Wieso wird in Deutschland Ehebruch nicht bestraft?
Man hört ja immer wieder von Steinigungen in Ländern wie Saudi-Arabien wegen Ehebruchs. Ich bin zwar absolut gegen diese besonders grausame Form der Bestrafung, finde es aber trotzdem seltsam, dass in Deutschland der Ehebruch überhaupt nicht unter Strafe gestellt wird. Schließlich ist Monogamie hier in Deutschland weitgehend die soziale Norm und außerdem kann Fremdgehen dem Partner in meinen Augen seelisch genauso wehtun wie körperliche Misshandlung. Und Letzteres kann einen schließlich auch ins Gefängnis bringen. Damit will ich nicht sagen, dass ich eine/n untreue/n Partner/in gleich für mehrere Jahre hinter Gittern sehen möchte, aber dass man abgesehen vom Imageschaden mit überhaupt keinen rechtlichen Konsequenzen rechnen muss, wundert mich. Wieso kann man eurer Meinung nach in Deutschland niemanden wegen Ehebruchs anzeigen bzw. verklagen?
In Deutschland gibt es bei Ehescheidungen ja nicht mal die Schuldfrage. Warum sollte dann Ehebruch bestraft werden? Es ist ja auch oft so, dass der Partner, der gehörnt wurde auch den Partner ein wenig dazu getrieben hat fremd zu gehen. Es ist selten nur einer Schuld daran, wenn ein Partner fremd geht. Zumindest ist da noch ein Mensch dran beteiligt, der mit dem Ehepartner die Ehe bricht. Wie ist da zum Beispiel nachzuweisen, dass dieser wusste, dass der Mensch verheiratet ist.
Ich denke, dass Leute, die Ehebruch begehen, nicht bestraft werden, weil man ganz einfach nie genau festlegen kann, wer die Schuld an der ganzen Sache trägt. Es ist in vielen (ehemaligen) Beziehungen ja so gewesen, dass der eine Partner den andere Partner vielleicht durch Provokationen oder andere Verhaltensweisen dazu getrieben hat, dass er fremd geht. Wer jetzt sagt, dass das nicht möglich ist, der hat das noch nicht erlebt.
Deswegen kann man auch niemanden hier in Deutschland dafür verurteilen. Wenn die Schuld nicht eindeutig nachgewiesen werden kann, dann kommt in Deutschland, soweit ich weiß, auch niemand in das Gefängnis und man kann auch nicht dafür bestraft werden.
Es gibt in Deutschland das Rechtsgut der sexuellen Selbstbestimmung. Darunter fällt nicht nur die sexuelle Orientierung, sondern auch, ob man monogam lebt oder nicht. Wie sollte also der Ehebruch unter Strafe gestellt werden können?
Ehrlich gesagt kann ich die Frage auch gar nicht verstehen. Schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter. Dass man körperlich Gewalt unter Strafe stellt (was ja in der Ehe noch gar nicht so lange der Fall ist), dass ist ja richtig und gut. Aber Ehebruch? Dann würde ich an einem modernen System aber doch zweifeln.
Cappuccino hat geschrieben:Schließlich ist Monogamie hier in Deutschland weitgehend die soziale Norm
Es ist eine soziale Norm, aber keine, die rechtlich relevant ist. Wie sollte denn Ehebruch angezeigt oder bestraft werden, wenn es keine entsprechende rechtliche Norm gibt?
Wenn man einen Ehebrecher rechtlich bestrafen oder verfolgen könnte, dann hätten die Gerichte in Deutschland aber ganz schön viel zu tun denke ich! Ich muss allerdings ganz ehrlich gestehen, dass ich es schon ganz gut fände wenn man Ehebruch ahnden würde. Andererseits sehe ich selber keinen Sinn darin. Ich finde es ethisch absolut unvertretbar, wenn jemand Ehebruch begeht und ich finde das wirklich ganz und gar nicht in Ordnung. Aber ich sehe dabei keinerlei Verletzung der Rechte eines Menschen und deswegen gibt es in meinen Augen auch gar keine Möglichkeit, jemanden wegen Ehebruch zu bestrafen.
Ob man noch im Mittelalter lebt oder nicht, dass spielt für mich absolut keine Rolle bei dieser Entscheidung. Ich finde es grundsätzlich wie gesagt schon bestrafenswert, wenn einer Ehebruch begeht. Aber ich sehe einfach keine gerechtfertigte Möglichkeit hierfür. Ich verstehe nun auch einfach nicht, warum man bestenfalls im Mittelalter einen Ehebruch bestrafen könnte und nicht mehr in der heutigen Zeit. Schließlich hat sich das Prinzip der Ehe ja wohl nicht großartig verändert seit dem Mittelalter.
olisykes91 hat geschrieben:[...] Ich verstehe nun auch einfach nicht, warum man bestenfalls im Mittelalter einen Ehebruch bestrafen könnte und nicht mehr in der heutigen Zeit. Schließlich hat sich das Prinzip der Ehe ja wohl nicht großartig verändert seit dem Mittelalter.
