Kein Selbstwertgefühl, welche Ursachen gibt es dafür?

vom 07.03.2012, 19:17 Uhr

Es gibt Menschen, die haben kein Selbstwertgefühl, kein Selbstbewusstsein. Wenn ich solche Menschen sehe, die wirklich das Selbstwertgefühl im Keller haben und einfach nicht dran kommen, dann frage ich mich schon, wie das kommt. OK, ich bin auch nicht immer so selbstbewusst, wie ich gerne sein würde, aber ich denke, dass es sich in Grenzen hält. Aber manche Menschen haben ja überhaupt kein Selbstwertgefühl bzw. Selbstbewusstsein. Woran kann das liegen? Liegt es immer an der Erziehung oder gibt es auch noch andere Gründe?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, das ein geringes oder nicht vorhandenes Selbstwertgefühl vor allem mit der eigenen Fähigkeit zusammenhängt, mit Kritik umzugehen. Und auch damit, welche Erfahrungen man mit anderen Menschen in der Vergangenheit gemacht hat. Normalerweise sollte man schon als Kind lernen, sich selbst, unabhängig von der Meinung Anderer einzuschätzen und sich nicht beeinflussen zu lassen. Man lernt, mit Kritik umzugehen und begründete Kritik von unbegründeter Kritik zu unterscheiden. Wenn man das nicht kann, werden viele Probleme und Konflikte zu sehr auf sich selbst bezogen und verzerren das eigene Selbstbild.

Wer nicht schon früh beigebracht bekommt, auf eigene Leistung und Talente stolz zu sein oder diese anzuerkennen, wird sich wohl selbst immer wieder klein machen und zu sehr von der Meinung anderer abhängig sein. Wenn man mit sich selbst oder seinen Leistungen ständig nicht zufrieden ist, sei es aus überzogenen Vorstellungen oder weil man das nie gelernt hat, kann mit sich selbst nicht zufrieden sein. Oftmals kommt auch der entscheidende Faktor einer Beeinflussung von Außen hinzu. Nämlich immer dann, wenn man sich anstrengt und sein Bestes gibt, aber nie Anerkennung erhält. Ich denke, in so einem Fall kann man in eine Spirale geraten, in der man mit sich selbst nicht im Reinen ist und das Selbstwertgefühl sinkt.

Es gibt Menschen, die sind ständig Opfer von Personen, die sie unterbuttern, wobei man da meiner Meinung nach nie sagen kann, was zuerst da war: geringes Selbstbewusstsein und somit Ausstrahlung einer Opferrolle oder schlechte Behandlung von umgebenden Personen. In so einem Fall wäre das geringe Selbstbewusstsein ja nicht nur Folge, sondern auch Ursache, es ist jedenfalls ein Teufelskreis, der erlernt ist und aus welchem man nicht einfach herauskommt.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke dass das alles Dinge sind, die sich von Kindesbeinen an entwickeln, Menschen mit wenig Selbstbewusstsein entwickeln dies schon sehr sehr früh und nur ein Bruchteil hat wenig Selbstwertgefühl aufgrund von Erfahrungen im Erwachsenen- oder Jugendlichenalter. Generell würde ich das ein bisschen mit dem Modell nach Erikson vergleichen, es gibt unterschiedliche Krisen im Leben eines Menschen, die sind in etwa bei jedem identisch und wer eine Krise nicht besteht, kann auch die anderen nicht richtig bestehen und hängt sich daran mehr oder weniger auf. So ist es beispielsweise extrem wichtig, dass man im Kleinkind bist frühen Kindesalter genügend Beachtung und Bestätigung von seinen Eltern erfährt. Natürlich sollte auch hier ein guter Mittelweg gefunden und es nicht übertrieben werden, aber es gibt viele Eltern, die freuen sich beispielsweise über den Schlammkuchen von Sohnemann nicht und hauen dem Töchterchen erstmal eine, wenn diese voller Begeisterung ihr neues Haustierchen anschleppt. In solchen Dingen ist es im frühen Kindesalter wirklich besser, die Kinder mehr oder weniger wie Tiere auch zu behandeln und sie dafür zu loben.

