Wäre ein wirtschaftliches Leben ohne Hartgeld denkbar?

vom 09.03.2012, 15:26 Uhr

In der Entstehungsgeschichte des Hartgeldes waren die Unterscheidungsmerkmale und Wertstellung wohl hauptsächlich im verwendeten Metall angesiedelt. Heutzutage werden ja - von Sondermünzen und Prägungen mal abgesehen - größtenteils minderwertige Materialien verwendet. Den Wert als solches machen wohl die jeweiligen ausgebenden Landesbanken am nominellen Münzwert fest.

Aber wozu braucht man eigentlich heute denn noch unabdinglich Hartgeld? Wäre ein Zahlungsverkehr auch ohne Geldmünzen denkbar? Gerade in Zeiten wo der Geldaustausch in Form von Online gestützten Geldtransfers oder per Kreditkarte immer mehr virtuell erfolgt, könnte man doch vielleicht ganz auf Geldmünzen verzichten. Was ist an den Meldungen dran, das auch gerade der Euro in Münzform verstärkt und mit Vorliebe gefälscht wird?

» FinanzScout » Beiträge: 1063 » Talkpoints: 19,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wie es mit gefälschten Geldmünzen aussieht und ob diese in letzter Zeit vermehrt gefälscht werden weiß ich nicht, aber zu deinem eigentlichen Thema habe ich vor einiger Zeit mal einen recht interessanten Bericht im Fernsehen gesehen. Dort hatte man ähnliche Gedanken wie auch du und man hat eben alle Aspekte, sowohl mit Vorteilen als auch mit den Nachteilen unter die Lupe genommen. Es stimmt wirklich, dass man unser heutiges Hartgeld nicht mehr mit dem Hartgeld aus der Entstehungsgeschichte des Hartgeldes vergleichen kann. Heute hat die Münze eigentlich keinen finanziellen Gegenwert mehr. Ich glaube es wurde mal umgerechnet, dass die Ein-Euro-Münze zum Beispiel nur einen Gegenwert im Wert von ein Paar wenigen Cent hat.

Die Münzen sind also viel weniger Geld wert, als das was sie vorgeben wert zu sein, was an sich ja schon paradox ist. Einer der entscheidenden Gründe warum wir aber noch immer nicht vollkommen auf das virtuelle Geld umgestiegen sind ist eben die Tatsache, dass wir als Nutzer des Geldes uns einfach nicht davon lossagen wollen und können. Viele Menschen wurden dort auch in einer Studie befragt, mit dem Ergebnis, dass sich die meisten Menschen ohne "echtes" Geld, also Geld zum anfassen, nicht wohl fühlen würden. Mir selbst würde glaube ich auch etwas fehlen, wenn ich nur noch mit Kreditkarte zahlen könnte oder eben online. Vielleicht wäre es auch einfach ein bisschen sehr umständlich, wenn man überall und jeder Zeit mit virtuellem Geld zahlen müsste, wie etwa am Kiosk oder am Bäcker.

Auch die Umstellung sämtliche Geschäfte, Lokalitäten und auch privaten Haushalten wäre sicherlich ein riesiges Unterfangen um zu gewährleisten, dass man immer "flüssig" ist. Ich selbst schleppe da lieber ein Paar Euro-Münzen mit mir herum, als ständig überall auf die Kreditkarte oder EC-Karte angewiesen zu sein. Auch in Sachen Sicherheit und Betrug ist es vielleicht sicherer, wenn man sich auf das bewährte Hartgeld verlässt.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Hartgeld ist der in der Umgangssprache übliche Begriff für Münzgeld. Einige Währungen wie zum Beispiel der Weißrussische Rubel verfügen ausschließlich über Geldscheine. Für das Bezahlen am Automaten ist Hartgeld faktisch erforderlich, da die Scheinannahme meistens bereits bei geringfügigen Beschädigungen des Zahlungsmittels nicht funktioniert und die Wechselgeldrückgabe üblicherweise mittels Münzen erfolgt.

