Sind Alleinstehende von Vereinsamung bedroht?

vom 04.03.2012, 14:58 Uhr

Wenn der Partner stirbt und der übriggebliebene Partner keinen neuen Partner mehr will, weil er schon zu alt ist oder halt der Partner die Liebe des Lebens gewesen ist, dann ist es oft so, dass diese Menschen sich zurückziehen. Meiner Oma geht es ein wenig so. Aber sie hat nun eine Gruppe gleichgesinnter getroffen, damit sie nicht vereinsamt. Mit denen trifft sie sich zweimal die Woche. Aber dennoch ist sie auch sehr oft alleine. Da sie nicht um die Ecke wohnt, können wir Enkel nicht immer mal eben zu ihr gehen.

Sind alleinstehende Menschen von Vereinsamung bedroht? Was kann man machen um diesen alleinstehenden Menschen zu helfen? Für meine Oma haben wir diese Gruppe an Leuten ausfindig gemacht, die zusammen Ausflüge machen und die basteln und stricken und einfach nur mal Kaffee trinken. Aber wie kann man den anderen Menschen helfen? Vielleicht auch fremden Menschen oder denkt ihr, dass diejenigen, die aus der Einsamkeit raus wollen selber was unternehmen?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Meine Mutter hat seit dem Tod meines Vaters auch keinen Partner mehr und ich wohne auch nicht mehr dort. Jedoch ist sie eher weniger von Vereinsamung bedroht, da sie ganztags unterwegs ist und immer eine Beschäftigung hat. Eigentlich ist sie wenig allein und das ist auch gut so. Sie möchte das auch nicht und sucht sich immer eine Beschäftigung bzw. Gesellschaft.

Ich denke, dass man Menschen damit helfen kann, indem man ihnen Gesellschaft verschafft. Entweder sorgt man selbst dafür, indem man mit den jeweiligen Personen mehr unternimmt oder ihnen ein Hobby näher bringt oder aber man bringt sie in Gruppen oder zu anderen Leuten, denen es ähnlich geht. Anders kann man ihnen nicht helfen, aber solche Angebote nimmt bestimmt jeder gerne an, der ansonsten eher alleine wäre.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich finde nicht, dass Alleinstehende automatisch vereinsamen. Warum auch? Davon abgesehen frage ich mich auch, warum man denn immer in Gesellschaft sein muss? Ich kann meine Zeit allein durchaus auch genießen, da ich weiß, dass es auch wieder Zeiten gibt, in denen ich genug Personen um mich habe. Genauso kann das auch bei der Oma so sein, dass sie die Zeit allein genießt und das Quantum Gesellschaft eben bei ihren Treffen bekommt.

Man sollte daher nicht auf Teufel komm raus versuchen, allein stehenden Menschen Gesellschaft zu vermitteln. Sicher sollte man sie nicht komplett vergessen, aber man sollte schon nach deren Wünschen fragen und auch deren unausgesprochene Bedürfnisse beachten.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass das von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist und auch davon abhängt, auf welche Art und Weise man den Partner verliert und wie man das selbst verkraftet. Wenn man den Tod noch nicht überwunden hat, dann ist es meistens so, dass man lieber alleine ist und dann in Ruhe um den Menschen, den man verloren hat, trauern will. Wenn sich diese Phase aber nicht irgendwann legt, dann kann es schon dazu kommen, dass man dann irgendwann vereinsamt.

Ich finde, dass man einen Menschen, vor allem dann,wenn es die Großeltern sind, sehr gut trösten kann und auch sollte. Man sollte dann aufpassen, dass sie auf sich selbst noch abgeben und nicht alles so schleifen lassen und sich selbst nicht vergessen. Um darauf acht zu geben muss man nicht unbedingt jeden Tag zu ihnen fahren und sie besuchen, das würde sie dann vielleicht auch nerven. Aber es ist doch auch nicht schlecht, wen man ab und zu mal auf eine Tasse Kaffee vorbei kommt oder einfach mal alle zwei bis drei Tage anruft und nachfragt, wie es der Person so geht. Darüber wird sie sich sehr freuen, weil es zeigt, dass man sie nicht vergessen hat.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich selbst kenne aus meinem familiären Umfeld auch zwei Extremfälle, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In beiden Fällen handelt es sich um meine Großmutter. Meine beiden Großväter leben inzwischen leider beide nicht mehr und meine Großmütter leben jetzt beide seit einigen Jahren schon ganz allein und sie wünschen sich auch beide keinen neuen Partner mehr, die Gründe dafür habe ich auch nie hinterfragt und ich respektiere das auch. Ob man einen neuen Partner möchte, wenn der eigene schon verstorben ist, muss sicherlich jeder für sich selbst wissen, wichtig ist nur eben dann, was man aus der Situation an sich macht.

