Vertreter beschenken sinnvoll?

Ein Bekannter arbeitet in einem Einzelhandelsgeschäft, mit quasi zwei Fachabteilungen. Die Waren werden entweder über Vertreter bestellt oder aus einem Katalog ausgesucht. So kommen aber häufiger auch mal Vertreter der einzelnen Firmen direkt ins Geschäft, um die Waren direkt vorzustellen.

Der eine Fachbereich ist schon relativ speziell und wird in Ladengeschäften der Art vor Ort kaum angeboten. Sprich das Geschäft ist in dem Sektor schon spezialisiert. Trotzdem ändern sich nun mal die Zeiten und dank Internet kaufen durchaus mehr Kunden direkt Online irgendwo ein. Das Geschäft selbst bietet keinen Kauf über das Internet an.

Nun erzählte mir mein Bekannter, dass dein Kollege, der für den spezielleren Fachbereich zuständig ist, diverse Süßwaren vorrätig hat, die er den Vertretern schenkt. Das Geschäft selbst ist aber kein Fachgeschäft für Süßwaren oder Lebensmittel irgendwelcher Art. Ich fragte ihn dann, was für einen Zweck die Geschenke an die Vertreter haben sollten. Der Kollege erhofft sich davon, besser und vorrangig bedient und beliefert und beraten zu werden.

Das man einem Vertreter mal einen Kaffee oder einen Tee anbietet oder je nach Geschäft auch mal was zum Essen, ist mir durchaus bekannt. Wobei das eher eine Höflichkeitshandlung ist. Aber Vertreter zu beschenken, noch dazu mit Waren, die man an sich nicht im Haus hat, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ach ja besagter Kollege bezahlt die Süßwaren aus eigener Tasche und es sind keine günstigen Süßwaren, sondern alles von eher hochpreisigen Herstellern.

Was haltet ihr davon? Meint ihr solche Geschenke bringen wirklich was? Habt ihr so was schon mal gemacht? Oder habt ihr vielleicht schon mal auf die Weise was bekommen?

Wie du bereits beschrieben hast, erhofft sich der Hersteller eben, dass er sich damit beim Kunden gut stellt und auch wenn es ein anderes Produkt ist als er selber vertritt, ist es eben eine Art Gastgeschenk oder wie auch immer. Böse Zungen könnten eine kleine Art von Bestechungsversuch dahinter sehen, auch wenn es natürlich keine Bestechung ist, weil ja niemand zu etwas gezwungen wird.

Dennoch stellt man es sich mit dem Handelspartner gut und Süßigkeiten sind da womöglich durchaus willkommen. Auch hier könnte ich mir natürlich eine Art Werbetaktik vorstellen. Ich kenne zum Beispiel in meinem Umfeld durchaus auch solch ähnliche Fälle. Beim Babytreffen bekommt der Mann zum Beispiel regelmäßig Mineralwasser einer bestimmten Marke. Der Mann selber arbeitet aber was ganz anderes und hat mit Mineralwasser aber gar nichts zu tun. Dennoch spricht es sich eben herum, dass die Mitarbeiter der Firma X eben in diesem Fall immer Mineralwasser bekommen. Somit wäre auch gleichzeitig eine Werbung für die Firma X gemacht. Weil ist ja toll zu hören, dass die Firma X den Vertretern auch solche Geschenke macht. Dann kann es der Firma X sicher nicht allzu schlecht gehen, wenn sie solche Präsente macht.

Bei Süßigkeiten ist es dann wohl ähnlich. Das wichtigste ist, dass die Firma im Gespräch bleibt und das bei möglichst vielen Leuten. Wenn ich da nun eben Mineralwasser oder was auch immer verteile, ist das beim Vertreter auch zu Hause auf dem Tisch, oder eben auch die Süßigkeiten, und so kommt es durchaus auch zu einem unbewussten Werbegespräch bei den privaten Personen. Und selbst ich habe schon in meinem Freundeskreis von diesem Mineralwasser erzählt, weil ich es mir eben auch aufgefallen ist und es mich gewundert hat, dass er als Vertreter eines ganz anderen Produktes Mineralwasser bekommt.

Ich kann mir das so gar nicht erklären. Wir haben auch immer etliche Lieferanten im Haus. Die bekommen auch immer ein Getränk angeboten und einige Lieferanten (die längere Termine haben) bekommen auch Essen angeboten. Darüber hinaus bekommen sie auf Nachfrage auch schon mal Produkte angeboten, die es nur bei uns gibt. Da es ähnliche Produkte sind, die die einzelnen Lieferanten anbieten, hält sich das aber in Grenzen.

Dass man mit solchen kleinen Aufmerksamkeiten den Außendienst eines Lieferanten für sich einnehmen kann, das mag sein. Allerdings ist dessen Einfluss im Stammhaus oft genug begrenzt. Das heißt, entweder man hat bei dem Lieferanten ohnehin einen guten Stand (den hat man als Neukunde auch oft) oder eben nicht. Aber auch, wenn man einen guten Stand hat, heißt das nicht, dass man besser bedient würde, weil der Außendienst nur ein Zünglein an der Waage ist.

Also ich weiß ja nicht. Vertreter leben meisten von der Provision, die ihnen ihr Verkauf einbringt. Diese haben dann meistens nach Aufnahme der Bestellung gar keine Einsicht mehr, wie schnell die Ware beim Kunden ist. Das machen dann wieder andere Frauen die in der Firma dafür zuständig sind. Es macht also wenig Sinn ihn zu bestechen.

Zudem will der Vertreter ja was von mir (seine Provision verdienen) und nicht ich von ihm. Also wenn er mich ohne Geschenke nicht ordentlich bedient, dann machen wir eben keine Geschäfte. Die meisten Vertreter erwarten ja auch nichts. Die sind ja froh, wenn man sich Zeit für die nimmt und da evtl. noch ein Abschluß bei raus kommt.

Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich überflüssig. Ich kenne das auch so, dass Vertreter meist auf Provisionsbasis arbeiten und daher schon von sich aus eine Motivation haben, so viel wie möglich an so viele Kunden wie möglich zu verkaufen. Daher glaube ich nicht, dass man als Kunde plötzlich abgeschrieben sein könnte, wenn man dem Vertreter eben kein Geschenk überreicht. Meiner Ansicht nach machen die doch nur ihren Job, also quasi Dienst nach Vorschrift und das auch noch mit einem Geschenk zu honorieren finde ich maßlos übertrieben.