Wie bemerkt man die sexuellen Vorlieben eines Menschen?

vom 04.03.2012, 15:54 Uhr

Wir hatten hier unlängst ein Thema zur Fragestellung, was eine junge Frau tun soll, die einen neuen Partner hat, der sie recht früh damit konfrontierte, dass er an BDSM Gefallen findet. Mir ist dabei aufgefallen, dass ich mir bisher in meinen Beziehungen nie darüber Gedanken gemacht habe, ob mein Partner andere Vorlieben hat als ich oder eben irgendwelche ausgeprägten Neigungen hat, die zwischen uns noch zum Problem werden könnten, weil sie mir zu viel des Guten wären. Bisher habe ich mich immer vertrauensvoll auf eine Beziehung eingelassen und ging wohl davon aus, dass ich es bemerkt hätte, wenn mein Partner irgendwelche Vorliebe hätte, die ich nicht teilen kann. Ich bin mir mittlerweile aber nicht mehr so sicher, ob diese Annahme richtig oder nicht doch eher naiv ist, denn ich glaube kaum, dass man jede Vorliebe wirklich direkt merken kann, es sei denn, jemand geht sehr offen mit seiner Sexualität um und konfrontiert einen direkt mit seinen Wünschen und Vorstellungen.

Bestimmte Vorlieben erstrecken sich vielleicht auch auf Dinge, die man gar nicht kommunizieren muss, weil sie der Partner desjenigen, der diese Vorlieben hat, ohnehin bereits mitbringt. Aber wie verhält es sich denn mit Neigungen wie BDSM? Ist es tatsächlich so, dass diejenigen, die dahingehende Vorlieben haben, das auch ansprechen? Ich finde es recht heikel, dieses Thema in einem öffentlichen Forum wie diesem anzusprechen und wähle meine Worte daher etwas mit Bedacht: wie ist es denn, wenn jemand auf BDSM-Praktiken fixiert ist oder ihnen wenigstens etwas abgewinnen kann und einen neuen Partner hat? Wird derjenige dieses Thema ansprechen oder sogar ansprechen müssen, weil bestimmte „Dinge“ bei ihm sonst gar nicht funktionieren? Wie erkennt man denn als Partner, falls dieses Thema nicht angesprochen wird, dass der Partner solche Neigungen oder Vorlieben hat?

Ich denke mir, dass man, wenn man eine solche Neigung entsprechend ausgeprägt hat, wohl ansprechen müssen wird, dass man sie hat, weil man sonst wohl eher kein erfülltes Sexleben mit seinem Partner haben dürfte, sofern dieser nicht zufälligerweise schon vor Zustandekommen dieser Beziehung entsprechende Andeutungen dahingehend gemacht hat, dass er solche Vorlieben teilt. Gerade der BDSM-Bereich ist aber doch einer, der ziemlich viele Facetten hat, die man nicht unbedingt als diesem Bereich zugehörig wahrnimmt, weil sie gemessen an dem, was möglich ist, vielleicht eher zu harmlos und nicht wirklich einzuordnen sind. Aber ein Mensch mit einer Neigung, also einer konkreten sexuellen Orientierung in diesem Bereich, der diese auch ausleben will oder muss, der wird doch gar nicht umhinkommen, das möglichst schon vor Entstehen der Beziehung anzusprechen oder wenigstens in der ersten Zeit, zumal er doch an Gänseblümchensex ziemlich sicher keinen sonderlichen Spaß haben dürfte, oder?

Oder male ich mir das falsch aus und es stimmt so alles überhaupt nicht und hängt vielleicht vom konkreten Einzelfall ab? Ich stelle mir beispielsweise vor, dass jemand, der Filme aus diesem Bereich konsumiert, wohl eine entsprechende Neigung haben wird, zumal diese Filme sicherlich keine harmlosen Elemente darstellen. Aber ist allein das schon ein Hinweis auf eine Neigung eines Menschen und wird dieser nicht, wenn er entsprechend veranlagt ist, dieses Thema ansprechen müssen?

Um mal bei diesem Beispiel zu bleiben, frage ich mich außerdem, ob ein Mensch, der solche Filme konsumiert, überhaupt „Gänseblümchensex“ haben kann, denn wenn man davon ausgehen kann, dass er eine entsprechende Neigung hat (weil ihn solche Filme sonst eher abstoßen würden?), dann wird es ihm doch besonders aufgrund der Gegebenheiten, die der BDSM-Bereich, um auch hierbei einmal zu bleiben, in Bezug auf die Veranlagung des jeweiligen Betroffenen gar nicht zwingend möglich sein, überhaupt von solchem soften Sex entsprechend erregt zu werden, dass dieser für ihn möglich ist, oder sehe ich das total falsch? Wenn diese Logik richtig ist, dann würde man solche Neigungen aber wohl entsprechend bemerken, wenigstens beim ersten Sex mit diesem neuen Partner, oder nicht?

