Blickt ihr in die Zukunft o. hängt ihr in der Vergangenheit?

vom 06.03.2012, 18:40 Uhr

Gerade Menschen, die einen geliebten Angehörigen verloren haben, leben häufig in Trauer und hängen eher in der Vergangenheit, als dass sie in die Zukunft blicken. Meine Oma trauert dem Tod meines Opas nach 12 Jahren immer noch unglaublich nach und muss sich jedes Mal, wenn sie den Friedhof betritt, zusammenreißen, dass sie nicht weint. An Familienfesten wie Weihnachten kommt ihre Trauer meistens hoch. An Allerheiligen bricht sie am Grab immer in Tränen aus. An diesen Tagen erzählt sie uns Enkeln von der schönen Zeit, die sie und mein Opa zusammen verbracht haben. Sie erinnert sich gerne an die Zeiten zurück, wo sie noch mit ihrem Mann zusammen Weihnachten feiern oder Ausflüge unternehmen konnte, auch wenn es ihr weh tut.

Sie tut mir manchmal echt Leid und ich merke auch, dass sie nicht offen für die Zukunft ist. Sie trauert meinem Opa viel zu sehr nach, als dass sie in die Zukunft blickt und einen Neuanfang wagt. Zwar hat sie im Dorf jemanden, mit dem sie sich gut versteht, dieser ist ebenfalls Witwer, aber mehr als eine gute Freundschaft möchte sie auch nicht zulassen. Sie meint nur immer, dass Opa niemand ersetzen könne. Aber selbst wenn sie einen neuen Partner finden würde, wäre doch immer ein Platz im Herzen meiner Oma für meinen Opa frei. Jeder merkt jedoch, dass sie dafür noch nicht offen ist und mit meinem Opa anscheinend auch noch nicht richtig abgeschlossen hat.

Auch ich erwische mich manchmal dabei, dass ich eher in der Vergangenheit hänge als in die Zukunft blicke. Ich bin momentan 16 und stehe kurz vor dem Einstieg in das Berufsleben. Ich absolviere momentan einige Praktika und werde nach der 12. Klasse nächstes Jahr wahrscheinlich in eine Ausbildung starten. Häufig, gerade abends vor dem Einschlafen, wenn ich richtig zum Nachdenken komme, denke ich an die schönen Zeiten von früher. Ich wünsche mir manchmal die unbeschwerte Kindheit zurück, wo man sich noch um nichts sorgen musste. Man hatte von 8 bis 1 Schule und dann war der Schultag gelaufen. Nun hat man bis auf einen Tag jeden Tag Nachmittagsunterricht und wenn man Praktikum hat, muss man noch länger arbeiten, eben ein ganz normaler 8-Stunden-Tag.

Was würdet ihr sagen, wenn ihr euch selbst einschätzen müsstet? Seid ihr eher der Mensch, der in die Zukunft blickt oder hängt ihr auch häufig in der Vergangenheit? Trauert ihr schönen Zeiten in der Vergangenheit nach und wünscht euch diese manchmal sogar zurück oder akzeptiert ihr, dass es Vergangenheit ist und wollt diese Zeiten gar nicht zurück, sondern blickt immer nach vorne? Erwischt ihr euch auch manchmal beim Nachdenken über die Vergangenheit oder ist euch so etwas noch nie passiert? Ist es schlimm, wenn man in der Vergangenheit hängt und dieser nachtrauert? Sollte man lieber immer vorwärts sehen und alles auf sich zukommen lassen oder ist das Schwelgen in der Vergangenheit unbedenklich?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, es ist wichtig, Erfahrungen und Wissen aus der Vergangenheit mitzunehmen und für die Zukunft einzusetzen. Klingt so, als könnte es aus Matrix sein, aber ich denke, das es der beste Weg ist, einen erfolgreichen Weg zu gehen. Es ist doch so: Wir alle haben Sachen getan, die wir am liebsten vergessen würden weil sie uns entweder unendlich peinlich sind oder weil wir uns im Nachhinein denken, wir hätten doch besser handeln können.

