Wie kritikresistente Menschen auf ihre Erziehung ansprechen?

Ich war vor kurzem wieder bei einer Freundin, bei der ich mir schon seit einiger Zeit so meine Gedanken über ihre Kindererziehung mache. Nun wollte ich einfach mal nachfragen ob hier vielleicht Tipps bestehen wie ich die ganze Situation angehen soll.

Die Frau, nennen wir sie X, ist ein halbes Jahr jünger als ich und hat einen 2-Jährigen Sohn. Mir macht die Ernährung von ihrem Sohn ein wenig Sorgen, der kleine bekommt genau das zu essen was sie auch isst. Das ist Fertiglasagne, TK-Pizza, Pommes, Süßigkeiten und zum Frühstück Milchbrötchen mit Marmelade. Die Mutter isst kein Obst und auch kein Gemüse, kennt gar keine frischen Sachen und hat auch wirklich nie etwas frisches im Haus. Sie meint sie würde sowas nicht mögen, für sie mag das ja in Ordnung sein, allerdings bin ich der Meinung dass sie ihren Sohn nicht genauso ungesund ernähren sollte. Ich habe mit Sicherheit nichts dagegen wenn es ab und zu mal etwas süßes gibt aber das sollte kein Dauerzustand sein wie es bei X und ihrem Sohn ist. Er hat sogar schon mehrere Löcher in seinen frischen Milchzähnen, was ich jetzt einfach mal dieser Ernährung zuschreibe. Ich war jetzt wieder 2 Wochen lang bei den beiden und konnte mir dort noch mehr Gedanken machen, der Kleine wusste zB gar nicht was ein Apfel ist. Als ich ihm einen gegeben habe, wusste er gar nicht was er damit anfangen soll.

Es gibt noch mehr negative Dinge, allerdings möchte ich jetzt nur noch eine Sache davon ansprechen. Mir ist außerdem aufgefallen, dass X ihren Sohn immer schreien lässt, das hat mir auch die Mitbewohnerin bestätigt. Wenn ihr Sohn nachts schreit schaut sie gar nicht nach was er hat sondern ruft nur kurz 'Schlaf weiter!' ins Kinderzimmer und schläft dann selbst wieder ein. Die Mitbewohnerin erzählte mir, dass sie dann immer heimlich Nachts nach ihm schaut und sich um ihn kümmert, das habe ich dann während meiner Besuchszeit auch so gemacht. Wenn Kinder aus Trotz schreien dann finde ich es auch in Ordnung wenn man sie tagsüber erstmal 'ignoriert' damit die Kinder sehen dass sie damit nicht weiter kommen. Allerdings ist das meiner Ansicht nach etwas anderes als das Verhalten was X an den Tag bzw eben an die Nacht legt.

Ich hab sie schon öfters versucht vorsichtig darauf anzusprechen und sie darauf hinzuweisen dass es nicht ganz optimal ist. Sie rastet aber jedes Mal direkt aus, wird beleidigend und auch sehr verletzend. (zB kommt dann sowas wie 'Du hast doch eh keine Ahnung davon, dein Blag ist doch eh tot') Da sie bei mir so komisch reagierte habe ich dann auch andere Leute aus ihrem näherem Umfeld gebeten mit ihr darüber zu reden, unter anderem auch ihre Mitbewohnerin die alles aus erster Hand erlebt und mich nochmal bestätigen konnte, die Reaktion von ihr war immer gleich pampig und zickig. Ich möchte sie aber auch ehrlich gesagt nicht wirklich damit in Ruhe lassen, der Kleine liegt mir wirklich am Herzen und mir tut es weh dabei zuzusehen.

Es ehrt dich, dass du dem Kind helfen möchtest. So wie du es schilderst, scheint es ja in der Tat einer der Fälle zu sein, von deren Existenz man zwar schon gehört und gelesen hat, die man aber nicht kennt. Letztlich hast du ja auch schon eine Menge unternommen und ich befürchte, viel mehr kannst du als Außenstehende auch nicht machen. Wenn die Mutter abblockt, dann ist das eben so. Ich träume mal: Du und ihre Mitbewohnerin schenkt ihr einen Kochkurs, macht so etwas vielleicht sogar zusammen. Ihr ladet sie ein zum Kochen. Ich befürchte allerdings, es würde ihr tatsächlich nicht sonderlich schmecken. Wenn man diesen Kunstfraß erst gewöhnt ist, kommt einem alles andere womöglich sonderlich vor.

Schade, denn das Kind hat keine Chance. Aber so ist das eben. Tragisch.