Meine eine Großmutter hat sich nach dem Tod meines Großvaters zum Beispiel völlig verändert. Diese hat sich wirklich zum Teil sehr weit zurückgezogen und lebt auf der einen Seite für sich allein und recht isoliert, wobei man aber auch bei ihr wirklich merkt, dass sie dies eigentlich gar nicht so gern hat und sich sich auch Aufmerksamkeit wünscht und sich danach sehnt - Aber sie will eben selbst niemandem auf die Nerven gehen, wie sie immer sagt. Besonders am Telefon oder nur bei Kurzbesuchen merkt man es immer sehr stark, dass meine Großmutter sich immer wünscht, dass man sich noch ein bisschen mit ihr unterhält, oder noch eine halbe Stunde länger auf ein Kaffee bleibt, was ich ja dann auch meist mache, weil ich die Situation einfach gut nachvollziehen kann.

Meine andere Großmutter hingegen war schon immer eher eine sehr unternehmungsfreudige Person und ist mit meinem Großvater auch schon früher immer sehr viel unterwegs gewesen. Seit dem Tod meines Großvaters hat sich dort bei ihr eigentlich auch nicht viel geändert, nur dass sie dies jetzt eben nicht mehr mit meinem Großvater unternimmt, sondern in ihrem Frauenkreis, mit dem sie sich seit dem Tod meines Großvaters mehrmals in der Woche zum Kartenspielen oder Einkaufen, etc. trifft. Ich würde nicht sagen, dass sie so versucht, meinen Großvater zu "verdrängen", aber sie hat eben gelernt das beste aus der Situation zu machen und ihr Leben trotzdem noch irgendwie zu genießen.

Ich selbst kenne also beide Situationen aus persönlicher Erfahrung sehr gut und weiß eben auch, dass die Vereinsamung zwar eine Möglichkeit sein kann, aber eben nicht das immer daraus resultierende Ergebnis ist, wenn der Partner einen verlassen oder sterben sollte. Ich selbst finde nur, dass es dann immer wichtig ist, was man mit sich selbst macht und das man darauf achtet, sich nicht selbst aus dem aktiven Leben zu befördern - Und wenn dies doch geschehen sollte liegt es eben an uns Mitmenschen, diese Leute wieder ins aktive Leben zu holen, sie einzuladen, teilhaben zu lassen und alles andere.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es ist ja nicht so, dass immer ein Partner gestorben ist und der andere bleibt zurück. Viele Geschiedene oder andere Alleinstehende müssen ja auch mit ihrem Alleinsein zurechtkommen. Aber denen wird es vielleicht etwas leichter fallen, weil sie es schon länger nicht anders kennen. Das heißt nicht, dass sie einsam sind. Sie haben sich eine Welt aufgebaut, in der sie nach ihren Vorstellungen alles haben und machen können. Wenn sie Gesellschaft haben wollen, sind genügend Bekannte und Freunde da oder Vereine, in denen sie tätig sind. Sie haben sich ein Hobby für die Zeit des Alleinseins angeschafft, oder sie sind auch mal ganz froh, wenn sie niemanden sehen und die Ruhe genießen können.

Bei Ehepaaren, die durch den Tod getrennt wurden, wird es wohl etwas schwieriger sein, ihnen zu helfen. Sie sind es einfach nicht gewohnt, alleine zu sein und es fehlt ihnen in der Tat etwas. Also muss sich jemand um sie bemühen, wenn sie es alleine nicht schaffen, aus der Einsamkeit auszubrechen. Diese Zeit muss man als Bekannter oder Verwandter dann schon einkalkulieren. Denn manche Menschen sind alleine – nur auf sich gestellt – einfach zu zaghaft, um etwas zu unternehmen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Nur weil jemand allein stehend ist, muss es ja nicht automatisch heißen, dass er oder sie auch einsam ist, sonst träfe dies ja auf alle Ledigen oder Singles zu und das stimmt ja auch nicht immer. Aber wenn jemand sehr lange mit jemanden zusammenlebt und der Partner verstirbt dann im hohen Alter, so kann es schon vorkommen, dass solche Menschen dann von der Einsamkeit betroffen sind.

