Wie kann ein Perfektionist seine Zwangsneurosen ablegen?

vom 04.03.2012, 21:27 Uhr

Perfektionisten sind oft Menschen, die ein schlechtes Selbstwertgefühl haben und deshalb in gewissen Bereichen perfekt sein wollen. Sie erreichen Sicherheit nur dadurch, dass sie perfekt sind. Die Zeit, die sie dafür verwenden, fehlt ihnen für andere Dinge. Egal, ob es sich um das Lernen handelt für Schule und Beruf, um Vorbereitungsarbeiten für einen Vortrag oder schlicht um häusliche Dinge, der Tag könnte doppelt so lang sein.

Eine flüchtige Bekannte lebt auch mit solch einem Wahnsinns-Zwang. Wenn sie spült und alles ist blitz-blank, meint sie, es noch besser machen zu müssen. Sie spült also das gesamte Geschirr noch einmal und weil ihr das nicht reicht, ein drittes und wenn es geht, auch noch ein viertes Mal. Könnt ihr euch das vorstellen? Allein die Vorstellung lässt mich schaudern.

Die Zeit, die sie für diese Zwangsneurose aufwendet, fehlt ihr dann anschließend für das Lernen für die Uni. Sie kann es aber nicht ändern, weil sie in ihrer Vorstellungswelt gefangen ist. Sie kann nicht über ihren Schatten springen. Wenn Menschen solche schlimmen Zwangsneurosen haben, kann man sie nur sehr bedauern. Wenn man ihnen das vor Augen führt sagen sie, dass man Recht hat, aber sie können da nicht ausbrechen. Aber wie kann ein solcher Mensch es schaffen, wieder Freude zu haben und glücklich zu sein, sich selbst zu akzeptieren – auch als Nicht-Perfektionist?

Kennt ihr Menschen, die an ihren eigenen perfektionistischen Maßstäben gescheitert sind? Kann ein Perfektionist es schaffen, das Leben und den Beruf zu meistern oder ist das schlecht denkbar?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich kenne jetzt in meinem näheren Umfeld glaube ich niemandem, wo ich sagen würde, dass diese Person unter einer Zwangsneurose oder ähnlichem leidet, obwohl es sicherlich in meinem Umfeld auch den einen oder die andere gibt, die auf ihre Art vom Verhalten her sicherlich in dieses "Ich muss perfekt sein"-Verhalten an den Tag legen. Natürlich hört man immer wieder mal von verschiedensten Zwangsneurosen und ich habe auch schon im Fernsehen einige Reportagen darüber gesehen, wie sehr der Tagesablauf mancher Mensch durch solche Zwangsneurosen gestört werden kann und ich kann es mir daher schon recht umständlich vorstellen, mit so einer Krankheit (Ich würde dies zumindest als eine solche bezeichnen) zu leben.

Spontan musste ich jetzt grade beim lesen deines Beitrages an die Fernsehserie "Monk" denken, wo der Hauptfigur ja auch einige dieser Zwangsneurosen an den Tag legt, weil bei ihm auch alles perfekt sein muss, sei es nun, was es wolle. In dieser Serie wird das ganze natürlich irgendwie mit Humor aufgegriffen, aber im echten Leben hingegen muss dies wirklich die Hölle sein. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es gar nicht immer so einfach ist, diese Zwangsneurosen von allein in den Griff zu bekommen. Ich glaube schon, dass man sich sehr wohl bewusst darüber ist, was man tut und das man unter diesen Neurosen leidet, aber ob man sie wirklich allein loswerden kann, möchte ich manchmal bezweifeln. Hier würde ich vielleicht auch einfach auf die Hilfe anderer Mitmenschen verweisen, in deinem Fall würde ich deiner Freundin deine Hilfe anbieten oder gar mit ihr professionelle Hilfe in Form eines Psychologen aufsuchen, wenn der Tagesablauf und somit auch die Lebensqualität eingeschränkt ist.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Was verleitet dich denn zu dieser Annahme, dass Perfektionisten Menschen seien, die ein schlechtes Selbstwertgefühl haben? Das kann ich so nicht bestätigen. Die die ich kenne, die perfektionistisch sind oder zumindest Züge davon haben, sind eher selbstbewusst.

Sicherlich gibt es aber auch unterschiedliche Arten von Perfektionisten. Die die ich kenne sind aber eher ganzheitlich ordentlich und perfektionistisch. Ich würde jemanden, der sehr oft Geschirr spült nun nicht unbedingt als Perfektionisten mit Zwangsneurose einstufen, sondern nur als Menschen mit Zwangsneurose. Ein Perfektionist ist für mich jemand, der ganzheitlich sehr hohe eigene Ziele hat und sich selbst nur am höchsten Maßstab misst. Das schließt dann das Lernen und die Arbeit mit ein. Sicherlich spülen die auch ihr Geschirr schön sauber, aber im Vordergrund steht da schon etwas anderes.

Die Perfektionisten die ich kenne, stehen sich meistens durch ihren hohen Anspruch an sich selber im Weg. Sie sind eben nur mit dem besten zufrieden und manchmal kann man diese Leistung einfach nicht bringen. Allerdings sind es Menschen, die ihren Beruf trotz allem meistern und viele "normale" Menschen wären schon froh, wenn sie annähernd diese Leistungen erreichen würden die für Perfektionisten eben noch nicht ausreichend sind.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



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