Genauso ist das später in der Grundschule, es ist wichtig dass Eltern ihre Kinder für Bilder und mittelmäßige Noten zunächst loben. Wenn ein Kind dass ständig nur Dreien nach Hause bringt von seinen Eltern bemäkelt und sogar bestraft wird, ergeben sich meiner Meinung nach auch keine Aussichten auf Besserung, weil das Kind einfach irgendwann die Motivation verliert und sich gehen lassen wird. Für Kinder ist es ungemein wichtig, dass man sie lobt und ihnen einfach zeigt, dass man sie liebt, auch wenn sie in einigen Dingen schlechter sind, als andere. Bedauerlichweise aber ist es heute nun mal nicht selten, dass Eltern geradezu miteinander konkurrieren und wenn dann mal ein Kind nicht schon im Alter von drei Jahren Englisch sprechen will oder tatsächlich nicht auf das Gymnasium kommt, ist das schon geradezu eine Schande und das Kind bekommt das natürlich auch mit.

Es ist also kein Wunder, dass viele Menschen bei dem heute herrschendem Leistungsdruck einfach nicht mehr zurecht kommen und dann eben auch an Selbstwertgefühl verlieren. Genauso wichtig wie Lob ist aber meiner Meinung nach auch, dass man das Körperbewusstsein eines Kindes stärkt. In einer Zeit in der man nicht mehr einkaufen gehen kann ohne von perfekten gefotoshoppten Menschen umgeben zu werden, ist es wichtig, dass man sich bewusst macht, dass eben nicht normal ist, auszusehen wie die Menschen auf diesen Plakaten. Eltern die ihren Kindern direkt sagen, dass sie zu mollig sind oder sich vielleicht mal einer Nasenop unterziehen sollten, bringen ihre Kinder auf direktem Wege zur Magersucht und Schönheitswahn, dass habe ich selbst an einigen Beispielen in meiner Familie erlebt. Für viele modegeile und schönheitsversessene Eltern ist es heute schwer denkbar, ein Kind zu lieben, welches nicht den allgemeinem Schönheitsideal entspricht.

Ich denke das dahingehend der Anteil an Menschen, der erst im Teenager oder Erwachsenenalter an Selbstbewusstsein verliert relativ gering sein dürfte. Durch Mobbing und viele Misserfolge oder gescheiterte Partnerschaften kann es zwar dazu kommen, aber ich gehe eigentlich davon aus, dass da schon vorher eine gewisse Neigung gewesen sein muss, weil kein wirklich selbstbewusster Mensch sich durch ein paar armselige Mobber seinen Charakter zerstören lässt und sich in die Isolation stürzt. Die Einzige Ausnahme sind meiner Meinung nach Krankheiten wie etwa Inkontinenz oder andere Krankheiten, die einen verunstalten oder ähnliches. Hieran kann man dann doch auch als sehr selbstbewusster Mensch scheitern, egal wie die Kindheit verlaufen ist.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass es verschiedene Ursachen dafür gibt. Die erste ist meiner Meinung nach die, dass man ständig von anderen Leuten, zum Beispiel den Eltern, gesagt bekommt, dass man nichts taugt und dass man eigentlich zu doof zu allem ist. Vor allem bei den Eltern, die einem ja sehr nahe stehen, nimmt man sich solche Bemerkungen dann immer sehr zu Herzen und man denkt dann, dass das die Wahrheit ist.

Eine andere Möglichkeit ist die, dass man in der letzten Zeit einfach keine Erfolgserlebnisse hat und dann das Selbstwertgefühl sinkt. Wenn man sich immer und immer wieder bemüht etwas bestimmtes zu erreichen und es dann doch nicht schafft, obwohl man sich so sehr angestrengt hat, dann leidet das Selbstwertgefühl darunter und man fühlt sich dann nach einiger Zeit fast so, als ob man nichts wert wäre.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich gehöre ja nun auch zu der Sorte Menschen, die nur wenig bis kaum Selbstvertrauen besitzen. Und ich habe mich auch schon sehr oft gefragt, woran das wohl liegen könnte. Ich denke auch, dass es bei mir in der Kindheit begründet liegt, auf jeden Fall. Hier wurde nämlich ein schönes Beispiel angeführt, von wegen, man sollte Kinder schon frühzeitig loben und motivieren. Und das Beispiel mit dem gemalten Bild und den guten Noten kenne ich auch noch, beziehungsweise, es ist mir eben beim Lesen der Beiträge wieder eingefallen.

Ich habe nämlich früher auch oft und viele Bilder für meine Eltern gemalt. Und immer, wenn ich meiner Mutter eins gegeben habe, tat sie zwar kaum, aber wenigstens ein bisschen erfreut. Irgendwann später dann fand ich die von mir gemalten Bilder dann plötzlich unten im Küchenschrank in einer Art Box, in der meine Mutter auch solche Sachen, wie Einkaufsbeutel und Packpapier zu liegen hatte. Heute ist mir das relativ egal, aber ich weiß noch, wie ich damals als Kind sehr enttäuscht war, dass meine Mutter meine Bilder so wenig gewürdigt hatte.