Denkt man diesen Gedanken zu Ende erscheint er lustigerweise überaus paradox. Hätten wie gewisse Fehler oder peinliche Dinge in unserer Vergangenheit nicht getan, hätten wir heute nicht daraus gelernt.
Mit anderen Worten schämt man sich dafür, dass man etwas gelernt hat oder eine Erfahrung gemacht hat. Niemand würde sich im Nachhinein schämen, studiert zu haben oder eine Berufsausbildung abgeschlossen zu haben, oder ?

Es ist also wichtig, zwar aus der Vergangenheit zu lernen, jedoch sich nicht unnötige Gedanken darüber zu machen. Das Geschehene kann man, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht nicht ändern. Auch aus diesem Gesichtspunkt heraus ist es seltsam etwas Geschehenes zu bedauern. Um die Wichtigkeit von Fehlentscheidungen besser zu veranschaulichen nehmen wir uns ein Kleinkind zum Beispiel. Das Leben eines Kleinkindes ist eine einzige Fehlentscheidung. Auf die heiße Herdplatte fassen, Gegenstände in den Mund nehmen, seltsame Dinge essen, und viele weitere.

Heute tut das keiner von uns mehr, nicht wahr ? Das bedeutet die Anzahl der Fehlentscheidungen hat sich drastisch reduziert. Ich bin überzeugt, dass eine intelligente Lebensart irgendwann dazu führen kann, dass man, durch die Erfahrungen aus der Vergangenheit, kaum noch Fehlentscheidungen trifft.

Was die Erfahrungen mit dem Tod angeht: Es wäre aus meiner Sicht, absolut falsch, den Tod eines Familienmitgliedes oder eines Freundes nicht zu bedauern. Trauer ist hierbei etwas ganz normales. Jedoch sollte man auch hier versuchen, sich vor Augen zu führen, was dieser Mensch für einen bedeutet. Nicht nur als Person, als Körper, sondern in erster Linie, was dieser Mensch geleistet hat. Ich rede hierbei nicht von Leistungen im Berufsleben oder finanzielle Erfolge im Allgemeinen sondern viel mehr von sozialen Leistungen. Das, das diesen Menschen zu dem Menschen gemacht hat, der er war. Genau das sollten wir uns für die Zukunft von diesem Menschen behalten.

» 100_g_gelucktes » Beiträge: 5 » Talkpoints: 4,15 »


Ich denke, dass ich auf jeden Fall eher jemand bin, der in die Zukunft blickt. Immerhin bringt es mir einfach nichts, die ganze Zeit in der Vergangenheit zu schwelgen und ich habe auch keine besonders schönen Erinnerungen an meine damalige Zeit. Es sind viele Sachen passiert, die mich traurig und auch wütend machen und von daher möchte ich auch gar nicht an diese Zeit denken. Ich habe damit abgeschlossen und damit ist die Sache für mich auch erledigt. Immerhin kann ich ohnehin nichts an der Vergangenheit ändern und meiner Meinung nach, wäre es auch einfach nur Zeitverschwendung, die ganze Zeit an irgendwelche vergangenen Sachen zu denken. Man kann einfach nichts daran ändern und damit muss man sich dann auch einfach abfinden.

An die Zukunft denke ich sehr gerne. Immerhin habe ich sehr viele Pläne für meine Zukunft und ich freue mich auch sehr darauf, irgendwann mit meinem Freund zusammen zu ziehen und mit ihm ein gemeinsames Leben anzufangen. Das macht mich sehr zuversichtlich und von daher mache ich mir auch gar keine Sorgen. Immerhin bin ich mir ganz sicher, dass die Zukunft mit meinem Freund sehr schön werden wird und von daher freue ich mich auch schon sehr darauf.