Wir sollten zuerst einmal überlegen, ob das, was Du beschreibst, ausreichend ist, um eventuell das Jugendamt einzuschalten. Das würde ich aufgrund Deiner Schilderung eher verneinen. Mag sein, dass die Ernährung nicht die beste ist, aber eine wirkliche Mangelernährung ist es auch nicht. Einen richtigen Vitamin- oder Mineralstoffmangel bekommt man bei dem hauptsächlichen Konsum von Fertigprodukten auch nicht. Ein Problem wäre eher das Zuviel an Fett und Zucker. Aber insofern das Kind trotzdem nicht wahnsinnig übergewichtig ist, würde ich auch hier nicht von einer Gefährdung des Kindeswohls sprechen.

Dass sie das Kind nachts schreiben lässt, klingt zwar auch etwas kritisch, aber insofern das Kind da nicht gerade schwer verletzt im Zimmer liegt und Hilfe braucht, ist es auch kein Grund, z.B. das Jugendamt einzuschalten. Sicherlich wünscht man sich keine solche Mutter. Bestimmt hat man eine ganz andere Vorstellung davon, wie sich eine Mutter verhalten sollte und dass es doch viel liebevoller zugehen müsste.

Ich denke, man muss sich aber von dem Gedanken verabschieden, dass alle Mütter so sind, wie man es sich idealerweise wünschen würde. Manchen fehlt einfach die Selbstreflektion oder das Feingefühl, eine wirklich unterstützende Mutter zu sein. Fraglich ist, ob man das lernen kann oder ob man nicht schon immer ein gewisses Verständnis für andere gehabt haben muss, um auch eine gute Mutter zu sein. Aber es sind nun einmal nicht alle so, wie es „eigentlich“ sein sollte. Damit muss man auch irgendwie leben lernen.

Da sie bei mir so komisch reagierte habe ich dann auch andere Leute aus ihrem näherem Umfeld gebeten mit ihr darüber zu reden, unter anderem auch ihre Mitbewohnerin die alles aus erster Hand erlebt und mich nochmal bestätigen konnte, die Reaktion von ihr war immer gleich pampig und zickig.

Dann sieh es als Zeichen dessen, dass sie keine Einmischung möchte. Wenn Du weiterhin versuchst, auch das Umfeld anzustacheln, sie zu einer Verhaltensänderung zu bewegen, dann fühlt sich die Mutter vielleicht noch mehr „genervt“ und ist irgendwann gar nicht mehr zugänglich. Finde dich doch damit ab und behalte alles im Auge, vielleicht ergibt sich irgendwann mal die Möglichkeit, etwas in kleinem Rahmen zu ändern.

Ich frage mich gerade, in welchem Verhältnis Du wirklich zu dieser Person stehst. Denn wenn man wirklich befreundet ist, dann ist auch Kritik kein größeres Problem, auch wenn man vielleicht nicht sofort als kritisierte Person damit umgehen kann. Als nächstes wäre es auch interessant zu wissen, was denn damit gemeint ist, dass Du Dein Kind tot ist. Auch wenn Du vielleicht meinst, dass hätte nichts damit zu tun, dass die vermeintliche Freundin Deine Tipps nicht annimmt.

Dann wäre es auch noch wichtig zu wissen, ob diese vermeintliche Freundin selbst unter ihrer Situation leidet oder aber, ob sie damit sehr zufrieden ist? Wie würdest Du denn reagieren, wenn Dir jemand Lösungen präsentiert, obwohl Du gar nicht wusstest, dass Du scheinbar ein Problem hast? Würdest Du denn sofort Hurra rufen und die Lösungen umsetzen?

Ich denke auch, dass Du erst einmal die Dinge nur beobachten kannst, wie es weiter geht. Wenn dann die junge Mutter erkennt, dass da etwas nicht gut läuft, dann kannst Du mit Deinen Tipps um die Ecke kommen und wirst sicher auch Gehör finden. Das heißt aber nicht, dass Du nicht auch bei einer Gefährdung schon zuvor Hilfe organisieren kannst. Aber Du solltest aufhören mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.

Kinder haben auch Rechte. Eines davon ist, dass die Eltern zu gewährleisten haben, dass die Kinder so gesund wie nur irgendwie möglich ernährt werden müssen. Von daher halte ich es für unzureichend da zu resignieren und nichts für das Kind zu tun. Ich würde an deiner Stelle vermutlich ähnlich aufgebracht sein. Ich sehe das so, dass die Mutter Körperverletzung an dem Kind begeht. Aber das ist meine private Meinung und muss von Juristen nicht so gesehen werden. Ich persönlich könnte auch nicht weg sehen, ich hätte an deiner Stelle auch das Gefühl, dass man eine dringend nötige Hilfeleistung unterlassen hat, wenn man da nicht einschreitet. Aber auch hier: Ich habe keine Ahnung, wie das Juristen sehen würden.