Und gute Noten habe ich auch immer nach Hause gebracht, in der gesamten Unterstufe gehörte ich mit zu den Klassen-Besten. Leider wurde ich deshalb aber auch oft von den anderen Schülern gehänselt und wie ein Außenseiter behandelt, von wegen, ich wäre ein Streber. Und meine Eltern haben sich zwar immer über die guten Zensuren gefreut, aber wenn ich dann mal eine "3" hatte, die ja an sich nicht schlimm ist, war gleich Theater bei uns. Meine Eltern hatten es sicher vorausgesetzt, dass ich nur gute Noten bringen würde, so dass eine "3" da für sie schon eine Tragödie war.

Insofern denke ich auch, dass fehlende Motivation in der Kindheit und das daraus resultierende Gefühl, man wäre nichts wert, bei mir dazu beigetragen haben, dass ich heute noch unsicher und ängstlich bin und eben nur wenig Selbstvertrauen habe. Nicht umsonst sagt man, dass die Kindheit den Menschen prägt. Das Schlimme ist eben nur, dass auch, wenn man weiß, woher bestimmte Wesenszüge im Leben kommen, man nur schwer dagegen angehen kann.

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich glaube das Selbstwertgefühl eines Menschen wird zu großen Teilen vom sozialen Umfeld, also von den Beziehungen bestimmt, die er zu anderen Menschen aufbaut. Selbstbewusstsein entwickelt zunächst mal nur, wenn man sich respektiert fühlt und in irgendeinem Bereich seines Lebens Anerkennung erfährt.

In den ersten Jahren des Lebens sind die Eltern der wichtigste Bezugspunkt eines heranwachsenden Menschen und damit auch im Stande viel psychischen Schaden anrichten. Wenn Eltern die Stärken eines Kindes nicht fördern und anerkennen und die Schwächen überbewerten und nicht akzeptieren und lernen damit zu leben, dann hat das zur Folge, dass sich Kinder nie gut genug für die Eltern (und später auch für andere Menschen) fühlen. Sie glauben den Ansprüchen ihrer Eltern nicht gerecht werden zu können und fühlen sich wertlos.

Im Jugendalter prägen dann die Freunde und das schulische Umfeld den Menschen am Meisten. Das Verhältnis zu Freunden und Beziehungspartnern kann in vielen Fällen das ausgleichen, was die Eltern in den ersten Jahren versaut haben. Aber manche Menschen finden auch in der Schule keine Anerkennung. Menschen die in der Schule gemobbt werden oder beispielsweise schüchtern sind und sich schwer damit tun Freunde zu finden entwickeln oft ein gestörtes Verhältnis zu sich selbst.

Im Verlaufe des Lebens ist der nächste prägende Abschnitt die Berufstätigkeit. Man kann aus seiner Arbeit sicherlich sehr viel Selbstbewusstsein schöpfen, wenn man sieht, dass die Arbeit die man leistet einen wichtigen Nutzen für die Gesellschaft hervorbringt oder von Arbeitskollegen, Bekannten und Freunden auf Anerkennung stößt. Durch die zunehmende Arbeitsteilung kommen sich viele Menschen aber nutzlos vor. Sie können sich mit dem fertigen Produkt nicht mehr identifizieren, weil sie es nicht selbst fertiggestellt haben, sondern nur noch für einen kleinen Schritt in der Fertigung verantwortlich sind (zum Beispiel Fließbandarbeit). Der Leistungsdruck in der Gesellschaft produziert außerdem immer mehr unfreiwillige Arbeitslose, deren Selbstwertgefühl unter dieser Situation unter Umständen auch sehr leidet.

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» daaldi91 » Beiträge: 389 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich hatte gerade als Kind und Jugendliche auch kein Selbstwertgefühl und es ist bei mir heute noch nicht so besonders toll ausgeprägt, wie es sein könnte. Ich denke, dass verschiedene Ursachen dafür verantwortlich sind. Zuerst einmal bin ich ein Einzelkind und meine Eltern haben sich immer sehr gut um mich gekümmert. Das bedeutet zwar auf der einen Seite, dass ich sehr wohl-behütet aufgewachsen bin und dadurch auch ein gutes Selbstbewusstsein hätte entwickeln können. Aber auf der anderen Seite heißt es eben auch, dass ich nie um etwas kämpfen musste. Ich habe also nie wirklich gelernt, mich durchzusetzen und dadurch mal etwas zu gewinnen.

