Mit jemandem leben der schwer krank ist

vom 19.03.2008, 11:46 Uhr

Mich persönlich betrifft diese Tatsache bisher glücklicherweise noch nicht, aber ich denke jeder kann in diese Situation kommen. Es geht hierbei nicht mal darum ob es der eigene Partner ist, es kann sich dabei auch um Freunde und Bekannte handeln.

Wie sieht es denn bei euch aus? Kennt ihr jemand der schwer krank ist und mit dem ihr zusammen lebt beziehungsweise der sich in eurem Freundeskreis befindet?

Für mich wäre es kein Grund mich von meinem Freund zu trennen, wenn er auf einmal im Rollstuhl sitzen würde. Wobei ich dies noch als eine weniger schwere Krankheit ansehe. Ich glaube ich würde mich auch nicht von einer Freundin oder Bekannten abwenden, wenn diese Krebs oder ähnliches hätte, denn das kann jeden treffen. Schwer wäre es für mich wohl erst mal, wenn jemand Aids hätte, weil diese Krankheit kann man sich ja doch mal selbst holen, wenn man nicht aufpasst, allerdings würde ich mich dann wohl, wenn es eine engere Freundin ist, erst mal darüber informieren und sie nicht direkt hängen lassen, da man mit bestimmten Vorkehrungen ja ziemlich sicher ist.

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» Laufmasche » Beiträge: 7540 » Talkpoints: -37,09 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das ist schon ein Thema, da müsste ich wirklich länger drüber nachdenken. Es kommt mit Sicherheit ein bischen darauf an,wen es betrifft und was derjenige hat.

Meine Eltern würde ich natürlich pflegen, egal was sie haben und ich würde mich auch anständig darum kümmern, dass sie mit dieser Krankheit so gut wie möglich leben können - keine Frage. Ebenso bei meinen Geschwistern.
Beim Freund ist das aber so eine Sache. Da bin ich auch ganz ehrlich, dass es hier einfach drauf ankommt um was es sich handelt. Mit gewissen Dingen käme ich einfach nicht klar und das würde mich dann selber kaputt machen. Vielleicht würde ich mich kümmern, und ich würde es einige Zeit auf jeden Fall versuchen und nicht einfach von vorneherein sagen, dass ich das nicht mache, aber ob ich dann trennen würde, weiß ich nicht.

Ich hab mir darüber auch noch keine Gedanken gemacht. Sicher denkt man mal darüber nach was mit den Eltern, der Oma im Alter wird, und man stellt schnell fest, dass man sich kümmern wird aber beim Freund, das muss man sicher spontan entscheiden und mit dem Herzen. Ich liebe meinen Freund klar, aber genau das ist der Punkt wo ich vielleicht sagen würde, dass ich es nicht aushalten würde, wenn ich ihn dann so sehe.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Also bei uns gibt es derzeit leider einen recht aktuellen Fall. Es geht um den Lebensgefährten meiner Schwester. Zwar ist er nicht todkrank, aber trotzdem ist er schwer krank.

Alles fing vor fast 2,5 Jahren an! Er verdrehte sich beim Aussteigen aus dem Auto das Knie. Er war lange Zeit krank geschrieben und verlor dadurch seinen Job. Er war noch in der Probezeit bei einer kleinen Firma, die sich das leider nicht leisten konnte - man kann der Firma nicht wirklich einen Vorwurf machen! Da er früher schon Operationen am Knie hatte, sah es nach diesem Verdrehen nicht wirklich gut aus. Seine Kniescheibe wurde durch eine künstliche ersetzt. Leider heilte dies nicht so, wie es sich die Ärzte und er erhofft hatten. Es folgten mehrere Kniespiegelungen mit Entfernung von Narbengewebe. Leider half alles nichts. Der Knorpel und das Kniegelenk lösten sich immer mehr auf.

