Kunden sich auch unwohl dabei fühlen, wenn jemand der einen so "anderen", schlankeren Körper hat als sie in diesem Geschäft arbeiten und ihnen die Übergroßenmode verkaufen wollen.
Übergrößen beginnen ja schon genau ab der Konfektionsgröße 42, was ja eigentlich noch eine ganz gängige Größe ist und noch gar nicht so groß. Dennoch wird es auch schon als Übergröße geführt. Und es ist ja auch etwas anderes, ob eine sehr große Frau eine 42 trägt oder eine kleine Frau. Diese wird dann auf andere Menschen vermutlich dicker wirken als die große Frau. ich bin selber relativ groß und habe manchmal das Problem, dass ich auch die Größen 40 oder sogar 42 kaufen muss bei einigen Kleidungsstücken, weil mir die gleichen Sachen in 38 einfach zu kurz sind und auch zu eng in der Schulter. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass man mich in die klassische "Schublade" für Übergrößen stecken würde oder das mich jemand als füllig oder korpulent bezeichnen würde. Deswegen ist es schwer zu sagen, ob deine Schwester nun von der Konfektionsgröße her für diesen Beruf geeignet sein sollte oder nicht.
Ich denke aber, dass auch bei einem Übergrößengeschäft was unter den Bedingungen für eine Bewerbung schon einen solchen Satz stehen hat, noch andere Qualitäten zählen würden als nur die reine Kleidergröße. Ich würde also schon sagen, dass deine Schwester sich ruhig bewerben sollte und einfach mal gucken muss, was mit ihrer Bewerbung passiert. Vielleicht hat sie ja Glück und es klappt mit ihrem Ausbildungsplatz.
Ich verstehe nicht wirklich, wie man sich in einem Geschäft um einen Ausbildungsplatz oder einen Ausbildungsplatz bewerben kann, hinter dessen Image man nicht steht. Denn deine Schwester scheint es ja eher zu deprimieren, wenn sie als mollig abgestempelt wird. Da trägt es sicherlich nicht zur Aufhellung ihrer Stimmung bei, wenn sie dann auch noch die Mode eines Übergrößengeschäftes verkaufen muss.
In vielen Fachgeschäften für Bekleidung ist es normal, dass die Angestellten auch die Kleidung tragen, die dort verkauft wird. An jemand der in der Regel Kleidergröße 36 trägt, sieht eine Hose in Größe 44 oder größer oder auch ein Shirt in der Größe einfach unpassend aus und die potentiellen Kunden werden eventuell denken, dass die Bekleidung des Geschäftes einfach schlecht geschnitten ist. Was natürlich nicht unbedingt förderlich für den Verkauf ist.
Ich kann Dich beruhigen, ich persönlich kaufe durchaus bei Ulla Popken ein und in der Regel habe ich mehr schlanke als denn mollige Verkäuferinnen vorgefunden, komischerweise. Ich weiß zwar jetzt nicht, welche Kleidergrößen diese Frauen trugen, aber ich bin mir mehr als sicher, dass die meisten Frauen dort durchaus eine 40 oder maximal eine 44 ihr Eigen nennen durften. Wirklich dicke Frauen habe ich persönlich dort noch nie im Personal gesehen, was ich jetzt auch eher kontraproduktiv finde. Aber nun ja, es ist so, wie es ist. Jedenfalls stimmt diese Anforderung nicht immer so überein, es sei denn, die Damen haben eher unauffällige große Größen, wobei ich nun eine 42 nicht als übergroß bezeichnen würde, sondern als normal. Da hat meine Vorrednerin schon Recht, es kommt auch auf die Körpergröße an.
Dazu kommt, dass es bei Ulla Popken inzwischen nicht nur diese Übergroßenmode gibt, nein. Man hat sich wohl entschlossen, zumindest ein Teil der Kollektion auch in 38 anzubieten. Angeblich gebe es genügend schlanke Frauen, die durchaus das eine oder andere Teil schön fänden. Und außerdem hat nicht gleich jede Kundin oder Mitarbeiterin bei Ulla Popken gleich mal hundert Kilo auf den Rippen. Aber wenn Deine Schwester so oberflächlich ist, dass es sie deprimiert, wenn auch dicke Menschen Kleidung benötigen, dann sollte sie eben doch besser schauen, dass sie woanders eine Bewerbung abgibt.
Ich kenne einen solchen Laden nur von außen, weil er zufällig direkt neben einer Filiale meiner ehemaligen Bank lag. Wenn ich dort vorbeigekommen bin, sind mir im Laden eigentlich keine ausgesprochen molligen bis dicken Verkäuferinnen aufgefallen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass eine ausgeprägtere Leibesfülle für einen Job bei Ulla Popken kein Hindernis ist. Ich glaube aber nicht, dass dort auf Biegen und Brechen nur nach dickeren Angestellten und Auszubildenden gesucht wird.
Mit Kleidergröße 42 könnte deine Schwester sogar in das Anforderungsprofil passen. So ganz dürr ist sie ja sicher nicht, selbst wenn sie ein wenig größer sein sollte. Mittlerweile gelten manche ehemals durchschnittlichen Kleidergrößen gerade bei Frauen schon als Übergröße. Falls deine Schwester ansonsten überzeugen kann, wird es sicher nicht am fehlenden Gewicht scheitern. Das klingt fast ein wenig witzig.
Ich frage mich allerdings auch, ob dieser Ausbildungsplatz für deine Schwester so geeignet ist. Natürlich darf man nicht allzu anspruchsvoll sein, wenn man spät dran ist, nicht viel Auswahl hat oder vielleicht auch nicht so gute Qualifikationen mitbringt. Aber so eine Ausbildung dauert auch eine Weile und es bringt nicht viel, eine Ausbildung in einem Betrieb zu beginnen, der einem nicht zusagt und hinter dessen Geschäftsidee man nicht steht.
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