Außerdem ging es dadurch im Kindergarten und in der Schule weiter, dass es mir schwer fiel, Freundschaften zu schließen und genau aus diesem Grund sank mein Selbstwertgefühl weiter, weil ich wohl irgendwie das Gefühl hatte, Freunde nicht zu verdienen. In der Schule wurde ich außerdem gemobbt, weil ich einfach ein leichtes Opfer war. Das war auch nicht gerade gut dafür, mein Selbstvertrauen zu stärken. Erst in den letzten Jahren kann ich mein Selbstvertrauen bei meiner Arbeit stärken, in der ich eben gut bin.

Ich denke also schon, dass das geringe Selbstwertgefühl auch in der Erziehung begründet ist, aber es sind dann einfach noch mehr Dinge, die dazu führen, dass man kein Selbstwertgefühl entwickelt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke, die Hauptursache liegt in der Erziehung. Die Eltern möchten ein möglichst braves Kind haben, dass immer darauf hört, was diese sagen. Es wird streng erzogen, bekommt keine Entscheidungsmöglichkeiten und recht harte Strafen für das Hinwegsetzen über die Regeln. Damit es auch ja nichts falsch machen kann gibt es zahlreiche Verbote. So sind leider viele Eltern, wie ich festgestellt habe. Meist gibt es auch nichtmal Begründungen, warum die Eltern bestimmte Dinge ablehnen. Aufmunternde Worte von solchen Eltern gibt es selten, aber bei negativen Ereignissen, wie etwa schlechten Schulnoten wird einem gleich gesagt, man könne nichts. Im schlimmsten Fall werden sogar Schläge und andere körperliche Gewalt mit einbezogen.

Für das Kind ist es natürlich furchtbar, man muss aber auch sagen, dass es häufiger vorkommt, als man denkt. Für die Kinder gibt es nur zwei Auswege: Entweder sie setzen sich zur Wehr und werden aggressiv. Oder, wie es gerade bei kleinen Kindern vorkommt, die sich noch weniger wehren können: Sie werden eingeschüchtert. Es gibt keine Gegenwehr mehr, sie hören auf, selbstständig zu denken und machen das, was man ihnen sagt. Dadurch macht man sich auch bei Gleichaltrigen nur lächerlich und wird nie ein vollmundiger Bürger.

Später geht es dann weiter in der Schule oder im Erwachsenenleben, Einige Leute sehen, dass man alles mit dieser Person machen kann und nutzen es nur aus. Dies beeinträchtigt das sowieso schon niedrige Selbstbewusstsein dieser Personnochmal. Wenn auch später im Leben der Erfolg ausbleibt, dann verbessert sich die Situation für solche Menschen nicht gerade.

Es gibt sicherlich noch andere Ursachen für ein niedriges Selbstbewusstsein, was durch das Aussehen, finanzielle Stellenwerte oder andere Statussymbole desöfteren definiert werden, jedoch sind die oben beschriebenen meiner Meinung nach die Hauptursachen.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Vieles hat meines Wissens nach auch mit dem Umfeld zu tun, in dem sich ein Mensch befindet. Gerade Familie und Freunde prägen. Aber auch das Erlebte in der Jugendzeit oder noch eher, in der Kindheit können einen Menschen dauerhaft, leider auch negativ, prägen. Beispielsweise kann ein Mensch als Kind bei Eltern gelebt haben, für die er nie an den Standard heran reichte wie eben von Ihnen gewollt. Er war immer nur etwas Schlechtes für sie. Beziehungsweise nahm sich so wahr. Auch können kleine Sticheleien unter Freunden dazu führen, oftmals unbewusst, dass ein Mensch das Gefühl vermittelt bekommt, nicht dazu zu gehören.

Oftmals reicht es leider nicht dem Betroffenen zu verdeutlichen, dass er etwas Besonderes ist und auch bleiben wird. Gerade bei Menschen mit extrem schlechtem Selbstwertgefühl rät man zu einer therapeutischen Maßnahme, in der sie (er)lernen und erfahren wie es ist gebraucht zu werden, etwas zu sein. Habe auch oft erlebt, dass gerade solche Menschen sich in eine Art Lügenwelt verstecken um eben nicht zu zeigen, dass sie sich wertlos fühlen. Ein Grund auch wieso bspw. sie sich oft auch ausgrenzen.

» scientia » Beiträge: 23 » Talkpoints: 10,84 »


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