Letztendlich musste er sich ein neues künstliches Kniegelenk einsetzen lassen. Normalerweise heutzutage mehr oder minder ein Routine-Eingriff. Zuerst sah alles gut aus. Nach der OP musste er sofort zur Reha. Diese musste er aber nach wenigen Tagen abbrechen, da er nur noch Schmerzen hatte. Also wieder zurück ins Krankenhaus. Wieder eine Kniespiegelung. Danach Krankengymnastik und Bewegungsschiene. Leider ließ sich sein Knie nun fast nicht mehr abwinkeln. Es musste unter Vollnarkose eine Mobilisation gemacht werden. Das heißt, unter Vollnarkose wurde das Knie mit einem Ruck gebeugt! Die Schmerzen danach waren schlimm! Kurze Zeit später durfte er die Reha weiterführen. Leider musste er schon wieder nach 2 Tagen die Reha abbrechen, weil die Wunde sich entzündete und er vor Schmerzen kaum sprechen konnte! Erneuter Aufenthalt im Krankenhaus. Wieder eine Mobilisation unter Vollnarkose, wieder Krankengymnastik. Danach wieder nur Schmerzen. Er ging sogar zu einem Sportspezialisten, der sogar Top Fußballer behandelt. Auch das brachte nicht viel.

Nun wurde ihm letztes Jahr im Herbst das Kniegelenk entfernt. Er ist bis heute ohne Kniegelenk und muss eine Schiene tragen, die das Bein stabilisiert. Er kann nur im Rollstuhl außer Haus. Letzte Woche waren die Entzündung Werte endlich etwas gefallen und die ganz vorsichtige Prognose ist, dass er im Mai evtl. ein neues Kniegelenk eingesetzt bekommt.

Meine Schwester ist erst seit 6 Jahren mit ihm zusammen, davon sind nun 3 Jahre voller Krankheit, Krankenhausaufenthalte, Reha-Aufenthalte, Ärger mit dem Arbeitsamt. Sie muss ständig für ihn da sein. Er kann ja nicht Autofahren. Sie muss schauen, dass sie alles auf die Reihe bringt. Sie schichtet und ist an manchen Tagen nicht mal 5 Stunden im Bett. Sie ist für ihn da, hilft ihm wo sie nur kann. Mittlerweile hat er auch noch deswegen schwere Depressionen, auch da ist sie immer für ihn da. Sie steht das mit ihm durch, sie liebt ihn und da ist das für sie selbstverständlich!

Wir als Familie tragen die beiden mit. Wir helfen, wo wir helfen können. Machen Fahrdienst, Besuche im KKH oder in der Reha. Mein Mann hilft bei Sachen mit der Krankenkasse und dem Arbeitsamt. Wir versuchen im Bürokratendschungel durchzusteigen. Manches mal verlassen auch mich dabei die Kräfte und ich mag einfach nicht mehr ins Krankenhaus fahren oder Telefonate führen. Da denke ich ganz oft, wie stark die Liebe meiner Schwester zu ihm sein muss, wenn sie das nun schon so lange schafft!

» Emmala » Beiträge: 652 » Talkpoints: -1,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke, das Thema pflegen wir ja auf jeden wahrscheinlich mal zukommen. Aber jemanden pflegen, der schwerkrank ist, das ist wirklich eine sehr schwierige Frage. Ich bin jetzt 23 Jahre alt und irgendwie kann ich mir garnicht vorstellen, dass es mich jetzt schon so treffen sollte, dass ich mich rund um die Uhr um jemanden ganz speziell kümmern muss.

Andererseite denke ich, ein Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Wenn es wirklich so sein sollte, würde ich niemanden aus meinem Leben ausschließen und somit dafür bestrafen, nur weil es ihm schlechter geht als mir. Ich denke schon, dass ich dann alles geben, was meine Möglichkeiten zulassen. Wenn diese Krankheit die Partnerschaft betrifft, ist das wohl ein wenig belastender. Aber wenn die Liebe groß genug ist, kann sie vielleicht jedes Hinderniss überwinden.

Aber und ich klopfe auf Holz, es ist noch nicht so und wir wollen hoffen, dass es auch so bleibt.

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» Stern2812 » Beiträge: 421 » Talkpoints: -0,67 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das wäre sehr schlimm für mich. Kann mir das gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich mit einem Schwerkranken leben müsste. Egal ob Eltern, Kinder oder Ehegatte. Ich sehe es jetzt bei der Mutter meiner Tante. Sie ist zwar schon über 80 Jahre alt die Frau, aber hat letztes Jahr einen Schlaganfall erlitten. Sie weiß nun leider überhaupt nichts mehr. Erkennt niemand mehr, weiß nicht mal wie sie genau heißt und weiß nicht das sie einen Mann hat. Sie weiß nur noch ihren Mädchennamen und benimmt sich wie eine 3 Jährige. Sie lebt in vergangenen Zeiten. Reden kann sie gar nicht mehr. Komischerweise aber singen das klappt prima.