Ich denke, es geht hier auch nicht nur um das Essen, was alleine schon schlimm genug ist. Jeder der Kinder hat weiß, wie sehr sich Kinder nachts fürchten können. Einen Zweijährigen nach einem kurzen Kommentar wieder alleine zu lassen, ohne nach dem Rechten zu sehen, das kann böse ins Auge gehen. Man stelle sich nur vor, dass das die Mitbewohnerin mal nicht da ist und das Kind nachts um Hilfe schreit, weil es sich erbrechen muss. Das kommt bei Kindern manchmal vor. Selbst wenn das Kind in dem Altern dann nicht am Erbrochenen erstickt, muss es den Rest der Nacht in der Kotzepfütze schlafen. Das ist meiner Meinung nach seelische Misshandlung. Oder das Kind hat sich vielleicht ein Spielzeug um den Hals gewickelt und erdrosselt sich nachts und die Mutter hat nicht nach dem Rechten gesehen. Ich würde das schon so sehen, dass die Mutter da der Aufsichtspflicht nicht ausreichend nachkommt.

Was kann man sinnvolles tun? Wenn überhaupt nimmt diese Person vielleicht Ratschläge von jemandem an, der schon erfolgreich Kinder erzieht. Da aber das Umfeld deiner Freundin anscheinend so gleichgültig ist, ist das vermutlich verlorene Liebesmüh, da um Unterstützung zu bitten. Normalerweise wären hier nämlich Großeltern, Onkel und Tanten und ganz besonders auch der leibliche Vater des Kindes verpflichtet, hier für gute Verhältnisse für das Kind zu sorgen.

Das Jugendamt einzuschalten ist wohl wirklich etwas viel als ersten Schritt. Bei uns in der Region gibt es solche Netzwerke von Freiwilligen, die als Paten in die Elternhäuser kommen und denen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Frage doch mal bei der Stadtverwaltung oder dem Gemeindeamt am Wohnort deiner Freundin nach, ob es dort solche Netzwerke gibt. Wenn bei der Verwaltung nichts dergleichen bekannt ist, sollte man vielleicht dort mal in Kindergärten oder beim Kinderarzt nachfragen, ob der irgendwelche Kontaktadressen kennt, wo man unbürokratisch Hilfen mobilisieren kann. Falls das nichts hilft, würde ich schon beim Jugendamt vorsprechen.

Auf jeden Fall solltest du damit rechnen, dass in dem Augenblick die Freundschaft zerstört ist, wenn du für das Kind Partei ergreifst. Aber ob man mit so jemandem befreundet sein will, das zweifel ich sowieso an.

Ich glaube nicht, dass ich dir hier speziell ein paar Tipps geben kann, da das ganze wirklich eine sehr verzwickte Situation ist. Wie ja schon von anderen Leuten hier angesprochen wurde, ist es ja so, dass das Kind sich mit der Zeit auch an diese Fertigprodukte gewöhnt und diese dann vielleicht nur noch isst. So kann es ganz leicht vorkommen, dass das Kind später übergewichtig wird, weil es eben nicht weiß, wie es sich gesund ernähren soll. Des weiteren sind auch gesundheitliche Schäden, wie zum Beispiel die Löcher in den Zähnen, eben nicht auszuschließen.

Aber fast noch schlimmer als die Tatsache, dass das Kind kein Obst und keine anderen frischen Mahlzeiten bekommt, finde ich es, dass sie nachts, wenn das Kind schreit, nie zu dem Kind hingeht. Es kann ja wirklich mal etwas ernstes sein und wenn sie nicht gucken geht, was mit dem Kind los ist, dann kann das schlimme Folgen haben. Wenn das Kind aus Trotz schreit, dann ist es etwas anderes, aber ich denke nicht, dass ein 2 Jahre altes Kind so was mitten in der Nacht macht.

Ich denke, dass es am besten wäre, wenn du dich mit ein paar Personen, die auch mit ihr zu tun haben, verbündest. Ihr müsstet dann mal versuchen mit ihr ein klärendes Gespräch zu führen und wenn ihr gemeinsam und geschlossen als Gruppe auftretet, dann seid ihr sehr viel stärker und sie wird vielleicht nicht ganz so schnell so ausfallend, wie sie es dir gegenüber geworden ist.

Wenn du dich für die von mir vorgeschlagene Methode entscheidest, dann ist es ganz wichtig, dass ihr alle sachlich bleibt und dass ihr euch nicht auf ihr Niveau herablasst. Nur so könnt ihr vielleicht eine Änderung in ihrem Verhalten bewirken und an sie herankommen. Auf Provokationen, wie die, die sie dir an den Kopf geworfen hat, solltet ihr am besten gar nicht reagieren und diese von euch weisen.