Wenn sie dann leider auch keine Freunde mehr haben, weil diese eventuell auch schon verstorben sind oder nicht in der Nähe wohnen und so kann es ja auch mit den Eltern oder den Geschwistern passieren. Daher finde ich es schön in einer großen Familie zu leben, auch wenn ich keine Geschwister habe, so ist meine Familie sonst sehr groß und ich habe viele Freunde und Bekannte auf die ich immer zählen kann, denn ein Mensch braucht nun mal Gesellschaft und Zusammenhalt. Einsamkeit finde ich schlimm und würde sie auch niemanden wünschen.

» HelloKitty34 » Beiträge: 1651 » Talkpoints: 53,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Für mich gibt es einen riesigen Unterschied zwischen alleine sein und einsam sein. Ich habe mich in meinem Leben bisher sehr selten wirklich einsam gefühlt. Und manchmal war es so, dass ich mich in Gegenwart anderer Menschen einsamer gefühlt habe als wenn ich komplett alleine gewesen wäre. Im Großen und Ganzen bin ich eigentlich nie einsam, wenn ich alleine bin. Alleine zu sein ist für mich ganz wunderbar und ich finde es oft lästig, wenn ich Menschen um mich habe. Daher bin ich aktuell sicher nicht von Vereinsamung bedroht. Wie das aussieht, wenn ich vielleicht mal alt bin, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht fühle ich mich dann einsamer als mir lieb ist, aber im Moment kann ich mir Einsamkeit als belastendes Element beim besten Willen nicht vorstellen.

Es mag für viele Leute sehr schwierig sein, wenn der Partner plötzlich stirbt. Neben der normalen Trauer kommt dann auch die ungewohnte Einsamkeit hinzu. Wenn der Freundeskreis dann auch noch sehr überschaubar ist und die Person keine Familie hat, steht sie sicher schnell vor einem Lebensalltag, der total ungewohnt ist. Ich glaube schon, dass Menschen, die immer jemanden um sich hatten und die vielleicht auch nicht gut alleine sein können, dann besonders unter solchen Situationen leiden.

Ich denke nicht, dass alle, die sich einsam fühlen und das zumindest theoretisch gerne ändern würden, auch aktiv werden. Es gibt viele, die sich entweder nicht aufraffen können, oder die durch Krankheiten oder auch durch fehlendes Geld an vielen Dingen nicht mehr teilnehmen können. Wenn jemand kaum vor die Tür kommt, kann er auch keine neuen Kontakte knüpfen. Im Internet sind die wenigsten Senioren aktiv und das Internet ersetzt auch keine realen Kontakte. Es gibt sicher auch genug, die den Hintern einfach nicht hochbekommen, aber das trifft bestimmt nicht auf alle zu, die sich einsam fühlen.

Ich weiß nicht, inwieweit man solchen Leuten helfen kann oder überhaupt seine Hilfe anbieten sollte. Auch wenn das gut gemeint ist, muss das von den Leuten nicht so angesehen werden. Wenn jemand etwas an seiner Situation ändern möchte, dafür aber um Hilfe bittet, dann sollte man ihm helfen. Man kann ihm auch einfach einmal seine Hilfe anbieten. Ich kenne aber auch übereifrige Menschen, zum Beispiel Angehörige, die einsame Menschen davon überzeugen wollen, dass diese noch bestimmte Dinge tun, sich irgendwo engagieren oder sonst etwas machen, um nicht länger einsam zu sein. Da kommt es oft vor, dass diese Hilfe gar nicht gewünscht ist und sogar als lästig empfunden wird. Man sollte sich da auch nicht aufdrängen, schon gar nicht, wenn man nicht weiß, ob die Person sich wirklich schrecklich einsam fühlt oder ob sie einfach nur ein bisschen alleine ist und daran aber nichts Schlimmes findet.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, dass niemand von alleine vereinsamt. Wenn man vereinsamt, dann ist man in gewisser Weise einfach selbst schuld. Immerhin wimmelt es auf der Welt nur so vor anderen Menschen und nur weil man seinen Partner verloren hat, muss das noch lange nicht bedeuten, dass man den Rest seines Lebens nun alleine verbringen muss. Stattdessen kann man sich auch als alter Mensch noch regelmäßig mit Freunden treffen oder sich sogar auch in einem Verein anmelden.