Als wir die Frau das erste Mal besucht haben, hatte ich regelrecht Angst. So kannte ich sie gar nicht. Ich war zutiefst getroffen und hatte etwas Panik. Da sie in dem Zustand war, konnte ich auch nicht recht mit ihr reden. Mann gewöhnt sich aber daran. Heute besuche ich sie regelmäßig im Altersheim. Finde es aber immer wieder schlimm einen Menschen so leiden zu sehen und bin froh das es nicht in meinem engeren Familienkreise so ist. Bisher nicht, aber man weiß ja nicht was das Leben noch bringt.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ja mich betrifft diese Situation. Mein Lebenspartner ist schwer krank. Er nimmt viel Medikamente und teilweise kann er nichts machen, als die Scherzen zu ertragen. Manchmal ist es sehr frustirerend, da ich oft alleine unterwegs bin, weil er es einfach nicht schaft. Das ist zwar manchmal sehr hart, aber das meistern wie schon ganz gut. Zusätzlich bekommt er jetzt auch Chemo Therapie, dadurch ist er natürlich sehr geschwächt und fühlt sich auch total schlecht. Doch ich halte zu ihm, denn ich liebe ihn !

Am Anfang unserer Beziehung, wusste ich das er schwer Krank ist, doch da ging es ihm wesentlich besser. Es ist schon erschreckend, wie sich sein Gesundheitlicher so verschlechtert hat. Manchmal fehlt mir so sehr die Zeit, in der es ihm gut ging, ich vermisse diese Zeit so sehr. Ich muss oft weinen, weil ich solche Angst habe. Aber ich glaube fest daran, das es ihm wieder besser gehen wird.

Es ist die Liebe, die uns zusammen hält, und dafür bin ich sehr dankbar. Ich liebe ihn so wie er ist.

Soviel von mir zu diesem Thema. Es grüßt euch herzlich,
ZappHamZ

» ZappHamZ » Beiträge: 1889 » Talkpoints: -16,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


ZappHamZ, du hast das in deinem Text sehr schön geschrieben und ich drücke euch beiden die Daumen, dass es irgendwann wieder besser wird und ihr das zusammen schafft.

Ich finde, Krankheit ist nicht gleich Krankheit. Wenn mein Freund zum Beispiel während unserer Beziehung an Krebs erkranken würde, wäre das für mich gar keine Frage, ich wäre auf jeden Fall immer für ihn da, denn gerade dann braucht man jemanden, der einem Halt gibt und der für einen da ist. Andersrum hoffe ich natürlich, dass auch er so denken würde und nicht einfach feige die Flucht ergreifen würde. Auch wenn er plötzlich im Rollstuhl sitzen müsste, wäre das für mich absolut kein Trennungsgrund. Es gibt viele Paare, bei denen einer im Rollstuhl sitzt und mit der heutigen Technik und den Medikamenten können die Patienten ganz gut am normalen alltäglichen Leben teilnehmen.

Anders sähe das aus, wenn mein Freund an Aids erkranken würde. Dabei muss er ja nicht einmal fremdgegangen sein, auch die Blutkonserven heute sind nie zu 100% sicher. Aber ich bin mir ehrlichgesagt nicht sicher, ob ich mit diesem Eigenrisiko leben könnte. Etwas anderes ist es bei Freunden, denn denen wird man nie so nah kommen, dass man sich anstecken kann aber beim Partner ist das nicht so einfach.

Genauso weiß ich, dass meine Großeltern und Eltern sicher nicht immer selbstständig bleiben werden. Man muss da aber differenzieren. Ich hätte kein Problem damit, regelmäßig den Einkauf für meine Eltern zu machen, wenn sie nicht mehr richtig können, aber ich würde meine Eltern nicht bei mir im Haus einquartieren und mich mit einer häuslichen Pflege überlasten. Denn das kann man einfach nicht, wenn man nebenbei noch berufstätig ist. Dann muss man wirklich den Schritt gehen und die Eltern oder den Elternteil, der noch übrig ist in ein Heim geben, wenn man sich nicht selbst kaputt machen will. Ich hatte ja auch schon im Burnout-Thread geschrieben, dass pflegende Angehörig meistens massiv überlastet sind und irgendwann zusammenbrechen und damit ist keinem geholfen.