Das manuelle Zählen und Rollen von Hartgeld stellt für den Handel eine große Kostenbelastung dar, Münzen werden jedoch als Wechselgeld zwingend benötigt. Der Versuch, den Einsatz von Hartgeld durch eine verstärkte unbare Zahlung mittels der Geldkarte zu reduzieren, war nur begrenzt erfolgreich, da nur wenige Verbraucher zu dieser Umstellung bereit waren. In der Euro-Zone ist deutlich mehr Falschgeld in Münzform als von den meisten Verbrauchern vermutet in Umlauf.

» Curly » Beiträge: 122 » Talkpoints: 39,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ob ein wirtschaftliches Leben ohne Hartgeld denkbar wäre? Na denkbar auf jeden Fall. Man müsste nur einen Ersatz finden und der liegt in Prinzip in Form von Bezahlkarten und Kreditkarte ja auch vor. Letztlich wäre es nur eine Frage der Gewöhnung und der Akzeptanz und kein Mensch bräuchte mehr Münzgeld. Die Kosten der ganzen Infrastruktur natürlich nicht zu vergessen.

Stellt sich nur die Frage, was passiert eigentlich, wenn der ganze Mist irgendwann mal ausfällt? ich habe Gottvertrauen und wenn wir in die USA fahren, habe ich so gut wie kein Bargeld mit. Was ich nicht habe, kann ich auch nicht verlieren. Was ich nicht habe, kann mir auch keiner klauen. Man hat ja Kreditkarten und die EC/Maestro-Karte(n). Da stehen wir dann also mittenmang in Seattle mit gerade noch 10 USD in der Tasche und müssen aus dem Automaten Geld ziehen und das Ding will uns ums Verrecken keine Knete rausrücken. Da wird man schon leicht nervös, auch wenn man in den USA fast schon komplett ohne Bargeld auskommen kann, wenn man es nur darauf anlegt. Ursache: Man darf halt nicht zu der Zeit Geld ziehen wollen, wenn die Rechner in Europa gerade anderweitig beschäftigt sind. Und noch eines will man nicht hören: "Sir, there is a problem with your credit card!" Seitdem schleppen wir immer mindestens 4 Kreditkarten durch die Gegend. Weil das immer mal vorkommen kann, stellt ein bisschen Bargeld natürlich immer noch eine Sicherheit dar. Das wäre dann kaum ohne Münzgeld zu regeln.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die eigentliche Frage ist doch, brauchen wir überhaupt Bargeld oder elektronisches Geld, welches uns immer in Abhängigkeit der Großbanken bringt.

Auf einigen Südseeinseln ist man mittlerweile von Bargeld wieder abgekommen. Hier wird stattdessen eine Art Tauschhandel, abgewickelt über eine richtige Bank, betrieben. Verschiedene Gegenstände, Tiere oder Nahrungsmittel werden quasi bei der Bank eingezahlt und auf einem persönlichen Konto gutgeschrieben. Vom Guthaben kann sich der Kunde wiederum andere Naturalien, Wertgegenstände, etc. auszahlen lassen.

Auf einigen Inseln sind vor allem Schweinezähne (die Hauer der Eber) ein beliebtes "Zahlungsmittel". Je größer der Schweinezahn, desto wertvoller. Auch wer keine Wertsachen vorweisen kann, ist in diesem System nicht mittellos. Unglaublich, aber wahr, auf der Bank kann sogar eine gute Geschichte eingezahlt und somit als "Guthaben" verbucht werden.

Sollte dennoch einmal Bargeld benötigt werden, so zahlt die Bank das Guthaben auch in "guten, alten Banknoten und Münzen" aus. Das dieses System funktioniert, zeigt die langjährige Erfahrung dieser "Südseebanken" und die glücklichen Insulaner ohne den stetigen Druck des "Geldverdienens".

» gogotalk » Beiträge: 4 » Talkpoints: 1,57 »


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