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



So etwas kann aber auch nur eine Frau fragen :P Hast du einen neuen Lover und seine Filmsammlung auf dem Computer entdeckt :wink:

Also mal aus Sicht eines Mannes ohne ausgeprägte BSDMDB - du weißt schon - Neigung. Grundsätzlich heißt das Zauberwort Kommunikation und das ist vermutlich immer eine individuelle Sache. Wer eine entsprechend heftige Fixierung hat, wird das wohl kaum lange verbergen können und die Kommunikation ergibt sich dann schnell von selbst. Lederpeitschen und kleine Nadelräder im Nachttischschränkchen sind gewisse Indizien. Auch ein Andreaskreuz an der Wand sollte stutzig machen.

Ich denke nicht, dass jemand mit einer gewissen Neigung, deswegen keinen Blümchensex mehr haben kann oder das nicht auch aufregend finden würde. Das eine wird das andere nicht ausschließen, aber eine Fixierung wird sich immer versuchen, ihren Weg zu suchen. Das kann natürlich nach einiger Zeit auch dazu führen, dass man mit einem Partner, der diese Neigung so gar nicht teilt, dann auch nicht zurecht kommt.

Was nun solche Filme angeht, die bestimmte Praktiken zeigen, halte ich Männer für etwas "flexibler". Wir sehen das nicht so eng. Ich kenne da auch den ein oder anderen Film in diese Richtung und sicher hat das seinen verschärften Reiz, wenn es authentisch dargestellt wird, was leider selten der Fall ist. Daraus aber auf eine entsprechende Neigung oder sogar Fixierung zu schließen, das halte ich für gewagt. Natürlich wird es eine gewisse Affinität geben, aber einen Zwang, das bezweifle ich.

Vielleicht hakt der Vergleich etwas, aber jemand der z. B. Actionfilme voller Gewalt sammelt und gerne sieht, der muss deshalb nicht zwangsweise auch im echten Leben eine entsprechende Neigung haben, kann sogar ein frommes Lamm sein.

Aber Achtung, ich habe jetzt nur mal für die männliche Seite hier gesprochen und zwar nur aus eher persönlicher Sicht bzw. Erfahrung und Beobachtung in meinem Umfeld. Wie Frauen da so ticken, ja wenn ich das wüsste, dann wäre mein Pseudo hier wohl eher "Frauenversteher". Aber ehrlich gesagt, ich tappe da eher ein bisschen im Dunkeln.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Richtlinie2 hat geschrieben:So etwas kann aber auch nur eine Frau fragen :P Hast du einen neuen Lover und seine Filmsammlung auf dem Computer entdeckt :wink:


Nein. Meine Gründe für diese Fragestellung habe ich bereits im Eingangstext genannt. Und es ging mir auch weniger um diese Frage, ob bestimmte Handlungen aus irgendwelchen Neigungsbereichen von Männern als reizvoll empfunden werden können, ohne, dass diese eben jene Neigung selbst haben und entsprechende Praktiken bevorzuge, die aus dem jeweiligen Bereich entstammen.

Natürlich interessiert mich generell auch der Zusammenhang zwischen einem Reiz und dem Vorhandensein oder der Entwicklung einer Neigung in dieser Hinsicht, aber ich glaube, dass es hier eben nicht zwingend eine Korrelation geben muss oder wird. Interessant wäre aber meiner Meinung nach allemal, ob sich aus einem vorhandenen Reiz irgendwann im Laufe der Zeit doch eine Vorliebe entwickeln kann, die dann auch praktiziert wird, ohne, dass daraus vielleicht eine ganz konkrete und stark ausgeprägte Neigung wird.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Am besten fährt man, meiner Meinung nach, mit Ausprobieren. Wenn man in einer längeren Beziehung ist, lernt man sogar nach Jahren noch neue Vorlieben kennen oder zumindest Gebiete, die bei dem Partner Neugier geweckt haben. Reden ist an sich gut und schön. Es gibt aber viele, die sie schlichtweg schwer mit solchen Offenbarungen tun.

» Sethyra » Beiträge: 71 » Talkpoints: 19,38 »



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