Warum lernt man lateinische Bezeichnungen in Deutsch?

vom 05.03.2012, 16:21 Uhr

In den ersten beiden Klassen heißen Nomen, Verben und Adjektive noch Namenwörter, Tun-Wörter und Wie-Wörter. In der dritten oder vierten Klasse kommen dann meist erst die lateinischen Begrifflichkeiten zum Einsatz. Der Begleiter heißt ab sofort Artikel. Aber dies ist nicht nur bei den Wortarten so, sondern auch bei den Satzgliedern, so lernt man Subjekt, Prädikat und Objekt kennen. Genauso heißt es nicht mehr Bindewort, sondern Konjunktion. Die Einzahl bekommt den Namen Singular und die Mehrzahl den Namen Plural. Alle Bezeichnungen von Wörtern und Satzkonstruktionen bekommen einen komplett neuen Namen. Die Namen mussten wir damals ab der dritten Klasse neu erlernen und uns einprägen.

Aber wieso erlernt man in der Grundschule eigentlich erst die deutschen Begriffe und später die lateinischen? Warum lernt man überhaupt die lateinischen Begriffe? Wäre es nicht viel einfacher für die Schüler, wenn sie keine neuen Bezeichnungen auswendig lernen müssten? Ich habe noch Schüler erlebt, die auch noch auf der weiterführenden Schule häufig "Namenwort" oder "Begleiter" gesagt haben. Verwirrt es die Schüler nicht eher, als dass es ihnen weiterhilft? Kommen sie nicht eigentlich durcheinander, wenn sie plötzlich die lateinischen Begriffe lernen? Häufig heißt es ja, Latein wäre eine tote Sprache, warum kommt sie dann aber bei so vielen Bezeichnungen im Deutschunterricht vor?

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, das liegt daran, dass es eben mehr Sprachen gibt als nur Deutsch, und die meisten Schüler auch mindestens ein bis zwei Fremdsprachen erlernen. Ich hatte nun neben Englisch noch ausgerechnet Latein und Altgriechisch, von daher weiß ich nicht, ob das Nomen auch im französischen noch Nomen ist, aber zumindest bei Englisch ist die Bezeichnung doch sehr ähnlich. Das Objekt ist das object, Subjekt das subject, Verb das verb... So kann man dann Großteils bei einer Bezeichnung bleiben, statt da dauernd wechseln zu müssen.

Ansonsten ist, denke ich, die deutsche Bezeichnung auch nicht immer komplett richtig, so gefühlsmäßig. Ein Verb ist ein "Tu-Wort"... Ja, aber was tut man denn beim Verb "sein"? Das ist ja keine wirkliche Tätigkeit, sondern ein Zustand. Auch "aussehen" ist ja nichts, was man aktiv macht.

Der dritte Grund wäre dann wohl einfach Tradition. Die meisten wissenschaftlichen Grammatiken benutzen eben auch die lateinischen Begriffe, also lernen Schüler auch, diese zu benutzen, weshalb die Grammatiken sich nicht ändern müssen, usw. Mich persönlich hat die Umstellung übrigens auch nicht sonderlich verwirrt, aber ich hatte auch seit der 5. Klasse Latein, da bin ich mit solchen Begriffen so oder so andauernd konfrontiert worden.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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