Gerade dann, wenn die Familie in der Nähe wohnt, kann man diese auch öfters besuchen oder sich besuchen lassen. Dabei kann man auch anbieten, öfters einmal auf die Kinder aufzupassen. Ansonsten kann man auch einfach den Kontakt zu den Nachbarn suchen oder sich auch in der Gegend nach Leuten in seinem Alter auf die Suche machen.

Nur weil man oftmals alleine ist, muss das dennoch nicht heißen, dass man sich deshalb einsam fühlen muss. Immerhin muss man weder als junger noch als älterer Mensch rund um die Uhr andere Menschen um sich herum haben, um sich nicht einsam zu fühlen. Stattdessen kann man auch im höheren Alter noch Hobbys haben und beispielsweise Bücher lesen oder stricken. Dazu kommt, dass man sicher auch hin und wieder Kontakt zu Nachbarn oder Familie haben wird und von daher denke ich, dass man dann auch nicht zwangsläufig vereinsamen muss, wenn der Partner stirbt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich glaube schon, dass Alleinstehende von Vereinsamung bedroht sind. Daher unternehmen viele ja all diese Anstrengungen, die hier auch als Vorschläge kamen. Daher versuchen sie unter Leute zu kommen, treten Vereinen bei oder wenden sich vermehrt der Familie zu. Das sind doch alles Versuche, der Einsamkeit keinen Raum zu lassen. Bei einigen klappt es recht gut, bei anderen weniger.

Ich stelle es mir ganz schwierig vor, wirklich alleine zu leben. Wenn man morgens aufsteht, ist niemand da. Man muss erst aufstehen, aus dem Haus gehen und Treffen organisieren, bis man endlich auf jemanden trifft, der fragt, wie es einem geht. Und abends geht man dann dennoch alleine ins Bett. Alle Freunde und Familienmitglieder der Welt können nicht diesen einen Menschen ersetzen, mit dem man sein Leben teilt.

Wortwörtlich. Man lebt das gleiche Leben, schläft im gleichen Bett, isst am gleichen Tisch. Kein Mensch wird einen je so gut kennen. Kein Mensch wird sich jemals so sehr für einen interessieren. Selbst die eigenen Kinder haben eben ihre eigenen Leben, ihre eigenen Probleme. Natürlich muss nicht jede Partnerschaft so gut verlaufen. Aber ich finde, es ist einfach etwas anderes, ob jemand immer da ist oder nur, wenn er gerade keine eigenen Probleme hat.

Und je nach Lebensumstände ist es doch auch gar nicht so einfach, sein Leben so mit Tätigkeiten auszufüllen, dass man die Einsamkeit nicht bemerkt. Wenn man auf dem Land lebt, ist es ungleich schwieriger. Wenn man zudem nicht mehr Auto fahren kann, wird es fast unmöglich. Die Freunde werden auch alt und sterben.

Oder man ist noch so jung, dass die Freunde noch Familien haben. Ein Nachbar von mir ist ungefähr 50 und seine Frau hat ihn gerade verlassen. Nun sitzt er allein in dem großen Haus. Tagsüber geht er arbeiten, aber während seine Kollegen zu ihren Frauen und Kindern nach Hause gehen, geht er in ein leeres Haus zurück. Selbst wenn er ein Mal die Woche mit denen noch was Trinken geht. Was ist an den anderen sechs Tagen?

Ich denke schon, dass die Vereinsamung viele Menschen bedroht, die es nicht gewohnt sind, alleine zu sein. Je nach Alter und Lebensumstände ergeben sich da viele Probleme, die man aktiv angehen muss. Und für diese Aktivität fehlt vielen oft die Motivation. Ich denke, es wird besser, weil es immer selbstverständlicher wird, viel außerhalb der Partnerschaft und für sich selbst zu machen. Aber für viele ist das eben nicht selbstverständlich.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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