Ich erinnere mich nur noch mit Grauen an die an Alzheimer erkrankte Frau des Cousins meiner Oma. Er wollte sie einfach nicht hergeben und sich mit seinen 83 Jahren noch komplett um sie kümmern. Sie ist dazu auch noch Diabetikerin und hat dann fröhlich den ganzen tag über Süßes gegessen, ist aus dem Haus gelaufen und wusste nicht, wo sie war und ist auch oft richtig böse geworden. Erst nach einigen Jahren, nachdem er schon fast zusammengebrochen ist, konnte er sich dazu durchringen, sie in ein Heim zu bringen, in dem er sie aber täglich besucht, obwohl sie ihn sowieso schon lange nicht mehr erkennt.

Das ist traurig, ja aber wie gesagt ist keinem damit geholfen, wenn man sich kaputt macht, manchmal muss man einfach Hilfe in Anspruch nehmen, damit es allen Beteiligten besser geht.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Danke danke, ja so fühle ich, denn ich weiß, das die Chance, das er es schafft, wovon ich ausgehe wesentlich höher ist, als wenn ich einfach davor weglaufen würde. Dafür liebe ich ihn viel zu sehr. Nahklar, ist es schon sehr hart und teilweise belastend, aber ich finde man hat seinem Partner gerade in dieser Situation eine große Verantwortung gegenüber. Denn Liebe gibt es nicht nur dann, wenn es einem gut geht, Liebe ist, auch Schmerzen zu teilen.

In den Momenten, wo es ihm für kurze Zeit besser geht, sind so schön und wertvoll. Diese helfen mir auch, daran festzuhalten und ihn mit all meinen Mitteln und mir möglichen zu unterstützen!

» ZappHamZ » Beiträge: 1889 » Talkpoints: -16,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Das könnte fast meine Schwester geschrieben haben. Manchmal nehmen wir uns einfach die Zeit und sie weint sich bei mir aus. Ihr fehlen auch die gemeinsamen Aktivitäten. Mal einfach nur richtig spazieren gehen. Inliner fahren oder mal in die Disco. Sie sagt, daß sie das alles nicht unbedingt braucht, aber es gibt Tage da fühlt sie sich so alleine und da kann ihr dann auch niemand helfen.

Ich drücke Deinem Freund alle Daumen und wünsche ihm, daß es aufwärts geht. Genauso werden wir die Hoffnung nicht aufgeben, daß der Lebensgefährte meiner Schwester im Mai operiert wird und dies die letzte OP sein wird.

» Emmala » Beiträge: 652 » Talkpoints: -1,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn bei mir jemand aus der Familie schwer krank ist, würde ich mich natürlich auch um die Person kümmern und oft bei ihr sein denn wenn man alleine lebt und dann auch noch schwer krank ist, kann man ja fast nichts mehr alleine machen. Aber ich würde dennoch morgens und mittags mal die Diakonie vorbei schicken um nach dem Rechten zu sehen den ich habe auch noch Schule.

Wenn einer meiner Elternteile schwer krank wären, würde ich mich 24 Stunden lang um sie kümmern. Und dann ist mir die Schule halbwegs egal. Wenn sie dann irgendwelche ernsthaften Probleme hätte z.B. Magendarm oder ähnliches haben würde ich dann natürlich zu hause bleiben als zur Schule zu gehen. Da würden meine Eltern dann schon vorgehen. Es wird in manchen Situationen natürlich anstrengend sein die Schule halbwegs zu meistern und sich gleichzeitig um die kranke Person kümmern die nichts mehr alleine machen kann. Das wäre für mich schon sehr schlimm.

Ich selber bin nicht schwer krank, aber Herzkrank. Ich habe seit meiner Geburt an einen Herzschrittmacher aber brauche dadurch nie fremde Hilfe bei irgendwelchen Sachen. Ich darf halt nur nicht einen Ball gehen den Oberkörper bekommen oder was vergleichbares den das Problem hatte ich schonmal. Ich denke das ist wiederum harmlos als wenn man den ganzen Tag im Rollstuhl sitzt oder im Bett liegt und auf die Hilfe von anderen angewiesen ist.

Dann hat man manchmal bestimmt auch ein schlechtes Gewissen wenn die anderen alles für einen erledigen wie Wohnung sauber machen, Geschirr spülen, Wäsche waschen, einkaufen gehen und halt noch alles was so zum Alltag dazu gehört. Dann würde es mir schon sehr sehr schlecht gehen. Ich hoffe es wird bei mir in der Familie nicht vorkommen das jemand schwer krank ist obwohl es meiner Oma auch nicht gerade blendend geht.

» chriss13 » Beiträge: 214 » Talkpoints: -0,71 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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