Bitte? Das Prinzip der Ehe im Mittelalter vergleichst du mit dem Prinzip heute? Was glaubst du, was da los war? Ehen wurden da nur selten aus Liebe geschlossen. Der Ehepartner wurde ausgesucht und zugeteilt. Und gerade für die Frauen war der Spaß dann häufig nicht allzu groß. Zudem war es ein Unterschied, welchem Stand man angehörte. Bei Adeligen oder der reichen Bürgerschaft, da spielte für eine Eheschließung Macht und Geld eine große Rolle. Etwas mehr Freiheit gab es da wohl beim gemeinen Fußvolk. Aber auch da war es letztlich so, dass Frauen das zu tun hatten, was die Männer wollten. Da galt absoluter Gehorsam. Und natürlich gab es damals wie heute den Ehebruch. Gewalt gegen die Ehefrauen war ohnehin relativ normal und wurde auch nicht bestraft, wenn es denn im Rahmen blieb. Wenn so eine Ehebruch dann aber vor Gericht ging, dann wurde meist für die Herren der Schöpfung entschieden. Die hatten dann mitunter sogar das Recht, ihre Frauen zu töten, wenn sie sie erwischten.
Das erinnert einen fatal an das Thema "Zwangsehe". Man muss dabei aber auch ehrlich sagen, dass Zwangsehen in vielen wirtschaftlich nicht so gut entwickelten Gesellschaften, eine existenzsichernde Funktion, meist für die Frauen, haben. Einen tieferen Sinn gibt es also durchaus. Und mit etwas Augenmaß und Weitsicht der Eltern mag das sogar auch funktionieren. So genial ist unser System ja auch nicht, wenn man bedenkt, wie viele Ehen geschieden werden.
Ehebruch zu bestrafen, das fände ich unerträglich. Menschen sind Menschen und Menschen machen Fehler. Niemand ist davor sicher, nicht selber auch einen Fehler zu begehen und niemand kann von seinem Ehepartner ewige Treue erwarten und erwarten, dass der nicht auch mal einen Fehler begeht. Das ist zwar eine romantische Vorstellung, aber sie ist wider die Natur. Die Situation selber ist doch schon Strafe genug für den Verursacher.
Und vor allem: Was ist das für eine unausgegorene Idee? Wie will man denn den Ehebrecher bestrafen? Geldstrafe? Lachhaft. Will man ihn vielleicht zur Liebe verurteilen? Unsinn. Was soll das Ziel einer Strafe denn sein? Erschlagen? Genau da landet man nämlich, wenn man die Sache zu Ende denkt. Und da bin ich froh, dass das in unserer Gesellschaft nicht geht.
olisykes91 hat geschrieben:[...]ethisch absolut unvertretbar, wenn jemand Ehebruch begeht [...]
Da kann man dir nur viel Glück im Leben wünschen. Ein Fehltritt mag enorm verletzend sein, ja sogar das Ende einer Ehe bedeuten, aber so etwas passiert nun mal. Man kann aber mit etwas Zeit, Arbeit und bei etwas realistischerer Betrachtung durchaus wieder zu sich finden. Es kommt natürlich immer auf den Einzelfall an. Allerdings würde eine Bestrafung, wie auch immer die nun eigentlich aussehen soll, gar nichts an der Situation ändern. Und der "Geschädigte", der hat da gar nichts von.
Naja, man kann nun nicht unbedingt behaupten, eine Monarchie wie Saudi-Arabien besonders fortschrittlich wäre oder? Das mit Deutschland zu vergleichen finde ich schon ziemlich gewagt. Hier lebt man ja dann doch etwas freier und muss auch nicht mit Auspeitschen oder einer Amputation rechnen, wenn man etwas im Aldi klaut oder bei rot über die Ampel fährt oder findest du solche Strafen für uns Deutsche auch erstrebenswert? Und wie bereits von meinem Vorredner erwähnt, ist es hier nicht einmal vorgeschrieben, monogam leben zu müssen, wieso also sollte man jemanden fürs Fremdgehen bestrafen, wenn es so gesehen sein gutes Recht ist? Das einzige was ihn davon abhält ist ein kirchlicher Schwur, der rechtlich gesehen nun mal keine großen Auswirkungen hat und das Vertrauen des Partners und ob man nun treu sein möchte oder nicht, ist dann allein unsere Entscheidung, was ich auch für das einzig richtige halte.
Letztendlich sehe ich in einer Bestrafung absolut keinen Sinn. Es gibt sehr viele Motive für Ehebruch, die wenigsten werden es wohl einfach aus Spaß an der Sache tun, wie viele Ehepaare mag es wohl geben, wo ein Partner einfach nicht auf seine Kosten kommt, weil das Gegenüber den Sex eher als einen verkrampften Akt ansieht, den man hinter sich bringen muss, weil es einfach zu einer Ehe dazu gehört, verkrampfte Einstellungen, mangelnde Offenheit und Experimentierfreude, prüde Eigenschaften die sich einem vielleicht erst nach der Ehe auf tun, eine Änderung des Charakters usw. Oftmals bedeutet das für den Partner nicht einmal, dass sich an der Liebe etwas ändert, nur der Sex ist nicht befriedigend und wird dann vielleicht anderweitig ausgelebt. Ich sehe darin ehrlich gesagt auch kein Problem, denn wie soll eine Ehe funktionieren, in der ein Partner auf Lebensdauer sexuell unzufrieden bleibt?