Die meiste Zeit denke ich jedoch an die Gegenwart. Immerhin bringt es auch nichts, seine Gedanken ständig mit der Vergangenheit oder der Zukunft zu verschwenden, wenn man doch in der Gegenwart lebt. Von daher sollte man diesen Umstand auch nutzen und auch aktiv etwas machen. Aus diesem Grund versuche ich auch immer, mein Leben so gut wie möglich zu nutzen und auch alles zu tun, was mir Spaß macht. Auf diese Weise kann ich mir dann auch sicher sein, dass ich später nicht bereuen werde, etwas nicht getan zu haben. So kann ich mir dann irgendwann auch keine Vorwürfe machen, dass ich mein Leben nur zu Hause auf dem Sofa verbracht habe. Immerhin unternehme ich wirklich sehr viel und ich versuche auch, meine freie Zeit so gut wie möglich zu nutzen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich bin ein von der Vergangenheit verfolgter Mensch... aus diversen Gründen, fällt es mir schwer, in der Zukunft irgendeine Sicherheit zu finden, das geht fast soweit, dass ich vor Angst, dass alles schon morgen den Bach runtergeht... Allerdings finde ich, obwohl die Vergangenheit sich so sehr an mich hängt, darin auch keinen Trost. Ich glaube ich habe mich von den schlechten Erlebnissen brandmarken lassen.

Am liebsten würde ich gar nicht nach vorn oder hinten sehen, einfach im jetzt sein und das was ich tue und erlebe genießen, bzw verarbeiten und weitermachen. Problem nur, dass man heutzutage fast alles planen muss, um überhaupt voran zu kommen. Ich glaube ein Haus in den Bergen, fernab von allem, wäre wohl das einzig Wahre für mich.

» Andyy1 » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,60 »



Ich finde es gar nicht so schlecht, wenn man manchmal einfach mal an Vergangenes denkt. Beispielsweise die liebevolle Erinnerung an einen Menschen, die einen zum Lächeln bringt, warum sollte man nicht an Verstorbene denken? Natürlich sollte man nicht immer wieder Fragen stellen, wie was man anders hätte machen können oder ob man sich immer richtig entschieden hat. Ich bin ein Mensch, der gerne mal einen Blick in die Vergangenheit wirft, aber nicht in der Vergangenheit lebt, sondern im jetzt mit dem Hang zur Zukunft.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich lebe eigentlich meistens in der Gegenwart, da nur hier überhaupt Dinge passieren und sich verändern können. Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass die Zukunft bestenfalls ein unentdecktes Land oder ein unbestellter Acker ist und dass alles ganz schnell vorbei sein kann. Wir nehmen es meistens für selbstverständlich hin, dass wir noch sehr lange zeit körperlich und geistig fit sind und auch dass die Menschen, die uns nahe stehen, noch die nächsten 50 Jahre für uns da sein werden. Da täuschen wir uns. Natürlich bin auch ich nicht nur pessimistisch, was die Zukunft angeht und freue mich beispielsweise schon auf den nächsten Urlaub, aber ich bemühe mich, nicht zu den Menschen zu gehören, die praktisch ihr ganzes Leben lang darauf warten, dass irgendwann alles perfekt sein wird.

Der Vergangenheit fühle ich mich auch verhaftet, schließlich haben meine Erfahrungen mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin, und es gab auch viele schöne Ereignisse in meinem Leben, an die ich gerne zurück denke. Zudem vermisse ich bereits etliche Mitmenschen, sodass ich gelegentlich die Zeit zurück drehen möchte zu einem Punkt, als meine Familie noch vollzählig war und alles so war, wie es sein sollte. Aber allzu lange verweile ich bei derlei Gedankenspielen auch nicht. Es ändert ja nichts.

Reue und Bedauern beim Gedanken an vergangene Ereignisse und Entscheidungen empfinde ich dagegen nicht. Natürlich hätte mein Leben auch anders verlaufen können, aber ich habe immer nach bestem Wissen und Gewissen Entscheidungen getroffen, die ich für richtig und vertretbar gehalten habe. Selbstverständlich sind bei mir wie bei jedem Menschen noch etliche Baustellen aus der Vergangenheit offen, aber dafür gibt es ja die Gegenwart!

» Gerbera » Beiträge: 11322 » Talkpoints: 50,48 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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