Dies zu bestrafen finde ich absolut nicht richtig und man kann es auch nicht rechtfertigen. Abgesehen davon hätte auch niemand was davon, denn was sollte sich daraus auch ergeben? Schließlich ist Monogamie kein Gesetz, es ist vielleicht eine angestrebte Lebensform die bei uns ''gut'' angesehen wird, wenn man so will, aber danach leben muss man noch lange nicht.
@olisykes91: Der Vergleich mit dem Mittelalter hinkt etwas, aber das wird dir wohl auch schon aufgefallen sein. Du kannst diese Zeit und die damalige Ehe mit der heutigen absolut nicht vergleichen, dass ist doch wohl offensichtlich.
Ich habe mich gerade gefragt, ob du das, was du hier schreibst, wirklich ernst meinst. So musste ich auch zunächst grinsen, als ich deinen Beitrag gelesen habe. Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand, der in Deutschland (oder in Österreich, daher kommen ja auch einige User) lebt, ernsthaft Gefallen daran finden könnte, wenn Ehebruch plötzlich unter Strafe gestellt würde. Zum Glück leben wir nicht in Saudi-Arabien, ansonsten wäre die Bestrafung wegen Ehebruchs wohl das geringste Problem, das wir dann hätten. Auch über mittelalterliche Verhältnisse sind wir zum Glück hinaus.
Zunächst einmal muss man wohl feststellen, dass es überhaupt keine rechtliche Grundlage für eine solche Regelung gibt. Man kann Menschen nicht vorschreiben, was sie mit ihrem Körper machen. Außerdem kann man niemanden zur Monogamie verdonnern. Ob jemand monogam leben möchte oder nicht, ist seine Privatangelegenheit. Dass Probleme auftauchen können, wenn zwei Partner mit unterschiedlichen Einstellungen zu diesem Thema zusammenkommen, ist logisch. Allerdings besitzen diese Probleme keine strafrechtliche Relevanz.
Wie sollte man den Ehebruch überhaupt bestrafen? Wärst du dafür, dass man Ehebrecher ins Gefängnis sperrt oder ihnen eine Geldstrafe aufbrummt? Dabei stellt sich wiederum die Frage, was das "Opfer" davon hat. Die von dir beschriebenen Verletzungen würde ich nun zwar nicht mit körperlichen Misshandlungen gleichsetzen, weil dies ein Schlag ins Gesicht derer wäre, die körperlich misshandelt wurden. Unabhängig davon, wie man den Ehebruch nun bewerten möchte, würde es weder dem betrogenen Partner noch der Gesellschaft etwas bringen, wenn ein untreuer Partner für seine angebliche Tat bestraft würde.
Zu einem Ehebruch gehören in der Regel zwei Personen. Damit meine ich allerdings auf keinen Fall denjenigen, mit dem der Ehebruch vollzogen wird. Mir persönlich wäre es vollkommen egal, ob jemand, mit dem ich vielleicht eine Affäre oder einen One Night Stand habe, verheiratet ist. Ich würde mir da auch keine Verantwortung für einen eventuellen Ehebruch des Sexpartners aufladen lassen. Die einzigen Menschen, die überhaupt die Verantwortung tragen müssen, sind die beiden Partner. Wenn es in einer Beziehung nicht mehr so gut läuft, der Sex langweilig geworden ist oder einer der Partner einfach mal Lust auf etwas Neues hat, kann es dazu kommen, dass einer ausschert. Das kommt häufiger vor als man denkt.
Leider wurde der Begriff Ehebruch hier bisher nicht näher definiert. Was genau verstehst du darunter? Die reine Tatsache, dass ein verheirateter Mensch Sex mit jemand anderem hat, ist isoliert betrachtet natürlich noch kein Problem. Kritisch wird es erst, wenn der Partner davon nichts weiß. Das ist natürlich recht häufig der Fall, weil viele Leute einfach zu feige sind, mit ihrem Partner darüber zu sprechen, dass sie mal Lust auf etwas anderes haben. Wenn der Partner dann noch ziemlich konservativ ist, wird das natürlich nicht leichter. Dennoch bin ich der Meinung, dass solche Heimlichtuereien nicht sein müssen. Bestrafenswert ist ein Ehebruch aber auch in diesem Fall nicht.
Das ist echt eine gute Frage warum das nicht bestraft wird. Es ist dann aber auch so das ziemlich viele Menschen bestraft werden müssten. Ich denke eher das die Bestrafung dann schon groß genug ist so eine Scheidung hat ja so seine Tücken. Sie ist teuer und dauert sehr lang.
Wenn da jetzt noch belegt werden müsste wer wen und wann betrogen hat und so würde die Scheidung ewig dauern. Schlechte Idee auf jeden Fall nicht. Ich denke aber das der Staat sich lieber um die wirklich schlimmen Vergehen kümmern sollte da gibts meiner Meinung nach schon genug Lücken im System.
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